Hallo liebes Forum,
ich wende mich heute an euch, weil mich ein paar Fragen sehr beschäftigen.
Vorab: Ich befinde mich seit gut 1,5 Jahren in Traumatherapie. Vor ca. 9 Jahren kamen die ersten Bilder hoch, seit einem Jahr sind es mehr und mehr Bilder, die mich sehr schockieren. Meine aktuelle Diagnose ist eine Dissoziative Störung (der Therapeut arbeitet u. a. mit dem Konzept der Strukturellen Dissoziation).
Bis vor ein paar Wochen hat sich noch alles in mir gewehrt, die Bilder als das anzuerkennen was sie sind: nämlich keine Fiktion, sondern wahre schreckliche Ereignisse (es geht um organisierte Gewalt über mehrere Jahre und Filme von den Taten...mehr möchte ich dazu nicht preisgeben), die mich immer mehr einholen. Alles passt Stück für Stück zusammen, so wie ein Puzzle, das sich langsam zusammensetzt. Ganz plötzlich waren dann diese Zweifel nicht mehr da. Ich wurde auch nie vom Therapeuten in irgendeine Richtung gedrängt und rückblickend glaube ich, dass ein Teil von mir schon lange wusste, dass es keine ausgedachten Bilder sind. Immerhin leide ich seit vielen Jahren unter heftigen Symptomen und die Bilder haben immer eine Rolle gespielt.
Das anzunehmen bedeutet aber auch, dass alles was ich über mich und meine Kindheit jemals gedacht habe, nicht der Realität entspricht. Ich habe immer geglaubt, dass ich eine normale Kindheit hatte, mit den normalen Höhen und Tiefen, Irrungen und Wirrungen. Aber das denke ich jetzt nicht mehr. Wenn ich Fotos von mir sehe, aus der Zeit, in der es jahrelang passiert sein muss, werde ich richtig traurig. Und eigentlich dachte ich auch, dass die Beziehung zwischen mir und meinen Eltern immer gut war.
Da ist nun ein Bruch drin. Denn sie müssen doch etwas gemerkt haben, von dem, was mit ihrer Tochter passiert? Oder haben sie wohlmöglich davon gewusst? Ich kriege eine Gänsehaut während ich das schreibe.
Nun bin ich kurz davor, meine Eltern zur Rede zu stellen. Ihnen die Chance zu geben, sich dazu zu äußern. Sollte ich herausfinden, dass sie davon wussten, hätte ich kein Problem damit, den Kontakt sofort abzubrechen. Mit solchen Menschen könnte ich nicht mehr an einem Tisch sitzen.
Nun meine Fragen: Habt ihr Tipps für mich wie ich mich verhalten sollte? Können Eltern sowas wirklich nicht mitbekommen? Ich bin selbst Mama und kann mir das beim besten Wille nicht vorstellen. Das merkt man doch.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht und dann auch den Kontakt abgebrochen?
Danke und liebe Grüße
Suspiria
Kontaktabbruch zu Eltern notwendig?
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Ich würde so ein Gespräch sehr gut vorbereiten, am besten mit Hilf der Thera. Dann wäre es wichtig, dass dich jemand begleitet.
Wie ist Dein Verhältnis zu Deinen Eltern sonst? Vertrauensvoll? Hilfreich? Waren sie gute und unterstützende Eltern? Konntest Du immer auf ihre hilfe zählen? Das sind alles Dinge, die bei einer Klärung wichtig sein können. Wenn Deine Eltern alles abgewehrt haben, dann wird es schwierig.
Ich habe den Kontakt abgebrochen, weil meine Eltern Täter sind/waren. Ich habe mit Briefen versucht zu beschreiben, was ich in der Thera herausgefunden habe, was mich bewegt und schmerzt. Es wurde nie anerkannt, nur kleingeredet. Von meinem Bruder wurde ich beschimpft. Daher habe ich auch nie den Mut gehabt, ihnen direkt gegenüber zu treten.
Ja, es wäre schon gut und hilfreich zu erfahren, warum die Eltern nie Deinen Schmerz sahen, aber es kann auch sein, daß sie ihn nicht sehen wollten, weil er sie an ihre eigenen Traumata erinnerte, womit ich sie nicht entschuldigen will, sie waren die Eltern und hatten die Verantwortung Dich zu schützen und versagt.
Ich frage mich auch immer, wie Eltern einfach nur zusehen können, wenn sie bemerken, daß ihre Kinder leiden und nicht helfen, eingreifen....
Ich wünsche Dir, daß Du Deine Antworten bekommst, weil ich glaube, daß es wichtig ist. Aber es wird sicher und leider nicht einfach.
Wie ist Dein Verhältnis zu Deinen Eltern sonst? Vertrauensvoll? Hilfreich? Waren sie gute und unterstützende Eltern? Konntest Du immer auf ihre hilfe zählen? Das sind alles Dinge, die bei einer Klärung wichtig sein können. Wenn Deine Eltern alles abgewehrt haben, dann wird es schwierig.
Ich habe den Kontakt abgebrochen, weil meine Eltern Täter sind/waren. Ich habe mit Briefen versucht zu beschreiben, was ich in der Thera herausgefunden habe, was mich bewegt und schmerzt. Es wurde nie anerkannt, nur kleingeredet. Von meinem Bruder wurde ich beschimpft. Daher habe ich auch nie den Mut gehabt, ihnen direkt gegenüber zu treten.
Ja, es wäre schon gut und hilfreich zu erfahren, warum die Eltern nie Deinen Schmerz sahen, aber es kann auch sein, daß sie ihn nicht sehen wollten, weil er sie an ihre eigenen Traumata erinnerte, womit ich sie nicht entschuldigen will, sie waren die Eltern und hatten die Verantwortung Dich zu schützen und versagt.
Ich frage mich auch immer, wie Eltern einfach nur zusehen können, wenn sie bemerken, daß ihre Kinder leiden und nicht helfen, eingreifen....
Ich wünsche Dir, daß Du Deine Antworten bekommst, weil ich glaube, daß es wichtig ist. Aber es wird sicher und leider nicht einfach.
never know better than the natives. Kofi Annan
Liebe Suspiria, ich finde es schwierig, dazu etwas zu sagen, das hängt von mehreren Umständen ab... vorerst eine oberflächliche Antwort, dass auch Kinder beziehungsweise junge Menschen sehr viel gut verbergen können, wenn sie das Umfeld mit ihrer Situation und ihrer Lösungsnotwendigkeit aus ihrer Sicht belasten würden... und solche Belastung vermeiden wollen. Dann können sie sehr beharrlich schweigen, sich 'unsichtbar' machen.
Die Frage ist dann auch, ob man dir von Außen die Auswirkungen dieser Gewalt angesehen hat... und wenn ja, würde ich mich dann fragen, warum sie das nicht merkten, beziehungsweise auch Nachbarn oder Lehrer oder Hausarzt nichts unternommen haben.
Die Frage ist dann auch, ob man dir von Außen die Auswirkungen dieser Gewalt angesehen hat... und wenn ja, würde ich mich dann fragen, warum sie das nicht merkten, beziehungsweise auch Nachbarn oder Lehrer oder Hausarzt nichts unternommen haben.
Sometimes your heart needs more time to accept what your mind already knows.
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Hallo!
@saffiatou: ja, das macht auf jeden Fall Sinn, mit der guten Vorbereitung. Deine Fragen hätte ich bis vor kurzem noch alle positiv beantwortet. Mittlerweile glaube ich, dass ich mir da auch viel in die Tasche gelogen habe.
Meiner Meinung nach gibt es Anzeichen, an denen man das festmachen kann. Jetzt wo ich selbst Mama bin, wird mir noch klarer, dass man als Eltern doch spüren und sehen muss, wenn sich ein Kind verändert. Auch wenn es beim Kind zur Abspaltung kommt. Und spätestens als ich als Teenager in die Essstörung gerutscht bin, hätten sie mir doch helfen müssen? Das wurde aber quasi auch unter den Tisch gekehrt.
Ich weiß nicht warum, aber ich habe plötzlich so eine Wut auf meine Eltern. Ja, vielleicht haben sie selbst schlimme Erfahrungen gemacht, ich weiß es nicht. Aber trotzdem würde ich ihnen nicht verzeihen, wenn sie das wirklich gewusst haben. Es gibt sogar Bilder, die mich dazu veranlassen zu denken, dass sie involviert waren. Das fände ich noch krasser.
@saffiatou: ja, das macht auf jeden Fall Sinn, mit der guten Vorbereitung. Deine Fragen hätte ich bis vor kurzem noch alle positiv beantwortet. Mittlerweile glaube ich, dass ich mir da auch viel in die Tasche gelogen habe.
Meiner Meinung nach gibt es Anzeichen, an denen man das festmachen kann. Jetzt wo ich selbst Mama bin, wird mir noch klarer, dass man als Eltern doch spüren und sehen muss, wenn sich ein Kind verändert. Auch wenn es beim Kind zur Abspaltung kommt. Und spätestens als ich als Teenager in die Essstörung gerutscht bin, hätten sie mir doch helfen müssen? Das wurde aber quasi auch unter den Tisch gekehrt.
Ich weiß nicht warum, aber ich habe plötzlich so eine Wut auf meine Eltern. Ja, vielleicht haben sie selbst schlimme Erfahrungen gemacht, ich weiß es nicht. Aber trotzdem würde ich ihnen nicht verzeihen, wenn sie das wirklich gewusst haben. Es gibt sogar Bilder, die mich dazu veranlassen zu denken, dass sie involviert waren. Das fände ich noch krasser.
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@Fairness: Ich weiß es nicht und mir ist auch klar, dass es da keine pauschale Verhaltensweise gibt. Nur ist da dieses komische Gefühl, dass irgendwo ein Fehler im System ist. Als wüssten meine Eltern mehr als ich und sie Angst haben, dass ich etwas herausbekomme.
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