Frau als Kind missbraucht. Beziehung leidet unheimlich

[schlumpfbär]

Hallo alle,
Kurz zusammengefasst.
- Ich bin mit meiner Frau schon seit mehr als 20 Jahren zusammen.
- Wir haben 2 Kinder
Meine Frau hatte nie großes Interesse an Sex, aber wir hatten aber doch anfangs ein relativ normales Intimleben. Im nachhinein hat sich aber gezeigt, dass meine Frau hauptsächlich mir zu liebe Sex hatte und um unsere Kinder zu bekommen. Sie kann zwar Lust etc. empfingen, aber sie hat keinen wirklichen Sexualdrang.
Meine Frau ist jetzt seit rund 2 Jahren in psychologischer Behandlung und jetzt stellt sich nach und mehr raus, dass sie wahrscheinlich als Kind von ihren Vater missbraucht wurde.
Sie versucht das Thema aufzuarbeiten, aber aktuell ist das körperliche von ihr aus komplett out of scope.
Sie kann aber selbst heute noch Spaß an Sex haben, aber das ist immer von Zufall etc. geprägt. Es kann auch genauso passieren, dass sie sich darauf einlässt und dann abbricht und danach Tage lang in eine depressive Stimmung verfällt.
Für mich ist das eine extremst große Belastung, da genau das für mich sehr wichtig in einer Beziehung ist. Ich meine hier nicht nur Sex sondern auch, alltägliche Berührungen, Umarmungen kleine Zärtlichkeiten. All das ist für meine Frau eigentlich nicht wichtig (ich weiß nie ob sie mich jetzt nur für mich umarmt oder es auch für sich macht) bzw. oftmals auch eine Belastung.

Wie gesagt für mich ist es eine enorme Belastung, da ich einfach nicht weiß ob wir je eine Beziehung haben werden, wo meine Frau bestenfalls wieder Körperlichkeit genießen kann oder wenigstens sich auf mich so einlassen kann, dass es für uns beide schön ist.
Ich nenne es einfach mal Sexualität auf Augenhöhe.

Meine Hoffnung ist einfach, dass durch die Therapie dies möglich ist, aber das ganze Thema zieht sich schon sooooo lange. Mich belastet das alles auch psychisch auch unheimlich (psychologische Behandlung), da sie sich oftmals nicht nur körperlich sondern auch geistig zurückzieht.
Ich bin leider nicht stark genug das alles nicht persönlich zu nehmen.
So spiele ich oft innerlich mit den Gedanken mich von meiner Frau zu trennen um mich selbst zu schützen, obwohl es eigentlich das Letzte ist was ich will. Aber ich will mich und meine Frau nicht durch diesen ewigen Konflikt psychisch komplett fertig machen.

Gibt es hier Erfahrungen ob so eine Therapie zu einer spürbaren Verbesserung des Miteinanders geführt hat?

Viele Grüße und thx

[Werbung]

[Tupsy71]

Hallo schlumpfbär
Also, ich muss dich da leider etwas auf den Boden holen. Zwei Jahre Therapie bei mb ist nix. Damit meine ich, dass es einfach Zeit braucht. Je früher der mb begann, desto schwieriger ist es. Ich hab auch dieses Problem wie deine Frau und ich habe schon viele Jahre Therapie hinter mir. Sex ist imner noch ein Zulassen. Bitre gib ihr und auch dir Zeit. Such auch dir wen zum Reden.
Viel Kraft

[schlumpfbär]

Hallo Tupsy,
danke für deine offenen Worte. Für mich ist einfach die große Sehnsucht und Hoffnung, dass Sie körperliche Nähe auch irgendwann auch genießen kann und sogar von sich aus einfordern. Oder sogar begeht werden. Vor allem hat man irgendwann auch ein schlechtes Gewissen, dass man mit der eigenen Frau Sex haben möchte.
Kann sowas jemals wieder eintreten?
Das alles sind für mich wirklich sehr schwierige Gefühle die sich inzwischen für mich eingestellt haben. Aber meine Frau sagt auch ich muss noch mehr Geduld haben.
Was mich aber noch oft viel mehr beschäftigt, dass sie oftmals so eine Mauer der Distanz um sich aufbaut die dann oftmals nur durch einen Streit für ein paar Tage eingerissen wird, wo wir dann relativ normal miteinander umgehen können. Aber dann baut sie sich wieder auf und es geht wieder von Forne los. Ich bin es einfach inzwischen leider leid und einfach nur müde... -->
Therapie mach ich schon.

Ich will nicht aufgeben. Ich habe Hoffnung. Aber Hoffnung ist auch ein A***ch...

[Waldschratin]

Hallo schlumpfbär,

kann es sein, dass du auf sowas wie ein "Nachher" hoffst bei ihr?
Dass sie "wieder normal" wird durch irgendwas, ihre Arbeit dran, deine Arbeit dran, eure gemeinsame Arbeit dran?

Ich denke nämlich, dass es dann unter Garantie scheitern wird zwischen euch beiden.

Du hast sie "mit" ihrer Geschichte kennen- und lieben gelernt. Diese ihre Geschichte hat sie geprägt und "geformt" und die kriegt sie nicht los, auch wenn sie sie be- bzw. verarbeitet bekommt bzw. integriert bekommt.

Was dir "Anker" sein kann: Dass es trotz ihrer Geschichte ihr "möglich" ist, Spaß am Sex zu haben etc., hast du ja schon erlebt. (Das kann auch ihr was geben, sich das mal klar zu machen. )
Und was ein Mal möglich war, kann wieder möglich sein.

"Kann". "Muss" nicht unbedingt.
Es ist ne Möglichkeit. Nicht mehr und nicht weniger.

Wenn du jetzt den Missbrauch oder ihren Täter als den einzig Schuldigen "fixierst", der auch an deinen Problemen jetzt damit schuld ist, dann mag das faktisch zwar stimmen, aber es wird eurem Miteinander nicht weiterhelfen. Im Gegenteil.

Mir hat damals am meisten geholfen, dass mein Partner mich (an)nahm, wie ich war und es als unser gemeinsames Problem im Hier und Jetzt ansah. Und entsprechend auch so mit mir umging : Der hat mich nicht einfach nur ausnahmslos "entschuldigt" und "geschont", der war ehrlich und gradeaus in seinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen.

Und er hat sich dafür entschieden, sich auf dieses Miteinander einzulassen, so weit er nur konnte und es ging.
Und ja, in Bezug auf Sex hat das prima geklappt. Auch nicht von heut auf morgen, und auch nicht "komplett", so dass "nie wieder" irgendwas in mir ins Wanken kam dadurch.
Aber ich hab da tatsächlich Freiheit finden können und die auch gelebt und wir hatten dann noch ein paar Jahre trotz unseres "fortgeschrittenen Alters" von jenseits der 40 richtig Spaß miteinander. Nicht nur er, ich auch. Da wäre so manches junge Pärchen neidisch drauf.

Getrennt haben wir uns trotzdem dann später, aber nicht wegen Sex.
Und auch nicht nur wegen meiner Probleme.

Ich glaub, du hast nur Chancen auf was "echt" Gemeinsames, wenn du dich auf sie einlässt, wie sie ist.
Und nicht drauf wartest/hoffst/drängst, wie sie "sein könnte ohne".

Und wenn du das nicht schaffst, dann steh dazu! Das ist kein "Versagen" oder sowas, sondern das wäre Ehrlichkeit.
Denn dich "aufopfern", das wäre der grundverkehrte Weg.

[Werbung]

[Pianolullaby]

Wenn ich Dich wäre, würde ich gaaaanz schnell mit Deinem Therapeuten darüber sprechen,
was ein Mb überhaupt ausmacht, und was Deine Frau durchmacht.
Denn ich sehe nicht, dass Du Dich wirklich damit auseinander gesetzt hast.
Du erwartest Dinge, welche sie vllt nie mehr in ihrem Leben wird haben können.
Mir scheint es auch so, als würdest Du erwarten, sie sollte jetzt so schnell wie möglich wieder die sein, die sie war.
Sie wird NIE mehr so sein, wie sie war, weil so ein WISSEN und ein aufarbeiten,
das komplette Leben aus den Angeln hebt, und verändert.
Und ich glaube nicht, dass Du auch nur zu einem grösseren Teil etwas von der Symbolik,
und der Folgen von Mb verstehst.
Ich leide noch heute 25 Jahre nach Beendigung meines MB so extrem darunter,
dass ich noch heute niemals Sex einfach geniessen werden kann,
geschweige mich darauf freue.

[helgak62]

Frag deine Frau doch einmal, was sie gerne mag oder überleg, was für euch beide gut klappt anstatt an dem fest zu hängen, was gerade alles "nicht geht".
Hast du deine Sorgen und Ängste deiner Frau gegenüber schon ausgesprochen? Vielleicht bringt euch das etwas ins gemeinsam darüber reden.
Und ja vermutlich wird es nicht mehr die Beziehung und Körperlichkeit sein, die du kennst, aber vielleicht ist es für euch eine Chance auf eine tiefere Beziehung. Hört sich jetzt vermutlich alles komisch und befremdlich an.

[Tupsy71]

schlumpfbär, wie geht's euch denn jetzt? Wünsche euch viel Kraft auf euren steinigen Weg.
Tupsy

[Krebsmann79]

Hallo Schlumpfbär auch ich habe eine Beziehung gehabt zu einer Frau die MB Opfer geworden ist. Und wir haben versucht damit zu leben. Vielleicht hilft es Euch wenn ihr das mit Hilfe eines Mediatiors besprechen könnt oder mit einem Paar Therapeut. Du solltest aber auch auf Deine Bedürfnisse achten und das versuchen zu kommunizieren . Alles gute Dir

[Werbung]