Reicht das für eine Sozialphobie

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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JaneDoe2001
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Reicht das für eine Sozialphobie

Beitrag Fr., 05.06.2020, 15:40

Hallo an alle, die mir zuhören!

Mein Problem ist simpel: ich drehe durch, wenn ich mit Gästen am Tisch sitzen muß. Ich gehe lieber zum Zahnarzt. Zwei Therapeuten haben bereits das Handtuch geworfen. Ich möchte mich gerne selbst einlesen. Vielleicht kann ich mich a la Münchhausen selbst am Schopf aus dem Sumpf ziehen.

Ich kann unter Menschen gehen, ich kann immer und überall essen, ich kann Fremde in ein Gespräch verwickeln, ich kann auf eine Bühne gehen. Ich arbeite gerne mit Freunden zusammen. Ich helfe gerne. Und dann kommt die Katastrophe: Darf ich dich als Dank zum Essen einladen? Es ist schon passiert, daß ich mich aus Höflichkeit zum Tisch gesetzt habe. Leider bin ich nicht gut dabei, mich zu verstellen, und mein sehr feinfühliger Gastgeber hat sich ehrlich entschuldigt, daß er mich in die Situation gebracht hat. Ich hab mich mies gefühlt.

Ich gehe ungern auf Feste jeder Art. Auf Gartenfesten nehme ich die Gitarre mit, damit ich mich nicht unterhalten muß . Oder ich helfe in der Küche aus. Es kann leider auch sein, daß ich Migräne habe und mit einem platzenden Schädel einschlafe, obwohl eine Horde Kinder herumtobt.

Bei den Essenseinladungen, die ich nicht ausschlagen kann, bin ich eine Woche vorher unleidlich. Das gleiche gilt, wenn ich jemanden einlade. Ich drehe durch, wenn ich am Tisch sitzen muß.

Ein paar Stunden nicht tun können, was ich will, bringt mich um. Andererseits, gemeinsam arbeiten mag ich. Vielleicht weil ich nicht in der Menge verschwinden kann? Mein Mann meint, ich hasse es, wenn jemand meine Kreise stört. Ich komme mit sehr wenig Sozialkontakt aus. Für mich sind Einladungen keine Freizeit sondern anstrengend, und ich wäre sehr glücklich, wenn sich der Rest der Welt miteinander beschäftigt und mich vergisst. Freizeit ist für mich tun können, was ICH will, nicht höflich sein. Ein Wochenende mit einer Einladung ist für mich verdorben.

Ich bin gut und lange verheiratet, ich habe Kinder großgezogen, mit Kundenkontakt mein Brot verdient und auch gesundheitlich einiges hinter mir, aber am Tisch sitzen kann ich nicht.

Ein paar Details noch: In meiner Familie gibts Asperger. Ich nehme wegen einer Neuralgie seit Jahren Antidepressiva, Serotoninwiederaufnahmehemmer und sonst noch schwere Schmerzmittel. Ich bin trotzdem nicht geselliger geworden, im Gegenteil. Wenns mir mies geht, würde ich noch viel lieber auf einer Insel leben.

Covid19 ändert kaum etwas an meinem Leben. Mit den gelockerten Bestimmungen kommt sicher wieder die nächste Einladung, und ich mag nicht. Ich sollte damit irgendwie zurechtkommen. Garnicht eingeladen werden macht mich vielleicht traurig, obwohl ich schon dieser Situation war, und es war auch in Ordnung. Ich bin bei meinen Freunden akzeptiert, weil ich hilfsbereit bin.

Hat irgendwer eine Idee, wie ich diesen gordischen Knoten lösen kann? Wie schaffe ich es, mich an einen Tisch zu setzen, ohne mehr als mies drauf zu sein?

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 05.06.2020, 16:07

warum willst du das denn so unbedingt können und machen?

Wäre der umgekehrte Weg für dich vielleicht eine Möglichkeit?
Einfach zu akzeptieren dass das nichts für dich ist, du das nicht magst, nicht kannst.

Man muss Einladungen nicht annehmen.
Man kann gerade guten Freunden, Leuten die einem was nettes tun wollen auch sagen "du, das ist lieb von dir, aber essen gehen ist irgendwie nichts für mich"
Und man kann ja dann, ohne jemand vor den Kopf zu stossen, was anderes vorschlagen.
Es gibt ja sicher Dinge die du magst, die du gerne machst.

Vielleicht entlastet es dich auch sehr wenn du nicht mehr kämpfst, nicht mehr dich zwingst und denkst du musst das aber können, sondern dir "erlaubst" das einfach bleiben zu lassen?

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JaneDoe2001
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Beitrag Fr., 05.06.2020, 19:22

Das ist natürlich eine Möglichkeit. Diesen Vorschlag habe ich erwartet, und ich danke dir, daß du dich mit meiner Frage beschäftigst. Ganz enge Freunde wissen davon, und einige tun sich genauso schwer. Gleich und gleich gesellt sich gerne. Selten aber doch treffen wir uns gerne. Es ist witzig, wenn man nach zwei Jahren die Unterhaltung einfach fortsetzt.

Meine Hobbies mit jemand gemeinsam auszuüben wäre noch ein größeres Übel. Abgesehen davon, daß sie in meinem Freundeskreis niemand teilt. Ich halte auch absichtlich zu niemand Kontakt, der ähnliche Dinge gerne mag. Das ist meine Spielwiese ganz allein.

Ich habe es satt, mich ewig rauszureden, und meinem Mann würde sich auch freun. Was der Rest der Menschheit kann und gerne tut wäre toll wenn ich das irgendwie hinkriege, ohne daß es eine Quälerei ist. Ist halt der übliche Sozialkontakt. Ich will nicht ständig irgendwelche Leute brüskieren. Ich würde zumindest gerne so tun, wie wenn ich es könnte. Ich hätte vielleicht Vorteile davon. Wenn ich anderen beim Feiern zuschau, wundere ich mich, was bei mir falsch läuft. Ich würde es gerne wenigst theoretisch begreifen. Irgendwann habe ich mich so eingeigelt, daß es ein ernsthaftes Problem wird. Ich lebe in der Hinsicht schon sehr bei meinem Mann mit und verstecke mich nur zu gern hinter ihm. Was würde ich machen, wenn ich alleine wäre?

Ich wäre traurig gewesen, wenn ich auf der Hochzeit von Freunden nicht eingeladen gewesen wäre. Ich war dort. Und es war unangenehm. Irgendwie doof, alle amüsieren sich und ich drück mich herum und überlege, wann ich wieder nach Hause darf. Abhaun geht schlecht, wenn man auf der Donau herumschippert. Es wäre nett, wenn ich mich unterhalten könnte, statt mich irgendwo auf dem Schiff zu verkriechen.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 05.06.2020, 19:53

hm, was haben dir denn die zwei Therapeuten geraten oder was hast du schon ausprobiert?

Ich meine, "unangenehm" ist zwar nicht schön, aber ja schon mal auszuhalten für Freunde.
Oder ist es für dich deutlich schlimmer als unangenehm? Gibt es da gar keine Strategie die wirkt?

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Senira
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Beitrag Fr., 05.06.2020, 21:40

Hallo Jane...,
die Idee, Dich selbst zu therapieren ist ein riesiger Schritt in Richtung emotionale Unabhängigkeit . Alle Therapeuten weghören!
Ich praktiziere dies seit 20 Jahren und dies mehr als erfolgreich wie mir meine letzte Therapeutin völlig irritiert bescheinigte. (Ja, warum geht die den zu einer Therapeutin, die therapiert sich doch selbst- ganz einfach, die war zu einer Mutter- Kind- Kur und da sind mind. 2 Therapiegespräche vorgeschrieben. ) Lange Rede kurzer Sinn : die Therapeutin hat mir ihre Probleme anvertraut und war völlig entsetzt, als sie begriff, was vor sich ging. So, wie verläuft dieser Weg dahin : ich stelle mir in jeder Lebenslage die FrageN : WILL ich das ? Will ICH das? und Will ich DAS? Nun zu deinem Beispiel: Du WILLST Essen gehen, weil man das so macht. Du WILLST NICHT Essen gehen . Du willst nicht ESSEN GEHEN. Ok 2mal nein. Jetzt die innere Analyse: was stört dich genau ? Du sagst, Du kannst nicht machen, was Du willst, fühlst Dich auf dem Schiff eingesperrt. Nun zu mir : ich wollte immer früh nach Hause, genau wie Du. Bis ich angefangen habe, die Feier als Bühne zu sehen. Ich erzähle geistreiche Geschichten, witzige Anekdoten aus der Vergangenheit und die Traube wird immer größer um mich herum. Ich steigere mich nicht rein in das „Nach Hause wollen“ Es ist die Regel, dass ich mit mein Mann immer Augenkontakt habe. Wenn einer wirklich unbedingt nach Hause will, zieht er die Augenbraune hoch und nickt. Dann erlöst der andere ihn, in dem er hingeht und sagt , Schatz ich möchte nach Hause. Dann gehen wir gemeinsam. Wenn das nicht geht, weil wir z.B Trauzeugen sind, dann wird tapfer durchgehalten, aber nur in so speziellen Fällen. Versuche den Fluchtinstinkt in Angriff umzuwandeln. Ich staune immer, wie die Menschen sich zusammen rotten, wenn einer die Führung übernimmt und sie bespasst. Menschen sind einfach zu manipulieren. Stärke zeigt der, der es kann, aber nicht zu seinem Vorteil nutzt. Viel Spaß beim ausprobieren

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JaneDoe2001
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Beitrag Fr., 05.06.2020, 22:15

Beim ersten Therapeuten bin ich öfters mal auf ein paar Sitzungen. Ich bin zufrieden mit ihm. Diesmal hat er sofort abgewunken. Warum habe ich nicht gefragt.

Meine Neurologin hat wegen der Schmerzen in meinem Bauch gemeint, ich sollte wohin gehen. Ich habe einen Kassenplatz bekommen und mich darüber gefreut. Unter anderem habe ich mir als Therapieziel gewünscht, mich in solchen Situationen besser zu fühlen. Nachdem sie mir ein paar Stunden zugehört hat, was sicher ganz lieb ist, habe ich ihr erklärt, daß ich gerne irgendwelche Ideen oder Übungen von ihr hätte. Daraufhin hat sie sich unter Druck gesetzt gefühlt und gemeint, ich soll das lassen. Dann habe ich sie in Ruhe gelassen und mich von ihr für immer verabschiedet. Ich war freundlich und höflich. Sie hat extrem frustriert reagiert. Das finde ich unprofessionell.

Es ist schlimmer als unangenehm. Ich geh lieber zum Zahnarzt. Und ich meine nicht die weichgespülte Variante mit Injektion. Mein Körper kann Migräneatacken

Mein Mann hat heute so eine Dankeschön - Einladung zum Essen angenommen. Ich bin ihn ziemlich böse angegangen. Morgen sagt er ab. Es ist ihm nicht unangenehm. Die Person um die es geht, kommt aus einem asiatischen Kulturkreis, wo man alles was man bekommt auch zurückgeben muß. Das macht es kompliziert. Diese Person verliert damit ihr Gesicht. Das ist nicht das geplante Ergebnis, wenn mein Mann ihr einen Gefallen tut und ein Möbelstück transportiert.

Bis jetzt habe ich keine brauchbare Taktik gefunden. Meine heftige Reaktion heute war der Grund für diesen Post.

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JaneDoe2001
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Beitrag Fr., 05.06.2020, 22:32

Die Therapeutin therapieren klingt interessant. Manipulieren mag ich nicht, dafür sind mir Menschen zu wertvoll.

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Joa
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 02:07

Hi Jane,

mir geht es in Gesellschaft ähnlich. Es hat Jahre gedauert, und ich musste erstmal an einen Punkt kommen, an dem ich einfach keine Power mehr hatte, mich zu verbiegen (und null Bock mehr).

Aber mittlerweile gehe ich in der Regel nur noch sehr selten zu irgendwelchen Treffen. Da gibt es 2-3 Leute, mit denen ich mich so wohl fühle, dass ein Zusammensein mich nicht komplett auslaugt, das geht gelegentlich.

Wenn mal alle paar Jahre eine Hochzeit etc. ansteht, beiße ich hald die Zähne zusammen. Aber sonst stehe ich mittlerweile offen dazu, mehr oder weniger Einsiedlerin zu sein. Das ist sehr befreiend. So bin ich, und das ist voll ok! :->

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Senira
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 08:17

Hallo Jane,
In deinem letzten Post sprichst Du 2 Dinge an. ... Ich gehe gern zum Zahnarzt. Und ich meine nicht .... Mein Körper kann Migräneatacken.
1. Schmerz - ich kann das !
2. Mein Körper kann Migräne...
Ich vermute, dass deine Ausgehphobie ändere Ursachen hat und dies nur ein Ausdrucksmittel deiner Seele ist. Ich gehe davon aus,
dass Deine Migräne schon länger zu Besuch ist. Nach dem Ursache - Wirkung- Prinzip gibt es für Alles auf dieser Welt einen Grund, so auch tausende Auslöser für Migräneatacken.
Bei meiner Freundin war es ein Kindheitstrauma : sie durfte als Kind den Tisch nicht decken, weil ihr Vater meinte, dass Kinder immer schmutzige Hände haben, weil sie immer alles anfassen müssen und die Finger in den Mund stecken usw. Ihre Mutter hat dabei nie eingegriffen. Die Folge: wenn niemand im Raum war, hat sie auf den gedeckten Teller ihres Vaters gespukt und mit den Händchen die Spuke auf dem ganzen Teller verteilt. Von diesen Schuldgefühlen nährt sich heute noch ihre Migräne, die Anfälle sind bei ihr so schwer, dass sie davon ohnmächtig wird und ihr Sohn den Rettungsdienst rufen muss.

Ich würde Dich bitten, diese Fachpublikation zu lesen und in Dich hineinzuhorchen.

Ich darf noch keine Links einsetzen , daher hier die Suchwörter
„Psychologie heute“ -„Migräne ein sicherer Ort“

Alles Gute für Dich 🙋🏻‍♀️

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lisbeth
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 08:21

Hallo Jane,

ich hab auch den Eindruck, dass das Problem vor allem deine eigenen Erwartungen an dich selbst sind, wie du zu sein hättest und dass du dich damit selbst ziemlich unter Druck setzst.

Mir geht/ging es mit bestimmten Ereignissen ähnlich wie dir: Hochzeiten, große Geburtstagsfeiern, auch Familienfeste waren der blanke Horror. Oder Situationen, wo ich mit mir eher wenig nahestehenden Menschen Smalltalk machen muss. Und ich hab mich ganz oft hingezwungen und reingezwungen. Was das Ganze nicht besser gemacht hat. Irgendwann ging bei mir gar nichts mehr, auch beruflich. Da war dann das Ende der Fahnenstange erreicht.

Und dann hab ich mal angefangen, in diesen Dingen mehr nach meinen Bedürfnissen zu gehen. Bin zu bestimmten Feiern nicht hin. Hab offen mit den betreffenden Menschen geredet und gesagt, dass ich das einfach nicht gut kann, dass mich solche Events stressen und dass es im Moment absolut zuviel ist. Und eigentlich alle hatten Verständnis und die Freundschaften/Beziehungen haben nicht darunter gelitten.

Anstatt das als eine Macke von dir zu betrachten und dich zu zwingen, dass du "normal" sein müsstest, wäre es hilfreicher, zu akzeptieren, dass du nunmal so bist (egal was der Grund ist) und dazu zu stehen. Und du wirst feststellen, dass die Welt davon nicht untergeht, dass das meiste von deinen Befürchtungen, was dann passieren würde, deine eigenen Horrorszenarien sind, die nie eintreten werden. Menschen die dir nahestehen, werden dich trotzdem mögen und zu dir stehen. Und Menschen die weiter entfernt sind und damit nicht klarkommen? Warum lässt du dir von denen und ihren Reaktionen vorschreiben, wie du sein "musst"? Eigentlich schreibst du es dir selbst vor, weil dir die Reaktionen der anderen so wichtig sind. Und damit hast du es auch selbst in der Hand.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Anna-Luisa
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 08:27

Senira hat geschrieben: Fr., 05.06.2020, 21:40 Ich praktiziere dies seit 20 Jahren und dies mehr als erfolgreich wie mir meine letzte Therapeutin völlig irritiert bescheinigte.
Du therapiert dich seit 20 (!) Jahren erfolgreich (?) selber? Ist denn dann auch mal ein Ende in Sicht?

Seltsam, dass deine damalige Therapeutin irritiert ist, dass du "Erfolg" hattest. Das ist doch gar nicht ungewöhnlich. Wenn ich Halsschmerzen habe gelingt es mir in vielen Fällen auch mich selber zu kurieren. Mit Myrrhetinktur. Und manchmal geht das eben nicht, dann hole ich mir ärztliche Hilfe.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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Senira
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 08:43

Hallo Anna- Louise,

zu 1. Deine Bemerkung ist aus dem Zusammenhang gerissen. Vielleicht findest Du die Antwort, wenn Du es nochmal liest.
Zu 2. Am Ende bin ich angekommen , wenn ich sterbe. Es gibt niemanden auf dieser Erde, der „austherapiert“ ist, diesen Anspruch erhebt nicht mal der Dalai Lama für sich.

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Senira
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 08:47

Hallo Lisbeth,
Ich mag Deinen Leitspruch.

In dem Maß wie wir anfangen, Fragen anders zu stellen, werden wir auch neue Antworten finden.

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Anna-Luisa
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 09:41

Senira hat geschrieben: Sa., 06.06.2020, 08:43 zu 1. Deine Bemerkung ist aus dem Zusammenhang gerissen. Vielleicht findest Du die Antwort, wenn Du es nochmal liest.
Zu 2. Am Ende bin ich angekommen , wenn ich sterbe. Es gibt niemanden auf dieser Erde, der „austherapiert“ ist, diesen Anspruch erhebt nicht mal der Dalai Lama für sich.
Du therapiert dich, seit 20 Jahren, erfolgreich (!) selbst. Was soll ich da aus dem Zusammenhang gerissen haben?

Von "austherapiert" ist die Rede, wenn diverse Behandlungsmöglichkeiten erschöpft sind - und für den Kranken keine erfolgversprechende Möglichkeit zur Besserung seines Zustandes existiert. Nicht jedoch, wenn jemand nach erfolgreicher Behandlung keine Therapie mehr benötigt.

Eine zwanzigjährige "Eigentherapie" würde ich definitiv als missglückt ansehen.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Chancen
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 11:18

Hallo JaneDoe!

Mir fallen mehrere Dinge bzw Theorien dazu ein, ich schreibe sie ohne bestimmte Reihenfolge, wie sie mir in den Sinn kommen:

1. Zuerst: Ich kenne Menschen, denen es so geht wie dir, die sich das aber selbst gar nicht übel nehmen, sondern einfach für sich festhalten, dass sie das nicht wollen. Sie schlagen Einladungen aus und entschuldigen sich bei Freunden mit der Wahrheit ("ich kann das nicht, es ist mir über alle Maßen unangenehm"), bei allen anderen damit, dass sie einfach keine Zeit haben, sondern viel um die Ohren.
Du könntest als Ausrede zum Beispiel auch auf Panikattacken (bzw. ähnliche Zustände) verweisen, oder auf Restless Legs: Du kannst einfach nicht stillsitzen.

Aber ich lese heraus, dass du das eher nicht möchtest, sondern lieber lernen, wie du es schaffen kannst, das auszuhalten.


2. Psychologisch gesehen. Alfred Adler hat viel zum Thema Neurosen, Ängste, Zwänge geschrieben und laut seiner Theorie gibt es in jedem Menschen einen bestimmten Grad an Gemeinschaftsgefühl (mit allen anderen Menschen). Je geringer dieses Gemeinschaftsgefühl bei neurotischen Menschen ("dem nervösen Menschen") mit seinen stets irrationalen Ängsten oder Zwängen ausgeprägt ist, desto schwerer oder unmöglich fällt es ihm, sein Symptom zu Gunsten seiner Mitmenschen in den Hintergrund zu rücken, also desto mehr macht er dieses Symptom (z.B.: unaushaltbare Gefühle, Ängste, Schmerzen, Zwänge) geltend, um seiner gefühlten Verpflichtung auszuweichen.

Die Therapie läge darin, zu erkennen, dass man das Symptom selbst verstärkt, um auszuweichen. Adler spricht in diesem Zusammenhang davon, dass sich ein derart leidender Mensch mit seinen Gedanken rund um das Symptom selbst hypnotisiert, es so in den Vordergrund rückt, dass man es nicht aushalten kann, und dann entschuldigend Schulter zuckt, mit: "Ich kann nicht!".

Das heißt nicht, dass man sich das Symptom oder die Gefühle einbildet. Man spürt, durchlebt und fühlt das tatsächlich. Aber, sein Punkt: man müsste es nicht tun. Es gibt eine Alternative dazu.

Also, wie gesagt, die Therapie läge darin, durch Selbstanalyse (oder mithilfe eines entsprechend geschulten Therapeuten) zu erkennen, was man da macht und dann versuchen, das Gemeinschaftsgefühl in einem selbst zu stärken, sodass es ein Übergewicht (über das Symptom) bekommt. So dass man sich selbst, zugunsten des/der Anderen zurücknimmt. Das ist natürlich viel einfacher geschrieben als tatsächlich getan.

Ich empfehle dir Adlers Bücher (sie sind alle irgendwie ähnlich) zur genaueren Erläuterung.

3. Psychosomatisch gesehen. Es gibt verschiedene Körpertherapie-Richtungen, in denen es um den Zusammenhang von Haltung, Muskeln, Nervensystem und Gefühle geht. Da ist die Theorie, dass wenn man langfristig (viele Jahre lang) in einer Situation verkrampft (hat), man gar keine anderen Gefühle haben kann, als schwierige. Die Muskeln und Anspannung wirken auf das Nervensystem, auf die Hormonausschüttung. Das ist alles automatisiert und über viele Jahrzehnte eingeübt. Wenn man in so eine Situation geht, dann hat man ohne es zu merken, angespannte Kopf- und Nackenmuskeln, Schultern, Bauch, alles angespannt. Und dann hat man das Gefühl, es plötzlich nicht mehr auszuhalten.
Die Theorie ist, dass man lernt, in der Situation die Muskeln zu entspannen und dann bleiben die Stressgefühle (unaushaltbaren Gefühle) aus.
Ist auch leichter geschrieben als erlernt und getan.
Zum Einlesen 3 Beispiele: Moshe Feldenkreis (diverse Bücher), Wilfred Barlow (Die Alexander-Technik), Edmund Jacobson

4. Neurologisch gesehen. (Auch psychosomatisch). Buchtipp: Stanley Rosenberg: Der Selbstheilungs-Nerv.
Das Buch selbst habe ich nicht so gut gefunden, aber die Theorie dahinter: wenn ein bestimmter Strang des Vagusnervs überaktiv ist, dann ist man so angespannt, dass man bestimmte soziale Situationen nicht aushält. Man blickt dann ins Gesicht seines Gegenübers, aber kann dort gefühlstechnisch nicht andocken, weil die Überaktivierung des Nervs das verhindert. Man fühlt sich dann dem anderen nicht verbunden, sondern will nur weg.
Es gibt Nerven-Reiz-Tests, die man selbst durchführen kann, um zu sehen, ob diese Überaktivierung zutrifft und Übungen, wie man das System wieder ins Gleichgewicht bringt, mit dem Resultat, dass man sich dann wieder sozialer fühlt. Bei der Theorie geht es aber nicht nur um soziales Gefühl, sondern auch um viele andere Beschwerden.
Ist vielleicht auch einen Versuch wert?

Alles Gute
Chancen

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