Wie anstrengend ist Therapie?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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chrysokoll
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Wie anstrengend ist Therapie?

Beitrag So., 30.08.2020, 15:37

derzeit schafft mich meine Therapie ganz heftig.
Ich habe eine Stunde die Woche, Verhaltenstherapie mit Traumaschwerpunkt, bei einer wirklich guten Therapeutin.

Und es ist sehr sehr intensiv, die Themen fordern mich, es gibt jede Menge Hausaufgaben.
Die sind, neben dem zeitlichen Aufwand, auch sehr belastend, weil sie viel Beschäftigung mit mir selber nötig machen.

Nach den Therapiestunden bin ich fix und fertig, komme gerade noch so nach Hause und muss mich dann meist wirklich hinlegen für ein oder zwei Stunden. Auch am Abend ist nicht mehr viel mit mir anzufangen.

Das geht schon, aber es ist sehr heftig.
Und ja, mir war klar dass es anstrengend wird.
Meine Therapeutin legt auch ein ziemliches Tempo vor.

Wie ist das bei euch?
Seid ihr auch so geschafft nach den Stunden?
Was macht ihr um das aufzufangen, um wieder zu "funktionieren" ?
Oder nehmt ihr euch einfach die Zeit die ihr braucht?

Ich stell mir vor ich müsste danach arbeiten, das ginge gar nicht. Könntet ihr das?

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Sinarellas
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Beitrag So., 30.08.2020, 15:52

Stop sagen und um etwas mehr Puffer bitten. Das Tempo ist zu fix, ich würde das mitteilen.
..:..

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chrysokoll
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Beitrag So., 30.08.2020, 16:09

meinst du?
Ich bin mir da unsicher.
Mir war und ist klar dass diese Themen anstrengend sind.
Ich hab auch schon Therapien gemacht, aber das ist lange her und war ganz anders.

Ich kann grad schwer abschätzen wie sehr das belasten kann und soll und darf.
Dass ich praktisch nach jeder Therapiestunde nicht mehr stehen kann ist aber heftig.

Ich hab der Therapeutin auch schon mal gesagt dass die Stunden sehr anstrengen sind, sie hat wissend genickt, aber nichts weiter. Womöglich war ich da nicht deutlich genug.

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Sadako
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Beitrag So., 30.08.2020, 16:17

Für mich ist Therapie auch oft ziemlich anstrengend aber ich bin immer im Gespräch mit meiner Therapeutin, ob es für mich noch schaffbar ist. Wenn mein Alltag baden geht, ziehen wir die Reißleine und schalten einen oder auch drei Gänge zurück.
Ich würde dir auch ans Herz legen, deiner Therapeutin zu sagen, dass du mit dem Thema und dem Tempo an der Belastungsgrenze bist. Denk dran, dass ist kein Sprint, dass ist eher ein Marathon.
Hat ja keinen Sinn, wenn das irgendwann so an die Substanz geht, dass du destabilisierst.

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Candykills
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Beitrag So., 30.08.2020, 16:28

Ich fand meine letzte Therapie auch als sehr, sehr anstrengend. Das ist auch ein Grund, warum ich ein bisschen unwillig bin therapeutisch weiter zu machen, weil mir auch Zeit und Kraft fehlt im Moment mich so mit mir auseinander zu setzen und an mir zu arbeiten. Das haben wir ja im Grunde über Jahre tagtäglich gemacht.
Wir haben die Therapiestunde NIE vor die Uni gelegt, sondern immer nach der Uni oder an unifreien Tagen. Ich war danach zu nix mehr zu gebrauchen, weil ich entweder total erschöpft oder total aufgedreht war. Oft war auch ein großes Durcheinander in mir.

Ob wir ein schnelles oder langsames Tempo hatten, kann ich im Nachhinein nicht mehr beurteilen. Aber ich finde, dass deine Thera da sich nach dir richten sollte. Wenn du das Gefühl hast, dass es zu schnell geht, würde ich empfehlen das mitzuteilen. Theras sind ja nicht unbedingt Hellseher.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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kaputt
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Beitrag So., 30.08.2020, 17:01

Man muss schauen wie viel man erträgt. Ich kenne auch Therapiestunden, wo alles hoch kommt und mir nur zum Heulen ist. Aber das kommt dann einmal hoch und dann geht es wieder. Am nächsten Tag geht es mir dann besser. Diese Stunden bringen mir sehr viel

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Pustekuchenxc
Helferlein
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Beitrag So., 30.08.2020, 18:05

Zu Beginn meiner Therapie haben wir einen ähnlichen Schnellstart hingelegt. In wenigen Stunden sehr viel Input und sehr oft Gefühle gestriffen mit Auswirkungen, die ich nicht so gut abfangen konnte. Ich dachte, DAS ist Therapie.

Kurz darauf folgte ein Zusammenbruch meinerseits und die Erkenntnis, dass wir ein paar Gänge zurückschalten sollten.
Seitdem sind wir vom Trauma weggegangen und arbeiten erstmal daran, dass ich vertrauensvoll und stabil in die Stunde kommen kann.

Sprich es an, ich kann es dir nur ans Herz legen.
Mir geht es so viel besser seitdem und Therapie fühlt sich endlich hilfreich an.
Glaub nicht alles, was du denkst.

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saffiatou
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Beitrag So., 30.08.2020, 18:24

Hallo Chrysokoll,

ich bin ganz froh, dass Du schreibst, wie anstrengend Deine Thera ist, bisher dachte ich immer nur ich bin so fertig. Ich bin erledigt nach der Stunde. Ich gehe meistens danach erst mal in ein Café und lasse das sacken und mache mir Notitzen oder starre einfach nur in den Park. Manchmal ist der Inhalt der Therapie aber auch schon futsch, wenn ich die Praxis verlasse, der kommt dann oft erst am nächsten Tag langsam wieder.
never know better than the natives. Kofi Annan


Waldschratin
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Beitrag So., 30.08.2020, 18:25

Ja, darf natürlich anstrengend sein, grade bei Traumabearbeitung kommt man da nicht drumrum.
Aber alles mit Maß und Ziel.

Ich hab nur alle 14 Tage einen Termin gewollt, aus eben diesen Grund und weil ich zusätzlich ja körperlich bedingt schon mindestens einen Tag Vorbereitung brauch, damit ich überhaupt nen halben Tag unterwegs sein können hingekriegt hab. Und dann hab ich mir für den Therapietag und den drauf nach Möglichkeit nichts Anstrengendes vorgenommen. Wenn halt was sein musste, ok, aber nach Möglichkeit wollte ich da Freiraum und Zeit haben für das "Nachgewerkel" in mir.

Ich bin schon nach der Therapie immer arbeiten gegangen, aber das lag daran, dass ich abends nen Minijob als Putze hab, also nix weiter Tragisches wie 8 Stunden hochkonzentriert bei Fuß stehen müssen.
Und dennoch wars oft grenzwertig anstrengend dann.

Für mich war die Grenze der Belastung aber auch da, wo ich es dauerhaft nicht mehr geschafft hätte, meinen üblichen Alltag halbwegs regelmäßig hinzukriegen, ohne dran draufzugehen.
Das beinhaltet für mich auch Dinge wie Fittnessstudio und mich mit jemanden treffen können. Wenn mir das über längere Strecken nicht mehr möglich gewesen wäre wegen der Therapie, hätte ich auch um Tempo rausnehmen, irgendwie entzerren, Themenwechsel oder auf Randthemen konzentrieren bis hin zu erstmal stabilisierend arbeiten gebeten.

Vielleicht solltest du da wirklich noch mal graderaus Klartext mit deinem Thera reden. :ja:

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Montana
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Beitrag So., 30.08.2020, 18:36

Ich kann manchmal auf der Rückfahrt mit dem Auto kaum mehr die Augen offen halten, obwohl mein Termin am Vormittag ist. Eine Pause danach ist aber nicht drin.
Langsamer ist aber auch keine Option, denn das würde bedeuten, die wichtigen Themen wieder auszusparen. Wie in den letzten x Jahren. Aber das bringt mir dann auch nichts, dann kann ich es lassen.

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Fairness
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Beitrag So., 30.08.2020, 19:12

Liebe Chrysokoll, ich erlebte die Therapie auch als anstrengend, belastend, herausfordernd. Es war mir deswegen wichtig, mir kleinere Zwischenziele unterwegs zu setzen und dann probieren, sie zu realisieren. Ich überlegte, wie ich meine Erkenntnisse im Alltag einbauen konnte und das tat ich dann. Wenn etwas klappte oder sich zum Guten wendete, hat mich das aufgebaut, so dass ich auch mit Schwierigkeiten besser klarkam, welche das begleiteten... zehrte zeitlang von den positiven Erfahrungen. Das machte das Ganze etwas besser, etwas leichter zu tragen.
Sometimes your heart needs more time to accept what your mind already knows.

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chrysokoll
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Beitrag So., 30.08.2020, 20:14

Sadako hat geschrieben: So., 30.08.2020, 16:17
Ich würde dir auch ans Herz legen, deiner Therapeutin zu sagen, dass du mit dem Thema und dem Tempo an der Belastungsgrenze bist. Denk dran, dass ist kein Sprint, dass ist eher ein Marathon.
Hat ja keinen Sinn, wenn das irgendwann so an die Substanz geht, dass du destabilisierst.
danke für deine Einschätzung, das Bild mit dem Marathon stimmt schon.
Ich in da sehr unsicher wie viel ich aushalten "muss" oder soll, und wie weit es geht.
Und ja, es geht ganz arg an die Substanz

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chrysokoll
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Beitrag So., 30.08.2020, 20:17

Montana hat geschrieben: So., 30.08.2020, 18:36 Ich kann manchmal auf der Rückfahrt mit dem Auto kaum mehr die Augen offen halten, obwohl mein Termin am Vormittag ist. Eine Pause danach ist aber nicht drin.
ich brauche inzwischen eine ganze Weile danach bevor ich überhaupt mit dem Auto los fahren kann.
Zum Glück hab ich nicht weit, aber das ist nicht ideal, ich fahre da echt auf "Autopilot"

Termine danach gingen absolut überhaupt nicht.

Meine Tochter ist auch groß genug, die braucht mich dann nicht, auch das wäre wirklich schwierig

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Sadako
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Beitrag So., 30.08.2020, 21:09

chrysokoll hat geschrieben: So., 30.08.2020, 20:14
Ich in da sehr unsicher wie viel ich aushalten "muss" oder soll, und wie weit es geht.
Müssen musst du gar nichts, das ist mir ganz wichtig zu sagen.

Letztlich geht es um eine Entscheidung, wieviel Kraft und innerlichen Aufruhr kannst du und willst du ertragen?
Ich kann (als Laie) immer nur meine begrenzte Perspektive als Vergleich nehmen. Ich musste mich da auch positionieren. Ich habe die klare Rückmeldung bekommen, dass ich da,it rechnen muss, dass es hart und anstrengend wird, wenn ich bestimmte Dinge in der Therapie angehen will. Ich habe meine Berufstätigkeit reduziert, weil ich oft auch am Tag nach der Therapie nicht arbeiten kann. Es ist mir wichtig, diese Chance zu nutzen, aber dennoch muss es in meinem Tempo sein und für mich verdaulich bleiben.
Für mich es es eine gute Erfahrung, dass ich mit aktiv steuern und planen kann.(... und ein Lerneffekt nebenbei ist, dass ich generell lerne, da Verantwortung zu übernehmen und konstruktiv für mich zu sorgen, bevor mir das Wasser bis zum Hals steht)

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chrysokoll
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Beitrag So., 30.08.2020, 21:47

danke Sadako
Das ist wohl Teil des Problems, es fällt mir sehr schwer da eine Grenze zu sehen, zu fühlen, zu ziehen.
Und ich erkenne: Die Therapeutin kann nicht hell sehen, ich muss und darf das mitteilen und auch bremsen

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