Therapie privat/Kassa
Therapie privat/Kassa
Hallo!
Jetzt habe ich auch mal eine Frage
Gibt es einen Qualitätsunterschied zwischen einer „Therapie auf Kasse“ und der „privaten Therapie“? Die Frage bezieht sich auf den Therapezten/Psychologen.
Hat jemand Erfahrungen sammeln können?
Arbeiten privat bezahlte Therapeuten tatsächlich anders?
Könnt ihr mir sagen, wo die Unterschiede in der Qualität/Quantität liegen?
Danke euch!
Jetzt habe ich auch mal eine Frage
Gibt es einen Qualitätsunterschied zwischen einer „Therapie auf Kasse“ und der „privaten Therapie“? Die Frage bezieht sich auf den Therapezten/Psychologen.
Hat jemand Erfahrungen sammeln können?
Arbeiten privat bezahlte Therapeuten tatsächlich anders?
Könnt ihr mir sagen, wo die Unterschiede in der Qualität/Quantität liegen?
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Aus dem stationären Bereich weis ich, dass Privatpatienten zumindest quantitativ ein Mehr an Leistunge n bekommen, aber ambulant wüsste ich nix. Von der Qualifikation der Therapeuten ist es meines Erachtens gleich, solange es approbierte Therapeuten sind, keine Heilpraktiker. Was jetzt nicht heißen soll, dass die HPs alle schlecht seien, im Gegenteil, ich glaube auch dort gibt es Perlen, jedoch ist alleine die Ausbildung deutlich schlechter und entsprechend finden sich dort einige eher mäßig wissende Gurus und Hobby-Therapeuten... Tatsächlich würde ich, wenn ich's mir leisten könnte, jedoch auf Selbstzahler-Basis kommen, weil das einfach gewisse andere Vorteile mit sich bringt. LG scars
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Also ich bin Privat und ich wüsste nicht, wo ich stationär mehr an Leistungen bekommen hätte, wenn ich in der Psychiatrie oder so war. Sowas wird immer gerne behauptet, stimmt aber oftmals nicht. Ich lasse das aber auch nie bei Ärzten oder wenn ich Termine mache raushängen.
Wo es Vorteile gibt, ist im Krankenhaus, weil man Recht auf 1Bett oder 2Bett-Zimmer hat. Je nach Krankenhaus landet man sogar auf einer reinen Privatstation.
Aber therapeutisch bezüglich Psychotherapie, ob ambulant oder stationär, habe ich keinen Vorteil erfahren.
Wo es Vorteile gibt, ist im Krankenhaus, weil man Recht auf 1Bett oder 2Bett-Zimmer hat. Je nach Krankenhaus landet man sogar auf einer reinen Privatstation.
Aber therapeutisch bezüglich Psychotherapie, ob ambulant oder stationär, habe ich keinen Vorteil erfahren.
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- Forums-Insider
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Also ich hab von 2015 bis 2017 eine Therapie selbstbezahlt und bin nun wieder in kassenfinanzierter Therapie. Unterschied gibts/gabs keinen. Wobei ich auch zwei unterschiedliche (bzw. drei, denn 2013 war ich schonmal in kassenfinanzierter Therapie) Verfahren hatte. 2013 war tiefenpsychologisch, 2015 systemische (deswegen auch selbst bezahlt) und jetzt ists analytisch. Aber generell habe ich mit allen "normal" gearbeitet, konnte da nix außergewöhnlich unterschiedliches feststellen. Das die Behandlungen natürlich alle nicht exakt ablaufen ist klar, sind unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Methoden.
Daher finde ich es schwierig, da überhaupt einen Vergleich/Unterschied feststellen zu können. Denkbar wäre für mich ein Vergleich machbar, wenn ich bei ein und demselben Therapeuten Selbstzahler und Kassenpatient gewesen wäre. Aber ansonsten ist das ein wenig wie Äpfel mit Birnen vergleichen.
Ich hatte auch beim selbstzahlen nicht den Druck, jede Stunde gut nutzen zu müssen. Es kam wies kam.
Aber Privatpatient ist ja auch nochmal was anderes. Wobei, ist es da nicht so, dass man die Stunden vorstreckt und die Privatekrankenkasse erstattet es dann?
Daher finde ich es schwierig, da überhaupt einen Vergleich/Unterschied feststellen zu können. Denkbar wäre für mich ein Vergleich machbar, wenn ich bei ein und demselben Therapeuten Selbstzahler und Kassenpatient gewesen wäre. Aber ansonsten ist das ein wenig wie Äpfel mit Birnen vergleichen.
Ich hatte auch beim selbstzahlen nicht den Druck, jede Stunde gut nutzen zu müssen. Es kam wies kam.
Aber Privatpatient ist ja auch nochmal was anderes. Wobei, ist es da nicht so, dass man die Stunden vorstreckt und die Privatekrankenkasse erstattet es dann?
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Ja richtig, man reicht die Rechnzngen bei der Privaten ein und je nachdem wie schnell die mit der Bearbeitung sind, muss man das Geld vorstrecken oder bekommt es noch früh genug von denen überwiesen. Man muss halt die Rechnungen möglichst sofort einreichen und nicht warten.
Ich habe mit beidem Erfahrung.
Ist in etwa so wie Privatarzt vs. Kassenarzt.
Der "private" Therapeut war nicht nur erfahrener, sondern bemühte sich auch mehr.
In den Kassenstunden war nach 45 Minuten fix Schluß, egal, was ich noch auf dem Herzen hatte.
Subjektiv hatte ich auch den eindruck, dass der Kassentherapeut weniger engagiert war, naja, brauchte ja seine Energie noch für die privaten Patienten. x-)
LG
Ist in etwa so wie Privatarzt vs. Kassenarzt.
Der "private" Therapeut war nicht nur erfahrener, sondern bemühte sich auch mehr.
In den Kassenstunden war nach 45 Minuten fix Schluß, egal, was ich noch auf dem Herzen hatte.
Subjektiv hatte ich auch den eindruck, dass der Kassentherapeut weniger engagiert war, naja, brauchte ja seine Energie noch für die privaten Patienten. x-)
LG
Es muss unterschieden werden zwischen "privater Krankenversicherung" und "Selbstzahler". Ich vermute, die TE bezog sich eher auf Selbstzahler?
Ich kann nur für Deutschland sprechen (und da natürlich auch nur über meine Erfahrungen): Ein approbierter Therapeut behandelt meist Kassenpatienten und seltener Selbstzahler. Manche arbeiten kaum mit Selbstzahlern, sodass es für sie selbst auch ungewohnt sein kann, Rechnungen auszustellen, zum Beispiel. Das Verhältnis ist durchaus ein bisschen anders, weil "der Dritte" wegfällt, der das Ganze "kontrolliert" und bezahlt.
Das fängt beim Honorar und den anderen formalen Fragen an, aber es bezieht sich auch auf die Beziehungsebene selbst: Es kann sich unheimlich frei anfühlen für beide (!), den Papierkram weglassen zu können, keine Anträge schreiben zu müssen oder auf die Kasse "warten" zu müssen und auf Stunden zu hoffen. Aber gleichzeitig ist die Verantwortung eher noch höher, weil man (auch hier: beide) sich nicht darauf ausruhen kann und sozusagen ewig vor sich hin therapieren darf (die ethischen Grundsätze gelten auch bei Selbstzahlern!), sondern wirtschaftliche Faktoren (so kurz wie möglich) berücksichtigen muss.
Ich könnte das jetzt noch weiter ausführen, aber ich weiß gar nicht, ob es dir darum überhaupt ging.
Ich kann nur für Deutschland sprechen (und da natürlich auch nur über meine Erfahrungen): Ein approbierter Therapeut behandelt meist Kassenpatienten und seltener Selbstzahler. Manche arbeiten kaum mit Selbstzahlern, sodass es für sie selbst auch ungewohnt sein kann, Rechnungen auszustellen, zum Beispiel. Das Verhältnis ist durchaus ein bisschen anders, weil "der Dritte" wegfällt, der das Ganze "kontrolliert" und bezahlt.
Das fängt beim Honorar und den anderen formalen Fragen an, aber es bezieht sich auch auf die Beziehungsebene selbst: Es kann sich unheimlich frei anfühlen für beide (!), den Papierkram weglassen zu können, keine Anträge schreiben zu müssen oder auf die Kasse "warten" zu müssen und auf Stunden zu hoffen. Aber gleichzeitig ist die Verantwortung eher noch höher, weil man (auch hier: beide) sich nicht darauf ausruhen kann und sozusagen ewig vor sich hin therapieren darf (die ethischen Grundsätze gelten auch bei Selbstzahlern!), sondern wirtschaftliche Faktoren (so kurz wie möglich) berücksichtigen muss.
Ich könnte das jetzt noch weiter ausführen, aber ich weiß gar nicht, ob es dir darum überhaupt ging.
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Ich bin als Selbstzahlerin bei einem Orthopäden, der keine Kassenpatienten annimmt (er ist mir empfohlen worden, nachdem andere mir nicht helfen konnten). Aber ich glaube, die Qualifikation von Kassen-und Privatärzten unterscheidet sich nicht weiter. Es gibt von beiden Varianten bessere und schlechtere Ärzte.
Allerdings würde ich bei Ärzten/ Therapeuten, die ausschließlich privat abrechnen, nicht ausschließen, dass sie auch ihre Kassenzulassung verloren haben könnten.
Allerdings würde ich bei Ärzten/ Therapeuten, die ausschließlich privat abrechnen, nicht ausschließen, dass sie auch ihre Kassenzulassung verloren haben könnten.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)
(Konfuzius)
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Also ich kann auch nur für Deutschland sprechen. Es gibt hier bei uns nur drei psychotherapeutische Verfahren, die überhaupt über die Kassen abgerechnet werden können: Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Therapie und Verhaltenstherapie.
Als Privatzahler hat man da viel mehr Möglichkeiten, wobei es auch bei den kassenzugelassenen Therapeuten Zusatzausbildungen in anderen Verfahren gibt, die möglicherweise bei einer kassenfinanzierten Therapie mit einfließen. Man muss eben so oder so schauen, welcher Therapeut mit welcher Ausrichtung am besten zu einem passt.
Und es gibt durchaus approbierte Therapeuten mit Privatpraxis, die ihre Kassenzulassung nicht unbedingt eingebüßt, sondern bewusst abgegeben haben. Denn damit sind viele lästige Formalien verbunden, die sich manch einer sparen möchte, um besser auf seine Klienten eingehen zu können. Was aber nicht automatisch heißen muss, dass jeder kassenfinanzierte Therapeut seine Patientin bloß abfertigt. Das wird von Person zu Person unterschiedlich sein.
Soweit mal nur ganz oberflächlich, vielleicht ist Deine Frage längst durch unsere Posts beantwortet, oder vielleicht möchtest Du auch noch mal konkreter nachfragen. Viele Grüße!
Als Privatzahler hat man da viel mehr Möglichkeiten, wobei es auch bei den kassenzugelassenen Therapeuten Zusatzausbildungen in anderen Verfahren gibt, die möglicherweise bei einer kassenfinanzierten Therapie mit einfließen. Man muss eben so oder so schauen, welcher Therapeut mit welcher Ausrichtung am besten zu einem passt.
Und es gibt durchaus approbierte Therapeuten mit Privatpraxis, die ihre Kassenzulassung nicht unbedingt eingebüßt, sondern bewusst abgegeben haben. Denn damit sind viele lästige Formalien verbunden, die sich manch einer sparen möchte, um besser auf seine Klienten eingehen zu können. Was aber nicht automatisch heißen muss, dass jeder kassenfinanzierte Therapeut seine Patientin bloß abfertigt. Das wird von Person zu Person unterschiedlich sein.
Soweit mal nur ganz oberflächlich, vielleicht ist Deine Frage längst durch unsere Posts beantwortet, oder vielleicht möchtest Du auch noch mal konkreter nachfragen. Viele Grüße!
Vielen Dank für die Antworten!
Mir ging es darum, dass es anscheinend Unterschiede bei der Behandlung des Therapeuten gibt. Selbstzahler werden „intensiver“ betreut... Ich habe mir halt die Frage gestellt, warum es so ist. Wenn ein Klient abbricht, hinterlässt das ja doch ein Loch in der Kasse Das kann doch nicht der Grund sein? Wäre schade...
Ich bin Selbstzahler und möchte nicht künstlich „umworben“ werben vom Therapeuten. Also in Form von Bewunderung, Mitleid,... Es hat eben einen komischen Beigeschmack.
Sorry, klingt verwirrend, ist es für mich aber auch
Mir ging es darum, dass es anscheinend Unterschiede bei der Behandlung des Therapeuten gibt. Selbstzahler werden „intensiver“ betreut... Ich habe mir halt die Frage gestellt, warum es so ist. Wenn ein Klient abbricht, hinterlässt das ja doch ein Loch in der Kasse Das kann doch nicht der Grund sein? Wäre schade...
Ich bin Selbstzahler und möchte nicht künstlich „umworben“ werben vom Therapeuten. Also in Form von Bewunderung, Mitleid,... Es hat eben einen komischen Beigeschmack.
Sorry, klingt verwirrend, ist es für mich aber auch
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In Deutschland ist es so, dass du zunächst mal unterscheiden kannst zwischen Heilpraktikern (die du nur als Pivatpatient/Selbstzahler in Anspruch nehmen kannst) und approbierten Therapeuten (Die es sowohl privat als auch mit Kassenzulassung gibt). Bei den approbierten kann man dann nochmal trennen zwischen ärztlichen und psychologischen Therapeuten. Was die Heilpraktiker angeht, schließe ich mich Scars an, die können auch gut sein, aber das fachliche Ausbildungsniveau ist deutlich weniger und es fehlt vor allem die Klinikerfahrung, die für approbierte Therapeuten Pflicht ist. Zu den Unterschieden ärztlicher und psychologischer Therapeut gibt's schon 'nen Thread.
Was die Frage private Praxis oder Kassensitz angeht, sollte man wissen, dass ein approbierter Psychotherapeut sich nicht einfach niederlassen und Kassenpatienten behandeln darf. Da die Anzahl an Therapieplätzen aus politischen/wirtschaftlichen Gründen knapp gehalten wird, gelten in Deutschland derzeit alle Versorgungsgebiete als "überversorgt" mit Psychotherapeuten (muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen...), weshalb ein Therapeut nur einen Kassensitz von einem Kollegen übernehmen kann, der diesen Kassensitz abgibt (z.B. aus Altersgründen). Weil das bei den Ärzten (die ja in der Regel eine mit vielen teuren Geräten usw. ausgestattete Praxis übergeben) so üblich ist, dass diese ihrem Vorgänger eine Ablöse für die Praxis zahlen müssen, ist das bei Psychotherapeuten auch so, obwohl es da eigentlich gar keinen Gegenwert gibt (Die Räume werden meist gar nicht übernommen und ein "Patientenstamm" ist auch nichts Wert, weil es ohnehin so viele Patienten gibt, die einen Therapieplatz suchen. Die Zulassung an sich ist rechtlich eigentlich nicht veräußerbar). So werden die Kassensitze zum Handelsgut, das Angebot und Nachfrage unterworfen ist und für einen Kassensitz darf ein Therapeut erst mal im Schnitt 30 - 60.000 € hinblättern (in begehrten Großstädten auch bis zu 100.000 €) um überhaupt Kassenpatienten behandeln zu dürfen. Zudem unterscheidet sich bei Psychotherapeuten im Gegensatz zu den Ärzten die Vergütung von Kassen- und Privatpatienten kaum von einander, so dass unter Einbeziehung aller Parameter (z.B. Strukturzuschläge bei hoher Auslastung mit Kassenpatienten) für Psychotherapeuten mit Kassenzulassung paradoxer Weise Privatpatienten weniger lukrativ sind als Kassenpatienten.
Das erklärt vielleicht die Gründe, warum die Frage Privat- oder Kassentherapeut eigentlich nix mit der Qualifikation oder Qualität des Therapeuten zu tun hat. Es ist für den Therapeuten eine Frage der Abwägung von Vorteilen und Nachteilen. Eine Kassenpraxis ist teuer und unterliegt recht strengen formalen Abläufen, bietet aber dafür eine sichere Auslastung und vernünftige, sichere Einnahmen (Wirklich reich wird man als Psychotherapeut eh' nicht). Die Privatpraxis erfordert kaum Investitionen und ist flexibler, aber es ist schwieriger, sie ausgelastet zu bekommen, das EInkommen ist stärkeren Schwankungen unterworfen, weil man die Auslastung nicht so gut gewährleisten kann.
Dementsprechend entscheiden sich eher junge Therapeuten, Therapeuten in Teilzeit, ältere Therapeuten, die weniger Stunden machen wollen oder Therapeuten, die freiheitsliebend und risikobereiter sind, für die Privatpraxis, während die anderen meist eine Kassenzulassung bevorzugen (sofern in ihrer Region überhaupt eine zu haben ist). Dann gibt es natürlich auch noch Therapeuten, die im Rahmen einer Entlastungsassistenz oder Job-sharing bei einem anderen Kassentherapeuten freiberuflich oder angestellt Kassenpatienten mitbehandeln. Viele Therapeuten sind auch in verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich tätig (Beispiel: Am Anfang der Karriere angestellt halbtags als Kassentherapeut, dann erst mal selbständig in eigener Privatpraxis tätig, dann Kauf eines Kassensitzes und am Ende des Arbeitslebens Abgabe des Kassensitzes und reduzierte Tätigkeit als privater Therapeut).
Quintessenz: Es gibt objektiv keine Unterschiede zwischen Qualifikation (auch Zusatzqualifikation) und Arbeitsweise von Privat- oder Kassentherapeuten, viele sind irgendwann im Leben mal beides. Therapeuten, die sich für nicht Kassenzugelassene Verfahren (Systemische Therapie, Gestalttherapie oder Gesprächstherapie) interessieren vielleicht mal ausgenommen, weil diese Verfahren nicht über die Kasse abgerechnet werden dürfen. Das heißt aber nicht, dass bestimmte Techniken aus diesen Verfahren nicht in die Arbeit von Kassentherapeuten einfließen. Es bleibt also dabei, dass es letztlich immer auf die jeweilige Therapeutenpersönlichkeit ankommt. Du wirst im Grunde als Privatpatient (anders als bei Ärzten) nicht bevorzugt oder besser behandelt, aber du hast den Vorteil, dass du eine größere Auswahl hast und eine bessere Chance auf kürzere Wartezeiten. Ein Nachteil bei privat Versicherten kann sein, dass je nach Versicherungsvertrag teilweise deutlich weniger an Therapiestunden übernommen wird, als bei Kassenpatienten.
Was die Frage private Praxis oder Kassensitz angeht, sollte man wissen, dass ein approbierter Psychotherapeut sich nicht einfach niederlassen und Kassenpatienten behandeln darf. Da die Anzahl an Therapieplätzen aus politischen/wirtschaftlichen Gründen knapp gehalten wird, gelten in Deutschland derzeit alle Versorgungsgebiete als "überversorgt" mit Psychotherapeuten (muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen...), weshalb ein Therapeut nur einen Kassensitz von einem Kollegen übernehmen kann, der diesen Kassensitz abgibt (z.B. aus Altersgründen). Weil das bei den Ärzten (die ja in der Regel eine mit vielen teuren Geräten usw. ausgestattete Praxis übergeben) so üblich ist, dass diese ihrem Vorgänger eine Ablöse für die Praxis zahlen müssen, ist das bei Psychotherapeuten auch so, obwohl es da eigentlich gar keinen Gegenwert gibt (Die Räume werden meist gar nicht übernommen und ein "Patientenstamm" ist auch nichts Wert, weil es ohnehin so viele Patienten gibt, die einen Therapieplatz suchen. Die Zulassung an sich ist rechtlich eigentlich nicht veräußerbar). So werden die Kassensitze zum Handelsgut, das Angebot und Nachfrage unterworfen ist und für einen Kassensitz darf ein Therapeut erst mal im Schnitt 30 - 60.000 € hinblättern (in begehrten Großstädten auch bis zu 100.000 €) um überhaupt Kassenpatienten behandeln zu dürfen. Zudem unterscheidet sich bei Psychotherapeuten im Gegensatz zu den Ärzten die Vergütung von Kassen- und Privatpatienten kaum von einander, so dass unter Einbeziehung aller Parameter (z.B. Strukturzuschläge bei hoher Auslastung mit Kassenpatienten) für Psychotherapeuten mit Kassenzulassung paradoxer Weise Privatpatienten weniger lukrativ sind als Kassenpatienten.
Das erklärt vielleicht die Gründe, warum die Frage Privat- oder Kassentherapeut eigentlich nix mit der Qualifikation oder Qualität des Therapeuten zu tun hat. Es ist für den Therapeuten eine Frage der Abwägung von Vorteilen und Nachteilen. Eine Kassenpraxis ist teuer und unterliegt recht strengen formalen Abläufen, bietet aber dafür eine sichere Auslastung und vernünftige, sichere Einnahmen (Wirklich reich wird man als Psychotherapeut eh' nicht). Die Privatpraxis erfordert kaum Investitionen und ist flexibler, aber es ist schwieriger, sie ausgelastet zu bekommen, das EInkommen ist stärkeren Schwankungen unterworfen, weil man die Auslastung nicht so gut gewährleisten kann.
Dementsprechend entscheiden sich eher junge Therapeuten, Therapeuten in Teilzeit, ältere Therapeuten, die weniger Stunden machen wollen oder Therapeuten, die freiheitsliebend und risikobereiter sind, für die Privatpraxis, während die anderen meist eine Kassenzulassung bevorzugen (sofern in ihrer Region überhaupt eine zu haben ist). Dann gibt es natürlich auch noch Therapeuten, die im Rahmen einer Entlastungsassistenz oder Job-sharing bei einem anderen Kassentherapeuten freiberuflich oder angestellt Kassenpatienten mitbehandeln. Viele Therapeuten sind auch in verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich tätig (Beispiel: Am Anfang der Karriere angestellt halbtags als Kassentherapeut, dann erst mal selbständig in eigener Privatpraxis tätig, dann Kauf eines Kassensitzes und am Ende des Arbeitslebens Abgabe des Kassensitzes und reduzierte Tätigkeit als privater Therapeut).
Quintessenz: Es gibt objektiv keine Unterschiede zwischen Qualifikation (auch Zusatzqualifikation) und Arbeitsweise von Privat- oder Kassentherapeuten, viele sind irgendwann im Leben mal beides. Therapeuten, die sich für nicht Kassenzugelassene Verfahren (Systemische Therapie, Gestalttherapie oder Gesprächstherapie) interessieren vielleicht mal ausgenommen, weil diese Verfahren nicht über die Kasse abgerechnet werden dürfen. Das heißt aber nicht, dass bestimmte Techniken aus diesen Verfahren nicht in die Arbeit von Kassentherapeuten einfließen. Es bleibt also dabei, dass es letztlich immer auf die jeweilige Therapeutenpersönlichkeit ankommt. Du wirst im Grunde als Privatpatient (anders als bei Ärzten) nicht bevorzugt oder besser behandelt, aber du hast den Vorteil, dass du eine größere Auswahl hast und eine bessere Chance auf kürzere Wartezeiten. Ein Nachteil bei privat Versicherten kann sein, dass je nach Versicherungsvertrag teilweise deutlich weniger an Therapiestunden übernommen wird, als bei Kassenpatienten.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...
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Also, ich bin auch Selbstzahler, da meine Kasse sich bei der Kostenerstattung quergestellt hat. Kann mir nicht vorstellen, dass mich mein Therapeut anders behandeln würde, wenn die Kasse zahlte. Fühle mich absolut nicht "umworben" - im Gegenteil, mir wurde mehrmals deutlich gemacht, dass ich absolut frei sei, jederzeit doch zu einem Kassentherapeuten zu wechseln.
Ist natürlich nicht auszuschließen, dass es sowas gibt bei Therapeuten, die auf jeden Patienten finanziell angewiesen sind und sonst Probleme bekämen. Aber die werden dann ihrer Berufsverpflichtung nicht gerecht, gegenüber dem Ziel der Heilung des Klienten alle Eigeninteressen zurückzustellen...
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- [nicht mehr wegzudenken]
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- Beiträge: 2978
Ich nehme nur psychotherapeutische Leistungen bei therapeuten in Anspruch, die Kassenplätze anbieten. Da gibt es wenigstens auch sowas wie ein minimum an Qualitätssicherung. Bei einer dieser Theras habe ich eine Zeit lang auch selbst bezahlt.
Von meiner Seite kann ich keinen Unterschied feststellen, die Psychotante schafft es, jedes Mal mit derselben Energie dabei zu sein. Das finde ich eine beneidenswerte Fähigkeit, egal ob kassenbezahlt oder nicht.
Aber die deutung könnte unterschiedlich ausfallen bei ein- und demselben Symptom. Ein schweigsamer Selbstzahler wird sicher anders behandelt werden als ein Kassenpatient, dem früher oder später mal vorgehalten wird, dass er die Therapie nicht zu schätzen wisse. Ein Selbstzahler bleibt da sicher länger das sprachlose, schwer traumatisierte Opfer.
Von meiner Seite kann ich keinen Unterschied feststellen, die Psychotante schafft es, jedes Mal mit derselben Energie dabei zu sein. Das finde ich eine beneidenswerte Fähigkeit, egal ob kassenbezahlt oder nicht.
Aber die deutung könnte unterschiedlich ausfallen bei ein- und demselben Symptom. Ein schweigsamer Selbstzahler wird sicher anders behandelt werden als ein Kassenpatient, dem früher oder später mal vorgehalten wird, dass er die Therapie nicht zu schätzen wisse. Ein Selbstzahler bleibt da sicher länger das sprachlose, schwer traumatisierte Opfer.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]
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- [nicht mehr wegzudenken]
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Da gebe ich dir absolut Recht Salzstreuerin, wenn ich die Auffassung mancher User in anderen Threads lese, die Therapeuten würden sich eigentlich gar nicht für ihre Patienten interessieren und wären nur auf Geld aus, rollen sich mir auch immer die Zehennägel hoch... Es mag wie überall negative Ausnahmen geben, aber die Regel ist das nun wirklich nicht... Wer reich werden will, sollte sich eh' einen anderen Job suchen.
Außerdem haben viele private Therapeuten inzwischen auch schon lange Wartelisten, so dass es kein finanzieller Verlust ist, wenn ein Patient abspringt, der Therapeut nimmt dann halt den nächsten von der Warteliste. Anders sieht es bei kurzfristigen Absagen oder untentschuldigem Nichterscheinen aus, aber das mögen die Kassentherapeuten genauso wenig , die können nämlich auch nicht die ausgefallene Stunde einfach der Kasse in Rechnung stellen, sondern bleiben darauf sitzen (evtl. mit 'nem mickrigen Ausfallhonorar, was sie aber auch nur berechnen dürfen, wenn sie nachweislich die Zeit für keine anderen Arbeiten nutzten können).
Keine Angst, Supernova, das Risiko, dass du künstlich umworben oder mit Bewunderung oder falschem Mitleid überschüttet wirst, halte ich für sehr gering, egal ob bei einem Therapeuten mit Kassensitz oder privater Praxis.
Außerdem haben viele private Therapeuten inzwischen auch schon lange Wartelisten, so dass es kein finanzieller Verlust ist, wenn ein Patient abspringt, der Therapeut nimmt dann halt den nächsten von der Warteliste. Anders sieht es bei kurzfristigen Absagen oder untentschuldigem Nichterscheinen aus, aber das mögen die Kassentherapeuten genauso wenig , die können nämlich auch nicht die ausgefallene Stunde einfach der Kasse in Rechnung stellen, sondern bleiben darauf sitzen (evtl. mit 'nem mickrigen Ausfallhonorar, was sie aber auch nur berechnen dürfen, wenn sie nachweislich die Zeit für keine anderen Arbeiten nutzten können).
Keine Angst, Supernova, das Risiko, dass du künstlich umworben oder mit Bewunderung oder falschem Mitleid überschüttet wirst, halte ich für sehr gering, egal ob bei einem Therapeuten mit Kassensitz oder privater Praxis.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...
Das sollte nicht so sein. Ich kenne auch beides und kann keinen qualitativen Unterschied ausmachen. Es ist anders, aber das Engagement selbst ist nicht mehr oder weniger.Supernova hat geschrieben: ↑Mi., 22.08.2018, 14:35 Vielen Dank für die Antworte
Mir ging es darum, dass es anscheinend Unterschiede bei der Behandlung des Therapeuten gibt. Selbstzahler werden „intensiver“ betreut... Ich habe mir halt die Frage gestellt, warum es so ist. Wenn ein Klient abbricht, hinterlässt das ja doch ein Loch in der Kasse Das kann doch nicht der Grund sein? Wäre schade...
Ich bin Selbstzahler und möchte nicht künstlich „umworben“ werben vom Therapeuten. Also in Form von Bewunderung, Mitleid,...
Vielleicht handelt es sich um eine Projektion.
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