Moin Moin!
Ich habe mich hier zum Forum angemeldet, da ich unbedingt Ratschläge brauche, wie ich mit meinem Kumpel (U.) umgehen soll. Erstmal zu seiner Geschichte: Er ist unter sehr lieblosen und schwierigen Eltern aufgewachsen, die ihn selbst sogar als "missraten" bezeichnet und in Internate gesteckt haben. Er hatte schon immer eine ausgeprägte Form von ADS und hatte deswegen viele Probleme in den Internaten und in der Schule und hat es nicht gepackt, sodass er bis heute keinen richtigen Schulabschluss hat (er arbeitet momentan ungelernt), obwohl er erwiesenermaßen einen hohen IQ hat. Auch hat sich früh ein hoher Drogenkonsum (vorallem Gras) dazu gesellt, sodass er phasenweise kaum mal nüchtern anzutreffen ist und er es lange Zeit nicht als Problem gesehen hat. Er ist mittlerweile zu seiner Großmutter gezogen und hat den Kontakt zu seinen Eltern komplett abgebrochen. Das Verhältnis mit seinen Eltern wurde immer explosiver, sodass es auch zu körperlichen Auseinandersetzungen kam. Er hat auch Geschwister, die von seinen Eltern deutlich besser behandelt werden.
Er ist schon relative lange in meinem Freundeskreis und wir kennen ihn relativ gut und mögen ihn auch wie er ist, aber in letzter Zeit verhält er sich zunehmend merkwürdiger. Er hat zwar das Problem mit den Drogen erkannt, nimmt aber stattdessen nun täglich Ritalin gegen die Symptome des ADS, was bei ihm eine starke Wesensveränderung hervorruft, indem er nun dort, wo er früher gelassen, etwas zerstreut aber offen war, sich nun sehr wach, fast förmlich, manchmal auch sehr blockiert und gehemmt verhält. Er legt nun einen sehr hohen Anspruch an sich und will alles aufholen, was er durch die fehlende Bildung in seiner Jugend verpasst hat und liest jetzt viel anspruchsvolle Literatur, lernt russisch und so weiter. Wir haben das zunächst mit etwas voreingenommener Freude beobachtet.
Einer (I.) in unserem Freundeskreis hat ein nochmal deutlich engeres Verhältnis zu ihm. Sie telefonieren fast täglich und haben ein mehr oder weniger vertrauensvolles Verhältnis. I. hat öfter berichtet, dass U. andere Menschen genau auf psychische Probleme untersucht und sich dabei ein wenig so verhält, als wäre er allen anderen haushoch überlegen und könnte alle glasklar durchschauen. U. sagte auch, dass er, seitdem er Ritalin nimmt, hochbegabt/superschlau geworden ist und alles viel besser verstehen könnte als alle anderen. Dann hat I. mir erzählt, dass U. starken Argwohn gegen mich aufgebaut hat, weil er vermutet, dass ich ihm ständig wegen seines verpatzten Schulabschlusses eins reindrücken will und liest dabei hinter vielen meiner unbedachten Aussagen eine beabsichtigte Doppeldeutigkeit, die ihn dumm darstellen sollen. Anscheinend sieht er mich auch in einem Konkurrenzkampf mit ihm darum, wer "der schlauste" ist. Ich hatte nie die entfernteste Absicht, ihm irgendwie zu beleidigen oder sonst was. Ich mochte ihn ja immer und hatte nie was gegen ihn und das hat auch I. ihm mehrmals beteuert! Zu dem hat er vor 2 Jahren eine größere Summe Geld von meiner Mutter gestohlen, die er nur langsam zurückzahlen kann und immer noch nicht komplett gezahlt hat und er wirft sich dies vor. Obwohl ich selbst immer verständnisvoll und geduldig damit war, denkt er ebenfalls, dass ich ihn ständig deswegen unterschwellig anklage. Mir fallen dann im Nachhinein manchmal die Situationen ein, in denen er mich missverstehen konnte und dann ärgere ich mich, aber es ist sehr anstrengend, jede Aussage darauf zu prüfen, ob sie nicht noch eine weitere Bedeutung haben könnte.
Dieses Misstrauen betrifft zwar vor Allem mich, aber mittlerweile weitet sich dieses Misstrauen auf unserem gesamten Freundeskreis aus. Dass wir ihm Böses wollen, ihn für dumm halten, ihn für einen Verlierer halten oder sonst irgendwas. Letztens gab es dem bezüglich eine Eskalation, in dem ihm einige Leute (ich war nicht dabei) gesagt haben, dass er damit auf dem Holzweg sei und niemand was gegen ihn hätte. Er war dabei aggressiv und stur und hat natürlich nichts eingesehen und alle anderen ganz offen als dumm und unterlegen bezeichnet, die ihm nur solche Sachen vorwerfen, weil sie noch nicht richtig drüber nachgedacht haben.
Wir sind nun etwas ratlos, wie wir damit umgehen sollen. Uns ist allen klar, dass er unbedingt eine Therapie anfangen sollte, aber für ihn selbst sind alle anderen krank und er ist gesund und er würde sich niemals die Blöße geben, zuzugeben, dass er psychische Probleme hat und deshalb in Therapie geht. I. hat ihm auch schon mal vorgeschlagen, zur Therapie zu gehen, was er abgelehnt hat. Hätte jemand einen Vorschlag, wie man jetzt weiter vorgehen soll? Ich hab mich mit ihm selbst noch nicht darüber unterhalten, aber er würde meinen Richtigstellungen wahrscheinlich nicht vertrauen, aber sollte ich es vielleicht trotzdem mal versuchen? Gibt es einen Weg, ihm bewusst zu machen, dass er Hilfe braucht?
Ist ja jetzt relativ lange geworden, danke schon mal für die Antworten!
Kumpel mit paranoider Persönlichkeitsstörung
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- [nicht mehr wegzudenken]
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Da kannste nix machen, wenn er nicht will, dann geht er halt nicht in Therapie. "Zwingen" kann man einen Menschen nur im Falle akuter Selbst- oder Fremdgefährdung und freiwillig wird er nicht gehen, weil er ja denkt ihr habt das Problem. Selbst wenn das was psychotisches sein sollte - das ist nicht verboten, solange er mit seinem Leben noch irgendwie klar kommt, sprich sein Geld verdient und sich selbst versorgen kann, kann da keiner was dran ändern. Wenn du ihm helfen willst, dann würde ich dir raten, zieht euch alle zurück und beobachtet das Ganze aus der Ferne, umso eher hat er die Chance zu merken, dass da irgendwas gerade nicht gut läuft und umso eher gibt es vielleicht die Möglichkeit, etwas bei ihm zu erreichen.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...
Vorher kann man es mit Offenheit und Ehrlichkeit probieren, wobei das sehr anstrengend sein kann, weil Erkrankte dazu tendieren, Tabus, über die sonst niemand spricht, sehr offen anzusprechen. Bei Paranoia ist es wichtig, auf Dinge wie Doppeldeutigkeiten, Ironie und Sarkasmus in der Kommunikation vollständig zu verzichten, weil man damit nur die Paranoia füttert. Man muss die Ängste und Einwände des Erkrankten ernst nehmen. Wenn ein Mindestmaß an Krankheitseinsicht vorhanden ist, lassen sich so durchaus Erfolge erzielen. Wenn das aber nicht der Fall ist, bleibt tatsächlich nur, auf Abstand zu gehen.
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