Therapie 2.0 - zurück zum gleichen Therapeuten?

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SuspiriaHysteria
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Therapie 2.0 - zurück zum gleichen Therapeuten?

Beitrag Mi., 25.09.2019, 04:07

Hallo liebes Forum,

vor gut einem Jahr hatte ich probatorische Sitzungen bei einem Therapeuten, bei dem eigentlich alles gepasst hat. Dennoch entschied ich mich die Therapie nach der ersten genehmigten Stunde abzubrechen, weil ich mich von ihm angegriffen gefühlt habe. Er hatte sich zwar daraufhin bei mir entschuldigt, nachdem ich ihm gesagt hatte, was sein Verhalten mit mir gemacht hat, aber trotzdem habe ich dann erstmal die Flucht ergriffen. Wichtige Info: er ist Traumatherapeut und hätte eigentlich wissen müssen, dass ich nicht so schnell Vertrauen fasse. Sein Verhalten in besagter letzter Stunde hat mich wirklich verschreckt. Rückblickend war es wahrscheinlich eine Kurzschlussreaktion direkt abzubrechen, aber in dem Moment konnte ich nicht anders.

Naja, erstmal ging es mir ganz gut, seit ein, zwei Wochen kommt bei mir jedich alles zurück - was ich eigentlich hätte wissen müssen, denn so war es in den letzten Jahren immer. Also habe ich mich überwunden und ihm eine Mail geschrieben. Dass ich denke, dass es letztes Jahr eine Kurzschlussreaktion meinerseits war, ich gerne wiederkommen möchte, mich damals wirklich gut bei ihm aufgehoben gefühlt habe und ob das überhaupt möglich ist. Würde das ja sogar selbst zahlen, wenn die KK das nicht nochmal mitmacht.

Das ist nun fast eine Woche her und ich hab noch immer keine Antwort. Letztes Jahr habe ich zeitnah Antworten gekriegt. Ich weiß, ich könnte auch anrufen, aber ich traue mich nicht. Wenn er mich am Telefon abweisen würde, käme ich damit nicht zurecht, glaube ich. Auf dem AB gibt es keine Info, dass er im Urlaub oder krank ist oder ähnliches.

Nun bin ich in der Zwickmühle: soll ich ihn anrufen? Soll ich noch warten? Was würdet ihr tun? Immerhin müsste er wissen, dass es Teil meiner Störung ist, dass ich zu solchen vorschnellen Reaktionen neige (was jetzt keine Entschuldigung sein soll).

Ich freue mich auf eure Antworten und Meinungen :-)

Liebe Grüße
Suspiria

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Sinarellas
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Beitrag Mi., 25.09.2019, 07:04

Du musst die Angst überwinden und anrufen, E-Mails können aus den verschiedensten Gründen unbeantwortet bleiben.
Was er alles wissen müsste von dir ist spannend, woher soll er das alles denn wissen? Du musst ihm erstmal Input liefern, damit er damit sorgsam umgehen kann.
Ich denke es wäre eine gute Übung für dich das erstens telefonisch zu klären und bei einem nächsten Gespräch direkt zu vermitteln was du möchtest, was gar nicht geht und was geht.
..:..

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Candykills
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Beitrag Mi., 25.09.2019, 08:33

Anrufen - Störung hin oder her. Da muss man einfach durch, wenn man eine Therapie machen will.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 25.09.2019, 08:40

SuspiriaHysteria, damals bist du abgehauen, obwohl du dich bei ihm gut gefühlt hast. Mach den Fehler nicht nochmal, indem du jetzt vom Telefonanruf abhaust. Du hast jetzt die Chance einen alten Fehler zu korrigieren. Durchbrich das Abhauen und stell dich deiner Angst. Außer Nein sagen, ich arbeite nicht mehr mit ihm, kann dir nichts passieren. Umbringen wird er dich nicht ;-)
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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SuspiriaHysteria
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Beitrag Mi., 25.09.2019, 08:52

Danke für eure Antworten :-)

Ja, ich weiß dass ich anrufen und das auf dem Weg klären sollte, aber ich weiß jetzt schon, dass ich mich nicht trauen werde.

Zumal ich durch die Nichtbeantwortung meiner E-Mail schon denke, dass er auf mich als Patientin keine Lust mehr hat. Frei nach dem Motto "Keine Antwort ist auch eine Antwort".

Bin gerade in einer absoluten Zwickmühle und sonst auch überhaupt kein Schisser, aber das werde ich mich nicht trauen. Vielleicht stelle ich mich an, aber ist halt so.

Liebe Grüße
Suspiria


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 25.09.2019, 09:02

Zumal ich durch die Nichtbeantwortung meiner E-Mail schon denke, dass er auf mich als Patientin keine Lust mehr hat.
Ich würde das nicht gleich auf deine ganze Person beziehen und dich als gesamter Patient abgelehnt fühlen. Ich kenne Psychotherapeuten, die sagen "Ich habe Sprechzeiten, in denen können mich Patienten anrufen". Vielleicht lehnt er auch nur das eine Verhalten von dir ab, nämlich dass du ihn über E-Mail kontaktierst, anstatt seine Sprechzeiten zu nutzen.
Ob deine Vermutung und dein Gefühl der Ablehnung dich als ganzer Patient berechtigt ist oder nicht, das wirst du nie erfahren, wenn du ihn nicht anrufst und deine Vermutung nicht überprüfst. Wenn du ihn nicht anrufst, dann sitzt du weiterhin auf deiner nicht überprüften Vermutung, abgelehnt worden zu sein.
Vielleicht stelle ich mich an, aber ist halt so.
Finde ich schade, dass du dir selber so im Weg stehst und dir selber Chancen nimmst.

Aber entscheiden musst du natürlich selber.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Shukria
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Beitrag Mi., 25.09.2019, 09:18

Ich denke eher ne Ablehnung ist doch schnell per Mail geschrieben, wenn er das wollte hätte er es schon getan.

Schau doch mal : Wodurch hast du dich denn bei ihm aufgehoben gefühlt in der Probatorik? Und ruf dir dieses Gefühl von Angenommen sein und aufgehoben sein ab wenn du anrufst.

Entweder dein Gefühl aus der Probatorik war stimmig und ihr kommt in einen guten Austausch oder du wirst merken, ups, das ist doch ein A... und dein Schutz aus der ersten Stunde wo du geflüchtet bist war berechtigt.

So oder so kannst du nur gewinnen wenn du dich überwindest es zu überprüfen. Die aktuelle Angst die du hast ist ja nicht der aktuellen Situation geschuldet sondern eher deinen posttraumatischem Stress. Versuch den mit den positiven Gefühlen aus der Probatorik zu regulieren/dämpfen.

LG und wünsch dir Mut!

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spirit-cologne
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Beitrag Mi., 25.09.2019, 09:21

Warum beziehst du das Nichtmelden auf die Email direkt auf dich? Für deinen Therapeuten wirst du nicht die erste Patientin gewesen sein, die mal abgehauen und nicht wiedergekommen ist. Ich glaube, du misst dem Vorfall zu viel Bedeutung zu. Es gibt zig Gründe, warum sich ein Therapeut eine Woche lang nicht auf eine Email meldet. Sie kann im Spam-Ordner gelandet sein (ist mir mal - warum auch immer - mit einer mail von einer Freundin passiert), er könnte aber auch schlicht und ergreifend im Urlaub oder krank sein oder sonst was. Es macht keinen Sinn, sich in so wichtigen Dingen auf ein so anonymes und unsicheres Medium wie Email blind zu verlassen. Genau dafür gibt es telefonische Sprechzeiten.
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Malia
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Beitrag Mi., 25.09.2019, 09:23

Wenn er mich am Telefon abweisen würde, käme ich damit nicht zurecht, glaube ich
Wenn ich etwas ähnlich schwieriges vorhabe, mache ich mir bewusst, was ich befürchte und überlege, wie ich mit dieser (fantasierten) Reaktion des anderen gut umgehen könnte.
Es ist auch eine Entscheidung, ob man "zusammenbrechen" oder anders mit so einer Situation umgehen will.
Eine Möglichkeit, mich zu stärken, ist, dafür zu sorgen, dass ich anschließend jemanden zum Reden habe.
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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SuspiriaHysteria
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Beitrag Mi., 25.09.2019, 09:29

Danke für eure Antworten!

Klar, ich weiß dass ich es dann nie erfahren werde, aber gerade ist diese Angst halt viel größer. Ich male mir gerade verschiedene Szenarien aus, z. B. nicht nur, dass er mich ablehnt, sondern auch dass er keine Kapazitäten mehr hat oder so. Dann wäre es auch ein "Nein", womit ich nicht umgehen könnte.

Umgekehrt könnte ich es auch verstehen, wenn er keine weitere Zusammenarbeit wünscht. Woher sollte er auch wissen, dass ich dann wirklich bleibe?

Was ich mochte? Kann ich nicht konkret benennen, war eher ein Gefühl. Alles war gut, wirklich, aber dann diese eine Stunde. Ich war so sauer und geschockt...fand das auch so unnötig.

Ach je, ich bin echt eine Memme...

Liebe Grüße
Suspiria

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SuspiriaHysteria
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Beitrag Mi., 25.09.2019, 09:33

Ich bin's noch mal...

Ja, ich werde nachher anrufen und wenn es nicht gut läuft, später einfach mit meiner besten Freundin darüber reden; Danke für den Tipp!

Ich berichte dann :-)

LG
Suspiria

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Malia
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Beitrag Mi., 25.09.2019, 09:35

:thumbsup:
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Coriolan
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Beitrag Mi., 25.09.2019, 09:45

Ich denke, die wenigsten Therapeuten würden bei einer Neuanfrage für eine Therapie auf Emails reagieren (auch wenn du schon bei ihm warst). Schon allein für Rückfragen etc. sind Telefonate da sinnvoller.

Hinzu kommt, dass es gerade im Hinblick auf deinen Abbruch sicher dringend notwendig ist, mit ihm persönlich noch einmal zu sprechen wenn du wieder zu ihm möchtest.

Es spricht für ihn, dass er dir keine Email zurückschreibt (und dich damit in deinem Befinden alleine lässt) und er dadurch auch fordert, dich persönlich zu melden.

Du warst ja nicht oft bei ihm und forderst, er müsse dies und das eigentlich wissen.

Aber auch er darf/muss dich fordern.

Ich bezweifle, dass du mit einer Email (falls sie eine Ablehnung beinhalten sollte) wirklich besser klar kämst, als wenn er dir das persönlich sagt und er deine Reaktion mitbekommt auf die er reagieren kann.

Edit: Zeitliche Überschneidung der Beiträge - finde es gut, dass du anrufst.
Behinderung/Erkrankung ist eine Erklärung für Vieles, aber keine Entschuldigung für Alles.


No Twist
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Beitrag Mi., 25.09.2019, 09:56

Also, eine Woche keine Antwort zu bekommen, finde ich nicht dramatisch. Allerdings brauchst du ja scheinbar bald ein Go oder eben ein Geht-nicht, um weiter zu kommen- ggf. indem du nach weiteren Therapiemöglichkeiten suchst. Deshalb würde ich anrufen.

So, dann dazu, dass du dich sehr gut aufgehoben gefühlt hast und er in der ersten richtigen Sitzung (wenn ich das richtig verstanden habe) die Flucht ergriffen hast, weil er daneben gehauen hat: Du wirst selbst wissen, ob das wirklich so war- das er sich entschuldigt hat, spricht aber dafür, dass du da ein gutes Gespür hattest. Und da frag ich mich, ob es vielleicht nicht sowieso gut wäre, jemand anderen zu suchen? Einfach wenn es schon so holprig losging, dass du flüchten wolltest bzw. musstest. Ich halte nicht soviel davon, dass man Fehler nur bei sich sucht- vielleicht hats doch nicht ganz so gut gepasst und vielleicht, weiß er das auch und meldet sich deshalb nicht mehr. Das wäre dann keine Ablehnung deiner Person, sondern sehr professionell, da er vielleicht gemerkt hat, dass es doch nicht so gut passt mit euch.

Aber ruf einfach an und schau, wie der Therapeut reagiert. Und wenn er dich nicht therapieren möchte, kann, ist das kein Weltuntergang. Man weiß am Ende nie wozu etwas gut ist. (Alte blöde Weisheit, aber doch oft zutreffend.)

Alles Gute!
Ich hab an Gestern nicht gedacht und nicht an Morgen
Es ist Nacht, ich steh am Fenster
Und für einen Augenblick leb ich im Jetzt

von: Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen

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SuspiriaHysteria
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Beitrag Mi., 25.09.2019, 10:13

Okay, jetzt bin ich wieder verunsichert. Dann lass ich das besser mit dem Anrufen.

Da ich zu niemandem anderen mehr möchte und er auch mit der einzige in der Gegend hier ist, zu dem ich gehen kann (weil es fachlich passt), werde ich es dann einfach ganz sein lassen.

Ich hab immer wieder Anläufe gestartet, aber dann abgebrochen und vielleicht sollte ich einfach lernen mir selbst zu helfen.

In der Stunde, in der ich so sauer wurde, ging es übrigens nicht um meine Probleme, sondern etwas ziemlich Belangloses.

LG
Suspiria

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