Angst davor, nicht ernstgenommen zu werden
Angst davor, nicht ernstgenommen zu werden
Hallo,
ich habe nun eine neue Therapie begonnen und wie es fast immer bisher bei mir war, hat auch dieser Therapeut irgendwann sinngemäß zu mir gesagt, dass man mir mein Problem gar nicht anmerke, da ich ja so selbstbewusst und souverän wirke.
Früher war ich mal bei einer Jugendtherapeutin, die mich nicht behandeln wollte, da Menschen mit einer ES anders aussehen würden. Das hat mich damals sehr stark getroffen und verunsichert, dass ich danach erstmal keine/n Therapeut/in mehr aufsuchen konnte.
Und nun wieder. Ich fühle mich nicht ernstgenommen. Obwohl ich sehr sicher bin, dass mein jetziger Therapeut das nicht vorwurfsvoll gemeint hat, vielleicht wollte er mich aufmuntern. Das macht es für mich aber nicht leichter, mich zu öffnen oder gar ein Vertrauen aufzubauen.
Kennt das jemand von euch? Denkt ihr, dass ich das zur Sprache bringen sollte? Oder reagiere ich hier über?
ich habe nun eine neue Therapie begonnen und wie es fast immer bisher bei mir war, hat auch dieser Therapeut irgendwann sinngemäß zu mir gesagt, dass man mir mein Problem gar nicht anmerke, da ich ja so selbstbewusst und souverän wirke.
Früher war ich mal bei einer Jugendtherapeutin, die mich nicht behandeln wollte, da Menschen mit einer ES anders aussehen würden. Das hat mich damals sehr stark getroffen und verunsichert, dass ich danach erstmal keine/n Therapeut/in mehr aufsuchen konnte.
Und nun wieder. Ich fühle mich nicht ernstgenommen. Obwohl ich sehr sicher bin, dass mein jetziger Therapeut das nicht vorwurfsvoll gemeint hat, vielleicht wollte er mich aufmuntern. Das macht es für mich aber nicht leichter, mich zu öffnen oder gar ein Vertrauen aufzubauen.
Kennt das jemand von euch? Denkt ihr, dass ich das zur Sprache bringen sollte? Oder reagiere ich hier über?
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Das kann, muss aber nicht ein schlechtes Zeichen sein.
Es gibt viele Betroffene von psychischen Krankheiten die sehr lange in der Lage sind per Willenskaft Normalität vorzuspielen und eine Fassade aufrechtzuerhalten. Es sollte ihr klar sein, dass ein souveränes Auftreten keinerlei Aussagekraft darüber hat wie es dir gerade wirklich geht.
Welchen Schluss hat sie denn aus der Beobachtung gezogen?
Allgemein ist es meine Beobachtung dass langjähriges Zusammenreissen meistens früher oder später in einem Zusammenbruch endet. Es ist also ein problematisches Verhalten, Teil des Problems. Das sollte sie so erkennen können.
Hallo dusk,
Kann aber gut verstehen, dass dich das verunsichert. Geht mir auch oft so. Und ich würde dir auch empfehlen, das mit ihm zu besprechen. Du könntest ihn ja zB fragen, was er dir damit mitteilen möchte. Oder auch davon erzählen, was das bei dir innerlich auslöst. Ich glaube übrigens, dass du damit überhaupt nicht allein bist und dass ein guter Therapeut (oder Therapeutin) dieses Phänomen auch auf dem Schirm haben sollten.
Dieses "der andere nimmt mich nicht ernst" sind ja genau unsere alten Filme von früher, die dazu geführt haben, dass wir nach außen so tough und sortiert wirken, als ob wir alles im Griff haben. Dazu läuft dann ja auch die passende Tonspur im Sinne von "Stell dich nicht so an..." usw. Und das führt dazu, dass wir solche eigentlich "neutralen" Bemerkungen ganz schnell als Vorwurf empfinden.
Vielleicht ist es auch keine Aufmunterung, denn damit würde er dein dysfunktionales Muster verstärken. Sondern erstmal eine Rückmeldung, um dir bewusst/er zu machen, wie du auf andere wirkst. Was ich inzwischen gelernt habe: Wenn ich mir verbiete, nach außen Schwäche zu zeigen, dann schneide ich mich auch von wichtigen Unterstützungsangeboten meiner Mitmenschen ab, denn die sortieren mich dann ich die Schublade von "die hat eh kein Problem", und das kann sich dann sehr schnell verselbständigen, egal ob im Job oder in der Familie. Und ja, ich bin da auch beim münchnerkindl: Früher oder später endet das meist im Zusammenbruch.
Hier ist übrigens die Sichtweise einer Psychotherapeutin dazu, vielleicht hilft dir das ein wenig weiter (und das trifft nicht nur auf Kinder psychisch kranker Eltern zu):
https://threadreaderapp.com/thread/1422 ... 88675.html
Wäre es für dich auch denkbar, dass er dir einfach eine beschreibende, nicht wertende Rückmeldung gegeben hat, wie du auf ihn wirkst? Denn er sagt ja nichts davon, dass er dich und dein Problem nicht ernst nimmt. Sondern meldet dir "nur" zurück, dass man dir das von außen nicht anmerkt.
Kann aber gut verstehen, dass dich das verunsichert. Geht mir auch oft so. Und ich würde dir auch empfehlen, das mit ihm zu besprechen. Du könntest ihn ja zB fragen, was er dir damit mitteilen möchte. Oder auch davon erzählen, was das bei dir innerlich auslöst. Ich glaube übrigens, dass du damit überhaupt nicht allein bist und dass ein guter Therapeut (oder Therapeutin) dieses Phänomen auch auf dem Schirm haben sollten.
Dieses "der andere nimmt mich nicht ernst" sind ja genau unsere alten Filme von früher, die dazu geführt haben, dass wir nach außen so tough und sortiert wirken, als ob wir alles im Griff haben. Dazu läuft dann ja auch die passende Tonspur im Sinne von "Stell dich nicht so an..." usw. Und das führt dazu, dass wir solche eigentlich "neutralen" Bemerkungen ganz schnell als Vorwurf empfinden.
Vielleicht ist es auch keine Aufmunterung, denn damit würde er dein dysfunktionales Muster verstärken. Sondern erstmal eine Rückmeldung, um dir bewusst/er zu machen, wie du auf andere wirkst. Was ich inzwischen gelernt habe: Wenn ich mir verbiete, nach außen Schwäche zu zeigen, dann schneide ich mich auch von wichtigen Unterstützungsangeboten meiner Mitmenschen ab, denn die sortieren mich dann ich die Schublade von "die hat eh kein Problem", und das kann sich dann sehr schnell verselbständigen, egal ob im Job oder in der Familie. Und ja, ich bin da auch beim münchnerkindl: Früher oder später endet das meist im Zusammenbruch.
Hier ist übrigens die Sichtweise einer Psychotherapeutin dazu, vielleicht hilft dir das ein wenig weiter (und das trifft nicht nur auf Kinder psychisch kranker Eltern zu):
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lisbeth hat geschrieben: ↑So., 22.08.2021, 09:02
Dieses "der andere nimmt mich nicht ernst" sind ja genau unsere alten Filme von früher, die dazu geführt haben, dass wir nach außen so tough und sortiert wirken, als ob wir alles im Griff haben. Dazu läuft dann ja auch die passende Tonspur im Sinne von "Stell dich nicht so an..." usw. Und das führt dazu, dass wir solche eigentlich "neutralen" Bemerkungen ganz schnell als Vorwurf empfinden.
Kann sein. Aber das Blöde ist halt, dass ich gerade von Ärzten, Psychiatern und Psychotherapeuten schon sehr häufig so einen Sums um die Ohren geklatscht bekommen habe wo mir mein inneres Erleben dann als "falsch" oder eingebildet abgesprochen wurde.
Ist mir gerade vorgestern wieder passiert. Ich habe letztens einen Entzündungshemmer nehmen müssen (einen neuen TNF alpha Blocker ausprobiert, ein Medikament das einmal injiziert Monate lang im Körper bleibt, praktisch ein Depotmedikament) und der hat mich mit schweren Depressionen und Panikattacken in die Akutpsychiatrie gebracht. Ich hatte in der Klinikambulanz noch einen Nachsorgetermin ausgemacht wo ich darüber geklagt habe, dass ich von dem Zeug auch kognitive Beeinträchtigungen habe. Der hat mir ins Gesicht gesagt, so wie ich da sitze und mit ihm rede habe ich keine kognitiven Beeinträchtigungen.
Wenn dir dein inneres, subjektives Erleben als unwahr abgesprochen wird weil du ja nach aussen so und so auftrittst und "wirkst" dann kannst du nur aufstehen und gehen.
Von daher würde ich unbedingt abklären, was er mit der Aussage wirklich sagen wollte. Zweifelt er wegen deinem Auftreten an deinen Berichten wie es dir innendrin schlecht geht oder fällt ihm nur die Diskrepanz zwischen subjektivem Bericht über deinen psychschen Zustand und deinem äusseren Auftreten auf.
Wenn es bereits reicht, sich verbal verständigen zu können, dann ist die Messlatte für die kognitiven Fähigkeiten ja nicht besonders hoch. Erinnert mich an Tests bzw. "Trainings" am Computer in einer Klinik. Die Aufgaben waren lachhaft und weit entfernt von einer praktischen Relevanz. Und das sollte fürs Berufsleben trainieren. Da fühlt man sich wirklich absolut verarsch*.
Weil es dir passiert ist, muss es nicht unbedingt auch bei dusk und ihrem Therapeuten in dieser Situation so passiert sein.münchnerkindl hat geschrieben: ↑So., 22.08.2021, 09:46 Kann sein. Aber das Blöde ist halt, dass ich gerade von Ärzten, Psychiatern und Psychotherapeuten schon sehr häufig so einen Sums um die Ohren geklatscht bekommen habe wo mir mein inneres Erleben dann als "falsch" oder eingebildet abgesprochen wurde.
Ist mir gerade vorgestern wieder passiert.
Was ich aus der Aussage, die dusk hier sinngemaß zitiert, herauslese, ist erstmal "nur" eine Beschreibung. Ich lese da nichts heraus, dass der Therapeut ihr Erleben als unwahr hinstellt.
Das finde ich wichtig zu unterscheiden.
Was genau er damit meinte und was er ihr mitteilen wollte, müssen die beiden im Gespräch miteinander klären, ja. Und da finde ich es wichtig, immer wieder nachzufragen und sich nicht gleich in den eigenen Vorannahmen zu verheddern. Denn wenn ich sowieso schon vorher weiß, wie der andere das meint, dann kann ich mir auch die Therapie sparen. Wenn der andere tatsächlich mein Empfinden in Abrede stellt, dann bin ich auch draußen. Aber es lohnt sich durchaus, da auch nochmal nachzufragen, und nicht einfach wortlos abzhauen. Kann sein, dass man dann auch mal positiv überrascht wird.
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Ich finde es allerdings recht ungeschickt so eine Aussage einfach so in den Raum zu stellen, ohne zu erklären was er sich dabei so denkt und worauf er damit hinaus will.
Was soll das bringen? Das wäre so wie zu sagen "ich sehe dass sie heute einen roten Pulli anhaben". WTF!
Hallo zusammen,
erstmal danke für die Beiträge.
Also ich hatte nicht den Eindruck, als wollte mir mein Therapeut etwas unterstellen - jetzt im Nachhinein glaube ich tatsächlich, dass er mir einfach generell eine Rückmeldung zu meiner Person geben wollte, wie @lisbeth vermutet hat. Ich erzählte ihm nämlich, dass ich das Gefühl habe, dass andere mich immer gleich unsympathisch oder als unsicher wahrnehmen - ich glaube, dass er das in dem Zuge erwähnt hat und diese Diskrepanz zu seinem Empfinden mir gegenüber hervorheben wollte.
Aber bevor da Missverständnisse entstehen, werde ich ihn darauf ansprechen.
erstmal danke für die Beiträge.
Also ich hatte nicht den Eindruck, als wollte mir mein Therapeut etwas unterstellen - jetzt im Nachhinein glaube ich tatsächlich, dass er mir einfach generell eine Rückmeldung zu meiner Person geben wollte, wie @lisbeth vermutet hat. Ich erzählte ihm nämlich, dass ich das Gefühl habe, dass andere mich immer gleich unsympathisch oder als unsicher wahrnehmen - ich glaube, dass er das in dem Zuge erwähnt hat und diese Diskrepanz zu seinem Empfinden mir gegenüber hervorheben wollte.
Aber bevor da Missverständnisse entstehen, werde ich ihn darauf ansprechen.
Es ist nur so, dass das generell ein Problem bei mir ist mit der Selbst-und der Außenwahrnehmung. Ich werde hierauf aber vermutlich auch näher in der Therapie eingehen.
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dusk hat geschrieben: ↑So., 22.08.2021, 10:18
Also ich hatte nicht den Eindruck, als wollte mir mein Therapeut etwas unterstellen - jetzt im Nachhinein glaube ich tatsächlich, dass er mir einfach generell eine Rückmeldung zu meiner Person geben wollte, wie @lisbeth vermutet hat. Ich erzählte ihm nämlich, dass ich das Gefühl habe, dass andere mich immer gleich unsympathisch oder als unsicher wahrnehmen - ich glaube, dass er das in dem Zuge erwähnt hat und diese Diskrepanz zu seinem Empfinden mir gegenüber hervorheben wollte.
Ja, das hört sich doch schlüssig an. Das könnte auch für die Therapie ein wichtiges Thema sein.
Wieso WTF? Das ist DEIN Empfinden, das du hier gerade verallgemeinerst.münchnerkindl hat geschrieben: ↑So., 22.08.2021, 10:15 Was soll das bringen? Das wäre so wie zu sagen "ich sehe dass sie heute einen roten Pulli anhaben". WTF!
Es kann zB wesentlich "erhellender" sein, wenn ich nachfrage: warum sagen Sie mir das mit dem roten Pullover? Dann wird er vielleicht zurückfragen, was mir durch den Kopf geht, wenn er das sagt, und daraus kann sich dann ein wirklich aufklärendes Gespräch im Miteinander entwickeln, ohne dass er mich belehren muss. Weil ich selbst erlebe und spüre, was da eigentlich transportiert wird (Beschreibung) und was ich selbst daraus an Knoten fabriziere.
Es kann erhellend sein, wenn ich selbst merke, dass ich daraus in meinem Kopf automatisch einen Vorwurf bastele (zB nur 'Schlampen' tragen rote Pullover) oder aber auch automatisch ein Kompliment daraus mache (zB er findet mich im roten Pulli wahnsinnig verführerisch...) - das ist ja in jede Richtung möglich.
Und es ist wesentlich erhellender und nachhaltiger, wenn ich diese Erfahrung mit dem Gegenüber live aufdröseln kann, als wenn er mir einfach gleich sagt: "das ist übrigens kein Vorwurf oder keine Wertung...". Dann kommt man wahnsinnig schnell in so eine Nein-Doch-Schiene rein, die zu rein nix führt.
Es kann auch zusätzlich eine wichtige Erfahrung sein, dass es kein Problem sein muss, mal nachzufragen und da auch etwas von mir preis zu geben.
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Irgendeine Bedeutung wird es aber haben, wenn einer den roten Pullover zum Thema macht. Und wenn die nicht offensichtlich ist, dann überlegt man. Das ist doch völlig normal und überhaupt kein Zeichen dafür, dass mit einem etwas nicht stimmt oder dass man sich Unsinn zusammenreimt.
Und würde mir derjenige auf meine Nachfrage antworten, dass er nur meine Reaktion testen wollte, dann wäre das Gespräch an der Stelle beendet. Würde der Therapeut mich zu Beginn der Stunde mit "Schrubbeldibubb" begrüßen, statt mit "Hallo", dann würde ich auch nicht darüber reden, was das mit mir macht, sondern gehen.
Und würde mir derjenige auf meine Nachfrage antworten, dass er nur meine Reaktion testen wollte, dann wäre das Gespräch an der Stelle beendet. Würde der Therapeut mich zu Beginn der Stunde mit "Schrubbeldibubb" begrüßen, statt mit "Hallo", dann würde ich auch nicht darüber reden, was das mit mir macht, sondern gehen.
Montana, es geht doch nicht darum dass er deine Reaktion 'testet'. Sondern durch seine Rückfragen hast du die Chance, dir selbst und deinen automatisierten Reaktionen besser auf die Spur zu kommen. Ihm persönlich ist deine Reaktion wahrscheinlich ziemlich egal. Für ihn als Therapeut kann es deutlich machen, wo es für dich immer wieder 'hakt'.
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Nee, wenn ich nachfrage, dann will ich keine Gegenfrage. Das führt mich nicht weiter. Im Nachdenken bin ich gut, da brauch ich keine Anregungen und schon gar keine gestellten Anlässe. Da kommen dann >5 Möglichkeiten raus, was los sein könnte, und das einzige was weiterführen könnte ist, wenn der Therapeut schlicht sagt, was er mit seiner Aussage meint. Aber vielleicht ist das ja auch total ungewöhnlich, dass ich keine automatische Reaktion abspule, sondern vor dem ersten Öffnen meines Mundes zwecks Nachfrage schon zig Möglichkeiten durchgespielt habe. Wenn dann einer mit "überlegen Sie doch mal" anfängt, dann fühle ich mich verschaukelt bzw. zweifele an der Intelligenz des Therapeuten.
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