Pampige, teils aggressive Reaktion auf Banalitäten

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queen1987
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Pampige, teils aggressive Reaktion auf Banalitäten

Beitrag Mi., 13.02.2019, 19:35

Hallo zusammen!

Kurz zu mir, ich bin w/31 und nach 1,5 jähriger Beziehung gerade frisch getrennt. Die letzten 4 Monate habe ich mit meinem Partner zusammen gewohnt.

Die Trennung an sich ist nicht so das Problem. Aber ich bin dabei zu reflektieren, was falsch gelaufen ist, vor allem, was ich falsch gemacht habe.
Dabei ist mir aufgefallen, dass ich in unserer Beziehung oft wegen Kleinigkeiten richtig ausgerastet bin. Zb wenn Mülltrennung nicht richtig gemacht wurde, sein Kater sich erbrochen hat usw. mit der Zeit hat sich das so hochgeschaukelt, dass mich schon die sprichwörtliche Fliege an der Wand aggressiv gemacht hat.
Ich hab mich oft selbst nicht wiedererkannt. Ich bin nicht pedantisch ordentlich und mit Haustieren aufgewachsen und dachte eigentlich, ich wäre mit Macken anderer Menschen mittlerweile recht entspannt.

Und dennoch habe ich immer wieder so reagiert und damit meinen Partner total fertig gemacht. Obwohl er sich echt bemüht hat. Aber ich hab es einfach nicht geschafft, ihn so zu akzeptieren wie er ist, oder Konflikte sachlich anzusprechen.

Mein Vater hat mir vorhin auch bestätigt, dass ich dazu neige, pampig zu werden und schnell eine aggressive Haltung einnehme. Und damit hat er wohl auch recht

Wenn ich von aggressiv rede, meine ich nicht, dass ich körperlich auf andere los gehen. Aber ich werde laut und ungerecht und verspüre eine Wut, die ich nicht recht einordnen kann. Ich glaube, diese Wut richtet sich mehr gegen mich selbst als gegen den anderen und sein vermeintliches Fehlverhalten.
Oft tut es mir hinterher auch total leid aber es fällt mir schwer, das zuzugeben.
Welche Gründe kann es haben, dass ich so ausflippe?

Vielleicht hat jemand Erfahrungen oder kennt jemand, der jemand kennt... ich würde dieses Verhalten gerne ablegen

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Sinarellas
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Beitrag Mi., 13.02.2019, 20:10

vielleicht bist du auch einfach jemand der sehr leicht reizbar ist und die vulnerabilität eben anders gesetzt als bei anderen.
Vielleicht nimmst du deinen Ex aber auch grad in Schutz, auch möglich, denn wenn man klar sagt, was einen stört (und für mich ist das mit dem trennen auch eine wichtige sache) und einfach nicht drauf geachtet wird, dann passt es eben einfach nicht. suche nicht unbedingt die Schuld da bei dir.
Was andere leute über dich sagen oder meinen ist auch bei deinem vater nur seine subjektive und selektive sichtweise. wichtig ist ob du mit dir zurecht kommst.
ich kämpfe selbst gegen die aggressionen, aber ich kenne meine gründe warum sie so sind und versuche etwas sozial angepasster zu werden, aber es ist echt mühsam.
..:..

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queen1987
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Beitrag Mi., 13.02.2019, 20:20

Danke für deine schnelle Antwort.
Sicher, er hat auch Fehler gemacht und ich glaub auch, dass ein Teil meiner Agression durch seine Ignoranz geschürt wurde.

Aber ich bin auch anderen gegenüber manchmal so, hauptsächlich aber im Familiären Umfeld.
Scheinbar projeziert sich das aber eben nicht nur auf meine Eltern, sondern auch auf Menschen die mir näher stehen, eben meinen Partner.
Ganz sicher bin ich mir der Gründe nicht, vermute aber, dass es irgendwo in meiner Kindheit liegt. Nur wie rausfinden, und wie in den Griff bekommen?

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Sinarellas
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Beitrag Mi., 13.02.2019, 20:45

nein nicht alle sliegt in der kindheit.
prüfe mal lieber was das eigentliche Gefühl ist, wenn du aggressiv bist. Was genau steckt dahinter, ist es mangelndes selbstwertgefühl, ist es fehlende empathie, ist es angst? Also irgendwas steckt eigentlich immer hinter aggression.
In den Griff krigst du das nur mit viel Übung, analysieren und reflektieren. Rumge_raged? Dann überlegen warum, was war davor, wie kams dazu und wann bist du aggressiv gewesen.
du kannst da ziemlich viel selbst reflektieren. und dann immer wieder versuchen das eigene Verhalten davor abzufangen.
..:..

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queen1987
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Beitrag Mi., 13.02.2019, 21:01

Mein Selbstwertgefühl geht gegen null, schon mein Leben lang und Angst habe ich vor so ziemlich allem, vor allem davor zu versagen und zurück gewiesen zu werden.
Emphatie dachte ich eigentlich, dass ich habe, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.
Ich glaube es liegt ein gewisses Gefühl der Ohnmacht und Unsicherheit hinter den Aggressionen. Und das Gefühl, mich nicht durchsetzen zu können... das fällt mir jetzt so rückblickend spontan ein


shesmovedon
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Beitrag Mi., 13.02.2019, 21:24

Ich denke auch, dass du einen "Beobachter" in dir installieren könntest und so vielleicht durch Reflexion besser dein Verhalten steuern kannst.
Aber dieser Beobachter soll halt dann genau auf sowas achten und nicht alles in Frage stellen.

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Beitrag Mi., 13.02.2019, 22:04

queen1987 hat geschrieben: Mi., 13.02.2019, 19:35 Dabei ist mir aufgefallen, dass ich in unserer Beziehung oft wegen Kleinigkeiten richtig ausgerastet bin. Zb wenn Mülltrennung nicht richtig gemacht wurde, sein Kater sich erbrochen hat usw. mit der Zeit hat sich das so hochgeschaukelt, dass mich schon die sprichwörtliche Fliege an der Wand aggressiv gemacht hat.
Also ich kenne das von mir, dass es "im Kern" um etwas ganz anderes geht. Und solange man diesen "Kern" nicht bespricht und gemeinsame Lösungen dafür findet regt man sich immer wieder nur über diese "Kleinigkeiten" auf. Darum geht es aber gar nicht.


Also was genau dahinter steht, kann man nur selbst heraus finden:
- vielleicht fühlt man sich nicht wirklich respektiert und akzeptiert in der Beziehung?
- nicht genug wert geschätzt?
- als Frau nicht genug beachtet?
- zu wenig echte Aufmerksamkeit?
Etc. Usw.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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queen1987
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Beitrag Do., 14.02.2019, 06:20

Ja, es stimmt leider auch, dass er mich ab dem Moment als wir zusammen gezogen sind (es war ohnehin erstmal Probewohen ausgemacht) immer weniger beachtet hat. Er kam nach der Arbeit nicht heim sonder hat sich noch stundenlang bei seinen Eltern rumgetrieben um an Modellautos zu basteln. Jeden Tag. Wenn er dann doch mal nach Hause kam, hieng er gleich wieder am Handy um nach Inspiration und Teilen für sein Projekt zu suchen. Seine Katzen (um die ich mich ja dann auch kümmern musste) hat er zumindest mal noch gestreichelt zur Begrüßung. Ich bekam keine Umarmung geschweige denn einen Kuss. Und auch sonst gingen alle Zärtlichkeiten und Berührungen nur noch von mir aus, teilweise hat er nicht mal darauf reagiert.
Genauso wie er eben solche Bitten wie den Müll zu trennen ignoriert hat.

Das hat mich wütend gemacht. Gleichzeitig hat diese Wut ihn sich noch mehr zurück ziehen lassen. Dadurch noch mehr Wut und immer so weiter.

Das wirds wohl gewesen sein.
Dennoch ich habe einen Hang dazu wie ein Kleinkind aus der Haut zu fahren wenn etwas nicht nach meinem Kopf geht und ich mich nicht mit Argumenten durchsetzen kann (was ich fast nie kann => mangelndes Selbstvertrauen)

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queen1987
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Beitrag Do., 14.02.2019, 07:31

*Zusatz* Ich habe auch immer wieder das Gespräch gesucht, ihm gesagt, dass mir die Nähe zwischen uns fehlt und ich mich mit ihm zusammen einsamer fühle als vorher als Single. Leider haben diese Gespräche nie gefruchtet, oder wenn, dann nur für ein paar Tage.

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Hiob
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Beitrag Do., 14.02.2019, 12:25

Dass du das selber an dir bemerkst, ist schonmal ein Anfang. Du bemerkst auch, dass die ursprüngliche Wut sicher nichts mit nem Kater oder deinem Freund zutun hat, sondern sicher in einiger Entfernung zu suchen ist. Ich würde einfach mal nur darauf achten, in welchen Situationen es in dir wieder brodelt, gibt es da Übereinstimmungen oder Hinweise auf zugrunde liegendes. Ob es dir automatisch hilft, die Ursachen zu entdecken, weiß ich nicht, aber wenn du in den jeweiligen Situationen versuchst, dein Brummen mit Methoden loszuwerden, die weniger Porzellan zerschlagen, also dir weniger Lebensgestaltungsmöglichkeiten zerstören, wird sich schon nach und nach was verbessern. Neue Methoden zu suchen und auszuprobieren...kannst du ja allein. Deinem Gegenüber kann es auch helfen, wenn du ihm davon berichtest...ob jeder diesem Vertrauensvorschuss gerecht werden kann, weiß ich nicht. In deinem gegenüber laufen ja in einer akuten Situation möglicherweise auch Automatikprogramme an.

H.

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Malia
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Beitrag Do., 14.02.2019, 17:22

Wenn ich ein bestimmtes - eigentlich von mir unerwünschtes - Verhalten erkenne, frage ich mich:
was erreiche ich damit ?
Bei mir ist es meistens Vermeidung von Nähe und Bestätigung meiner Wertlosigkeit.
Dann kann ich mich fragen:
Brauche oder will ich das noch so?
Wenn nicht, was kann ich anders machen?
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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