Alb-Träume als Folge aufgewühlter Traumata?

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Alb-Träume als Folge aufgewühlter Traumata?

Beitrag Mi., 21.10.2020, 11:13

Hallo!

Ich bin mir gerade gar nicht sicher, was ich mit diesem Thread erreichen will. Vielleicht hat ja jemand einen Rat. Ich weiß einfach nicht mehr was ich tun soll - und habe das Gefühl allmählich durchzudrehen. :stupid:

Seit kurzem bin in einer tiefenpsychologisch orientierten Gruppentherapie. Während der letzten beiden Sitzungen sind bei mir ein paar Erinnerungen aufgewühlt worden an Ereignisse, die mir zwar teilweise bewusst waren, deren tatsächliche Bedeutung ich allerdings verdrängt hatte. An sich vermutlich eine gute Sache, vom therapeutischen Standpunkt aus gesehen.

Das Problem ist, dass ich seit diesen Sitzungen jede Nacht schreckliche Albträume habe, die sich nicht nur auf diese Erinnerungen zu beziehen scheinen, sondern auch an andere Erlebnisse anknüpfen zu scheinen. Erlebnisse von denen ich nicht weiß, ob sie real sind oder nicht. Das ist allerdings nicht mein größtes Problem. Mein größtes Problem ist, dass ich mittlerweile solche Angst vor diesen Traumgesichten habe, dass ich mich kaum mehr traue zu schlafen. Letzte Nacht waren es beispielsweise nur noch knapp 2,5 Stunden. Allmählich habe ich das Gefühl durchzudrehen. (Deshalb bitte ich um Nachsicht, falls ich völlig unverständlichen Blödsinn geschrieben haben sollte = extremer Schlafmangel wirkt bei mir wie Vollrausch.) :ballaballa: :alcoholic:

Ach so, nach der letzten GT Sitzung gestern habe ich meine Therapeutin gefragt, ob ich noch mal eine Einzelstunde bei ihr haben könnte. Als sie wissen sollte, ob es wichtig oder dringen sei, habe ich Volldepp nein gesagt. :hammer:
Wahrlich keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt.
:grotten: Hermann Hesse

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 12:25

das was du schreibst ist sehr klar und verständlich und kein Blödsinn.

Was spricht dagegen die Therapeutin jetzt nochmal anzurufen, um einen zeitnahen Einzeltermin zu bitten mit der Klarstellung dass es leider doch dringend ist?

Und dann würde ich an deiner Stelle überlegen ob du gut aufgehoben in der Gruppentherapie bist, noch dazu ohne Einzelbegleitung (ich bin aber sowieso absolut kein Fan von Gruppentherapie)

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Beitrag Mi., 21.10.2020, 14:03

Danke chrysokoll. Mir kommt es sehr verwirrend vor. Aber vielleicht liegt das wirklich am Schlafmangel.

Es handelt sich um eine kombinierte Gruppen- und Einzeltherapie, d.h. im Bedarfsfall sind Einzelstunden möglich. Ich habe gestern auch noch mal versucht zu erklären, dass es doch wichtig ist, aber ich bekam noch keine Rückmeldung. Anrufen kann ich meine Therapeutin nicht - ich glaube da hätte ich bessere Chancen direkt zur Bundeskanzlerin durchgestellt zu werden. Allerdings antwortet sie normalerweise zeitnah auf SMS.

Im Grunde ist es vielleicht auch ein eher philosophisches Problem. Ist es besser gewisse Traumata zu verdrängen, oder sollte man sie be- bzw. verarbeiten? Im Moment bin ich mir da überhaupt nicht mehr sicher.

Absurd, auf der einen Seite habe ich das Gefühl, dass sich in der Therapie gerade sehr viel bewegt (vielleicht zu viel?) auf der anderen Seite möchte ich gerade am liebsten vor der Gruppe/ntherapie davonrennen...
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chrysokoll
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 14:22

ein Trauma zu verdrängen funktioniert meist nicht dauerhaft.
Nun ja auch bei dir nicht.
Ich halte sehr viel davon das anzugehen. Aber fachgerecht und patientengerecht.

Was ist das denn für eine Gruppentherapie (also nur falls du das beantworten magst?)
Ist es auf Trauma ausgerichtet, auf ganz was anderes, gemischte Diagnosen etc.?

Weil dann ist es alles andere als ideal, kann sogar richtig schaden.

Davonrennen als erster Impuls ist verständlich, aber nicht zielführend.
Viel wichtiger ist sicher das erst einmal klar und offen mit der Therapeutin zu besprechen.
Weiss sie von dem Trauma?

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Montana
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 14:50

Also seid ihr jetzt so verblieben, dass du keinen Termin bekommen hast? Weil es eigentlich nicht wichtig war?
Ehrlich gesagt finde ich allein die Frage schon unfair. Denn sie stellt ja zumindest die Möglichkeit in den Raum, dass es zu unwichtig ist. Darauf wäre ich auch sofort angesprungen und hätte angenommen, dass mein Anliegen nicht "reicht" für eine Einzelstunde.

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Candykills
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 14:53

Ich hatte auch während und durch die Therapie sehr ausufernde Albträume. Ich hab' selten konkret vom Missbrauch geträumt, sondern es ging meist um Themen wie "Ausgeliefertsein", "Kontrollverlust", zu dem es ja während des MIssbrauchs kommt.
Ich muss sagen, dass ich die Träume fast ausschließlich mit mir selbst ausgemacht habe, würde das heute aber anders angehen und in der Therapie ansprechen.
Deswegen auch mein Rat: ruf die Thera an und bitte sie um einen Einzeltermin.

Häufig verlieren solche Träume an Macht, wenn man sie mal jemandem erzählt hat. Wenn du es immer in dich reinfrisst, so wie ich das getan habe, verschwinden sie leider nicht von selbst. Die Erfahrung habe ich zumindest gemacht.

Heute habe ich auch mal Albträume, aber nicht mehr mehrmals jede Nacht, sondern halt ab und zu.
Du musst ja auch nicht unbedingt die Handlung beschreiben, sondern so die grobe Überschrift, worum es in den Albträumen geht. Sie sind ja oft symbolhaft für das, was wir erlebt haben und spiegeln nicht genau das Trauma in seinem Geschehen wider.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 15:17

Nun, wer entscheidet ob etwas dringend ist? Eine Therapeutin welche noch nichts weiss vom Thema,
oder Du selber der darunter leidet???

Ja, wenn ein Therapeut fragt, dann ist das nicht abschätzig oder abwertend, aber es gibt Dinge die halt zeitnaher einen Termin brauchen als andere.

Ich frage mich warum man nicht einfach ehrlich sagen kann, ja ist es.

Ich frage mich immer was würde ich meiner Freundin raten und dann so reagieren wie ich ihr raten würde,
damit bis jetzt immer gut gefahren
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 15:28

Vielen Dank, Ihr Lieben!

Mit soviel Feedback hätte ich gar nicht gerechnet. :-D

Kurz zu Euren Fragen.
Es ist ein ganz gemischte Gruppe. Bei den meisten scheinen zumindest auf den ersten Blick Probleme am Arbeitsplatz (Mobbing, Burnout) und soziale Phobien vorzuliegen. Zumindest ersteres liegt allerdings schon lange hinter mir. Bin im unfreiwilligen Vorruhestand. :roll:

Die Frage meiner Therapeutin fand ich auch merkwürdig, zumal ich bereits vor dem gestrigen Abend angefragt hatte. Nach 4 Jahren sollte sie eigentlich wissen, dass ich erst um Extratermine bitte, wenn die Hütte schon bis zum Dach brennt. Aber

immerhin. Während ich das hier schreibe kam gerade eine SMS. Sie wird mich am Freitag einschieben. Gott sei Dank. Ich habe wirklich das Gefühl verrückt zu werden. Sobald ich einschlafe kommen die Bilder wieder. Dann wache ich schweißgebadet auf und sobald ich wieder einschlafe, geht es von vorne los. Wenn das so weiter geht, weiß ich vor lauter Müdigkeit nicht mehr ob ich ein Männlein oder Weiblein bin, oder was es da noch so alles gibt. :confused!:

Das wirklich Spannende ist, dass viele dieser Träume quasi eine Rahmenhandlung haben. Ich träume von einer Gruppentherapie in der meine vermeintlichen Erlebnisse zur Sprache kommen und plötzlich bin ich dann mitten drin im Geschehen. Und wenn ich dann aufwache habe ich jedes Mal den Eindruck, dass ich mich besser an das eigentliche Trauma erinnere - auch wenn es keinen für mich erkennbaren Zusammenhang zu den Geschehnissen im Traum gibt. ... Und wenn nur ein Bruchteil von dem stimmt, was mir da so alles in den Sinn kommt :kotz:

@ Candykills: Danke für deinen Rat. Bisher habe ich erst einmal einen Traum mit meiner Therapeutin besprochen (ist Jahre her) und ich fand es unglaublich spannend zu welchen Deutungen ich mit ihrer Hilfe gekommen bin. Damals fand ich das sehr hilfreich, aber dieses Mal habe ich einfach nur Angst davor.
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 15:37

Pianolullaby hat geschrieben: Mi., 21.10.2020, 15:17 Ich frage mich warum man nicht einfach ehrlich sagen kann, ja ist es.
Das ist mein Problem in einem Satz auf den Punkt gebracht: Ich kann nicht sagen, das ist wichtig.
Genauso wenig wie ich nein sagen kann, wenn jemand etwas von mir will, genauso wenig kann ich sagen: Ich brauche dies oder jenes.
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 17:43

Wie gut ich Deine Situation nachvollziehen kann, auch ich schlafe kaum weil ich nur auf diese Weise um die Alpträume herumkommen kann. Zum Glück habe ich ausschließlich Einzelsitzungen und kann die dann eben auch besprechen. Anfangs habe ich jeden Traum aufgeschrieben, das habe ich schon Jahre vor der Thera gemacht, aber in den letzten beiden Jahren wurden die Träume so schrecklich, dass ein Notieren nicht mehr möglich war und ich sie so schnell wie möglich vergessen will.

Ich denke, es ist egal wie lange eine Traumatisierung her ist, es gibt immer Möglichkeiten, dass sie wieder an die Oberfläche drängen und dann eben irgenetwas auslösen: Panikattacken, Alpträume etc.

Wichtig ist, dass Du die Träume nicht 1:1 übersetzt. Aber meiner Info nach verarbeitet das Gehirn eben Dinge die Dir angetan wurden in den Träumen.

Ich freue mich, dass Deine Thera noch einen Termin für Dich gefunden hat.
never know better than the natives. Kofi Annan

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Beitrag Mi., 21.10.2020, 18:08

Hardworking Fool hat geschrieben: Mi., 21.10.2020, 15:37
Pianolullaby hat geschrieben: Mi., 21.10.2020, 15:17 Ich frage mich warum man nicht einfach ehrlich sagen kann, ja ist es.
Das ist mein Problem in einem Satz auf den Punkt gebracht: Ich kann nicht sagen, das ist wichtig.
Genauso wenig wie ich nein sagen kann, wenn jemand etwas von mir will, genauso wenig kann ich sagen: Ich brauche dies oder jenes.
wieso, weisst du das?
Und ja ich denke sie weiss dass die Hütte brennt, ABER im Zuge der Selbstwirksamkeit wird sie darauf warten dass du endlich aus dem Quark kommst, und ihr sagen kannst, ja es brennt aber. Du möchtest etwas von ihr, also solltest du auch auf sie zukommen und ihr klar sagen was Sache ist.
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 19:36

Pianolullaby hat geschrieben: Mi., 21.10.2020, 18:08 wieso, weisst du das?
[...] Du möchtest etwas von ihr, also solltest du auch auf sie zukommen und ihr klar sagen was Sache ist.
Ja, ich weiß genau warum ich das nicht kann. Ich wurde so erzogen. Die extreme Form von, "Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern frage du für dein Land tun kannst."
Es war völlig egal, was ich wollte oder brauchte, ich hatte zu tun was man von mir verlangte und ansonsten brav die Klappe zu halten. Eigene Bedürfnisse oder Wünsche zu äußern? Undenkbar!

Hatte auch Vorteile. So wusste ich schon im Kindergarten, welchen Beruf ich einmal "wählen" würde.
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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 19:40

Ja, aber du lebst nicht mehr im Jahre 19....? Du bist inzwischen gereift,
du hast x entscheidungen mittlerweile getroffen,
nun arbeite für Dich, deine Eltern sagen Dir dafür nicht danke, dass du nicht zu dir stehst
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Hardworking Fool
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 20:49

Pianolullaby hat geschrieben: Mi., 21.10.2020, 19:40 Ja, aber du lebst nicht mehr im Jahre 19....? Du bist inzwischen gereift,
du hast x entscheidungen mittlerweile getroffen,
nun arbeite für Dich, deine Eltern sagen Dir dafür nicht danke, dass du nicht zu dir stehst
@Pianolullaby: Sei versichert, ich arbeite daran. Sogar verdammt hart und auch schon seit langer Zeit. Es ist auch nicht so als würde ich keine Fortschritte machen. Es dauert halt. Aber das ist okay.

Meine Eltern? Die würden wahrscheinlich nicht mal merken, was mit mir los ist, wenn ich es ihnen mit einem Megafon in der Hand mitten ins Gesicht schreien würde. Die haben auch damals nichts bemerkt... Obwohl sie es hätten merken müssen!
Oder, noch schlimmer, sie haben es bemerkt, aber nichts unternommen.
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Beitrag Mi., 21.10.2020, 21:11

ja, das mag alles sein, aber es ist nicht mehr die Gegenwart! Du bist Dein eigener Chef, deine Eltern haben nicht mehr die Verantwortung für Dich, die hast Du selber. Du bist für Dich verantwortlich, niemand anderer
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