Hallo!
Mich würde mal interessieren, welche Auswirkungen Corona bei Euch auf die Therapie hat. Theoretisch sind Sitzungen ja immer noch möglich (mit Maske und Abstand, oder per Videochat), aber bei Gruppentherapien wird es natürlich schwierig.
Kürzlich hat die Therapieleitung beschlossen, die Gruppe, an der ich teilnehme, zunächst für eine Woche auszusetzen, "damit sich jeder überlegen kann, wie es weiter gehen soll." - Wobei ich mich schon frage, wie sinnvoll diese Überlegung ist. Sollten solch schwerwiegende Fragen nicht die verantwortlichen Therapeuten allein entscheiden?
Von den Bestimmungen her, wäre eine Fortsetzung der Therapie möglich, aber ich frage mich, ob das wirklich zu vertreten ist. Eine der beiden Therapeutinnen arbeitet in einem Krankenhaus in dem sich die Corona-Patienten schon jetzt "stapeln", die Infektionsrate in der Region ist eine der höchsten im Lande und die Abstandsregeln innerhalb der Praxis überall einzuhalten ist schwierig (der Behandlungsraum ist zwar vermutlich groß genug, nachgemessen habe ich natürlich nicht , aber die Gänge sind extrem eng).
Im Grunde müsste ich also dagegen stimmen, die Therapie fortzusetzen.
Gleichzeitig würde ich einen Abbruch, bzw. eine längere Unterbrechung der Gruppe sehr bedauern. Die Gruppe existiert erst sein Mitte des Jahres und jetzt wären wir allmählich so weit, miteinander arbeiten zu können.
Was meint ihr dazu?
Corona und Gruppen-Therapie
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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Dass ihr euch überlegen sollt, wie es weitergehen kann, bedeutet nicht, dass ihr auch die entsprechende Entscheidung treffen werdet.
Du hast dir überlegt, dass es zu riskant ist, die Gruppe weiter mit persönlichen Treffen laufen zu lassen, du einen Abbruch aber bedauern würdest.
Jetzt geht es darum, zusammen mit den Ergebnissen der anderen Teilnehmer/innen und den Therapeutinnen, eine angemessene Lösung zu finden, mit der alle leben können.
Ich denke, es geht noch nicht um "dafür" oder "dagegen".
Du hast dir überlegt, dass es zu riskant ist, die Gruppe weiter mit persönlichen Treffen laufen zu lassen, du einen Abbruch aber bedauern würdest.
Jetzt geht es darum, zusammen mit den Ergebnissen der anderen Teilnehmer/innen und den Therapeutinnen, eine angemessene Lösung zu finden, mit der alle leben können.
Ich denke, es geht noch nicht um "dafür" oder "dagegen".
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka
Franz Kafka
Ich glaube auch eher, dass die Gruppenleitung ein Stimmungsbild haben möchte, wie ihr die Situation für euch persönlich einschätzt. Neben den allgemein bekannten Faktoren (Raumgröße, Lüften, Abstand, MNS etc) kommen dann ja noch mal ganz individuelle Faktoren hinzu, die für jede/n anders gelagert sind:
- Bin ich Risikopatient?
- Oder habe ich Angehörige aus der Risikogruppe, die mit mir zusammenleben?
- Fühle ich mich wohl damit, dass Menschen im Raum sind, deren Risikoverhalten ich nicht kenne und abschätzen kann oder würde ich dem lieber aus dem Weg gehen? Oder dass Menschen im Raum sind, die aufgrund ihrer Arbeit (Erzieher/in, Lehrer/in, medizinische Berufe, Einzelhandel) einfach eine Vielzahl von Kontakten haben und daher auch ein höhere Infektionsrisiko.
- Fühle ich mich wohl damit, dass eine der beiden Therapeutinnen auf ihrem Arbeitsplatz besonders exponiert ist?
- Ist für mich eine Gruppentherapiesitzung unter Corona-Bedingungen über sinnvoll und machbar, oder kreisen meine Gedanken dann nur um das Infektionsrisiko, egal wie abstrakt das sein mag?
- Könnte ich damit umgehen, dass alle im Raum MNS tragen? Was macht das mit mir in der Therapiesituation?
- Kann und will ich mich darauf verlassen, dass die anderen in der Gruppe genug Eigenverantwortung haben, und nicht zur Gruppe kommen, wenn sie symptomatisch sind (das berühmte Halskratzen, das man sonst gern ignoriert...) - was macht es mit mir, wenn das nicht der Fall ist und jemand offensichtlich erkältet auftaucht? Wie würde ich dann (vermutlich) reagieren? Was wären dann meine Erwartungen an die Gruppenleitung?
- Wie wichtig sind für mich die Gruppenstunden im Moment? Was ist, wenn die Gruppe einfach weiterläuft und ich aber wegen Ansteckungsrisiko nicht weiter dorthin gehen kann oder will? Was ist, wenn ich möchte, dass die Gruppe weiterläuft aber die Leitung entscheidet, dass pausiert wird?
Zur Einschätzung des rein "technischen" Risikos, gibt es den Risk-Calculator beim Max-Planck-Institut. Ich finde der hilft ganz gut, das individuelle und das Gesamtrisiko einer Infektion genauer abzuschätzen, sollte eine teilnehmende Person hoch infektiös sein: https://www.mpic.de/4747361/risk-calculator
- Bin ich Risikopatient?
- Oder habe ich Angehörige aus der Risikogruppe, die mit mir zusammenleben?
- Fühle ich mich wohl damit, dass Menschen im Raum sind, deren Risikoverhalten ich nicht kenne und abschätzen kann oder würde ich dem lieber aus dem Weg gehen? Oder dass Menschen im Raum sind, die aufgrund ihrer Arbeit (Erzieher/in, Lehrer/in, medizinische Berufe, Einzelhandel) einfach eine Vielzahl von Kontakten haben und daher auch ein höhere Infektionsrisiko.
- Fühle ich mich wohl damit, dass eine der beiden Therapeutinnen auf ihrem Arbeitsplatz besonders exponiert ist?
- Ist für mich eine Gruppentherapiesitzung unter Corona-Bedingungen über sinnvoll und machbar, oder kreisen meine Gedanken dann nur um das Infektionsrisiko, egal wie abstrakt das sein mag?
- Könnte ich damit umgehen, dass alle im Raum MNS tragen? Was macht das mit mir in der Therapiesituation?
- Kann und will ich mich darauf verlassen, dass die anderen in der Gruppe genug Eigenverantwortung haben, und nicht zur Gruppe kommen, wenn sie symptomatisch sind (das berühmte Halskratzen, das man sonst gern ignoriert...) - was macht es mit mir, wenn das nicht der Fall ist und jemand offensichtlich erkältet auftaucht? Wie würde ich dann (vermutlich) reagieren? Was wären dann meine Erwartungen an die Gruppenleitung?
- Wie wichtig sind für mich die Gruppenstunden im Moment? Was ist, wenn die Gruppe einfach weiterläuft und ich aber wegen Ansteckungsrisiko nicht weiter dorthin gehen kann oder will? Was ist, wenn ich möchte, dass die Gruppe weiterläuft aber die Leitung entscheidet, dass pausiert wird?
Zur Einschätzung des rein "technischen" Risikos, gibt es den Risk-Calculator beim Max-Planck-Institut. Ich finde der hilft ganz gut, das individuelle und das Gesamtrisiko einer Infektion genauer abzuschätzen, sollte eine teilnehmende Person hoch infektiös sein: https://www.mpic.de/4747361/risk-calculator
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
― Anne Lamott
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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Vielen Dank für eure Antworten. Das mit dem Risk-Calculator ist sehr interessant, leider fehlen mir die Daten, um das Risiko abschätzen zu können. Raumgröße etc. könnte ich nur raten.
Ich befinde mich in der "beneidenswerten" Lage, dass ich momentan außerhalb meiner Familie praktisch null soziale Kontakte habe, außer Physio- und Psychotherapie, eine Absage der Gruppe würde mich also hart treffen.
Es scheint auch so zu sein, dass alle sehr verantwortungsvoll sind und bei Erkältungssymptomen wirklich zuhause bleiben, aber trotzdem bleibt natürlich ein Risiko. Bis auf einen anderen Teilnehmer haben alle (!!!) aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit ein erhöhtes Risiko.
Die Therapie mit Maske funktioniert meiner Meinung nach erstaunlich gut, allerdings gibt es eine Teilnehmerin, eine Kindergärtnerin, die beim Sprechen (ausgerechnet!) die Maske immer wieder abnimmt.
Um mich mache ich mir eigentlich keine Sorgen, aber meine Eltern sind beide über 75. Da mache ich mir schon so meine Gedanken.
Aber wahrscheinlich habt ihr Recht, und die GL wollte tatsächlich nur ein Stimmungsbild. Eine Absage "von oben" könnte ich akzeptieren, aber selbst zu entscheiden, nicht mehr zu den Treffen zu gehen, das bringe ich kaum übers Herz, auch wenn ich damit meine Eltern einem erhöhten, wenn auch indirektem, Risiko aussetze.
Ich befinde mich in der "beneidenswerten" Lage, dass ich momentan außerhalb meiner Familie praktisch null soziale Kontakte habe, außer Physio- und Psychotherapie, eine Absage der Gruppe würde mich also hart treffen.
Es scheint auch so zu sein, dass alle sehr verantwortungsvoll sind und bei Erkältungssymptomen wirklich zuhause bleiben, aber trotzdem bleibt natürlich ein Risiko. Bis auf einen anderen Teilnehmer haben alle (!!!) aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit ein erhöhtes Risiko.
Die Therapie mit Maske funktioniert meiner Meinung nach erstaunlich gut, allerdings gibt es eine Teilnehmerin, eine Kindergärtnerin, die beim Sprechen (ausgerechnet!) die Maske immer wieder abnimmt.
Um mich mache ich mir eigentlich keine Sorgen, aber meine Eltern sind beide über 75. Da mache ich mir schon so meine Gedanken.
Aber wahrscheinlich habt ihr Recht, und die GL wollte tatsächlich nur ein Stimmungsbild. Eine Absage "von oben" könnte ich akzeptieren, aber selbst zu entscheiden, nicht mehr zu den Treffen zu gehen, das bringe ich kaum übers Herz, auch wenn ich damit meine Eltern einem erhöhten, wenn auch indirektem, Risiko aussetze.
Wahrlich keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt.
Hermann Hesse
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