Verzweiflung und Wut weil Therapiesitzung ausfällt

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Biene_
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Verzweiflung und Wut weil Therapiesitzung ausfällt

Beitrag Mo., 14.12.2020, 20:46

Guten Abend ihr Lieben,

nun lese ich hier schon eine Weile still und unangemeldet mit, doch heute Abend habe ich das Bedürfnis doch den Versuch zu wagen ob mich hier jemand in meiner Verzweiflung versteht..

Es geht um Folgendes: Ich bin schon eine ganze Weile bei meiner Therapeutin in Therapie, sie ist die erste Person bei der ich jemals das Gefühl hatte dass sie mich versteht. Sie ist klasse und weiß glaube ich wirklich was sie tut.

Jedenfalls wurde sie letztes Jahr schwanger, kam nach einer Pause wieder und hat mit mir weiter gearbeitet worüber ich wahnsinnig dankbar bin. Das alles war aber wahnsinnig schwer für mich, hat unheimliche Verlustängste hochgeholt und vorallem hat es wehgetan. Eifersucht, Wut, Traurigkeit, das ganze Programm. Und die Schuldgefühle weil man überhaupt so fühlt.

Sie hatte mir auch immer wieder angeboten dass ich darüber reden kann, aber die Scham war zu groß.

Damals hatte ich trotzdem regelmäßig das Gefühl es zerreiße mich vor Schmerz und der Angst alleine gelassen zu werden, dem Gefühl unwichtig zu sein, ich habe sehr viel geweint deswegen. Das Schlimme ist ja auch das man mit niemandem (der/die nicht Therapeut*in ist) darüber reden kann, weil wahrscheinlich schwer nachvollziehbar ist wie viel Halt einem die Therapeutin geben kann.

Das Ganze ist jetzt 1 Jahr ca her, gehe regelmäßig zur Therapie und versuche den immernoch vorhandenen Schmerz auszublenden wenn er wieder hochkommt. Wirklich drüber geredet habe ich aber immer noch nicht (gibt halt auch noch genug andere Themen).

Naja vorhin hatte ich Therapie und meine Therapeutin hat gesagt, dass die nächste Sitzung ausfallen muss, da ihr Kind Geburtstag hat und sie sich frei nimmt. Natürlich völlig legitim. Verständlich. Ihr gutes Recht. Sie hat auch noch ein anderes Leben.

Aber in mir hat sich ein Schalter umgelegt, da ist aufeinmal wieder dieser heftige Schmerz, die Wut, die Eifersucht, ganz große Anspannung. In mir schreit alles, dass ich nicht wichtig bin, dass ich völlig egal bin. Das Einsamkeitsgefühl ist ganz groß, man wünscht sich so doll jemanden zum Anlehnen, jemanden der einen hält, sagt das alles gut wird. Aber da ist niemand. Der Gedanke dass meine Therapeutin noch ein anderes Leben hat schmerzt sehr doll. Es ist klar dass das so ist, aber meine Gefühle wollen sich dem nicht anpassen und ich glaube es zerreißt mich.
Ich möchte mich ganz klein machen, gehalten werden bis dieser schlimme Schmerz endlich vorbei ist. Und das alles nur weil mal eine Therapiesitzung ausfällt. Das ist immer schlimm, aber der Grund macht es diesmal noch schlimmer.

Ich weiß, dass ich da mit meiner Therapeutin (von ihrer Seite aus) drüber reden kann...aber ich habe den großen Wunsch mal zu hören ob es jemandem ähnlich geht wie mir...ob jemand diesen schlimmen Schmerz nachvollziehen kann...ob das jemand hier versteht...ob es irgenwann besser wird...ich kann nicht mehr.

Entschuldigung, das ist lang geworden.

Ich würde mich freuen wenn jemand bis hierhin gelesen hat und vielleicht ein paar Worte oder so dazu hat..

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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 14.12.2020, 21:03

hmm, ich denke nicht dass Dir meine Worte wirklich gefallen, doch du fragst explizit , also schreibe ich es trotzdem
Es ist Deine Therapeutin, nicht Deine Freundin. Ihr Familie und Kinder sind IMMER Wichtiger als ALLE Patienten. Sie hat nicht nur Dir abgesagt, sondern allen Patienten an diesem Tag.
Und, ich denke das lässt sich wirklich nur in einem Gespräch klären.
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Candykills
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Beitrag Mo., 14.12.2020, 21:06

Ich war auch lange auf den Sohn meiner Therapeutin eifersüchtig und hab' das wegschieben müssen, dass sie ein Kind hat.
Sie bot mir aber nicht an darüber zu sprechen, ich denke aber, dass sie das wusste oder erahnte.
Ich wusste auch nur, dass sie einen Sohn hat, weil ich sie mal mit Mann und Kind im Zug zufällig traf.

Ich finde gut, dass deine Therapeutin dir anbietet darüber zu sprechen, denn das - genau DAS - gehört in die Therapie und wahrscheinlich wird es sich auch nur auflösen, in dem du es in der Therapie besprichst.
Im Grunde habe ich das auch in der Therapie besprochen, also diese Gefühl - ausgenommen die Eifersucht auf ihren Sohn, weil sie nie über ihr Kind sprechen würde - heute ist die Eifersucht weg und ich komme gut damit klar, dass sie natürlich auch ein Leben außerhalb der Therapie hat.
Interessanterweise war ich nie auf andere Patienten eifersüchtig. Vielleicht weil das hauptsächlich Frauen oder Mädels waren und somit keine direkte Konkurrenz für mich darstellten. Vielleicht hätte ich auch besser damit gekonnt, wenn sie statt einem Sohn eine Tochter hätte. Keine Ahnung.
Wie auch immer - man kann diese Gefühle auflösen, aber das ist langwierig und der erste Schritt ist dieses Thema in der Therapie auf den Tisch zu bringen. Das wird nicht durch ein Gespräch gelöst sein, aber es muss halt immer wieder bearbeitet werden. Durch diese Gefühle lernst du ja auch viel über dich und deine Ängste, Sehnsüchte...
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


Fighter1993
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Beitrag Mo., 14.12.2020, 21:13

diesen Wunsch gehalten zu werden und klein zu sein kenne ich. Es war aber nie mit Schmerz verbunden - vielleicht weil ich mit ihr darüber gesprochen habe und es bei Bedarf auch immer noch mache. Offen und ehrlich. Klar war und ist es auch immer noch schambesetzt und es ist mit jedesmal mega unangenehm wenn es zur Sprache kommt, aber es ist da und wir können damit arbeiten, mit dem was hinter diesem Wunsch steckt.
Daher meine Ermutigung an dich: sprich es an. Oder finde einen anderen Weg, dich mitzuteilen: schreiben, malen, Bilder die das Bedürfnis ausdrücken als Collage....was auch immer dir liegt.
Ansonsten ist es tatsächlich so, wie Piano sagt. Familie steht immer an erster Stelle. Und du bist nicht die einzige, deren Termin abgesagt ist. Die Absage hat rein gar nichts mit dir als Mensch und Patient zu tun.

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Biene_
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Beitrag Mo., 14.12.2020, 21:19

Ich danke euch für eure Antworten.

Natürlich ist mir bewusst, dass die Familie wichtiger ist. Darum ging es mir doch gar nicht. Egal.

Gibt es hier die Möglichkeit den Beitrag wieder zu löschen?

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Candykills
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Beitrag Mo., 14.12.2020, 21:23

Lass dich nicht gleich entmutigen nur weil die manche Antworten vielleicht nicht so schmecken bzw. an dem, was du eigentlich willst, vorbeigehen.
Löschen lässt sich der Beitrag nicht mehr.
Ich denke, dass es vielleicht gut für dich wäre hier mal als Übungsfeld darüber zu sprechen, denn wie gesagt: wenn du da eine Lösung finden willst, wirst du nicht drumherum kommen dieses Thema in der Therapie offen auf den Tisch zu packen.

Hier kannst du dich schon mal vorweg damit auseinandersetzen und vielleicht einen wichtigen Schritt nach vorne gehen, statt in der aktuellen Position stecken zu bleiben, denn damit geht's dir ja sehr schlecht.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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stern
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Beitrag Mo., 14.12.2020, 21:36

Wenn schon deswegen die Sitzung ausfallen muss, finde ich es deplatziert, dass sie den Grund benennt (Stichwort: Abstinenz). Ihr Privatleben hat in der Therapie nichts zu suchen.

Allerdings wäre es hilfreich, wenn du deine Gefühle besprechen könntest... das sollte auch jeden Fall möglich sein. Hierbei geht es ja um dich.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


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Beitrag Mo., 14.12.2020, 22:54

Während meiner Therapiestunde hat sich das Kind meiner Therapeutin mal im Garten amüsiert.
Ich war auch eifersüchtig aber das ist normal doch.
Der Schmerz auch.

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Südländerin
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Beitrag Di., 15.12.2020, 07:01

Es ist aber ein Unterschied, ob jemand 20 oder 40 ist. Es ist sicher schmerzhaft, sag ihr, was es mit dir macht. Sonst könnte
es sein, dass du es auch in die nächste Therapie mitnimmst. Ich wünsche dir, dass du an dieser Stelle für dich eintreten kannst.

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Lilien
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Beiträge: 319

Beitrag Di., 15.12.2020, 07:41

Hallo liebe Biene,

erst einmal finde ich es einfach menschlich, dass man einen Platz im Leben eines Menschen, inklusive des Gefühls "wichtig" und "bedeutend" für diesen Menschen zu sein, einnehmen möchte, insbesondere, da man so viele intime Dinge anvertraut und damit in seiner gesamten Verletzlichkeit angenommen wird. Auch keine Selbstverständlichkeit in "normalen" Beziehungen, wie man sie in der realen Welt außerhalb der Therapie-Blase vorfindet.

Der Verstand weiß, dass es sich dabei um eine therapeutische Beziehung handelt, das Herz und die Seele empfinden das aber anders. Es ist schön, wenn andere Menschen so rational an diese Beziehung herangehen und keinerlei Problem damit haben, nur "ein Patient von vielen" zu sein (vielleicht um sich selbst auch ein wenig zu schützen?), aber, dass das nicht unbedingt der Regelfall sein dürfte, kann man u.a. auch hier im Forum immer wieder nachlesen. Ich kann das, was Du beschreibst absolut nachvollziehen. Ich empfinde es ähnlich und an manchen Tagen schwer aushaltbar. Und ich bin keine 20 mehr! ;)

Ich könnte mir vorstellen, dass auch Du eine vielleicht nicht ganz so liebevolle Kindheit hattest oder wichtige Bezugspersonen Dir keinen Halt in Deiner Vergangenheit gegeben haben. Nun ist da diese Therapeutin und Du darfst dieses Gefühl in gewisser Weise nachholen, den Platz als "Kind" einnehmen, auch, wenn es eben nur im Rahmen der Therapie ist. Gleichzeitig realisieren zu müssen, dass dieser Platz aber in Wirklichkeit von einem anderen Menschen belegt ist - und die Bindung zwischen Kind und Mutter kann sehr nah sein -, der Priorität hat, ist schmerzhaft und ruft verständlicherweise Eifersucht, Verzweiflung und Trauer hervor.

Du möchtest gehalten werden und wünscht Dir Stabilität in Deinen Beziehungen. Sozusagen das normalste Gefühl der Welt!
Mache Dir keine Vorwürfe hier geschrieben zu haben, sondern sprich mit Deiner Therapeutin darüber. Und wenn Du das Thema vielleicht Stück für Stück anschneidest.

Alles Gute!

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lisbeth
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Beitrag Di., 15.12.2020, 08:03

Hallo Biene,

du bist damit nicht allein, das siehst du ja an den vielen Reaktionen, die du hier bekommst.
Ich kenne solche Gefühle auch. Das ging bei mir sogar soweit, dass ich fand, meine Therapeutin würde es mit ihrer Fürsorge für ihre Kinder etwas übertreiben, weil es mal eine Phase gab, wo sie verschiedene Termine kurz hintereinander und zT. kurzfristig abgesagt hatte (Notfälle etc.) Ich hab es ihr dann gesagt, dass ich damit ein Problem habe. :red: :red: :red: Hat mich unendlich viel Überwindung gekostet, und ja, man schämt sich unendlich dafür. Aber daraus ergab sich dann ein gutes, für mich sehr hilfreiches Gespräch.

Ich glaube, solche Gefühle sind deshalb so schmerzhaft, weil sie so überdeutlich auf etwas hinweisen, was bei uns ein Mangel war. Und meine Therapeutin zeigt ja im Umgang mit ihrer Familie ganz deutlich, dass es auch "anders" geht, und das tut weh. Bei mir war es zB so, dass wir als Familie uns ständig den beruflichen Anforderungen meines Vaters komplett unterordnen mussten. Sein Beruf (er war Pastor) ging immer vor, egal ob Geburtstage oder Weihnachten oder oder oder. Und ich hab mir immer eingeredet, dass das halt nicht anders ging, dass das halt "so sein muss". Und dann hautnah mitzuerleben, dass jemand, der auch mit Menschen arbeitet (wie meine Therapeutin) das komplett anders handhabt, dass sie ihre Familie ganz klar an die erste Stelle setzt, und dass das also möglich ist, wenn man sich dafür klar und bewusst entscheidet, zeigt mir dann halt so überdeutlich, dass mein Vater diese Prioritäten halt ganz anders gesetzt hat, zuungunsten von uns als Familie. Und ja, das tut höllisch weh.

Meine Empfehlung wäre: Fass dir ein Herz und sprich mit deiner Therapeutin drüber. Vor allem wenn sie schon deutlich macht, dass sie auch bereit ist, mit dir über solche Themen zu reden. Es wird zwar nichts daran ändern, dass für sie ihre Familie an erster Stelle kommt (vor den Patienten). Und diese Gefühle werden auch nicht automatisch verschwinden. Aber es wird dir hoffentlich helfen, dich selbst besser zu verstehen, und mit diesen Gefühlen besser umzugehen. Drüber reden hilft auch, die Scham über solche Gefühle zu verringern. Indem meine Therapeutin Verständnis für mich und meine Gefühle gezeigt hat (obwohl ich ihr da ziemliche Vorwürfe gemacht hatte) hat mir auch geholfen, da für mich selbst mehr Verständnis aufzubringen. Und das ist der Schlüssel dafür, dass du mit dir selbst in solchen und anderen Situationen liebevoller und fürsorglicher umgehen kannst.

Alles Gute!
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Sadako
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Beitrag Di., 15.12.2020, 09:44

Ich kann mir auch vorstellen, dass sich dahinter der ganze Schmerz der nicht erfüllten Bedürfnisse aus der eigenen Kindheit verbirgt.
Dass du das wahrnehmen kannst, zeigt, dass es in dir die Bereitschaft gibt, sich mit diesen schmerzhaften Themen auseinander zu setzen.
Damit bist du einen Schritt weiter als andere, die das immer ganz erwachsen sehen, weil sie die eigene Bedürftigkeit total ausblenden müssen.
Es ist eine Chance, da etwas heilen zu lassen, auch wenn es sich fürchterlich anfühlt. Nimm deinen Mut zusammen und sag ihr, was das in dir auslöst. Deine Therapeutin wird sicher einschätzen können, dass sich die Eifersucht, die Wut und die Verletzung nicht gegen sie richtet.

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Saly
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Beitrag Di., 15.12.2020, 10:35

Hallo du,

ja also Teile deines Textes hätten von mir sein können. Nicht dass mit der Eifersucht auf ihre Kinder, ich weiß nicht mal ob sie welche hat. Natürlich kenne ich das Gefühl oder den Wunsch, dass sie nur für mich da ist und ich ihr am wichtigsten bin. Aber das sind kindlichen Wünsche, das ist mir schon klar.

Aber den Teil mit der Wut und der Verzweiflung wenn eine Stunde abgesagt wird, das kenne ich gut. Letzte Woche wurde meine Stunde 2 Stunden vorher abgesagt. Sie hatte eine Patientin mit Corona-Verdacht. Da muss sie so handeln und kann ja überhaupt nichts dafür. Und trotzdem war ich wütend und verzweifelt und geheult ohne Ende. Ich hab mich so wertlos gefühlt und gedacht, ich bin ja eh allen egal. Sie wollte sicc zwecks eines neuen Termins melden. Und ich hab mir ausgemalt, dass sie natürlich erst im Januar wieder einen Termin hat und beschlossen, dass ich den (aus trotz) nicht annehmen werde. Ich war wie ein kleines trotziges Kind. Das was ich früher nie sein durfte. Ich durfte nie wütend oder trotzig oder bockig sein. So wie Kinder halt manchmal auch grundlos sind.
War das bei dir vielleicht auch so? Ich mache eine schematherapie jnd da nennt man das das „innere wütende Kind“
Die Therapeutin freut sich übrigens, wenn das wütenden Kind bei mir raus kommt. Für sie ist das ne gute Sache und ich werde das beim nächsten
Mal auch ansprechen. Sie bezieht sowas nicht auf sich. Also nur Mut, sprich es an, es ist wichtig! Und es ist nicht wichtig, dass es dabei um deine Therapeutin geht. Das wird sie auch so sehen.

Übrigens hatte meine Therapeutin direkt am nächsten Tag einen Termin für mich und vermutlich vor Weihnachten sogar noch einen ;-)

Lg Saly

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Malia
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Beitrag Di., 15.12.2020, 13:48

Ich kenne solche Reaktionen aus einer Therapie vor vielen Jahren.
In dieser Phase hab ich erfahren, wie wertlos ich mich fühle und schmerzhaft gelernt, dass ich diejenige sein muss, die ihren Wert bestimmt, um unabhängig zu werden.

Damals hat es einigermaßen geholfen, mich nicht lähmen zu lassen, sondern möglichst viele schöne Dinge zu machen und den Kontakt zu anderen zu halten.
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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Lilien
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Beiträge: 319

Beitrag Di., 15.12.2020, 20:12

Mir ist heute in Anlehnung an den Thread sogar noch einmal etwas eingefallen: Ich habe mich vor ein paar Wochen mit einer Ärztin unterhalten (keine Psychologin/Psychiaterin), die ich auch nur alle paar Monate mal aufsuche und mit der ich mich sonst gut verstehe. Im Laufe des Gesprächs kam es zu einer kleinen Meinungsverschiedenheit, ich wurde immer stiller und sie immer ärgerlicher. Irgendwann klingelte ihr Telefon und sie sagte, sie müsse jetzt beenden, ihre Tochter würde anrufen. Und da war er dann da, dieser kleine "Stich".

Ich habe ihr mein Verständnis bekundet, bin gegangen und hatte tatsächlich Tränen in den Augen, weil ich mich plötzlich in dieser für mich ohnehin schon unangenehmen Situation total abgeschoben gefühlt habe. Mir kam sofort in den Sinn, dass meine Mutter für mich niemals ein Gespräch beendet hätte und auch das hat in mir Schmerz ausgelöst.

Und um es noch einmal zu betonen, mit dieser Frau verstehe ich mich sonst recht gut, aber wir haben keine wirklich enge Bindung zueinander, wie es in der Psychotherapie der Fall ist. Ich hoffe, liebe Biene, falls Du hier wieder reinschauen solltest, dass Du daran siehst, dass es - je nach Hintergrundgeschichte - ganz häufig zu solchen Gefühls"wallungen" kommen kann. Das sind, wie hier einige Diskussionsteilnehmer schon so gut beschrieben haben, Wunden/Verletzungen aus alten Zeiten, die dann einfach aufbrechen.

Und auch, wenn es schwerfällt und leicht daher gesagt ist, wir müssen uns dafür überhaupt nicht schämen, sie gehören zu uns und zu unserer Geschichte und es ist eher bedauerlich, dass wir diesen Liebesmangel je haben erleben müssen.

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