Vertrauen in der Psychotherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Malin_
neu an Bo(a)rd!
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Vertrauen in der Psychotherapie

Beitrag So., 14.02.2021, 21:53

Hallo zusammen,

Ich habe kürzlich eine Psychotherapie angefangen, und ich kann "das" nicht.

Wenn ich einen Knopf drücken könnte, sodass meine Therapeutin alle meine Gedanken kennt, würde ich das tun. Aber wenn ich da sitze, schäme ich mich für alles, bin verkrampft, mein Kopf fühlt sich leer an. Ich habe Angst, dass sie mich so verurteilt, wie ich es selber tue. Zu erzählen gäbe es genug, ich traue mich nur nicht. Also sitze ich die meiste Zeit einfach da und heule. Und zuhause hasse ich mich dafür, das ich den Mund wieder nicht aufgekriegt habe.

Das liegt nicht an ihr, so geht mir das mit allen Menschen, und es ist mit der Grund, warum ich eine Therapie machen möchte. Wenn ich neue Leute kennenlerne sage oder mache ich garantiert etwas, weswegen ich am liebsten weglaufen und nie wiederkommen würde. Tja, immerhin bin ich noch nicht vor ihr geflohen, auch, wenn mir Gründe einfallen würden.
Bei meinen früher engen Leuten habe ich letztes Jahr regelrechte Paranoia entwickelt, sie könnten meine Sorgen weitererzählen und sich darüber lustig machen, oder sie könnten mich einfach nicht mögen. Daraufhin habe ich sie in einem Gespräch ziemlich vor den Kopf gestoßen - und war danach überzeugt, sie müssten mich jetzt alle hassen. Habe mich trotz expliziter Angebote nicht getraut, mit ihnen zu reden, denn ich könnte sie ja nerven. Im Nachhinein sehe ich, dass das irrational war, aber jetzt ist es leider zu spät, um das rückgängig zu machen.

So oder so, es ist ziemlich hinderlich. Habt ihr irgendwelche Ideen, wie ich es schaffe, mich sicher genug zu fühlen, um zumindest mit meiner Therapeutin ehrlich über meine Probleme zu reden?

Vielen Dank im Voraus!

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chrysokoll
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Beitrag So., 14.02.2021, 22:46

Dafür ist jetzt deine Therapeutin zuständig!
Mach dir nicht so einen Druck, wichtig ist dass du da jetzt hingehst.
Mehr braucht es erstmal gar nicht, Therapeuten sind es gewohnt dass Patienten weinen, sich schämen, keine Worte finden, das ist völlig normal.

Du kannst doch hier ganz klar formulieren wie du dich fühlst und was los ist - warum schreibst du das nicht genau so auf und gibst es der Therapeutin?


hey_jude
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Beitrag So., 14.02.2021, 22:59

chrysokoll hat geschrieben: So., 14.02.2021, 22:46 Dafür ist jetzt deine Therapeutin zuständig!
'Tschuldigung, da muss ich jetzt mal blöd, aber ernst gemeint nachfragen:

Wah ? Ist das wahr? Wie das denn?

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chrysokoll
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Beiträge: 3984

Beitrag So., 14.02.2021, 23:04

ich meine das wirklich ernst
Die Therapeutin ist die Fachfrau, sie hat die Hintergründe und Techniken gelernt
Die Patientin geht ja dahin weil sie Probleme hat, eben auch mit Vertrauen
Ihre Aufgabe ist es hinzugehen und es eben so zu machen wie sie es kann.
Und das kann am Anfang eben weinen sein, Sprachlosigkeit, fehlendes Vertrauen, Scham usw.

Meine Therapeutin sagt das übrigens auch genau so! Also dass sie zuständig ist, mein Vertrauen gewinnen muss und ich so zu ihr kommen darf wie ich eben grade bin

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hey_jude
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Beiträge: 163

Beitrag Mo., 15.02.2021, 11:25

Das finde ich interessant. Ich habe gar nicht das Gefühl, dass die Therapeutin (auch) zuständig ist. Fühle mich ganz allen zuständig, aber eigentich ist das seltsam, weil dann könnte ich mich ja auch ganz allein therapieren. Was ich nicht kann! Lange genug probiert.
Nun weiß ich nicht ob das an mi oder an der Therapeutin liegt. Ich glaube es liegt an mir. Glaube, sie würde ihren Teil übernehmen wollen (wenn ich das denn richtig verstehe, das sie einen Tel hat?), weil es ja ihr Job ist und sowieso. Hatte ab und zu das Gefühl (am Anfang), dass sie sich langweilt oder sich 'arbeitslos' fühlt...mittlerweile fühlt es sich etwas anders an.
Auch das kann es dann wohl geben, dass man sich einen abrackert (was ich nicht mehr will und kann) und nicht mitkriegt und nutzen kann, dass man da ja nun nict mehr alles ganz allein regeln muss. Bezogen auf das Psychische.
So ganz verstehe ich das trotzdem noch nicht mit der Zuständigkeit und Unterstützung. Ich kann mich nicht einlassen und nicht loslassen...

Ich würde auch gerne diesen Knopf drücken, von dem du schreibst, Malin.
Ich finde es schwer in einfachen, händelbaren Sätzen zu sagen, was mein Problem ist. Wobei, eigentlich geht das schon besser: Ich bin wohl das Problem oder der Umgang mit meinen Emotionen und ich könnte mittlerweile ein paar Adjektive dazu sagen...heute gehts mir echt scheizze, ich habe keinen Bock mehr. Adjektive: überfordert, gestresst, lustlos, leicht aggressiv. Hilfe :ertrink:
Und nun, was sollte ein anderer Mensch, eine Therapeutin da(mit) tun?
Ich glaube wirklich, ich verstehe das Konzept von Therapie nicht.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 15.02.2021, 13:20

Ich denke, es ist irgendwas dazwischen: Die Bereitschaft, was tun zu wollen, also an sich arbeiten zu wollen, muss vom Patienten kommen. Und der Therapeut versucht, den Patienten abzuholen, wo er gerade ist. Beide müssen eine gute Arbeitsbeziehung gestalten, um voranzukommen. Hier ist weder nur der Patient noch nur der Therapeut verantwortlich für das Gelingen der Therapie - jeder von beiden hat seine eigene Verantwortlichkeit für das Gelingen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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chrysokoll
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weiblich/female, 45
Beiträge: 3984

Beitrag Mo., 15.02.2021, 13:31

Philosophia genau so meine ich das!
Natürlich muss der Patient die grundsätzliche Bereitschaft zur Therapie mitbringen und an sich arbeiten wollen.
Das ist Grundvoraussetzung
Aber er darf in die Therapie so kommen wie er eben grade fühlt: Misstrauisch, wortlos, ängstlich, weinend usw.

Wenn kein Vertrauen da ist, dann ist es am Therapeuten da anzusetzen und aufzubauen, das kann man nicht einfordern, es hat Gründe warum es nicht da ist. So meine ich das.

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Pianolullaby
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weiblich/female, 38
Beiträge: 2246

Beitrag Mo., 15.02.2021, 20:56

Kannst du denn darüber schreiben?
Vllt könntest du ihr einen brief oder eine email schreiben, wie du dich fühlst, und dass es dir so schwer fällt.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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