Heftige Gefühlsschwankungen für den Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sonnenblumenkern
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Heftige Gefühlsschwankungen für den Therapeuten

Beitrag Fr., 24.01.2020, 13:37

Hallo ihr Lieben!
Ich mache seid November 2018 eine tiefenpschologische PT mein Therapeut ist Analytiker und ich habe seid ein paar Wochen eine das Gefühl dass es erst jetzt so richtig "wirkt"? :kopfschuettel:
Ich hatte im ersten Jahr zwar nie das Gefühl dass es mir egal ist was herinnen passiert und ich habe mich immer gefreut auf die Stunden aber jetzt passiert etwas ganz komisches ich kann gar nicht mehr damit umgehen:

Ich habe vor 2 Monaten ein extremes Tief gehabt er hat mich aufgefangen und war dann da. Wir arbeiten viel auf und deshalb kommen viele Emotionen. Es ist so, dass ich seitdem das Gefühl habe zum ersten mal in meinem Leben eine richtige Stütze zu haben! Ich merke dass ich mich sehr abhängig, wie ein schutzloses kleines Kind fühle, dass getragen werden will und auf der anderen Seite will ich mich distanzieren, ganz ganz schnell weg und habe aber in Wahrheit extrem Angst von ihm wie eine heiße Kartoffel gefallen lassen zu werden! Angst vor dem Aus der Therapie (obwohl er mir versichert dass das erst passiert wenn ich bereit bin)
Ich komme mit diesen heftigen Gefühlsschwankungen nicht klar muss extrem viel weinen. Ich hatte am Montag meine Stunde und erst wieder am 31 die nächste. Diese Zeit ist mir viel zu lange! Am liebsten würde ich fragen ob wir vorverlegen können, andererseits hatte ich die woche davor 3 SItzungen weil es mir eben so schlecht ging! Ich schäme mich für meine Gefühle und habe den Eindruck dass es nicht angebracht ist dass ich mich so fühle! Ich habe im vor 3 Wochen zum ersten mal eine Mail gechrieben! Er ist sehr gut drauf eingegangen und meinte "Sie haben sich erst jetzt drauf eingelassen und mehr Vertrauen zu mir geschaffen"
Das kann gut sein aber ich komme einfach heute so schwer zurecht. 7 Tag sind für mich grad so lange und immer wieder halte ich mein Handy in er Hand und will ihn wegen einem vorzeitigen Termin fragen aber ich will ihm nicht auf die Nerven gehen! Es kommen aber so viele tiefsitzende Ängste hoch :( Es ist gerade schrecklich! Ist es das "funktionieren" einer Therapie? Ist das normal? Wie würdet ihr handeln? DANKE
Zuletzt geändert von Pauline am Fr., 24.01.2020, 16:53, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Betreffzeile von "Brauche DRINGEND Rat" auf obige präzisiert. Bitte aussagekräftige Titel verwenden.

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Sinarellas
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Beitrag Fr., 24.01.2020, 14:06

Hi und wieso dringend Rat?

Du musst das lernen auszuhalten, auch das Thema Übertragungsliebe solltet ihr euch mal genauer ansehen und schauen wie ihr gemeinsam damit umgeht.
Ja es ist normal was du durchmachst, ja es geht ganz vielen so, ja viele halten es schlecht aus die Zeit zum nächsten termin abzuwarten. Das sind Themen für die Therapie und gehören auch genau dahin.

Jedes Gefühl ist angebracht. Jedes Gefühl darf "sein". Jedoch sind deine "kindlichen" (und vertsändlichen!!) Wünsche ein Thema was bearbeitet werden sollte.

Denk immer daran, es ist eine Beziehung zwischen Arzt und Patient. Sie kann jeder Zeit enden, dem sollte man sich bewusst werden und die katastrophen-Gedanken auch zu Ende bedenken...

good luck für dich!
..:..

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Sonnenblumenkern
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Beitrag Fr., 24.01.2020, 18:12

dringend rat weil es mich echt schlimm belastet gerade, wenn du weißt was ich meine!
denkst du es ist eine übertragungsliebe? habe nie so gefühlt in der therapie erst als ich mich richtig geöffnet habe.
aber irgendwie hast du mich grad voll runter geholt! ja man muss das echt einfach aushalten! Im endeffekt steht man alleine da damit und das fällt mir sehr schwer.

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Philosophia
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Beitrag Fr., 24.01.2020, 18:26

Ja so kindliche Übertragungsliebe... am Anfang meiner Analyse fühlte ich mich wie ein kleines Kind, dass ohne die Analytikerin hilflos ist...ich hatte schon dreimal die Woche Analyse und selbst das war mir zu wenig. Komischerweise hatte ich damals schon das Gefühl, dass das normal ist, dass ich so fühle und und wusste irgendwie, dass sich das verändern wird. Und so konnte ich zum ersten Mal gute Abhängigkeit erfahren - und hey,ich war anfangs so anhängig von ihr, aber dann löste ich mich langsam und nun ists schon ne Weile vorbei und ich brauch sie nicht. Also, es ist ok, dass es gerade so ist. Aber ständig neue Termine würde ich nicht einfordern. Es ist wichtig auch diese Sehnsucht zu fühlen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Hasenmaus123
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Beitrag Fr., 24.01.2020, 19:47

Ja, das kenn ich. Diese quälende Sehnsucht ist die Hölle. Ich habe gedacht, dass ich sie im Griff hatte. Ich habe mich unabhängiger und stärker gefühlt.
Vor zwei Wochen sind wir auf ein Thema gestoßen, dass mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Meine Therapeutin hat das ganze auch ganz schön mitgenommen.
Seitdem bin ich wieder tief drin in meiner Sehnsucht, zähle die Stunden bis wir uns wieder sehen und bin wirklich abhängig.
Wir sehen uns zwar ein Mal in der Woche und ich kann immer schreiben und anrufen, aber es wird nicht besser.
Bevor das neue Thema aufgekommen ist, habe ich mich für meine Abhängigkeit geschämt und ihr dies auch gesagt. Seit der neuen Thematik schäme ich mich für nichts mehr. Mal sehen, wie es weiter geht.
Du siehst, du bist also nicht alleine.

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Sonnenblumenkern
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Beitrag Fr., 24.01.2020, 21:45

vielen danke für eure antworten das hilft mir total :)
ich bin eigentlich auch 1x die woche dort wenn es mir nicht gut geht öfter.

noch ein anderes thema: ich hatte immer schon eine hand voll freunde bzw bekannte die auch hingehen. ich sah NIE ein problem darin. habe vor kurzem einer guten freundin auch den therapeuten weiter empfohlen. jetzt geht sie hin und ich bemerke dass es mich leicht stresst. auch eine andere freundin und bekannte gehen jetzt zu einem ersttermin. ich merke dass mir das zuviel wird weil ich grade so heftige gefühle habe!

würdet ihr die freundin bitten doch wo anders hinzugehen?
oder einfach mit dem therapeuten drüber reden und ihm sagen dass es mich plötzlich sehr stresst und es sich wie ne bedrohung anfühlt?

danke

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Philosophia
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Beitrag Fr., 24.01.2020, 23:16

Auf jeden! Zumal das auch eigentlich nicht besonders professionell ist, wenn ein Therapeut Bekannte oder Verwandte vom Patienten behandelt. Und die Therapie ist dein geschützter Raum
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Sonnenblumenkern
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Beitrag Sa., 25.01.2020, 07:54

Findest du? Ich lese unterschiedliches. Ich habe im Dezember eine liebe Freundin hingeschickt. Die hat gesagt dass ich ihn weiter empfohlen habe, das war kein Thema. Ich weiß nicht warum ich nicht möchte dass noch mehr Leute hingehen! Es fühlt sich eigentlich falsch an so zu fühlen! Aber ich werde es ansprechen!

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Philosophia
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Beitrag Sa., 25.01.2020, 09:00

Ich bleibe dabei, dass das gar nicht geht. Aber gut, ich könnte mir vorstellen, in nem Dorf oder so, da gehts vielleicht nicht anders.
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werve
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Beitrag Sa., 25.01.2020, 09:52

Genau, im Dorf ist früher eben jeder zum Pfarrer gegangen. Ging doch auch.

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Sonnenblumenkern
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Beitrag Sa., 25.01.2020, 11:36

Ich lebe in einer größeren Stadt 😁 ich habe mit meiner Freundin mal geredet. Die meinte dann hätte ich es ihr nicht vorschlagen sollen! Sie hat ja. Eh recht! Fühle mich so als würde ich es ihr nicht gönnen. Ich muss mit meinem Therapeuten reden! Mal schaun was der sagt

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Fairness
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Beitrag Sa., 25.01.2020, 16:51

Sonnenblumenkern, vielleicht bist du da am Reinszenieren einer früheren Situation aus deinem Leben, wenn du deine Freundinnen zu deinem Therapeuten schickst.. und das eigentlich im nachhinein nicht so toll findest. Ist mein Eindruck von Außen.. Das könnte hilfreich werden, sich diese Gefühle mit dem Therapeuten anzuschauen.. und es eventuell mit etwas von früher verlinken zu können - falls es dann so ist.
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Sonnenblumenkern
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Beitrag Sa., 25.01.2020, 17:31

Ja das hat meine freundin eben auch so gemeint! Ich bin ein Mensch der immer alle. Auf einen Haufen wirft und will dass sich alle verstehen! Vl ist es gar nicht so schlimm und es ist auch ok für mich wenn sie auch noch hingeht! Ihr geht es wikrich schlecht und sie hat auch noch keinen anderen gefunden vorher. Und es ist ja wirklich blöd wenn ich es anbiete und dann will ich es doch nicht :anonym:

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lisbeth
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Beitrag Sa., 25.01.2020, 17:54

Sonnenblumenkern hat geschrieben: Sa., 25.01.2020, 17:31 Ich bin ein Mensch der immer alle. Auf einen Haufen wirft und will dass sich alle verstehen! Vl ist es gar nicht so schlimm und es ist auch ok für mich wenn sie auch noch hingeht! Ihr geht es wikrich schlecht und sie hat auch noch keinen anderen gefunden vorher. Und es ist ja wirklich blöd wenn ich es anbiete und dann will ich es doch nicht
Es ist nicht ok für dich, das wurde aus dem, was du bisher geschrieben hast, deutlich. Und das finde ich auch eine "gesunde" Reaktion, weil du deinen persönlichen Raum schützen willst. Und jetzt versuchst du, dir einzureden, dass es doch ok wäre? Wovor hast du Angst? Die Auseinandersetzung mit dem Therapeuten (der sollte das eigentlich verstehen, dass du das nicht willst und es wundert mich sehr, dass er als Analytiker Freunde seiner Patienten wissentlich in Behandlung nimmt) oder die Auseinandersetzung mit deiner Freundin?

Du könntest dir ja auch sagen: Vielleicht ist es auch gar nicht schlimm, wenn ich meine Meinung mal ändere und ihr sage, tut mir Leid, da habe ich zu schnell zugesagt, dass du auch zu meinem Therapeuten gehen kannst. Ich merke, das stört mich doch irgendwie... Und es wäre ja auch wichtig, dass du lernst, dass davon die Welt nicht untergeht und womöglich überhaupt nichts Schlimmes passiert? Dass sich alle immer verstehen, geht nicht. Und wenn es doch so ist, bleibt irgendjemand auf der Strecke. Meist derjenige der das größte Harmoniebedürfnis hat....

Dass der Therapeut für dich passt, heißt noch lange nicht, dass er für deine Freundin passt. Und ganz ehrlich: in einer Großstadt wird sie auch selbst jemanden finden, wenn sie sich ein wenig dahinterklemmt. Ist natürlich super bequem, wenn man den Therapeuten der Freundin mitnutzen kann, und selbst keine Mühe mit der Suche hat oder sich fragen muss, was oder wen man überhaupt sucht.

Zum Thema Behandlung von Familienangehörigen oder engen Freunden durch denselben Therapeuten:
https://www.psychotherapie.at/sites/def ... 012-08.pdf
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Anna-Luisa
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Beitrag Sa., 25.01.2020, 19:19

Sonnenblumenkern hat geschrieben: Fr., 24.01.2020, 21:45 würdet ihr die freundin bitten doch wo anders hinzugehen?
Nein! Ich empfände es als Dreistigkeit mir erst jemanden zu empfehlen - und mich nach einigen Besuchen dort zu bitten woanders hinzugehen. Danach könnte mich besagte Freundin nicht mehr zu ihrem Freundeskreis zählen.

Erstens zeigt sie damit, dass meine Zeit ruhig verschwendet werden kann, zweitens hätte ich dann bereits persönliche Probleme jemanden anvertraut, was ich definitiv nicht getan hätte, wenn ich gewusst hätte, wie die Geschichte ausgeht.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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