Hallo liebe Community,
ich leide sehr darunter, meistens als komisch empfunden zu werden.
So war es schon in meiner Kindheit. Wenn ich deswegen provoziert oder angefeindet wurde, war ich manchmal wehrlos, manchmal habe ich mich aber auch aggressiv mit Beschimpfungen zur Wehr gesetzt.
Im Erwachsenenalter haben die ganzen negativen Erfahrungen dazu geführt, dass ich mich in den vergangenen 10 Jahren sozial sehr isoliert habe. Meine Selbstsunsicherheit und Ängste, die ich schon als Kind hatte, haben sich seit dem jungen Erwachsenenalter (heute bin ich Mitte 40) sehr verstärkt.
Ich schildere euch mal meine Auffälligkeiten.
Ich hatte schon immer das Gefühl, dass bei mir alles viel langsamer abläuft als bei anderen Menschen! Ich bin beim Essen, Hausarbeiten, in Jobs, etc. immer extrem langsam, selbst wenn ich mich bemühe, mich zu überschlagen. Selbst Toilettengänge wirken auf andere als wenn ich eine Reise unternommen hätte.
Das geht meinen Mitmenschen natürlich unwahrscheinlich auf den Senkel. Teilweise sind sie auch amüsiert, wenn sie bemerken, wie ich mich abhetze.
Ich komme insgesamt sehr trantütig daher. Das fällt auch in Gesprächen auf oder wenn man mir nur eine Frage stellt. Manchmal merke ich selbst, dass ich zu lange brauche, um zu antworten. Häufig bekomme ich Dinge, die mir erklärt werden, nicht mit, vor allem, wenn ich nervös bin. Ich gucke dann wohl ganz verständnislos und verwirrt, so zumindet die Rückmeldung, die ich bekomme. Außerdem bleibe ich ab und zu, wenn ich mit jemandem zu Fuß unterwegs bin, einfach kurz stehen, rede auch weiter. Nur bemerke ich gar nicht, dass ich stehenbleibe. So halte ich manchmal regelrecht den Verkehr auf.
Es kommt auch vor, dass ich aufgefordert werde, etwas zu machen (z.B. irgendwelche einfachen Handgriffe) und ich weiß in dem Moment nicht, wie ich das ausführen soll. Deshalb stelle ich mich dann richtig unbeholfen an und blamiere mich damit auch!
Ich soll auch sehr langsam und langgezogen sprechen. Eine gehässige Teilnehmerin in einer Weiterbildung meinte, ich spreche wie eine Demenzkranke und hat mich bei WhatsApp imitiert. Dabei fühlte ich mich einige Zeit wohl in dem Weiterbildungskurs und habe mich deswegen auch gern der Gruppe bei WhatsApp angeschlossen. Doch durch diese Aktion, die die anderen lustig fanden, wurde ich mal wieder ausgegrenzt.
Ich habe meine ehemalige Psychotherapeutin mal darauf angesprochen und gefragt, ob diese Auffälligkeiten mit der Psyche zusammenhängen können. Sie war der Ansicht, nein, das habe nichts damit zu tun und außerdem würde sie es bei mir nicht beobachten. Ich spreche ihrer Ansicht nach normal und würde auch prompt antworten. Außerdem wirke ich eher wie eine Person, die sich gut konzentrieren kann. Wobei ich in Jobs andere Erfahrungen gemacht habe!
Zeitweise habe ich das Gefühl, dass sobald ich mich unter Menschen begebe, blamiere ich mich. Anders kann ich es mir auch nicht erklären, dass ich sogar beim Friseur oder im Fitnessstudio unhöflich behandelt werde oder man mir zumindest sehr distanziert begegnet.
Es ist zum Verzweifeln, denn das bestätigt mir wieder, dass mir weiterhin nichts anderes bleibt als der soziale Rückzug.
Ich fühle mich phasenweise wie ein Alien.
Bitte schreibt mir eure Meinung.
Können diese Verlangsamung und Unbeholfenheit mit meiner Selbstunsicherheit und meinen Ängsten zusammenhängen?
Macht ihr selbst vielleicht auch solche Erfahrungen?
Liebe Grüße,
Dorottya
Verlangsamt und unbeholfen aufgrund von Selbstunsicherheit und Ängsten?
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Liebe Dorottya, das hat sogar höchstwahrscheinlich etwas mit deinen Ängsten und Selbstzweifeln zu tun. In unserem Gehirn gibt es 3 unterschiedliche Arten von Gedächtnis. Im deklarativen Gedächtnis sind alle "Fakten" gespeichert, z.B. Namen, gelernte Begriffe, Schulwissen usw.. Im Prozeduralen Gedächtnis sind Bewegungsabläufe gespeichert, die automatisiert ablaufen, z.B. Radfahren. Neben diesen beiden Gedächtnisarten, die mit den auf der Festplatte eines Computers gespeicherten Daten zu vergleichen sind, gibt es auch noch ein Arbeitsgedächtnis, in dem die Dinge enthalten sind, die gerade für die aktuelle Tätigkeit gebraucht werden. Das Arbeitsgedächtnis entspricht in etwa der Funktionsweise des Arbeitsspeichers im Computer. Ängste, Selbstzweifel und sonstige Grübelschleifen blockieren einen großen Teil der Kapazität deines Arbeitsgedächtnisses und sorgen so dafür, dass die eigentlichen Aufgaben, die du erledigen willst, nur stark verlangsamt oder stockend ausgeführt werden können, so wie ein Computer, bei dem du gleichzeitig viele Fenster offen und zusätzlich noch Hintergrundprogramme laufen hast, extrem langsam wird, oder sich sogar "aufhängt". (Hast du bestimmt schon einmal erlebt...)
Das Problem ist, umso mehr Gedanken du dir darüber machst, wie du auf andere wirkst und wie die wohl über dich denken, umso mehr verstopfst du dein Arbeitsgedächtnis und umso langsamer wirst du. Wenn du selbst merkst, dass du langsam oder unkonzentriert wirst, dann versuche doch einfach mal mit einer kurzen Entspannungsübung die Ängste und Gedanken aus dem Kopf zu bekommen, danach wird es bestimmt wieder besser gehen.
Ich wünsche dir viel Erfolg!
Das Problem ist, umso mehr Gedanken du dir darüber machst, wie du auf andere wirkst und wie die wohl über dich denken, umso mehr verstopfst du dein Arbeitsgedächtnis und umso langsamer wirst du. Wenn du selbst merkst, dass du langsam oder unkonzentriert wirst, dann versuche doch einfach mal mit einer kurzen Entspannungsübung die Ängste und Gedanken aus dem Kopf zu bekommen, danach wird es bestimmt wieder besser gehen.
Ich wünsche dir viel Erfolg!
It is better to have tried in vain, than never tried at all...
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- Forums-Gruftie
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Hallo, ich hatte das früher auch. Es ist mit Mitte 20 aber einfach von alleine besser geworden. Ganz weg ist es nicht. Da ich aufgrund einer schweren Krankheit sehr viel Zeit im Haus und Bett verbringen muss, kann ich nicht beurteilen, wie stark es noch ist.
Ich würde mich dem Rat der Vorposterin anschließen und nicht soviel drauf geben, was andere sagen.
Dennoch glaube ich bei mir nicht, dass es nur an den Ängsten liegt. Es gibt eine Behinderung namens Dyspraxie, da habe ich mich ganz gut wiedergefunden. Zu mir haben Gleichaltrige damals auch gesagt, dass ich behindert wirke. Es ging Vielen auf die Nerven.
Man kann Ängste bekommen, wenn man merkt, man muss sich immer mehr anstrengen als andere, um gleich schnell wie sie zu sein.
Versuch es lockerer zu sehen. Die anderen haben kein Recht dich zu hetzen. Und wenn doch, weil es wegen der Arbeit nicht anders geht, dann musst du versuchen, dein Recht durchzusetzen, zur Not auch Mithilfe eines Behindertenausweises.
Zum Konzentrieren: Ich vermute auch, dass du dich gut konzentrieren kannst, aber du brauchst eben länger als andere, um Dinge zu verarbeiten. Das muss nicht unbedingt was mit abgelenkt sein zu tun haben. Es gibt eben Menschen, deren Gehirn langsamer funktioniert und die viele Wiederholungen brauchen. Ist bei mir auch nicht anders und ich habe gelernt damit zu leben.
Ich weiß ja nicht, was du beruflich machst, eventuell würde ich zu einer Beratung gehen, die mit dir schaut, welche Tätigkeit zu dir passen könnte. Eventuell eine einfachere Arbeit, mit der du aber glücklicher bist.
Vielleicht liegt es an der Schilddrüse, hast du die schonmal überprüfen lassen? Langsamkeit und langsames Lernen wird oft damit in Verbindung gebracht.
Eventuell helfen Ballspiele, da kann man seine Reaktionsgeschwindigkeit trainieren. Das konnte bei mir zumindest die Motorik etwas verbessern.
Wie ist das eigentlich im Freizeitbereich, wenn du Dinge in der Geschwindigkeit machen kannst, wie du es brauchst? Geht es dir da besser oder vermisst du die Gesellschaft von anderen Menschen?
Mir hat Letztere am Anfang noch gefehlt, aber irgendwann hat der Vorteil, dass ich alles in meinem Tempo machen kann, überwogen.
Es kann ja nicht sein, dass man sich ständig für andere hetzt, nur um diese zufriedenzustellen.
Freizeit soll Erholung sein und nicht "Ich mache es allen Recht, obwohl es mir damit nicht gut geht".
Vor allem kann man (ich) es dann auch nicht wirklich genießen, weil alles viel zu schnell geht. Das Gehirn muss ja die Chance haben, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten.
Gruß
Kimba&Blacky
Ich würde mich dem Rat der Vorposterin anschließen und nicht soviel drauf geben, was andere sagen.
Dennoch glaube ich bei mir nicht, dass es nur an den Ängsten liegt. Es gibt eine Behinderung namens Dyspraxie, da habe ich mich ganz gut wiedergefunden. Zu mir haben Gleichaltrige damals auch gesagt, dass ich behindert wirke. Es ging Vielen auf die Nerven.
Man kann Ängste bekommen, wenn man merkt, man muss sich immer mehr anstrengen als andere, um gleich schnell wie sie zu sein.
Versuch es lockerer zu sehen. Die anderen haben kein Recht dich zu hetzen. Und wenn doch, weil es wegen der Arbeit nicht anders geht, dann musst du versuchen, dein Recht durchzusetzen, zur Not auch Mithilfe eines Behindertenausweises.
Zum Konzentrieren: Ich vermute auch, dass du dich gut konzentrieren kannst, aber du brauchst eben länger als andere, um Dinge zu verarbeiten. Das muss nicht unbedingt was mit abgelenkt sein zu tun haben. Es gibt eben Menschen, deren Gehirn langsamer funktioniert und die viele Wiederholungen brauchen. Ist bei mir auch nicht anders und ich habe gelernt damit zu leben.
Ich weiß ja nicht, was du beruflich machst, eventuell würde ich zu einer Beratung gehen, die mit dir schaut, welche Tätigkeit zu dir passen könnte. Eventuell eine einfachere Arbeit, mit der du aber glücklicher bist.
Vielleicht liegt es an der Schilddrüse, hast du die schonmal überprüfen lassen? Langsamkeit und langsames Lernen wird oft damit in Verbindung gebracht.
Eventuell helfen Ballspiele, da kann man seine Reaktionsgeschwindigkeit trainieren. Das konnte bei mir zumindest die Motorik etwas verbessern.
Wie ist das eigentlich im Freizeitbereich, wenn du Dinge in der Geschwindigkeit machen kannst, wie du es brauchst? Geht es dir da besser oder vermisst du die Gesellschaft von anderen Menschen?
Mir hat Letztere am Anfang noch gefehlt, aber irgendwann hat der Vorteil, dass ich alles in meinem Tempo machen kann, überwogen.
Es kann ja nicht sein, dass man sich ständig für andere hetzt, nur um diese zufriedenzustellen.
Freizeit soll Erholung sein und nicht "Ich mache es allen Recht, obwohl es mir damit nicht gut geht".
Vor allem kann man (ich) es dann auch nicht wirklich genießen, weil alles viel zu schnell geht. Das Gehirn muss ja die Chance haben, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten.
Gruß
Kimba&Blacky
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