Unzuverlässiger Therapeut

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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coeur_plastique
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Unzuverlässiger Therapeut

Beitrag Mi., 30.05.2018, 20:17

Hi,

ich bin seit etwa in einem dreiviertel Jahr wegen eines akuten traumatischen Erlebnisses in Therapie. Allerdings habe ich auch eine ziemlich problematische Vergangenheit, die im Zuge der Bearbeitung des aktuellen Ereignisses auch thematisiert wurde.

Naja, nachdem durch die Therapie nochmal alte Wunden aufgerissen wurden und es mir richtig schlecht ging, kam mein Therapeut auf die Idee, eine Therapiepause einzulegen, damit ich Zeit habe, auch mal an etwas anderes zu denken. Eigentlich war ich damit nicht so ganz einverstanden, da es mir aktuell psychisch aufgrund der o.g. Umstände nicht ganz so doll geht und ich derzeit in einem problematischen sozialen Umfeld lebe, aber ich wollte der Therapiepause eine Chance geben und zudem nicht aufdringlich erscheinen, deswegen willigte ich ein.

Nun meldete sich mein Therapeut, um mir mitzuteilen, dass er den nächsten Termin nicht wahrnehmen kann und nach hinten verschieben muss und ich komme mir einfach ganz schön verarscht und 'abgeschoben' vor. Ich habe seit längerer Zeit das Gefühl, dass mein Therapeut keine Lust auf die Stunden mit mir hat, da er sie oft absagt oder doppelt belegt, weil er Dinge vergisst, die ich ihm mitteile, er Angelegenheiten begatellisiert, die mir zu schaffen machen, oder meinen Problemen mit Kalendersprüchlein begegnet und die Stunden meistens später beginnt und früher beendet als vorgesehen (50 Minuten sind selten)

Andererseits hat er sich zumindest ein Mal sehr für mich eingesetzt.

Es nervt mich aber gerade dermaßen, dass er mich so terminlich so "herumschubst", weil er genau weiß, dass ich mich schwer damit tu, für mich einzustehen und ich lieber tot umfallen würde als aufdringlich zu erscheinen und ich gerade jetzt einen Raum brauche, in dem ich gehört werde. Ich werde ihm das beim nächsten Termin auch so mitteilen und ihn dazu auffordern, mir ehrlich zu sagen, wenn er nicht mehr mit mir arbeiten möchte.


Ich weiß gar nicht, was ich mir konkret von diesem Beitrag erhoffe. Ich musste mich einfach mal auskotzen. Evtl. hat ja jemand Ähnliches erlebt, oder kann mir einen Rat geben.


Lieben Dank fürs Lesen!

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RoboCat
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Beitrag Mi., 30.05.2018, 20:30

Hallo coeur plastique,
coeur_plastique hat geschrieben: Mi., 30.05.2018, 20:17 kam mein Therapeut auf die Idee, eine Therapiepause einzulegen

(...)
Nun meldete sich mein Therapeut, um mir mitzuteilen, dass er den nächsten Termin nicht wahrnehmen kann

(...)
habe seit längerer Zeit das Gefühl, dass mein Therapeut keine Lust auf die Stunden mit mir hat
Also, wenn du eine EInschätzung haben magst: Suche dir einen anderen Therapeuten. Dieser hat offensichtlich nicht genügend ernsthaftes Interesse an dir, um dir therapeutisch zu helfen, traut sich aber nicht, das offen zu sagen. Schade, aber wenns schon dazu nicht reicht, dann möchte ich nicht wissen, in welchen anderen Bereichen er noch so menschlich und therapeutisch ein Tiefflieger ist.

Verbindlichkeit ist in meinen Augen das A und O einer jeden therapeut. Begleitung. Alles andere geht immer zu Lasten des Patienten. Es ist sicher traurig nach einem dreiviertel jahr jetzt dieses Desinteresse erkennen zu müssen. So wies sich liest, hat sich das aber schon vorher angekündigt oder?

Warum möchtest du denn bei diesem Therapeuten weiterhin Stunden nehmen, wenn du dieses Desinteresse spürst? Weil er dir einmal(!) mit etwas geholfen hat? Ich frage so doof, weil mir das tatsächlich nicht klar wurd ebeim Lesen.

Deine Idee, ihn in der nächsten Stunde zu fragen, was nun Sache ist, finde ich gut. Sei aber darauf gefasst, dass es nicht angenehm wird. Hast du Freunde oder Familie, die dich nach dem Gesrpäch auffangen können?

Alles Gute und LG
:axt:


shesmovedon
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Beitrag Mi., 30.05.2018, 20:32

Ja, ansprechen wäre mein Tipp. Du kannst es nur mit ihm direkt klären, nicht mit den Teilnehmern des Forums. Außer dass manche vielleicht mit dir empört sind, wie dein Therapeut sowas machen kann. Aber ansprechen ist wahrscheinlich der beste Weg.

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RoboCat
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Beitrag Mi., 30.05.2018, 20:33

coeur_plastique hat geschrieben: Mi., 30.05.2018, 20:17 (50 Minuten sind selten)

Oh, ich kenne es eher so, dass auch mal überzogen wird. Kein gutes Zeichen mit dem verknappten Stundenkontingent. Dir steht das zu, deine Krankenkasse (oder du) bezahlt dafür, da kann er nicht einfach kürzen wie er lustig ist.
:axt:

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coeur_plastique
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Beitrag Mi., 30.05.2018, 20:43

Hallo RoboCat,

danke für Deine Antwort.

Ich glaube, ich habe Angst, mir eine neue Therapie zu suchen, weil ich befürchte, dass ich erneut enttäuscht/abgewiesen werde. Ich weiß, dass ich eine anstrenge Patientin bin - dass ich viel und schnell rede, sehr viel assoziiere und einen ganzes Bündel an Problemen mitbringe... ich glaube, es ist einfach nicht leicht für mich eine/n Therapeut/in/en zu finden, mit der/dem ich mich auf einer Ebene fühle.


Ich habe zwar einen Freundeskreis, aber ich bin mir gerade ehrlich gesagt gar nicht so sicher, ob ich über diese Thematik wirklich mit jemanden sprechen kann. Ich fühle mich gerad ziemlich, ziemlich allein.
Zuletzt geändert von coeur_plastique am Mi., 30.05.2018, 20:46, insgesamt 1-mal geändert.

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coeur_plastique
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Beitrag Mi., 30.05.2018, 20:45

Danke, Schlendrian. Ich weiß, ich hätte ihn schon eher mit der Problematik konfrontieren sollen. Ich glaub, ich hab zulange gehofft, dass es "besser" wird.

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Sintje
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Beitrag Mi., 30.05.2018, 20:56

Ich glaube, ich habe Angst, mir eine neue Therapie zu suchen, weil ich befürchte, dass ich erneut enttäuscht/abgewiesen werde.
Aber aktuell wirst du doch scheinbar ständig enttäuscht von deinem Therapeuten. Erscheint dir das erträglicher?
Ich weiß, dass ich eine anstrenge Patientin bin - dass ich viel und schnell rede, sehr viel assoziiere und einen ganzes Bündel an Problemen mitbringe... ich glaube, es ist einfach nicht leicht für mich eine/n Therapeut/in/en zu finden, mit der/dem ich auf einer Ebene fühle.
Womit du bestimmt nicht die einzige bist. Wenn Therapeuten einfache Aufgaben haben wollten, hätten sie sich besser einen Job mit berechenbaren Maschinen, statt mit Menschen gesucht. Damit sollten Fachleute eigentlich umgehen können.
Nicht leicht bedeutet nicht unmöglich.


Ich habe auch schon viele Therapeuten kennen gelernt. Bei den wenigsten fühlte ich mich gut aufgehoben. Aber die wenigsten sind nicht niemand. Diese Unzuverlässigkeit finde ich auch durchaus unberuhigend. Das kenne ich so auch nicht. Mein aktueller Therapeut hat auch schon mal Termine verschoben, durchaus auch öfter. Allerdings hat er dann von sich aus auch Ersatz angeboten in seiner eigentlich freien Zeit. Das war nie ein "Ich hab kein Bock". Auch spontane Absagen kamen schon und auch, dass er mal was vergisst. Aber das ging immer respektvoll ab und mit ehrlichen Entschuldigungen. Und als sich das etwas häufte, hat er das von selbst angesprochen. Ich musste mich nicht darüber beschweren. Ich drücke dir die Daumen für die Aussprache.

Edit: Sorry für das "auch" in fast jedem Satz. Bin wohl schon zu müde. :anonym:

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coeur_plastique
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Beitrag Mi., 30.05.2018, 21:20

Danke, Sintje. Ja, du hast Recht. Die Absagen meines Therapeuten sind nicht erträglicher, zumal er mir auch keine plausible Erklärung gibt, sondern nur mit gutgelaunter Stimme absagt.

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coeur_plastique
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Beitrag Do., 31.05.2018, 08:21

Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, ob er da irgendwelche Machtspielchen mit mir spielt und kann mir sogar vorstellen, dass er, als er mir den nächsten Termin gab, bereits wusste, dass er diesen nochmal nach hinten verschieben wird, oder dass er das Therapieende forciert, indem er mich durch seine Unzuverlässigkeit dazu motiviert, das Ganze zu abzuschließen, weil er mich offenbar für extrem merkbefreit hält.

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stern
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Beitrag Do., 31.05.2018, 08:48

Es ist nie leicht, einen passenden Therapeuten zu finden. Zunächst würde ich ebenfalls raten, das anzusprechen... und dann kannst du immer noch sehen, was du dann machst. Vor- und Nachteile eines Wechsels würde ich gut abwägen... denn nur Vorteile hat diese Option auch nicht.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Sintje
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Beitrag Do., 31.05.2018, 08:51

Genau um das herauszufinden, scheint die Aussprache ein guter Weg zu sein.
Dein Bauchgefühl scheint ja nicht gerade positv diesbezüglich. Vielleicht ist das auch richtig so. Grund zu Zweifeln hast du auf jeden Fall.
Pass aber bitte auf, wie viel von den Gefühlen wirklich auf die aktuelle Situation passt. Wenn du dich öfter auch bei Anderen so behandelt und hintergangen fühlst, spielen da vielleicht noch alte Sachen mit rein, die die Aussprache komplizierter machen würden.

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coeur_plastique
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Beitrag Do., 31.05.2018, 09:08

Ich glaube auch, dass da noch andere Gefühle mit hineinspielen und Du hast Recht, ich hab mich auch schon oft von anderen so hintergangen gefühlt.

Ich werde versuchen, so reflektiert wie möglich zu sein.

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Rainer-JGS
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Beitrag Do., 31.05.2018, 11:43

Eine gute Psychotherapie steht und fällt mit dem Bemühen des Klienten um absolute Wahrhaftigkeit und deshalb sollten unbedingt alle Störungen, Sorgen, Ängste und andere Ungereimtheiten möglichst umgehend mit dem Therapeuten besprochen werden!

Es ist ja gerade das Ziel der Therapie für mehr innere Freiheit zu sorgen und nicht neue seelische Knoten zu erzeugen und deshalb mein Rat:

Nicht erst lange andere Leute Fragen, sondern solche Dinge umgehend im Rahmen der Therapie ansprechen!
Liebe Grüße vom Rainer-JGS,
der immer gerne das aufhebt, was ihm der liebe Gott vor die Haustüre legt.

Wegen der besseren Lesbarkeit und aus Liebe zur deutschen Sprache benütze ich gerne die traditionelle Rechtschreibung und das generische Maskulinum.

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coeur_plastique
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Beitrag Do., 31.05.2018, 14:01

Ich werde defintiv mit ihm sprechen, aber es dauert halt noch bis zur nächsten Stunde und ich benötigte ein wenig Feedback von Außenstehenden. Außerdem musste ich mir zugegebenermaßen Luft verschaffen.

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