Stimmung des Therapeuten
Stimmung des Therapeuten
Hallo,
ich habe mich durch alte Threads gesucht aber irgendwie nicht so richtig den passenden zu meinem Thema gefunden.
Ich hatte heute auf jeden Fall eine seltsame Therapie Stunde. Normalerweise verhält sich mein Therapeut immer exakt gleich zur Begrüßung, heute wirkte er geknickt und hatte total rote Augen, als ob er geheult hätte. Ich hätte gerne gefragt, hatte aber zu viel Angst vor Zurückweisung. Das führte dann aber dazu, dass ich noch angespannter als sonst da saß und alles richtig unangenehm fand. Ich hätte mir gewünscht, dass er was sagt, falls es ihm nicht gut geht, was er aber nicht hat. Und das find ich echt doof und lässt auch jetzt noch so ein komisches Gefühl bei mir zurück.
Als ich aus der Stunde raus bin war mein erster Impuls: ich breche ab (wohlgemerkt erster Impuls). Das mache ich nicht, haben heute ja endlich mal den langersehnten Antrag besprochen, den er heute auch losschicken will. Aber es hat mich trotzdem irgendwie umgehauen, auch weil er am Ende der Stunde ziemlich schräge Sachen gesagt hat, was ich von ihm so gar nicht kenne (und wir hatten immerhin schon ca. 16 Stunden). Er wollte in allem was positives sehen und meinte dann zu meinem Gefühlsleben, dass manche mich doch wahrscheinlich um so eine Lebendigkeit beneiden. Wie bitte? Glaub ich nicht. Immer wieder absolute Durchdrehmomente sind irgendwie nichts beneidenswertes. Keine Ahnung was er damit meinte...
Zum Glück habe ich ab dieser Woche zwei Termine und sehe ihn Freitag wieder. Nun meine Frage: würdet ihr ihn fragen, was am Mittwoch bei ihm los war, weil seine Augen so rot waren und er irgendwie anders wirkte? Oder überschreite ich damit Grenzen? Ich habe ziemlich Angst vor einem abwehrenden: "Was bilden Sie sich ein? Bei mir ist alles gut!" wobei ich das auch für unwahrscheinlich halte, er ist immer so professionell. Aber ich will ihm halt nicht zu nahe treten. Andererseits hat sich heute alles so beschissen angefühlt für mich und ich würde gerne wissen, warum. Ob es vielleicht auch nur Übertragungen meinerseits waren und er einfach Heuschnupfen hat. Hmpf...
ich habe mich durch alte Threads gesucht aber irgendwie nicht so richtig den passenden zu meinem Thema gefunden.
Ich hatte heute auf jeden Fall eine seltsame Therapie Stunde. Normalerweise verhält sich mein Therapeut immer exakt gleich zur Begrüßung, heute wirkte er geknickt und hatte total rote Augen, als ob er geheult hätte. Ich hätte gerne gefragt, hatte aber zu viel Angst vor Zurückweisung. Das führte dann aber dazu, dass ich noch angespannter als sonst da saß und alles richtig unangenehm fand. Ich hätte mir gewünscht, dass er was sagt, falls es ihm nicht gut geht, was er aber nicht hat. Und das find ich echt doof und lässt auch jetzt noch so ein komisches Gefühl bei mir zurück.
Als ich aus der Stunde raus bin war mein erster Impuls: ich breche ab (wohlgemerkt erster Impuls). Das mache ich nicht, haben heute ja endlich mal den langersehnten Antrag besprochen, den er heute auch losschicken will. Aber es hat mich trotzdem irgendwie umgehauen, auch weil er am Ende der Stunde ziemlich schräge Sachen gesagt hat, was ich von ihm so gar nicht kenne (und wir hatten immerhin schon ca. 16 Stunden). Er wollte in allem was positives sehen und meinte dann zu meinem Gefühlsleben, dass manche mich doch wahrscheinlich um so eine Lebendigkeit beneiden. Wie bitte? Glaub ich nicht. Immer wieder absolute Durchdrehmomente sind irgendwie nichts beneidenswertes. Keine Ahnung was er damit meinte...
Zum Glück habe ich ab dieser Woche zwei Termine und sehe ihn Freitag wieder. Nun meine Frage: würdet ihr ihn fragen, was am Mittwoch bei ihm los war, weil seine Augen so rot waren und er irgendwie anders wirkte? Oder überschreite ich damit Grenzen? Ich habe ziemlich Angst vor einem abwehrenden: "Was bilden Sie sich ein? Bei mir ist alles gut!" wobei ich das auch für unwahrscheinlich halte, er ist immer so professionell. Aber ich will ihm halt nicht zu nahe treten. Andererseits hat sich heute alles so beschissen angefühlt für mich und ich würde gerne wissen, warum. Ob es vielleicht auch nur Übertragungen meinerseits waren und er einfach Heuschnupfen hat. Hmpf...
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Nein, würde ich nicht fragen. Schlichtweg, weil's dich nichts angeht und er ja auch von selbst nicht signalisiert hat, dass er dir das sagen möchte. Damit musst du jetzt einfach umgehen lernen, dass du dem Thera viel erzählst und er dir nix erzählt. So läuft Therapie. Und das hat auch seinen Sinn.
Danke für die schnelle Antwort, Schlendrian Hm, und generell ansprechen, dass die Stunde komisch für mich war? Irgendwie find ichs gerade schwer auszuhalten da nicht drüber zu reden.
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Ja, klar kannst du sagen, dass du letzte Stunde komisch fandest. Solang du bei dir bleibst und nicht übergriffig wirst, ist das völlig in Ordnung. Eventuell sagt er was dazu oder fragt dann, was du komisch gefunden hast.
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Dass die Stunde irgendwie komisch für war, kannst du ruhig sagen. Aber keinesfalls würde ich ihn fragen, was mit ihm los war.
Er könnte schließlich auch nicht sagen:"Ich habe am Vorabend meine Frau inflagranti mit meinem besten Freund erwischt und komme gerade vom Anwalt, da ich die Scheidung eingereicht habe, was nach zwanzig Jahren Ehe ein sehr schwerer Schritt war!"
Er könnte schließlich auch nicht sagen:"Ich habe am Vorabend meine Frau inflagranti mit meinem besten Freund erwischt und komme gerade vom Anwalt, da ich die Scheidung eingereicht habe, was nach zwanzig Jahren Ehe ein sehr schwerer Schritt war!"
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)
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Das stimmt wohl. Und da würde ich auch nicht hören wollen, merke ich gerade. Mir geht es glaube ich weniger darum, WAS bei ihm los war, sondern viel mehr darum, dass ich die Stunde als komisch wahrgenommen habe.Anna-Luisa hat geschrieben: ↑Mi., 27.02.2019, 16:53 Er könnte schließlich auch nicht sagen:"Ich habe am Vorabend meine Frau inflagranti mit meinem besten Freund erwischt und komme gerade vom Anwalt, da ich die Scheidung eingereicht habe, was nach zwanzig Jahren Ehe ein sehr schwerer Schritt war!"
Letzteres fände ich dann aber wieder insofern schwierig, als dass ich dann ja irgendwie seinen Zustand von heute benennen müsste. Aber vielleicht könnte ich da dann mehr bei mir bleiben, indem ich sage, dass ich das Gefühl hatte ihm geht's nicht gut und dass mich das aufgewühlt hat. Dann geht's vielleicht eher darum, dass mich das aufgewühlt hat und warum.Schlendrian hat geschrieben: ↑Mi., 27.02.2019, 16:47 Ja, klar kannst du sagen, dass du letzte Stunde komisch fandest. Solang du bei dir bleibst und nicht übergriffig wirst, ist das völlig in Ordnung. Eventuell sagt er was dazu oder fragt dann, was du komisch gefunden hast.
Vielleicht hörst du auch die Flöhe husten... Die Allergiesaison hat zB angefangen, und grade jetzt bei diesem Frühlingswetter explodieren die Pollen, da laufe ich auch mit chronisch geröteten Augen umher und bin generell etwas gematschter.
Wenn er tatsächlich Kummer haben sollte, dann geht dich das nichts an und ein guter Therapeut sollte das aus der Therapie draußen lassen.
Was du allerdings ansprechen könntest bzw was du dir mit ihm mal anschauen könntest: Warum dich das so verunsichert, wenn er scheinbar anders drauf ist und warum du anfängst, das auf dich zu beziehen (so scheint es mir zumindest)....
Wenn er tatsächlich Kummer haben sollte, dann geht dich das nichts an und ein guter Therapeut sollte das aus der Therapie draußen lassen.
Was du allerdings ansprechen könntest bzw was du dir mit ihm mal anschauen könntest: Warum dich das so verunsichert, wenn er scheinbar anders drauf ist und warum du anfängst, das auf dich zu beziehen (so scheint es mir zumindest)....
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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Ich würde auch nicht fragen. Komisch fandest du es ja nur wegen der roten Augen, geknickt wirken, naja, er könnte auch ne Allergie haben. Und wenn nicht, auch egal, das sollte er nicht mit seinen Patienten besprechen.
[wegzudenken, mehr nicht]
Habe ich auch schon in meine Überlegungen eingeplant, weil ich auch zu den Geplagten gehöre...
Ja, das sehe ich auch so. Er ist ziemlich professionell und das schätze ich auch so sehr an ihm. Es war halt erstmal trotzdem belastend. Aber indem ich die Stunde aus meiner Perspektive versuche anzusprechen und bei mir bleibe, kann ich das Belastende ja irgendwie ansprechen ohne ihm zu nahe zu treten.
Ja, das werde ich dann wohl gleich mal mitbesprechen. Ist auch nichts Neues. Ich bin einfach sehr schnell verunsichert in Kommunikation und gehe bei kleinen Unstimmigkeiten davon aus, dass "es das jetzt war"
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Ich hab das auch mal erlebt zu Anfang meiner Analyse. Ich sah sie und dachte ach du scheizze, da stimmt was nicht. Habs sofort angesprochen, aber nicht gefragt. Ich war da erst ziemlich übergriffig und wollte wissen, was los ist (ok, da hatte ich dann irgendwie doch gefragt),weil ich null Bock hatte, dass sie an mir was ausagiert (hatte ich schon erlebt bei ihren Vorgängern) - und sie wies mich bestimmt zurück und teilte mir mit, dass sie auch mal mies drauf sein dürfe, aber dennoch arbeitsfähig sei. Und gut war. Das war ne super klare Ansage und hat klar gezeigt: Da stehen Sie und da steh ich. Der Patient hat sich nicht um den Therapeuten kümmern zu müssen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
Philosophia hat geschrieben: ↑Mi., 27.02.2019, 18:42 Ich hab das auch mal erlebt zu Anfang meiner Analyse. Ich sah sie und dachte ach du scheizze, da stimmt was nicht. Habs sofort angesprochen, aber nicht gefragt.
Ja, das wäre wohl das Beste gewesen, das direkt anzusprechen. Weil dann mehr Klarheit dagewesen wäre. Aber da hab ich halt einfach echt Angst, dass er nicht gut reagiert und damit kein guter Therapeut mehr für mich ist oder genervt von mir ist und kein Bock mehr auf mich hat.
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Kann ich verstehen. Es kann aber auch mal passieren, dass er mal einen Tag kein guter Therapeut für dich ist. Wichtig ist, ob es grundsätzlich gut ist. Wie bei einer ausreichend guten Mutter oder so. Die darf auch Fehler machen, und sie sollte sogar, finde ich, da Frustrationen dazugehören.
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Wenn es dich wirklich irritiert und verhindert, dass du von der Therapie profitierst, würde ich es ansprechen. Ich finde es auch durchaus i.O., wenn du deine Phantasien dazu äußerst. Es geht dabei ja auch gar nicht um den Therapeuten an sich, sondern um den Film, der in deinem Kopf abläuft und der könnte durchaus interessant für die Therapie sein. Alte goldene Therapieregel: Störungen haben immer Vorrang. Du solltest halt nur, wie bereits geschrieben wurde, nicht die Erwartung haben, dass er dir tatsächlich Auskunft gibt, was mit ihm los war. Aber ein Gespräch über deine Vermutungen und die dadurch ausgelösten Ängste und welche Bedeutung sie für dich haben könnte eine spannende Stunde ergeben.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...
Ja, das muss ich mir dann in so verunsicherten Situationen vielleicht mehrmals sagen. Also dass es auch mal doofe Tage geben kann. Hatte ich mir auch für Konfliktsituationen mit meinem Freund überlegt, mir dann Mantra mäßig zu sagen, dass alles gut wird und einfach der Moment gerade doof ist, aber eben nicht alles.Philosophia hat geschrieben: ↑Mi., 27.02.2019, 18:49 Es kann aber auch mal passieren, dass er mal einen Tag kein guter Therapeut für dich ist. Wichtig ist, ob es grundsätzlich gut ist.
Und generell ist er, glaube ich, gut für mich. Sogar sehr gut. Aber ja, die Einschätzung unterliegt halt auch meinen Gefühlsschwankungen.
Was genau los war, will ich auch nicht wissen. Das hat mir der Beitrag von Anna-Luisa ganz gut vor Augen geführt :spirit-cologne hat geschrieben: ↑Mi., 27.02.2019, 19:30 Du solltest halt nur, wie bereits geschrieben wurde, nicht die Erwartung haben, dass er dir tatsächlich Auskunft gibt, was mit ihm los war.
Anna-Luisa hat geschrieben: ↑Mi., 27.02.2019, 16:53 Er könnte schließlich auch nicht sagen:"Ich habe am Vorabend meine Frau inflagranti mit meinem besten Freund erwischt und komme gerade vom Anwalt, da ich die Scheidung eingereicht habe, was nach zwanzig Jahren Ehe ein sehr schwerer Schritt war!"
Ja, darauf wird es wohl hinauslaufen. Wir hatten meine Ängste zwar schon oft zum Thema und ich habe auch manchmal Angst, dass ihm das zu viel wird, aber so sollte ich das vielleicht nicht sehen. Schließlich kann es in jedem Gespräch über meine Ängste auch zu neuen Erkenntnissen kommen. Zumal wir ja auch erst in den ersten 20 Stunden stecken...spirit-cologne hat geschrieben: ↑Mi., 27.02.2019, 19:30 Aber ein Gespräch über deine Vermutungen und die dadurch ausgelösten Ängste und welche Bedeutung sie für dich haben könnte eine spannende Stunde ergeben.
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Ich hatte auch mal so eine Situation, hab es angesprochen und gefragt, ob da was bei ihr war oder meine Wahrnehmung verdreht. War ne gute Stunde, sie hat mich natürlich detailliert beschreiben lassen, was ich komisch fand und mir dann kurz bestätigt, dass ich ganz gute Antennen habe. Ich hab aber auch von Anfang an signalisiert, es geht mir um ob und nicht um was genau
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
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