Als Erwachsene behandelt wie ein Kind

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Hedera.Helix
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Als Erwachsene behandelt wie ein Kind

Beitrag Do., 07.05.2020, 08:43

Hallo liebe Forumsmitglieder,

der Titel sagt es ja schon ... mir passiert es immer wieder, dass mich meine Mitmenschen behandeln wie ein Kind, obwohl ich älter als 30 bin. Kommt das jemandem von euch bekannt vor?

Konkret geht es darum, dass ich gerade auf Wohnungssuche bin/war für eine eigene Wohnung. Vor Kurzem hatte ich einen Termin bei der Verwaltung, mir wurde der Vertrag vorab zugeschickt. Ich hatte eine Menge Fragen dazu. Einige der Formulierungen kamen mir komisch vor, einige habe ich schlicht nicht verstanden. Deshalb habe ich mir die Fragen im Vornhinein aufgeschrieben und dann nach und nach gestellt. Währenddessen bin ich aber dann immer unsicherer geworden, weil ich das Gefühl bekommen habe, als seien diese Fragen irgendwie unangebracht. Die Frau von der Verwaltung hat dann auch so reagiert, als seie ich total übervorsichtig. Sie hat mir erklärt, dass sie als Verwaltung eben einen Standartmietvertrag haben, weil alles andere für sie im Arbeitsprozess zu kompliziert sei. Vieles davon treffe für mich gar nicht zu. Sie hat mich dann wie gesagt behandelt wie ein Kind, hat so Sachen gesagt wie "Was soll denn da schief gehen?", "Nun haben sie doch mal ein bisschen Vertrauen in die Welt!", "Ist das ihre erste eigene Wohnung?" ... vielleicht kommt das aus den zitierten Formulierungen jetzt nicht ganz rüber. Aber die Art der Betonung etc. hat bei mir den Eindruck entstehen lassen, als würde sie mich nicht ganz ernst nehmen. In dem Moment habe ich mich dann auch total davon beeinflussen lassen, habe gedacht meine Bedenken seien total unberechtigt, und habe mich dazu hinreißen lassen, zu unterschreiben - obwohl ich mir vorab eigentlich vorgenommen hatte, noch mal eine Bedenkzeit zu erbitten ::? ich habe sie dann noch gebeten, mir den Vertrag gleich zuzuschicken (und nicht erst in ein paar Wochen), da hat sie dann auch so reagiert, als sei ich übervorsichtig.

Jetzt ärgere ich mich natürlich über die ganze Situation. Ich ärgere mich, dass ich mich habe so sehr verunsichern lassen. Und ich ärgere mich, dass ich mich so habe behandeln lassen, da mitgespielt habe und mich dann wirklich gefühlt habe wie ein kleines Kind. Und das ist ja nicht die erste Situation dieser Art, so etwas passiert mir immer wieder einmal.

Kennt ihr solche Situationen? Was haltet ihr davon?

LG
Hedera

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Malia
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Beitrag Do., 07.05.2020, 09:34

Hallo,
auch Erwachsene können mal unsicher sein.
Ist es dann nicht gut, wenn jemand freundlich und geduldig ist - statt barsch und abweisend?
Das muss nicht unbedingt abwertend ("behandelt wie ein Kind") gemeint sein.
Wenn du das so erlebst, dann könnte es vielleicht hilfreich sein, da mal genauer hinzuschauen?
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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hawi
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männlich/male, 61
Beiträge: 2679

Beitrag Do., 07.05.2020, 09:45

Hallo Hedera,

ich schreib dir mal, obwohl es mir selbst eher nicht wie dir geht.
Was nicht heißt, dass mir so eine Situation, wie du sie zur Wohnungssuche beschreibst, nicht auch mal passiert, passieren kann. Bin bestimmt nicht in allem sicher, grad in der von dir beschriebenen Situation nicht. Aber…
eins kannst du vielleicht sogar besser, als ich es könnte. Hab ich vorab Fragen, Unsicherheiten, versuch ich sie möglichst schon mal vorher zu klären, z.B. heute übers Internet, oder über Freunde/Bekannte, mit denen ich so was vorher bespreche. Im Termin? Von mir dann eher wenig Fragen. Bin ich zu unsicher, dann bitte ich wirklich um Bedenkzeit, bzw. bitte darum, den Vertrag mitnehmen zu dürfen, nicht gleich unterschreiben zu müssen.
Meist reagiert die Gegenseite bei mir durchaus passend. Wenn nicht, dann ärgert mich das. Manchmal ärgere ich mich auch selbst, nicht souverän genug gewesen zu sein, aber das nicht oft.
Tendenz bei mir aber halt, eher auch mal was nicht direkt zu fragen, um meine Unsicherheit nicht zu zeigen.

Kannst du deiner Unsicherheit nicht vielleicht auch was positives abgewinnen?
Erstens gibt es niemanden, der nicht auch mal unsicher ist. Zweitens ist das Zeigen von Unsicherheit – wie ich finde – eher ein Zeichen von Stärke als von Schwäche.
Drittens: Erwachsene, die wie ein Kind behandelt werden?
Dazu immer die Frage, ob es das „nur“ der eigene Eindruck ist, oder Realität.
In der Vermietungssituation gibt es außerdem immer ein Gefälle. Die Hausverwaltung macht so was jeden Tag, die Wohnungsinteressenten nur sehr selten. Und manch Vermieter nutzt das sicher auch, um so zu vermieten, wie es ihm gefällt.
Wenns da ein Problem gibt, dann eher, dass dich das so beschäftigt, du das für dich nicht zusammen bekommst.

Das erst mal meine ersten Gedanken dazu.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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