Therapie mit einem Narzissten

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

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Marina84
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Therapie mit einem Narzissten

Beitrag Mi., 04.07.2018, 16:34

Hallo Forum!

Ich schreibe, da ich vor einer schweren Entscheidung stehe und gerne die Meinung von neutralen Personen dazu hören würde.

Dafür muss ich etwas ausholen:
Ich lebe im Moment in einer therapeutischen WG, da ich unter sozialen Ängsten und schweren Depressionen leide. Das Ziel ist es, durch den ständigen Kontakt mit anderen Menschen gepaart mit einer Therapie meine Sozialphobie zu verbessern.

Natürlich treffen dabei Leute mit verschiedenen Problemen aufeinander.
Einer meiner Mitbewohner ist ein Narzisst (diagnostiziert) wie aus dem Bilderbuch.
Von den Wutanfällen, Psychosen (er dachte z.B., er sei der Sonnengott Ra) bis hin zur emotionalen Manipulation ist alles dabei, jedoch wird er nie gewalttätig.
Ich habe eine lange Leidensgeschichte mit dieser Krankheit - mein Stiefvater ist ein auch ein Narzisst.
Seit ein paar Monaten bin ich in der WG, und der Narzisst hat es geschafft, dass ich emotional von ihm abhängig wurde. Er lügt, versucht, sich zwischen mich und die Therapeuten zu stellen, bekommt Wutanfälle bei eingebildeten Kränkungen, etc. Für eine Weile habe ich nicht bemerkt, was passiert, bis es gestern wieder zu einem Ausbruch gekommen ist.

Plötzlich habe ich realisiert, wie Schlimm es eigentlich schon ist. Wenn man ihm zuhört, kann er so charmant sein, und alles wirkt nur wie ein großes Missverständnis - aber die Realität sieht anders aus. Ich kenne das schon von meinem Vater. Meine Meinung ist, dass ich so schnell es geht eine eigene Wohnung suchen und den Narzissten aus meinem Leben verbannen sollte, bevor er es schafft, mehr Einfluss zu gewinnen und mich von anderen abzuschotten.
Die Therapeuten der Wohnngemeinschaft meinen jedoch, dass ich an ihm "trainieren" soll, wie man sich selbst behauptet und ich so die Erlebnisse mit meinem Vater verarbeiten kann. Sie sagen immer, dass er schon viel schlimmer war, und ich ihn vor einem Jahr hätte erleben sollen.
Es ist eine Unterstellung, aber ich habe die Vermutung, dass es ihnen mehr um das Geld als um mich geht - sie raten mir zu bleiben, damit der Platz belegt ist.
Ich weiß, es ist schwer, nur über ein Forum über so ein kompliziertes Problem zu urteilen - aber ich würde gerne eure Meinung hören :)
Danke schonmal im voraus

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shesmovedon
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Beitrag Mi., 04.07.2018, 16:42

Ich denke durchaus, dass du dadurch lernen kannst und die deinen Platz schon schnell mit wem anderen gefüllt bekommen. Da würde ich mir nun wirklich keine Gedanken machen, es gibt viele Menschen, die auf betreutes Wohnen angewiesen sind und das wird auch sicher so bleiben.

Ich denke nur, dass es wichtig wäre, wenn du regelmäßig die Beziehung zum Narzissten mit den Therapeuten dort reflektierst.
Anders könnte es vermutlich nach hinten losgehen das Projekt Aufarbeitung.

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Sehr
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Beitrag Mi., 04.07.2018, 16:52

Ich glaube auch nicht, dass die dich loswerden wollen. Wie lange bist du da schon wohnhaft und wie lange darfst du da bleiben?
Aber da du merkst, schon abhängig zu sein und er dir nicht gut tut, wie willst du da was von lernen? Was genau?
[wegzudenken, mehr nicht]

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Sehr
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Beitrag Mi., 04.07.2018, 16:55

Nicht loswerden, sondern da behalten zwecks Geld, auch nicht. Es gibt ja Auswahlverfahren und manche bekommen nicht mal sonen Platz.
[wegzudenken, mehr nicht]

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Marina84
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Beitrag Mi., 04.07.2018, 17:30

Ja, ihr habt sicher recht - das Geld wird nicht der Grund sein.
Es ist für mich schwer, mit der ständigen Schuldzuweisung/Entwertung, die mir mein Mitbewohner entgegenbringt, umzugehen. Ich bin dafür sehr empfänglich und fühle mich auch gleich total schuldig und schlecht - das ist ein Problem, das ich erkannt habe.

Ich weiß rational, dass er das tut, da er an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leidet, und er sich so seine Bestätigung holt. Es keine wirkliche Bösartigkeit.
Mein Betreuer sagen auch, ich soll es nicht erst nehmen,da ich weiß von WEM es kommt. Aber es ist sehr sehr schwer und ich akzeptiere viele Dinge in meinem Alltag ganz automatisch, die eigentlich unakzeptabel sind. Ich habe auch etwas Angst, da er sich so gut darauf versteht, andere zu manipulieren/auf seine Seite zu ziehen.
Vielleicht hilft mir die Erkenntnis, dass es überhaupt passiert, besser damit umzugehen.

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spirit-cologne
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Beitrag Mi., 04.07.2018, 18:51

Ich würde dir raten, gut auf dich zu achten und ernst zu nehmen, wenn du dich mit diesem Mitbewohner überfordert fühlst. "Trainieren" ist ja gut und schön, aber als "Sparringspartner" sollte man sich jemanden aussuchen, der in der gleichen Gewichtsklasse boxt, als Fliegengewichtler macht es wenig sinn, mit einem Superschwergewichtler zu trainieren. Meint bezogen auf deine Situation, das "Training" mit einem Narzissten macht nur dann Sinn, wenn du bereits über Genügend Ressourcen und Lösungskompetenz verfügst, um diese Aufgabe auch bewältigen zu können. Das würde ich mit einem Therapeuten sehr genau prüfen, aber die Entscheidung darüber kann dir der Therapeut nicht abnehmen. Wenn du dich ihm definitiv nicht gewachsen fühlst, macht es auch keinen Sinn, dich mit ihm zu messen, sonst besteht die Gefahr, K.O. auf dem Boden zu landen (im übertragenen Sinne, nicht im körperlichen)
It is better to have tried in vain, than never tried at all...


mio
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Beitrag Mi., 04.07.2018, 21:04

Du hast das Problem doch bereits erkannt, kannst also auch entsprechend handeln. Ich würde nichts was für mich selbst sehr wichtig ist aufgeben nur damit Du "Deine Ruhe" vor ihm hast, dh. ich würde mir überlegen wie wichtig mir die therapeutische WG für mich selbst ist an Deiner Stelle. Und je nachdem entscheiden.

Grundsätzlich dürfte ein solcher Rahmen sogar ein ganz gutes "Übungsfeld" darstellen, da ja das Problem bekannt ist und so sicher "neutraler" draufgeschaut wird als in einem anderen Umfeld, meint er hat weitaus weniger Möglichkeiten zu täuschen und zu manipulieren und Menschen (gegen Dich) unter seinen Einfluss zu bringen als Dein Vater sie zB. hatte. Da hast Du ja "therapeutischen Rückhalt".

Entscheidend ist denke ich dass Du klar im Bewusstsein behältst was er da tut und Dich gut abgrenzt. "Abkämpfen" würde ich mich nicht an ihm an Deiner Stelle, eher versuchen ein sichereres eigenes Standing ihm gegenüber zu entwickeln.

Also ein bisschen aus dieser "Marionettenrolle" in die Du gerade rein zu rutschen scheinst aussteigen und Dich selbst klar beobachten und auch klar handeln. Wenn er Dir dumm kommt geh zB. einfach weg oder wende Dich wem anders zu, wenn er Dich in ein "aufmerksamkeitsheischendes" Gespräch verwickeln will sein nicht so aufmerksam etc. pp. Normalerweise lässt das Interesse an Deiner Person dann mit der Zeit von ganz allein allmählich nach und er sucht sich wen anders auf den er sich "fixieren" kann.

Ausprobieren würde ich es wohl, ich denke schon auch dass Du daran wachsen kannst und Du bist ja nicht in dem Sinne "von ihm abhängig" dass Du ihm ohne jeden Schutz oder jede Möglichkeit Dich selbst zu schützen ausgeliefert wärst. Da sind ja noch die anderen Mitbewohner, die Betreuer/Therapeuten etc.


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Marina84
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Beitrag Mi., 04.07.2018, 22:10

Vielen Dank für eure Antworten, sie haben mich zum Nachdenken angeregt.
Ich habe beschlossen, mein Problem einem neutralen Psychologen, der nichts mit der WG zu tun hat, hat zu schildern, um eine Außenperspektive zu bekommen.
Glücklicherweise ist sogar morgen ein Platz frei bei meiner früheren Psychologin frei, die mich und meine Thematik gut kennt - ich muss das also nicht ewig mit mir rumtragen *freu*

Der Grund, warum ich so plötzlich so starke Zweifel hege, war ein Ereignis am Montag. Bis vor kurzem war ein weiterer Mitbewohner hier, den der narzisstische Teilnehmer nicht leiden konnte.
Am Montag meinte er in der Früh zu mir, dass er seinen Zorn, den Mitbewohner zugemutet bekommen zu haben, an der Betreuerin auslassen würde - was dann auch geschah (war ziemlich heftig).
Am nächsten Tag erklärte er ganz zerknirscht, dass er Antibiotika nehmen würde und deshalb seine normalen Tabletten nicht normal wirken und er aus diesem Grund einen Aussetzer hatte - er macht sich selbst zum Opfer und will Mitleid.
Wenn er es mir vorher nicht gesagt hätte, hätte ich es auch geglaubt - die Maske war perfekt. Manche Betreuer geben ihm Kontra, andere sind eher feig. Es war jetzt ein ziemlicher Wechsel, wo viele einfach nicht mitgekriegt haben, was er abzieht.

Ich habe auch Angst, dass er sich, wenn ich "gegen ihn" bin (so sieht er die Dinge) an mir rächen wird. Wir wohnen zusammen, also gibt es 1000 Wege, wie er meinen Alltag zur Hölle machen kann, Betreuung ist ja nicht Vollzeit.
Ich bin mir aber auch im klaren, dass ich vielleicht zu viel von meinen früheren Erfahrungen hier einfließen lasse und er nicht so schlimm ist, wie ich annehme.
Es ist schwierig, aber ich hoffe, morgen mehr Klarheit zu bekommen.
Schönen Abend noch ^^

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Schnuckmuck
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Beitrag Do., 05.07.2018, 06:57

Ich glaube, dass es sehr schwer ist, daran zu lernen, wenn die Konfrontation so arg ist und wenn die Situationen so sehr dem vertrauten ähneln. Das Hirn ist so schnell und schwubbs ist man wieder im erlernten Verhaltensmuster. Das ist nicht dein Wunsch, passiert aber automatisch, du kannst nichts dafür.

Ich finde, du solltest dir da vertrauen. Ich würde Mit den Betreuern reden. Vielleicht ist es ihnen möglich, mit dem Patienten zu reden um für eine Kontaktreduktion zu sorgen. Ich bin Mr sicher, es Gibt Möglichkeiten, dass sie eingreifen. Es handelt sich ja um Erwachsene. Es ist halt nur Arbeit für sie.

Ist ein Wechsel in eine andere Einrichtung als letzter Ausweg möglich.

Was du in diesem Fall für dich tun kannst, ist über deine Empfindungen reden. Das würde ich als Lernziel sehen. Arbeite in diesem Bereich an dir. Das ist schon schwer genug.

Du kannst stolz auf dich sein, dass du merkst, was falsch läuft. Wenn du da am Ball bleibst, ist das schon Lernziel genug.

Herzlich

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stern
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Beitrag Do., 05.07.2018, 08:08

Ich denke, dass das Problem eher ist, dass man in solchen Einrichtungen und auch Kliniken sich nicht aussuchen kann, mit wem man es noch zu tun hat und man sich gegenseitig triggern kann. Ich würde ihm soweit es geht, ihm aus den Weg gehen... Und dich nicht von seiner charmanten Seite einlullen lassen (dafür scheinst du empfänglich zu sein). Also kein Trsiningsparter. Und dann wenn Kontakt unvermeidbar ist achtest du auf dich und grenzt dich ab. Nee, ich glaube nicht, dass es für die eigene Entwicklung viel bringen, wenn man sich mit Wutanfälle nicht, Manipulationen, Lügen konfrontiert, usw. Hier gilt es eher aufzupassen, dass sich das nicht ungut auf die eigene Entwicklung auswirkt. Daher vermutlich die Reaktion der Einrichtung. Weil sie ihn ja nicht aus den Weg räumen können. Aber man könnte evtl. Begegnungen trotzdem etwas eindämmen. Würde halt etwas Arbeit machen.

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Broken Wing
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Beitrag Do., 05.07.2018, 17:32

Das Ziel sollte doch sein, mit dem üblichen Wahnsinn auf der Straße umgehen zu können und nicht, sich in einer Anstalt oder einer WG für Therapiebedürftige mit anderen Krankheiten zu infizieren. Menschen mit Immunschwäche würde man auch nicht einer versäuchten Umgebung aussetzen, aber bei psychisch Kranken scheint das die absurde Logik zu sein.
Und ja, auch psychische Krankheiten sind ansteckend. Nur meine Meinung, versteht sich.

Du wirst dort, wenn du gesünder bist, genau so krank werden oder, wenn kränker, nur so Gesund wie der ungesündeste. Soll das etwa ein Resilienz-Test sein?
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isabe
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Beitrag Do., 05.07.2018, 22:02

Irgendwie klingt das sehr nach Projektion: Was täte die Menschheit bloß ohne die Erfindung der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung? Wen könnte man für die eigene innere Leere verantwortlich machen? Über wen könnte man sich aufregen? Wer ist schuld, dass es einem nicht gut geht? Und in welchem Zusammenhang kann man sich besser als Experte outen denn als Diagnostizierender einer Narzisstischen PS beim Gegenüber? Und vor allem: wie sollte man den Anderen nennen? Einen Namen hat er vermutlich nicht. Andere Eigenschaften auch nicht. Stempel rauf und fertig. Nur man selbst hat halt ein bisschen Angst und ist ganz doll schüchtern...

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spirit-cologne
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Beitrag Do., 05.07.2018, 22:46

isabe hat geschrieben: Do., 05.07.2018, 22:02 Irgendwie klingt das sehr nach Projektion: Was täte die Menschheit bloß ohne die Erfindung der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung? Wen könnte man für die eigene innere Leere verantwortlich machen? Über wen könnte man sich aufregen? Wer ist schuld, dass es einem nicht gut geht? Und in welchem Zusammenhang kann man sich besser als Experte outen denn als Diagnostizierender einer Narzisstischen PS beim Gegenüber? Und vor allem: wie sollte man den Anderen nennen? Einen Namen hat er vermutlich nicht. Andere Eigenschaften auch nicht. Stempel rauf und fertig. Nur man selbst hat halt ein bisschen Angst und ist ganz doll schüchtern...
isabe, was hat das jetzt mit dem Thema der TE zu tun? Ist doch für das Thema total egal, welche Diagnose der Mitbewohner hat, in diesem Fall ist er halt mit NPS diagnostiziert (von den Ärzten, nicht von der TE!), aber es könnte genauso gut etwas anderes sein. Wichtig ist doch aus meiner Sicht nur, dass es keinen Sinn macht, sich mit Menschen mehr als unbedingt nötig zu befassen, die einem nicht gut tun und bei denen man das Gefühl hat, dass man ihnen nicht gewachsen ist und in alte Muster zurückfällt. Derartige "Übungen" machen m.E. keinen Sinn und sind sogar gefährlich, weil sie einen zurück in die erlernte Hilflosigkeit treiben. Ich kann nirgendwo lesen, dass dem Mitbewohner seine Individualität abgesprochen worden ist und es hat auch keiner bestritten, dass er genauso viel Recht hat, in der Wohngruppe zu leben wie die TE. Ich glaube eher, dass da im Moment in deinem Kopf viel Projektion stattfindet. :kopfschuettel:
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stern
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Beitrag Do., 05.07.2018, 23:20

Hallo, derjenige ist offiziell so diagnostiziert! Und selbst wenn nicht: Ich sehe keine Veranlassung sich mit Menschen abzugeben, die zB ihre Wut an anderen abreagieren... geschweige, dass man diese als Lernaufgabe nutzt (Schwachsinn... man hat ja auch noch eine Selbstachtung) - was irgendwo auch ein benutzen wäre, das ich auch nicht gut finde (mir stellt es da eher die Haare auf, wenn ich sowas vernehme, auch im Forum manchmal). Dafür gibt es Profis. Nur gibt es in Institutionen Zwangsgemeinschaften... und dort macht man es sich mitunter leicht bzw. hat die Kapazitäten nicht, die sinnvoll wären, weil mehr Menschen zu versorgen sind. Ist so... in Kliniken (Betreuung kenne ich nicht) ist manches Kapazitäten geschuldet.

Auch würde ich nicht zu viel entschuldigen a la:
Es ist für mich schwer, mit der ständigen Schuldzuweisung/Entwertung, die mir mein Mitbewohner entgegenbringt, umzugehen. Ich bin dafür sehr empfänglich und fühle mich auch gleich total schuldig und schlecht - das ist ein Problem, das ich erkannt habe.

Ich weiß rational, dass er das tut, da er an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leidet, und er sich so seine Bestätigung holt. Es keine wirkliche Bösartigkeit.
Entwertung ist Entwertung, auch wenn das ein störungsspezifisches Muster ist, Bösartigkeit oder Langeweile oder was weiß ich... und das macht evtl. auch etwas mit einem selbst, das man sich nicht antun muss, insbes. je länger man dem ausgesetzt ist. Auch Gesunde sind dagegen nicht voll immun, würde ich behaupten... die könne sich uU nur besser abgrenzen. Das (Kontaktvermeidung) ist wohl die höchste Form der Selbstachtung und Abgrenzung.
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stern
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Beitrag Fr., 06.07.2018, 08:05

Irgendwie klingt das sehr nach Projektion: Was täte die Menschheit bloß ohne die Erfindung der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung?...
Klingt für mich despektierlich und so als fühlst du dich (und Danksager) irgendwie auf den Schlips getreten. Die Projektionskeule lasse ich eingepackt. Aber es passt doch wirklich nicht zum Geschriebenen. Denn der Mitbewohner ist offiziel diagnostiziert... ich finde es eher ein Unding , wie die Betreuung mit Diagnosen umgeht. Und es wird ja auch überlegt, sich dem zu entziehen (eigene Wohnung, was immer besser ist für die Psyche, wenn es denn geht. Und dort muss man sich nicht mit Menschen auseinandersetzen, mit denen man sich normal nicht umgeben würde). Ernsthaft, vgl. anvisierte Beratung.

Was dann halt auch wichtig ist, dass man nicht sagt, mit seiner charmanten, einnehmenden Seite gebe ich mich ab (zB aufgrund eigener Empfänglichkeit), aber ansonsten kann er mir gestohlen bleiben.

In der Klinik gab es auch eine Patientin, mit der ich eigentlich nichts zu tun hatte, außer dass sie am Tisch zugeteilt war... also es ist nie etwas vorgefallen, auch Smalltalk hatte ich mit ihr so gut wie nicht. Auch im Raucherbereich. Sonst gab es eigentlich keine Begegnungen. Aber öfters teilte sie aggressive Spitzen aus gegen mich aus, am Tisch. Rational war das daher schwer nachvollziehbar für mich. Einzig plausibel wäre mir, dass ihr nicht passte, dass ich (wie auch ein Teil der anderen Patienten) noch einen Therapeuten bekam, sie aber nicht. Daraufhin quetschte sie mich aus, auch wegen Gründen. Sie legte sich dann wohl auch mit ihrem Therapeuten an, so dass die Fortsetzung ihrer Therapie bei ihrem Therapeuten auf der Kippe stand (sie erzählte wohl, was ich auf ihre Fragen antwortete). :lol: Das erzählte sie dann wieder mir, aber in einem Tenor als hätte ich das nun zu verantworten. Seitdem war das Verhältnis frostig und ich mied den Kontakt soweit wie möglich. Will heißen, es gibt einfach für einen selbst unbekömmliche Menschen, mit denen man sich nicht auseinandersetzen muss, insbes. wenn sie sich auch nicht um einen scheren. Höchstens wenn es einen Nutzen hat (in Bezug auf die Dame meine Erfahrungen).

Die Empfehlungen kommen ja von der Betreuung: Lernaufgabe, nehmen sie es nicht so ernst, sie wissen ja... Und früher war er noch schlimmer... usw. Solche Relativierung eh machen es aber für einen selbst nicht besser, a la: früher hätte er Gegenstände geworfen, heute habe ich es viel besser, dass ich nur einen Wutanfall abbekomme.
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