Gefühle für Therapeutin lange nach Therapieende
Gefühle für Therapeutin lange nach Therapieende
Hallo alle miteinander,
ich bin neu hier im Forum, habe mich nach langer Zeit endlich durchgerungen, mich anzumelden. Ich finde es toll, dass es diese Plattform gibt, und möchte erstmal ein freundliches Hallo in die Runde werfen.
Zu meinem Problem - ich habe zwischen 18 und 25 zweimal eine Gesprächstherapie von insgesamt 5 Jahren bei derselben Therapeutin gemacht, bis 2011. Ich litt damals u.a. an Dysthymie, habe hauptsächlich meine Kindheit aufgearbeitet (Misshandlung usw.).
Meine Therapeutin hat mir sehr geholfen, aber es gibt immer noch ein Problem. Ich bin homosexuell, dies war mir zum Therapiebeginn mit 18 bereits bewusst, es war kein Geheimnis und kein Problem in der Therapie. Ich fand meine Therapeutin von Anfang an sehr attraktiv, habe das jedoch anfangs nicht als problematisch eingestuft. Sie war Mitte 30, sah jünger und einfach toll aus, und da ich lesbisch bin, dachte ich mir nichts dabei, war wohl etwas naiv. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut, ich fühlte mich stets gut aufgehoben.
Im Laufe der Jahre ist es aber so gewesen, dass wir über alles gesprochen haben, bis auf meine wahren Gefühle für sie. Unsere Beziehung war zwar oft Thema, aber ich konnte nicht wirklich ehrlich sein. Ich war lange Zeit heftig in sie verliebt, zum Schluss empfand ich es als starke Zuneigung, nicht mehr unbedingt Verliebtheit, aber verschwunden sind meine innigen Gefühle nie. Meine Therapeutin versuchte mehrfach, diesen Gefühlen auf den Grund zu gehen, sprach mich auch direkt darauf an, aber ich habe es aus Scham abgestritten. Wir konnten über oberflächliche Dinge sprechen, z.B. dass ich ab und zu mit ihr geflirtet habe, sie attraktiv finde, sie mag, aber in die Tiefe gehen war unmöglich. Ich denke, dass sie mich völlig durchschaute, aber ich konnte einfach nicht darüber reden. Übertragungsliebe ist mir ein Begriff. Ich bin mir sicher, dass das eine bedeutende Rolle gespielt hat. Keine Ahnung, ob es nur das war.
Wir haben während und nach der Therapie niemals irgendwelche Grenzen überschritten, hatten ausschließlich während der Stunden Kontakt. Nach Therapieende meldete ich mich jeweils einmal, um zu berichten, wie es mir geht, das war so abgemacht. Ich schrieb ihr also zuletzt vor 3 Jahren eine E-Mail, wie es mir geht usw., bedankte mich nochmal, erhielt darauf eine sehr nette Antwort, das war’s.
Ihr fragt euch jetzt vielleicht, was genau mein Problem ist. Ich kann nicht mit ihr abschließen, ich vermisse sie nach wie vor sehr, denke zu oft an sie, würde sie gern wiedersehen, mich vergewissern, dass es ihr gut geht, mit ihr reden - das belastet mich. Ich lebe in einer langjährigen, liebevollen Partnerschaft, habe einen Job, gute Freunde, mittlerweile ein stabiles Verhältnis zu meiner Familie. Aus schlechten Phasen komme ich heute allein wieder raus. Trotzdem ist sie ständig in meinen Gedanken, als hätte ich mich physisch von ihr verabschiedet, aber es versäumt, mich mental von ihr zu lösen, das macht mich fertig. Ich habe die große Gelegenheit damals verpasst, meine Gefühle für sie aufzuarbeiten. In meiner idealen Fantasiewelt haben wir ab und zu freundschaftlichen Kontakt, obgleich mir bewusst ist, dass das unangemessen wäre. Damals war ich emotional sehr bedürftig, das ist mir heute klar, das Problem allgemein hat sich eigentlich mit der Therapie aufgelöst, aber über die Therapeutin selbst komme ich einfach nicht hinweg.
Gestern, nach 7 Jahren seit Therapieende, war ich kurz davor, ihr alles zu schreiben. An dem Punkt war ich schon oft. Aber würde es helfen, diese letzte Wahrheit ihr gegenüber auszusprechen? Würde mir das helfen, endlich mit ihr abzuschließen? Oder würde es nur alles noch mehr aufwirbeln? Wäre es unangebracht oder gar unfair ihr gegenüber, nach so vielen Jahren? Ich weiß ja nicht mal, was ich von ihr erwarten würde. Therapie will ich nicht mehr. Auch bin ich niemand, der sich gern aufdrängt. Und dann kommt die alte Scham dazu, die mich letztendlich auch von der E-Mail abgehalten hat. Stattdessen bin ich hier gelandet.
Meine Therapeutin war immer professionell, freundlich, aber distanziert genug. Nur in meiner allerletzten Stunde hat sie mir etwas geschenkt, mich darauf hingewiesen, dass es nicht neu, sondern von sich war, mir gesagt, dass ich eine besondere Patientin für sie war und sie die Therapie zwischendurch fast abgebrochen hätte. Ich fragte nicht mal mehr, warum, worüber ich mich heute ärgere. Wie ihr euch vorstellen könnt, habe ich diese letzte Stunde nie vergessen und befürchte, dass sie mein Dilemma mit ihren letzten Aussagen womöglich noch begünstigt hat. Das war völlig untypisch für sie. Sie hat mir gewissermaßen in der allerletzten Stunde das gegeben, was ich insgeheim wollte, und mich dann entlassen. Was soll ich sagen, ich bin mit meinem Latein am Ende.
Falls es jemand geschafft hat, bis zum Ende zu lesen - vielen Dank, es tut mir leid, dass es ein halber Roman geworden ist. Wie seht ihr das?
Viele Grüße
LuceNatic
ich bin neu hier im Forum, habe mich nach langer Zeit endlich durchgerungen, mich anzumelden. Ich finde es toll, dass es diese Plattform gibt, und möchte erstmal ein freundliches Hallo in die Runde werfen.
Zu meinem Problem - ich habe zwischen 18 und 25 zweimal eine Gesprächstherapie von insgesamt 5 Jahren bei derselben Therapeutin gemacht, bis 2011. Ich litt damals u.a. an Dysthymie, habe hauptsächlich meine Kindheit aufgearbeitet (Misshandlung usw.).
Meine Therapeutin hat mir sehr geholfen, aber es gibt immer noch ein Problem. Ich bin homosexuell, dies war mir zum Therapiebeginn mit 18 bereits bewusst, es war kein Geheimnis und kein Problem in der Therapie. Ich fand meine Therapeutin von Anfang an sehr attraktiv, habe das jedoch anfangs nicht als problematisch eingestuft. Sie war Mitte 30, sah jünger und einfach toll aus, und da ich lesbisch bin, dachte ich mir nichts dabei, war wohl etwas naiv. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut, ich fühlte mich stets gut aufgehoben.
Im Laufe der Jahre ist es aber so gewesen, dass wir über alles gesprochen haben, bis auf meine wahren Gefühle für sie. Unsere Beziehung war zwar oft Thema, aber ich konnte nicht wirklich ehrlich sein. Ich war lange Zeit heftig in sie verliebt, zum Schluss empfand ich es als starke Zuneigung, nicht mehr unbedingt Verliebtheit, aber verschwunden sind meine innigen Gefühle nie. Meine Therapeutin versuchte mehrfach, diesen Gefühlen auf den Grund zu gehen, sprach mich auch direkt darauf an, aber ich habe es aus Scham abgestritten. Wir konnten über oberflächliche Dinge sprechen, z.B. dass ich ab und zu mit ihr geflirtet habe, sie attraktiv finde, sie mag, aber in die Tiefe gehen war unmöglich. Ich denke, dass sie mich völlig durchschaute, aber ich konnte einfach nicht darüber reden. Übertragungsliebe ist mir ein Begriff. Ich bin mir sicher, dass das eine bedeutende Rolle gespielt hat. Keine Ahnung, ob es nur das war.
Wir haben während und nach der Therapie niemals irgendwelche Grenzen überschritten, hatten ausschließlich während der Stunden Kontakt. Nach Therapieende meldete ich mich jeweils einmal, um zu berichten, wie es mir geht, das war so abgemacht. Ich schrieb ihr also zuletzt vor 3 Jahren eine E-Mail, wie es mir geht usw., bedankte mich nochmal, erhielt darauf eine sehr nette Antwort, das war’s.
Ihr fragt euch jetzt vielleicht, was genau mein Problem ist. Ich kann nicht mit ihr abschließen, ich vermisse sie nach wie vor sehr, denke zu oft an sie, würde sie gern wiedersehen, mich vergewissern, dass es ihr gut geht, mit ihr reden - das belastet mich. Ich lebe in einer langjährigen, liebevollen Partnerschaft, habe einen Job, gute Freunde, mittlerweile ein stabiles Verhältnis zu meiner Familie. Aus schlechten Phasen komme ich heute allein wieder raus. Trotzdem ist sie ständig in meinen Gedanken, als hätte ich mich physisch von ihr verabschiedet, aber es versäumt, mich mental von ihr zu lösen, das macht mich fertig. Ich habe die große Gelegenheit damals verpasst, meine Gefühle für sie aufzuarbeiten. In meiner idealen Fantasiewelt haben wir ab und zu freundschaftlichen Kontakt, obgleich mir bewusst ist, dass das unangemessen wäre. Damals war ich emotional sehr bedürftig, das ist mir heute klar, das Problem allgemein hat sich eigentlich mit der Therapie aufgelöst, aber über die Therapeutin selbst komme ich einfach nicht hinweg.
Gestern, nach 7 Jahren seit Therapieende, war ich kurz davor, ihr alles zu schreiben. An dem Punkt war ich schon oft. Aber würde es helfen, diese letzte Wahrheit ihr gegenüber auszusprechen? Würde mir das helfen, endlich mit ihr abzuschließen? Oder würde es nur alles noch mehr aufwirbeln? Wäre es unangebracht oder gar unfair ihr gegenüber, nach so vielen Jahren? Ich weiß ja nicht mal, was ich von ihr erwarten würde. Therapie will ich nicht mehr. Auch bin ich niemand, der sich gern aufdrängt. Und dann kommt die alte Scham dazu, die mich letztendlich auch von der E-Mail abgehalten hat. Stattdessen bin ich hier gelandet.
Meine Therapeutin war immer professionell, freundlich, aber distanziert genug. Nur in meiner allerletzten Stunde hat sie mir etwas geschenkt, mich darauf hingewiesen, dass es nicht neu, sondern von sich war, mir gesagt, dass ich eine besondere Patientin für sie war und sie die Therapie zwischendurch fast abgebrochen hätte. Ich fragte nicht mal mehr, warum, worüber ich mich heute ärgere. Wie ihr euch vorstellen könnt, habe ich diese letzte Stunde nie vergessen und befürchte, dass sie mein Dilemma mit ihren letzten Aussagen womöglich noch begünstigt hat. Das war völlig untypisch für sie. Sie hat mir gewissermaßen in der allerletzten Stunde das gegeben, was ich insgeheim wollte, und mich dann entlassen. Was soll ich sagen, ich bin mit meinem Latein am Ende.
Falls es jemand geschafft hat, bis zum Ende zu lesen - vielen Dank, es tut mir leid, dass es ein halber Roman geworden ist. Wie seht ihr das?
Viele Grüße
LuceNatic
Any fool can risk their life, it takes a hero to risk their heart.
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Damit ist es der Therapeutin gelungen, in der letzten Stunde die komplette Therapie in den Sand zu setzen, complimenti!Nur in meiner allerletzten Stunde hat sie mir etwas geschenkt, mich darauf hingewiesen, dass es nicht neu, sondern von sich war, mir gesagt, dass ich eine besondere Patientin für sie war
Ich könnte dir jetzt irgendwelche Tipps geben, aber auf die bist du bestimmt schon alleine gekommen. Ansonsten würde ich ggf. eine weitere (kurze) Therapie (oder ein ähnliches Angebot) empfehlen, wo du lernen kannst, damit gedanklich abzuschließen. Denn du bist ja unfrei. Und das ist nicht der Sinn von Therapie.
Den letzten Satz finde ich auch problematisch... nicht zuletzt, weil er wahrscheinlich deine Gefühle zusätzlich nährt. Nach außen hin mag sie sich therapeutisch verhalten haben, aber mglw. empfand sie es so, dass sie die Distanz evtl. nicht ausreichend wahren kann, weswegen sie nahe dran war, die Therapie sogar zu beenden? Vllt kannst du sie ja nochmals um einen Termin bitten, um das nochmals anzusehen, um so besser abschließen zu können... bzw. vllt. desillusioniert so ein Gesprâch ja auch etwas in heilsamer Weise. Wenn du dir jedoch Hoffnungen machst, die über Therapie hinaus gehen, würde ich eher Abstand nehmen.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
Hallo isabe, danke für deine Antwort. Ich muss gestehen, dass ich das so drastisch noch nie gesehen habe, da es mir ja ansonsten zumindest durch die Therapie besser ging. Ich habe die Schuld daran eher bei mir gesehen, da ich meine Gefühle ihr gegenüber während der Therapie nicht richtig besprochen habe.
Ich muss zugeben, dass ich mich innerlich mittlerweile ziemlich gegen Therapie sträube, weil ich mit so vielen Dingen abgeschlossen hatte. Aber vielleicht hast du recht.
Unfrei, das trifft den Nagel irgendwie auf den Kopf.
Ich muss zugeben, dass ich mich innerlich mittlerweile ziemlich gegen Therapie sträube, weil ich mit so vielen Dingen abgeschlossen hatte. Aber vielleicht hast du recht.
Unfrei, das trifft den Nagel irgendwie auf den Kopf.
Any fool can risk their life, it takes a hero to risk their heart.
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Hallo Stern, ja, ich bin da tatsächlich in erster Linie hin- und hergerissen, ob ich das mit ihr persönlich oder doch an anderer Stelle klären sollte, ich habe natürlich Angst, dass es noch schlimmer wird, wenn ich sie wiedersehe, und wieder in dieselbe Falle tappe. Möglicherweise ist aber gerade sie diejenige, die mich desillusionieren könnte, wie du so schön sagst.stern hat geschrieben: ↑Do., 02.08.2018, 08:29 Den letzten Satz finde ich auch problematisch... nicht zuletzt, weil er wahrscheinlich deine Gefühle zusätzlich nährt. Nach außen hin mag sie sich therapeutisch verhalten haben, aber mglw. empfand sie es so, dass sie die Distanz evtl. nicht ausreichend wahren kann, weswegen sie nahe dran war, die Therapie sogar zu beenden? Vllt kannst du sie ja nochmals um einen Termin bitten, um das nochmals anzusehen, um so besser abschließen zu können... bzw. vllt. desillusioniert so ein Gesprâch ja auch etwas in heilsamer Weise. Wenn du dir jedoch Hoffnungen machst, die über Therapie hinaus gehen, würde ich eher Abstand nehmen.
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Ich denke durchaus, dass das mit einem anderen Therapeuten besprechbar wäre. Aber da niemand in anderen Menschen hineinsehen kann, auch Therapeuten nicht, kann nur sie manche Antworten geben. Und die Frage ist, reichen Hypothesen, um Abstand zu nehmen bzw. reicht es, wenn du dir (also ohne sie) deiner Gefühle klar wirst und Abstand nimmst. Das weiß ich nicht. Und niemand weiß, ob so ein Gespräch die Gefühle erst Recht befeuert oder, ob es nicht nur desillusionierend wird, sondern sogar enttäuschend. Ist ja viel Zeit vergangen, auch für sie. Aber so wie sich das anhört, tendiert mein Bauchgefühl dazu, dass du nichts verlieren kannst, sie nochmals zu kontaktieren. Vllt lässt sich das ja nochmals ansehen, weswegen du Nicht reden konntest. Sie scheint auch auf Professionalität bedacht zu sein. So bist du ja auch unfrei.
Liebe Grüße
stern
stern
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umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
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Fakt ist jedenfalls, dass mich diese ganze Sache enorm aufwühlt. Allein jetzt in diesem Rahmen darüber zu schreiben, bereitet mir Bauchschmerzen. Da sind Gefühle in mir zurückgeblieben über all die Jahre, die ich so nicht mehr haben will. Ich fühle mich tatsächlich unfrei. Und deshalb, und weil es schon so lange anhält, denke ich auch, dass ich das leider nicht allein lösen kann oder indem ich es mir mal eben von der Seele schreibe, so wie hier. Ein kleines bisschen hatte ich das ja gehofft - wie so ein Befreiungsschlag, weil ich es noch nie zuvor irgendwem anvertraut hatte, weil ich mich nach wie vor dafür schäme, auch wenn ich eigentlich weiß, dass das Quatsch ist.stern hat geschrieben: ↑Do., 02.08.2018, 09:16 Ich denke durchaus, dass das mit einem anderen Therapeuten besprechbar wäre. Aber da niemand in anderen Menschen hineinsehen kann, auch Therapeuten nicht, kann nur sie manche Antworten geben. Und die Frage ist, reichen Hypothesen, um Abstand zu nehmen bzw. reicht es, wenn du dir (also ohne sie) deiner Gefühle klar wirst und Abstand nimmst. Das weiß ich nicht. Und niemand weiß, ob so ein Gespräch die Gefühle erst Recht befeuert oder, ob es nicht nur desillusionierend wird, sondern sogar enttäuschend. Ist ja viel Zeit vergangen, auch für sie. Aber so wie sich das anhört, tendiert mein Bauchgefühl dazu, dass du nichts verlieren kannst, sie nochmals zu kontaktieren. Vllt lässt sich das ja nochmals ansehen, weswegen du Nicht reden konntest. Sie scheint auch auf Professionalität bedacht zu sein. So bist du ja auch unfrei.
Mit einer Enttäuschung könnte ich wahrscheinlich mittlerweile irgendwie umgehen, vielleicht ist es ja genau das, was ich noch brauche, keine Ahnung. Ein Vor-den-Kopf-gestoßen-werden, um diese Gefühle abzulegen, aus denen niemals eine reale Beziehung im echten Leben entstehen kann. Ich frage mich manchmal, ob sie am Ende mit ihren Aussagen plötzlich diese Bombe hat platzen lassen, weil sie fälschlicherweise annahm, ich sei stabiler, als ich tatsächlich war, und dass ich damit umgehen könne. Keine Ahnung. Fraglich ist natürlich auch, ob ich nach so langer Zeit überhaupt noch Antworten von ihr bekommen kann. Ich gehe davon aus, dass sie die Sache längst abgehakt hat, es ist ja auch einfach ihr Job. Es ist ja nun mal die Wahrheit, dass ich nur eine Therapeutin hatte, sie aber jede Menge Patienten, und ich bin ja kein Einhorn.
Letztendlich muss ich bei meiner Entscheidung, ob ich das mit ihr oder woanders kläre, in erster Linie meine Scham überwinden, eines der schlimmsten Gefühle, die ich kenne. Ja, wie schön es doch wäre, wenn mir die Entscheidung jemand abnehmen könnte, zu dumm, dass das so nicht funktioniert. Also vielen Dank für deine Antwort, stern, denn es hat zwar mein Problem nicht gelöst, und ja, es hat mich aufgewühlt, aber es tut trotzdem gut, es ENDLICH einmal irgendwie, irgendwo auszusprechen bzw. aufzuschreiben, und zwar nicht nur vor mir selbst. Und darauf nicht die Reaktion zu bekommen - jetzt reiß dich halt einfach mal zusammen.
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Das wäre dann die Strategie eigene Probleme zu externalisieren, auch eine Abwehrstrategie...
Die Verantwortung für die Therapie trägt nicht allein die Therapeutin. Im Nachhinein, hat sich diese Intervention als nicht hilfreich, ja sogar kontraproduktiv herausgestellt, ja, aber das ist ja gerade das Problem in der Therapie, dass du das vorher oft nicht wissen kannst, welchen Effekt bestimmte Interventionen erzielen. Ich gehe davon aus, dass die Therapeutin die Trennungsschwierigkeiten der TE gespürt hat und ihr deshalb ein Übergangsobjekt zur Verfügung stellen wollte, dass ihr helfen sollte, das innere Objekt der hilfreichen Therapeutin aufrecht zu erhalten. Das ist eine durchaus übliche und auch angemessene Vorgehensweise in so einem Fall, nur leider ist der Schuss nach hinten losgegangen, kann passieren, Shit happens. Deshalb ist aber noch lange nicht die komplette Therapie "in den Sand gesetzt", die TE berichtet ja, das sie von der Therapie profitiert hat und sich mittlerweile gut stabilisiert hat. Bis auf die Tatsache, dass es da noch ein Thema gibt, was noch nicht wirklich gelöst ist. Aber so ist das Leben.
@LuceNatic:
Ich würde, wenn das möglich ist, auch versuchen, nochmal einen Termin mit ihr zu machen. Du idealisierst sie ja ganz schön (was bei einer Therapeutin ja auch normal ist, zumal du noch mehr oder weniger im jugendlichen Alter und noch wenig gefestigt warst, als du die Therapie gemacht hast) und nichts kann man besser idealisieren, als eine Person die nicht real anwesend ist, denn mit dieser Phantasiefigur kann man ja keine negativen Erfahrungen machen, die die Idealisierung relativieren könnten. Also würde ich dir auch die Konfrontation mit der Realität empfehlen. Vielleicht erlebst du sie ja heute ganz anders, du hast dich auch weiterentwickelt. Ich denke auch, dass du nichts zu verlieren hast, ständig an sie denken tust du ja jetzt schon...
It is better to have tried in vain, than never tried at all...
Hallo spirit-cologne, auch dir vielen Dank für die Antwort und deine Gedanken zum Thema.spirit-cologne hat geschrieben: ↑Do., 02.08.2018, 12:54Das wäre dann die Strategie eigene Probleme zu externalisieren, auch eine Abwehrstrategie...
Deshalb ist aber noch lange nicht die komplette Therapie "in den Sand gesetzt", die TE berichtet ja, das sie von der Therapie profitiert hat und sich mittlerweile gut stabilisiert hat. Bis auf die Tatsache, dass es da noch ein Thema gibt, was noch nicht wirklich gelöst ist. Aber so ist das Leben.
@LuceNatic:
Ich würde, wenn das möglich ist, auch versuchen, nochmal einen Termin mit ihr zu machen. Du idealisierst sie ja ganz schön (was bei einer Therapeutin ja auch normal ist, zumal du noch mehr oder weniger im jugendlichen Alter und noch wenig gefestigt warst, als du die Therapie gemacht hast) und nichts kann man besser idealisieren, als eine Person die nicht real anwesend ist, denn mit dieser Phantasiefigur kann man ja keine negativen Erfahrungen machen, die die Idealisierung relativieren könnten. Also würde ich dir auch die Konfrontation mit der Realität empfehlen. Vielleicht erlebst du sie ja heute ganz anders, du hast dich auch weiterentwickelt. Ich denke auch, dass du nichts zu verlieren hast, ständig an sie denken tust du ja jetzt schon...
Erstmal möchte ich noch dazu sagen, dass ich es nach isabes Aussage trotzdem nicht so empfinde, dass nach der letzten Stunde die komplette Therapie in den Sand gesetzt war, dafür bin ich danach auch zu weit gekommen, es ist nicht auszuschließen, dass ich ohne die Therapie möglicherweise schon unter der Erde liegen würde, wenn ich an meine damalige Verfassung zurückdenke.
Interessant finde ich deine Wahrnehmung, dass ich meine ehemalige Therapeutin so sehr idealisiere. Verzeih mir, wenn ich so dumm frage, aber woran machst du das fest? Natürlich ist ein Therapeut eine wunderbare Projektionsfläche, und irgendwie auch eine Fantasiefigur, die nicht so recht ins reale Leben passen will, aber mir ist schon auch bewusst, dass meine Therapeutin nicht unfehlbar und ein Mensch aus Fleisch und Blut ist. Wir hatten im Laufe der Jahre auch durchaus unsere Konflikte und sie hat mich mitunter echt zur Weißglut getrieben. Ich nehme das selbst also gar nicht mal so wahr, dass ich sie idealisiere, aber vielleicht ist das mein blinder Fleck?
Ganz abgesehen davon, reift in mir tatsächlich zunehmend der Gedanke, mich damit direkt an sie zu wenden. Zumal mir der Gedanke widerstrebt, mich über meine damalige Therapie hinwegtherapieren zu lassen, um es mal so labidar auszudrücken, auch wenn es das nicht ganz trifft.
Ich habe zwischenzeitlich auch ein wenig im Forum gestöbert und bin echt erstaunt, wie groß das Thema der Übertragungsliebe tatsächlich ist und wie viele (teilweise auch ehemalige) Patienten sich damit rumquälen. Das war für mich persönlich im Jugendalter öfter ein Thema im Bezug auf Sozialarbeiter, Lehrer usw., hatte sich irgendwann aber zum Glück normalisiert, sodass ich gesunde Beziehungen eingehen konnte. Da kommt mir mein Problem mit meiner Thera fast wie ein hartnäckiges Überbleibsel aus einem anderen Leben, einer anderen Zeit, vor. Nur, dass sich mir das Phänomen an sich im Bezug auf meine früheren Erfahrungen mit verschiedenen Personen viel klarer darstellt als im Bezug auf meine Therapeutin.
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Ähnlich sehe ich das auch, LuceNatic, als Überbleibsel aus einer Zeit, wo du emotional noch wesentlich bedürftiger warst als heute. Ich vergleiche das mal so, wie jemand, der im fortgeschrittenen Alter immer noch an seine erste Jugendliebe denkt und von ihr träumt.
Idealisieren heißt nicht zwangsläufig, dass man die negativen Erlebnisse nicht sieht, aber sie fallen einfach bei der emotionalen "Verrechnung" irgendwie unter den Tisch, d.h. man nimmt die negativen Seiten u.U. kognitiv wahr, fühlt sie aber emotional nicht (zumindest nicht bewusst, unbewusst kann sich da durchaus auch Groll aufbauen). So ein wenig wie bei einer Frau, die von ihrem Mann geschlagen wird und dann sagt: "Aber er hat mir doch hinterher Blumen mitgebracht und sich sooo süß entschuldigt!" Das kann ein Außenstehender auch nicht nachvollziehen, auch da wird das Negative zwar wahrgenommen aber emotional irgendwie einfach ausgeblendet.
Das besondere an der Therapie ist ja, dass die Therapeutin, sofern sie ihren Job gut macht, sich ganz in den Dienst deiner Heilung und deines Wohlergehens stellt, und das ist eben oft eine Erfahrung, an denen es Menschen, die in Therapie kommen, meistens mangelt, weshalb diese Erfahrung dann quasi alles andere, was man mit der Therapeutin erlebt, überstrahlt. Daher spricht man dann emotional so stark darauf an, nur hat das eben i.d.R. nicht viel mit der privaten Person Therapeutin zu tun, denn wenn sie sich privat genauso verhalten würde, wäre sie bald selbst wegen Burnout in der Klinik.... Heute bist du nicht mehr so bedürftig wie damals, deshalb wirst du sie u.U. heute auch mit anderen Augen sehen können.
Idealisieren heißt nicht zwangsläufig, dass man die negativen Erlebnisse nicht sieht, aber sie fallen einfach bei der emotionalen "Verrechnung" irgendwie unter den Tisch, d.h. man nimmt die negativen Seiten u.U. kognitiv wahr, fühlt sie aber emotional nicht (zumindest nicht bewusst, unbewusst kann sich da durchaus auch Groll aufbauen). So ein wenig wie bei einer Frau, die von ihrem Mann geschlagen wird und dann sagt: "Aber er hat mir doch hinterher Blumen mitgebracht und sich sooo süß entschuldigt!" Das kann ein Außenstehender auch nicht nachvollziehen, auch da wird das Negative zwar wahrgenommen aber emotional irgendwie einfach ausgeblendet.
Das besondere an der Therapie ist ja, dass die Therapeutin, sofern sie ihren Job gut macht, sich ganz in den Dienst deiner Heilung und deines Wohlergehens stellt, und das ist eben oft eine Erfahrung, an denen es Menschen, die in Therapie kommen, meistens mangelt, weshalb diese Erfahrung dann quasi alles andere, was man mit der Therapeutin erlebt, überstrahlt. Daher spricht man dann emotional so stark darauf an, nur hat das eben i.d.R. nicht viel mit der privaten Person Therapeutin zu tun, denn wenn sie sich privat genauso verhalten würde, wäre sie bald selbst wegen Burnout in der Klinik.... Heute bist du nicht mehr so bedürftig wie damals, deshalb wirst du sie u.U. heute auch mit anderen Augen sehen können.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...
Aber wie hält man lange 7 Jahre Gefühle für einen Menschen aufrecht?
LG candle
LG candle
Now I know how the bunny runs!
Ja, glaub mir, candle, das frage ich mich selber auch! Alte Liebe rostet nicht, vielleicht, und vielleicht auch Übertragungsliebe nicht? Vielleicht spinne ich auch einfach, diese simple Möglichkeit besteht ja auch noch.
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Es ist schon witzig, spirit-cologne, ich gebe dir in jeder Hinsicht recht und möchte schreien: "Aber ja, das weiß ich doch alles!"spirit-cologne hat geschrieben: ↑Do., 02.08.2018, 13:55 Ähnlich sehe ich das auch, LuceNatic, als Überbleibsel aus einer Zeit, wo du emotional noch wesentlich bedürftiger warst als heute. Ich vergleiche das mal so, wie jemand, der im fortgeschrittenen Alter immer noch an seine erste Jugendliebe denkt und von ihr träumt.
Idealisieren heißt nicht zwangsläufig, dass man die negativen Erlebnisse nicht sieht, aber sie fallen einfach bei der emotionalen "Verrechnung" irgendwie unter den Tisch, d.h. man nimmt die negativen Seiten u.U. kognitiv wahr, fühlt sie aber emotional nicht (zumindest nicht bewusst, unbewusst kann sich da durchaus auch Groll aufbauen). So ein wenig wie bei einer Frau, die von ihrem Mann geschlagen wird und dann sagt: "Aber er hat mir doch hinterher Blumen mitgebracht und sich sooo süß entschuldigt!" Das kann ein Außenstehender auch nicht nachvollziehen, auch da wird das Negative zwar wahrgenommen aber emotional irgendwie einfach ausgeblendet.
Das besondere an der Therapie ist ja, dass die Therapeutin, sofern sie ihren Job gut macht, sich ganz in den Dienst deiner Heilung und deines Wohlergehens stellt, und das ist eben oft eine Erfahrung, an denen es Menschen, die in Therapie kommen, meistens mangelt, weshalb diese Erfahrung dann quasi alles andere, was man mit der Therapeutin erlebt, überstrahlt. Daher spricht man dann emotional so stark darauf an, nur hat das eben i.d.R. nicht viel mit der privaten Person Therapeutin zu tun, denn wenn sie sich privat genauso verhalten würde, wäre sie bald selbst wegen Burnout in der Klinik.... Heute bist du nicht mehr so bedürftig wie damals, deshalb wirst du sie u.U. heute auch mit anderen Augen sehen können.
Hm und dann drängt sich tatsächlich der Gedanke auf, dass mein Kopf das alles weiß, aber meine Emotionen zieren sich.
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Naja, hast du denn versucht es los zu werden oder wie hälst du das aufrecht? Übertragung, wo denn? Wie kann man was übertragen wo nichts ist. Du hälst dir eine Illusion aufrecht und vielleicht hast du deine Partnerin mit eingebaut um das aufrecht zu halten. Jedenfalls wenn es echte Liebe wäre mit auch allen Schattenseiten, kann ich das nicht nachvollziehen.
Also was machst du?
candle
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LuceNatic, nix genaues weiß man nicht und deshalb würde ich dort nachfrgaen, wo das problem entstanden ist: bei deiner ehemaligen therapeutin. ihre letzten sätzen können auch als vage einladung verstanden werden, noch einmal wieder zu kommen, dann, wenn es dir möglich ist auf einiges genauer zu schauen, was bislang für dich zu heikel war. vielleicht war sie kryptisch,weil sie wusste, da ist noch einiges offen. vielleicht wollte sie das dezent markieren, aber es dir überlassen, ob du dem nachgehst oder nicht.
willst du dem jetzt nicht nahgehen? aus eigener erfahrung weiß ich: dort, jenseits der scham, beginnt die freiheit ...
willst du dem jetzt nicht nahgehen? aus eigener erfahrung weiß ich: dort, jenseits der scham, beginnt die freiheit ...
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
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