Frühgeburt mit männlichen Therapeuten bearbeiten
Frühgeburt mit männlichen Therapeuten bearbeiten
Hallo, ich hoffe das ich hier Rat finde bei jemandem. Bis jetzt habe ich in meiner Therapie viel zum Thema Bindung „durchgeackert“. Das war ein schwieriger Prozess und eigentlich stecke ich noch mitten drin. Ich habe es jetzt gerade mal eine Woche geschafft, mich zwischendurch nicht bei meinem Therapeuten zu melden sondern mit zuzutrauen dass ich es alleine schaffe. Gestern habe ich nun in meiner Therapie das erste Mal über meine Frühgeburt gesprochen, inzwischen ist es jetzt über drei Jahre her (ich habe einen Sohn in der 28 SSW per Notkaiserschnitt zur Welt gebracht), doch gestern wäre der reguläre Geburtstermin gewesen. Irgendwie stimmte mich das wohl melancholisch und ich begann in der Therapie, die eigentlich gerade in einem wichtigen Prozess über die Bindungsthematik ist, auf einmal über dieses Thema zu sprechen. Ich habe einen sehr einfühlsamen Therapeuten und bin wirklich sehr zufrieden. Trotzdem frage ich mich, ob manche Themen, wie zum Beispiel Geburt, vielleicht besser mit Frauen zu bearbeiten sind? Es gibt jetzt keinen speziellen Anlass, ich fühle mich nicht unverstanden oder so, es ist mir auch nicht unangenehm mit ihm darüber zu reden, aber trotzdem bleibt irgendwie das Gefühl, dass eine Frau sich da vielleicht besser, durch vielleicht vorhandene Urinstinkte was das Thema Kinderkriegen betrifft, einfühlen kann? Ich habe plötzlich zwei Dinge die mich sehr beschäftigen: zum einen beschäftigt mich einfach der Gedanke, ob man sich da als Mann überhaupt so ein fühlen kann und ich habe einfach Angst, dass er mich vielleicht gar nicht versteht. Dass er nicht versteht wenn ich sage, dass es mich traurig macht zwölf Wochen meiner Schwangerschaft verloren zu haben zum Beispiel. Dass er vielleicht nicht versteht, dass ich völlig überfordert war mit der ganzen Situation. Ich bin mit meinem Sohn nach acht Wochen aus dem Krankenhaus gekommen und dann waren wir Stammgäste in der Schreiambulanz weil er Anpassungsstörungen hatte und über Wochen lang nur geschrien hat. Ich bin fast durchgedreht. Mein Therapeut meinte zwar es sei menschlich, aber irgendwie hat er in der Stunde viel weniger gesprochen als sonst. Die andere Sache ist, dass es mir nach diesem Gespräch gestern auf einmal total schlecht geht. Die Gefühle die jetzt hochkommen sind ganz andere. Von der Bindungsthematik her kenne ich die Gefühle wie Trauer und Schmerz und es fühlte sich bedrohlich an es hat mir Angst gemacht und es war irgendwie existenziell. Jetzt ist es er tief bohrend und quälend, so als würde jemand den Schraubstock immer enger drehen. Und ich habe das Gefühl darunter zu zerbrechen. Zum ersten Mal denke ich mir, es wäre vielleicht besser gewesen bei dieser Sache den Deckel einfach drauf zu lassen. Eigentlich würde ich ihm am liebsten schreiben und um eine Stunde bitten, aber ich weiß nicht ob das jetzt vielleicht unangebracht ist, da wir gerade erst geschafft haben das ich mich eine Woche mal nicht melde. Aber irgendwie fühle ich mich als hätte mich irgendwas betäubt. Irgendwie hatte ich nie Zeit zum trauern und mich überhaupt mit dem Thema auseinander zu setzen. Ich war allein erziehende Mutter und musste mich um mein Kind kümmern, irgendwann trat ein neuer Mann in mein Leben und schwupps, habe ich mich um eine Therapie gekümmert. Dieser Therapie bin ich jetzt seit Mai letzten Jahres. Eigentlich wollte ich genau diese Thematik bearbeiten (Und noch einige andere Dinge) und auf einmal schrecke ich total davor zurück.
Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich vielleicht selber gerade eine Situation herstelle, die eigentlich auch in das Thema Bindung passt. Vielleicht ist das wieder irgend ein Muster...
Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich vielleicht selber gerade eine Situation herstelle, die eigentlich auch in das Thema Bindung passt. Vielleicht ist das wieder irgend ein Muster...
Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße.
Martin Johannes Walser
Martin Johannes Walser
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Hallo Henryette,
ich habe auch einen männlichen Therapeuten. Mit ihm habe ich unter anderem auch meine Fehlgeburt und den Tod meiner Nichte, die in der 23. SSW auf die Welt kam, bearbeitet. Ich hatte nie das Gefühl, dass er weniger mitfühlend war, wie es eine Frau gewesen wäre. Mein Therapeut ist auch selbst Vater, weswegen er sich da schon hineinversetzen kann.
LG
Jannerl
ich habe auch einen männlichen Therapeuten. Mit ihm habe ich unter anderem auch meine Fehlgeburt und den Tod meiner Nichte, die in der 23. SSW auf die Welt kam, bearbeitet. Ich hatte nie das Gefühl, dass er weniger mitfühlend war, wie es eine Frau gewesen wäre. Mein Therapeut ist auch selbst Vater, weswegen er sich da schon hineinversetzen kann.
LG
Jannerl
Liebe Jannerl,
lieben Dank für deine Antwort! Darf ich fragen, wie ihr das bearbeitet habt? Also quasi mit welcher Methode oder als reines Gespräch? Ich lese ständig von so vielen Methoden bestimmte Sachen zu bearbeiten und Trauma Exposition zu machen, aber irgendwie reden wir „nur“. Mich verwirrt das total, da ich mir immer denke, dass „nur“ reden doch nicht so doll helfen kann, oder? Mein Therapeut ist zwar verheiratet, hat aber keine Kinder. Ich hatte ihn damals in meiner ersten Therapie vor 14 Jahren gefragt warum nicht, er sagte einfach nur, es hat sich einfach nicht ergeben. Natürlich wird er das vor mir nicht auspacken. Damals war ich aber auch erst 22 als ich das fragte. Ich weiß nicht ob ihm das Thema vielleicht sogar selbst nahe gehen könnte? Er ist ja auch nur ein Mensch. Immer wenn ich irgendwelche Berichte oder Artikel über Frühgeburt Trauma und Eltern lese, lese ich ständig darin, dass es Eltern sehr belastet, ihr Kind nicht jede Minute bei sich haben zu können etc. PP. Wenn mir war es eben genau nicht so. Ich bin nicht sofort hin gerannt und habe mich gefreut, für mich war es nicht belastend wenn ich gegangen bin. Ich bin ständig geflüchtet um nicht hin zu müssen. Für mich war’s belastend das alles schaffen zu müssen! Ich habe mich pausenlos mit Schuldgefühlen rum geschlagen, weil ich eben nicht den ganzen Tag 24/7 am Inkubator stand wie andere Mamas. Ich habe lange gebraucht bis ich da einen regelmäßigen Takt inne hatte. Und als ich zu Hause war wurde es wieder schwerer weil er einfach nur geschrien hat. Und ständig haben mir die Leute nur gesagt: sei froh dass er gesund ist und lebt, es hätte auch anders kommen können. Ja natürlich hätte es anders kommen können Wenn ich sowas erzähle denke ich mir sofort wieder was bin ich eigentlich für eine sch*** Mutter!
lieben Dank für deine Antwort! Darf ich fragen, wie ihr das bearbeitet habt? Also quasi mit welcher Methode oder als reines Gespräch? Ich lese ständig von so vielen Methoden bestimmte Sachen zu bearbeiten und Trauma Exposition zu machen, aber irgendwie reden wir „nur“. Mich verwirrt das total, da ich mir immer denke, dass „nur“ reden doch nicht so doll helfen kann, oder? Mein Therapeut ist zwar verheiratet, hat aber keine Kinder. Ich hatte ihn damals in meiner ersten Therapie vor 14 Jahren gefragt warum nicht, er sagte einfach nur, es hat sich einfach nicht ergeben. Natürlich wird er das vor mir nicht auspacken. Damals war ich aber auch erst 22 als ich das fragte. Ich weiß nicht ob ihm das Thema vielleicht sogar selbst nahe gehen könnte? Er ist ja auch nur ein Mensch. Immer wenn ich irgendwelche Berichte oder Artikel über Frühgeburt Trauma und Eltern lese, lese ich ständig darin, dass es Eltern sehr belastet, ihr Kind nicht jede Minute bei sich haben zu können etc. PP. Wenn mir war es eben genau nicht so. Ich bin nicht sofort hin gerannt und habe mich gefreut, für mich war es nicht belastend wenn ich gegangen bin. Ich bin ständig geflüchtet um nicht hin zu müssen. Für mich war’s belastend das alles schaffen zu müssen! Ich habe mich pausenlos mit Schuldgefühlen rum geschlagen, weil ich eben nicht den ganzen Tag 24/7 am Inkubator stand wie andere Mamas. Ich habe lange gebraucht bis ich da einen regelmäßigen Takt inne hatte. Und als ich zu Hause war wurde es wieder schwerer weil er einfach nur geschrien hat. Und ständig haben mir die Leute nur gesagt: sei froh dass er gesund ist und lebt, es hätte auch anders kommen können. Ja natürlich hätte es anders kommen können Wenn ich sowas erzähle denke ich mir sofort wieder was bin ich eigentlich für eine sch*** Mutter!
Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße.
Martin Johannes Walser
Martin Johannes Walser
Ich glaube, ein Therapeut muss nicht jedes Elend selbst erlebt haben um ein guter Therapeut zu sein. Und gerade Frauen können was "Frauenthemen" angeht extrem unempathisch sein. Weil sie eigenes Erleben mit deinem vergleichen a la "mein Gott, ich hatte auch ne Frühgeburt, so schlimm ist das dann ja auch nicht". Dass dein Therapeut wenig gesprochen hat, kann daran liegen, dass er betroffen war. Oder daran, dass er deinen Redefluss keinesfalls stoppen wollte, weil du endlich über dieses schwierige Thema gesprochen hast. Frag ihn doch beim nächsten Mal. Ich frage sowas auch und es hilft mir, Ereignisse emotional einzuordnen. Dann schaffst du es vielleicht auch, dein schlechtes Gewissen abzulegen. Weil du erkennst, dass dein Verhalten nach der Geburt nachvollziehbare Gründe hatte, du nichts falsch gemacht hast und ein Vergleich mit anderen Müttern völlig sinnfrei ist, weil man das nicht vergleichen KANN.
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Liebe Henryette,
du bist deswegen doch keine schlechte Mutter! Jeder verarbeitet so ein einschneidendes Erlebnis wie eine Frühgeburt anders.Wenn die eine Mutter das Bedürfnis hat, ständig bei ihrem Kind zu sein, muss das für eine andere Mutter noch lange nicht so sein. Über die "Qualität" einer Mutter sagt das noch nichts aus.
Wir haben meine Traumata per Narration bearbeitet. Das heißt, es wird auf dem Boden mit Hilfe eines Seiles eine "Life line" gelegt. Man beginnt mit seiner eigenen Geburt. Für jedes belastende Ereignis deines Lebens wird ein Stein gelegt und das Ereignis mit einem Überbegriff benannt, für jedes schöne Ereignis eine Blume. Dann hat mein Therapeut das chronologisch aufgelistet. Man redet dann über jedes Ereignis, während sich der Therapeut Notizen macht - auch mal nachfragt usw.. Anhand der Notizen schreibt der Therapeut deine Lebensgeschichte auf, und am Anfang der Stunde wird dann das, was in der letzten Stunde behandelt wurde, vorgelesen. Natürlich habe ich bei den belastenden Erlebnissen viel geweint, aber am Ende der Stunde hatte ich immer das Gefühl, dass es gut war, es erzählt zu haben. Zum Schluss bekommt man dann seine Lebensgeschichte in Papierform ausgehändigt. Manche verbrennen sie, anderen hilft es, sie immer mal wieder zu lesen.
Ich hoffe, ich habe das jetzt einigermaßen verständlich erklärt!
LG
Jannerl
du bist deswegen doch keine schlechte Mutter! Jeder verarbeitet so ein einschneidendes Erlebnis wie eine Frühgeburt anders.Wenn die eine Mutter das Bedürfnis hat, ständig bei ihrem Kind zu sein, muss das für eine andere Mutter noch lange nicht so sein. Über die "Qualität" einer Mutter sagt das noch nichts aus.
Wir haben meine Traumata per Narration bearbeitet. Das heißt, es wird auf dem Boden mit Hilfe eines Seiles eine "Life line" gelegt. Man beginnt mit seiner eigenen Geburt. Für jedes belastende Ereignis deines Lebens wird ein Stein gelegt und das Ereignis mit einem Überbegriff benannt, für jedes schöne Ereignis eine Blume. Dann hat mein Therapeut das chronologisch aufgelistet. Man redet dann über jedes Ereignis, während sich der Therapeut Notizen macht - auch mal nachfragt usw.. Anhand der Notizen schreibt der Therapeut deine Lebensgeschichte auf, und am Anfang der Stunde wird dann das, was in der letzten Stunde behandelt wurde, vorgelesen. Natürlich habe ich bei den belastenden Erlebnissen viel geweint, aber am Ende der Stunde hatte ich immer das Gefühl, dass es gut war, es erzählt zu haben. Zum Schluss bekommt man dann seine Lebensgeschichte in Papierform ausgehändigt. Manche verbrennen sie, anderen hilft es, sie immer mal wieder zu lesen.
Ich hoffe, ich habe das jetzt einigermaßen verständlich erklärt!
LG
Jannerl
Von der Seite habe ich es noch gar nicht gesehen. Vielleicht sollte ich ihn Tatsache mal darauf ansprechen, offensichtlich habe ich ein Problem damit, emotionale Reaktionen ein zu ordnen. Ich habe Ihm eben per SMS um Rückruf gebeten. Er hat auch direkt zurückgerufen, das fand ich sehr nett von ihm. Ich habe ihm erzählt, dass es mir immer schlechter geht und ich ständig Herzrasen und Atemnot bekomme. Er meinte er kann sich sehr gut vorstellen, dass das die Thematik von gestern mit sich bringt. Ich habe ihm auch gesagt, dass mich die Gefühle ganz anders um hauen als bei unseren anderen Themen bis jetzt. Er meinte das wäre durchaus möglich, da dieses Ereignis ja viel näher zeitlich dran ist als die anderen Themen die wir noch haben. Bis dahin lief alles ganz gut. Dann dachte er kurz darüber nach und meinte: das wäre jetzt aber alles nichts, was mich umbringt!!! Ab diesem Satz wurde das Telefongespräch von mir sehr einseitig, da ich über diesen Satz echt schockiert war. Er meinte, ich könnte das aufschreiben und mich gerne bei ihm am Mittwoch oder Donnerstag noch einmal melden, dann könnten wir Donnerstag eventuell noch mal telefonieren. Ich sagte dazu nur noch „Ja“ und fühlte mich immer kleiner. Und schon bin ich nicht mehr bei dem eigentlichen Thema über die Trauer der Frühgeburt, sondern über die Wut und die Angst vor Ablehnung in der Bindungsproblematik. Wahrscheinlich habe ich mir eher sowas erhofft wie: Sie schaffen das schon, Sie können das, aber offensichtlich ist der Welpenschutz jetzt dann doch mal vorbei und man wird etwas grober angepackt. könnte mich ehrlich gesagt Ohrfeigen dafü, dass ich ihn um das Telefonat gebeten habe. Jetzt geht es mir noch schlechter als vorher. Ich glaub das ist heute einfach nicht mein Tag.
Diese Methode kenne ich Tatsache gar nicht. Aber kann mir anhand deiner Schilderung das alles sehr gut vorstellen. Ist das denn dann im Rahmen einer Tiefenpsychologie?
Diese Methode kenne ich Tatsache gar nicht. Aber kann mir anhand deiner Schilderung das alles sehr gut vorstellen. Ist das denn dann im Rahmen einer Tiefenpsychologie?
Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße.
Martin Johannes Walser
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Hallo Henryette,
ich kann deinen Rückzug verstehen.
Allerdings ist es auch möglich, den Satz deines Therapeuten als Hilfestellung zu sehen: Wenn es mir so furchtbar, furchtbar schlecht geht, dass ich das Gefühl habe, gar nicht mehr weiterzukönnen, hilft es mir mittlerweile schon, wenn jemand zu mir sagt, dass es vorbeigehen wird. Dass es nur ein Gefühl ist. Dass ich daran nicht sterben werde.
Kannst du dir vorstellen, es so zu betrachten?
Liebe Grüße
KM
ich kann deinen Rückzug verstehen.
Allerdings ist es auch möglich, den Satz deines Therapeuten als Hilfestellung zu sehen: Wenn es mir so furchtbar, furchtbar schlecht geht, dass ich das Gefühl habe, gar nicht mehr weiterzukönnen, hilft es mir mittlerweile schon, wenn jemand zu mir sagt, dass es vorbeigehen wird. Dass es nur ein Gefühl ist. Dass ich daran nicht sterben werde.
Kannst du dir vorstellen, es so zu betrachten?
Liebe Grüße
KM
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.
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Na aber ich könnte mir schon vorstellen, dass er auch einfach eine Grenze setzen wollte. Es ist einfach mal so: auch schwer aushaltbare Zustände, wenn sie nicht gerade lebensbedrohlich sind, sind eben in der Therapie zu besprechen. Und ein Zwischendurchtrostspender zu sein, ist nicht Aufgabe eines Therapeuten. Und das hat er gut gemacht, das auch zu verbalisieren: das war sicherlich schlimm, aber kein Notfall. Wenn er dir jetzt zugehört und getröstet hätte, hätte er die Abhängigkeit gefüttert. Aber du, ich weiß, wie es dir geht, ich leide bei schlimmen Themen auch ganz doll und würde am liebsten sofort mit der Analytikerin reden. Meist legt sich das aber nach einiger Zeit. Inzwischen weiß ich, dass das aushaltbar ist.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
Ich könnte mir fast beides vorstellen. Allerdings verstehe ich nicht, warum ich es nicht schaffe mal alleine mit diesen Gefühlen umzugehen und immer wieder zu ihm hin renne. Das muss Ihm doch auf die Nerven gehen...und dann bleibt für mich auch die Frage: WAS ist ein Notfall???
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Martin Johannes Walser
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@Henryette... Das ist nunmal die Abhängigkeit. Manchmal ist man geneigt zu denken "DAS hier ist was Anderes", eine spezielle Situation, wegen derer man sich nun doch meldet. Und dass es in dieser speziellen Situation doch ok wäre. Wobei im Hintergrund die gleichen Abhängigkeitsmechanismen wirken wie sonst.
Was tut ihr dagegen? Ich würde manchmal in solchen Momenten am liebsten alles hinschmeißen. Es macht mich so wütend immer allein mit diesem ganzen Mist da zu stehen. Letztlich muss man doch durch den ganzen Schmerz allein durch. In meinem Kopf weiß ich auch das die Aussage Quatsch ist. Aber es fühlt sich so an.
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Martin Johannes Walser
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Mir hilft es, mich an tröstende Situationen aus den Stunden zu erinnern, wenn ich am liebsten mit ihr sprechen würde.
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Ja, im Prinzip sind wir immer alleine mit allem. Ein Therapeut kann uns nur begleiten, den Weg gehen müssen wir alleine.
Niemand wird uns da hindurch tragen, wir müssen mit uns selber umgehen lernen. Ich bin die einzige welche mir selber helfen kann.
Und ja, ein Gefühl bringt uns nicht um, und jedes Gefühl und jeder Gedanken geht vorüber, sei er noch so schwer, oder noch so schön. Für mich ist das beruhigend, denn so kann ich mich auch in einer Panik trösten, es bleibt nie für immer.
Niemand wird uns da hindurch tragen, wir müssen mit uns selber umgehen lernen. Ich bin die einzige welche mir selber helfen kann.
Und ja, ein Gefühl bringt uns nicht um, und jedes Gefühl und jeder Gedanken geht vorüber, sei er noch so schwer, oder noch so schön. Für mich ist das beruhigend, denn so kann ich mich auch in einer Panik trösten, es bleibt nie für immer.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum
Hallo Henryette,
ich wollte dir eigentlich nochmal in deinem anderen Thread schreiben, aber es ist ein wenig untergegangen.
Was als Eindruck bleibt: dein Therapeut ist dir sehr zugewandt, nimmt dich ernst und kommt dir auf der einen Seite schon sehr entgegen (durch Gesprächsangebote, Telefonat), weiß sich aber auch professionell abzugrenzen.
Das ist objektiv betrachtet: toll
Dass es subjektiv trotzdem nicht "genug" ist, kann ich nachvollziehen. Aber er schafft dir damit die Möglichkeit zu lernen, dafür selbst Wege zu finden und den Schmerz über Vergangenes aushalten zu lernen.
Dein Thema selbst mit der Frühgeburt ist für mich kein geschlechtsspezifisches Problem, vielleicht kam seine Zurückhaltung auch daher, weil du selbst noch gar nicht so klar in deinen Gedanken und Gefühlen dazu bist und er dir die Chance geben möchte, dass was du wirklich dazu spürst, erst einmal deutlicher für dich zu benennen.
Hier hast du ja schon einiges dazu geschrieben, es würde jetzt sicher aber auch nichts nutzen, dir zu schreiben, dass der Wert einer "guten" Mutter nicht an den verbrachten Stunden am Inkubator zu messen ist.
Das ist dein schweres Thema und es gehört mit Sicherheit therapeutisch begleitet bearbeitet.
Viele Grüße
Haithabu
ich wollte dir eigentlich nochmal in deinem anderen Thread schreiben, aber es ist ein wenig untergegangen.
Was als Eindruck bleibt: dein Therapeut ist dir sehr zugewandt, nimmt dich ernst und kommt dir auf der einen Seite schon sehr entgegen (durch Gesprächsangebote, Telefonat), weiß sich aber auch professionell abzugrenzen.
Das ist objektiv betrachtet: toll
Dass es subjektiv trotzdem nicht "genug" ist, kann ich nachvollziehen. Aber er schafft dir damit die Möglichkeit zu lernen, dafür selbst Wege zu finden und den Schmerz über Vergangenes aushalten zu lernen.
Dein Thema selbst mit der Frühgeburt ist für mich kein geschlechtsspezifisches Problem, vielleicht kam seine Zurückhaltung auch daher, weil du selbst noch gar nicht so klar in deinen Gedanken und Gefühlen dazu bist und er dir die Chance geben möchte, dass was du wirklich dazu spürst, erst einmal deutlicher für dich zu benennen.
Hier hast du ja schon einiges dazu geschrieben, es würde jetzt sicher aber auch nichts nutzen, dir zu schreiben, dass der Wert einer "guten" Mutter nicht an den verbrachten Stunden am Inkubator zu messen ist.
Das ist dein schweres Thema und es gehört mit Sicherheit therapeutisch begleitet bearbeitet.
Viele Grüße
Haithabu
Hallo an euch alle,
erst mal danke für eure lieben Worte und Antworten! Abgrenzung ist sicherlich ein wichtiges Thema in meiner Therapie, ansonsten würde ich ihn wahrscheinlich in mich einsaugen. Ich weiß gar nicht was mit mir los ist. Monate lang bin ich zu Ihm gegangen und er hat mir erklärt, wie es funktioniert, Gefühle anzunehmen, nicht in die Abwehr zu gehen und sie auszufühlen, und eigentlich hat es jetzt seit ein paar Wochen wirklich gut geklappt. Jetzt hab ich das Gefühl es geht grad alles von vorne los, alles was ich gelernt habe über den Umgang mit meinen Gefühlen ist wie weggepustet und es überrollt mich einfach nur. Als wäre all das was er mir gesagt hat irgendwo verpufft, wieso mache ich das dann eigentlich alles? ... da ist so viel Trauer in mir, dass ich pausenlos weine und darüber nachdenke, ob ich vielleicht die Therapie abbreche, obwohl ich Ihn sehr mag und ich weiß das er es gut mit mir meint! Lieber vermisse ich ihn einmal richtig und es ist irgendwann vorbei, als dass ich ständig so abhängig von ihm bin und es mir immer schlecht geht, weil ich ständig den Wunsch habe, mit ihm reden zu wollen und eigentlich nicht zu dürfen. Ich hab das Gefühl ich fange wieder von vorne an. Die Abhängigkeit ist wieder stärker und mir geht es wieder so richtig beschissen. Gleichzeitig ist da auch unwahrscheinlich viel Wut, und das kenne ich in dieser Form gar nicht von mir. Es fühlt sich richtig zerstörerisch an in mir. Am liebsten würde ich irgendwas zerschlagen und in den Wald gehen zum schreien. Leider stehe ich dann im Wald und krieg keinen Ton raus, weil ich Angst habe, dass mich jemand hört. Es fühlt sich an als würde in mir ein Feuer wüten. Die kleinste Sache geht mir auf die Nerven und ich möchte mich eigentlich nur zurückziehen. Ich verstehe nicht warum ich auf einmal so extrem wütend bin. Ich weiß, dass es nicht seine Aufgabe ist mich in der Woche auch noch irgendwie aufzufangen. Aber das Gefühl ständig zu fallen geht mir auf die Nerven. Und ja es geht vielleicht vorbei, aber in mir ist grad keine Hoffnung. Ich hab echt schon darüber nachgedacht ihm zu schreiben, dass es mir leid tut das ich ihn ständig so beanspruche und es ist vielleicht besser ist, dass ich den Deckel lieber auf meinen Problemen drauf lasse, die Therapie abbreche und so weitermache wie vorher. Das war zwar auch nicht das schönste Leben aber es war zumindest nicht so quälend. Aufgeben war eigentlich nie mein Naturell, aber gerade bin ich an einem Punkt, wo aufgeben für mich irgendwie das kleinere Übel zu sein scheint... vielleicht muss man irgendwann doch akzeptieren dass man Sachen nicht schafft und schwach ist. Irgendwie hab ich keine Kraft mehr ständig zu kämpfen. Ich kann auch keinen volljammern außer euch, da mein Freund das Einfühlungsvermögen eines Steines hat und ich vor meinem Kind stark sein muss. Zumindest kriege ich das noch hin...
erst mal danke für eure lieben Worte und Antworten! Abgrenzung ist sicherlich ein wichtiges Thema in meiner Therapie, ansonsten würde ich ihn wahrscheinlich in mich einsaugen. Ich weiß gar nicht was mit mir los ist. Monate lang bin ich zu Ihm gegangen und er hat mir erklärt, wie es funktioniert, Gefühle anzunehmen, nicht in die Abwehr zu gehen und sie auszufühlen, und eigentlich hat es jetzt seit ein paar Wochen wirklich gut geklappt. Jetzt hab ich das Gefühl es geht grad alles von vorne los, alles was ich gelernt habe über den Umgang mit meinen Gefühlen ist wie weggepustet und es überrollt mich einfach nur. Als wäre all das was er mir gesagt hat irgendwo verpufft, wieso mache ich das dann eigentlich alles? ... da ist so viel Trauer in mir, dass ich pausenlos weine und darüber nachdenke, ob ich vielleicht die Therapie abbreche, obwohl ich Ihn sehr mag und ich weiß das er es gut mit mir meint! Lieber vermisse ich ihn einmal richtig und es ist irgendwann vorbei, als dass ich ständig so abhängig von ihm bin und es mir immer schlecht geht, weil ich ständig den Wunsch habe, mit ihm reden zu wollen und eigentlich nicht zu dürfen. Ich hab das Gefühl ich fange wieder von vorne an. Die Abhängigkeit ist wieder stärker und mir geht es wieder so richtig beschissen. Gleichzeitig ist da auch unwahrscheinlich viel Wut, und das kenne ich in dieser Form gar nicht von mir. Es fühlt sich richtig zerstörerisch an in mir. Am liebsten würde ich irgendwas zerschlagen und in den Wald gehen zum schreien. Leider stehe ich dann im Wald und krieg keinen Ton raus, weil ich Angst habe, dass mich jemand hört. Es fühlt sich an als würde in mir ein Feuer wüten. Die kleinste Sache geht mir auf die Nerven und ich möchte mich eigentlich nur zurückziehen. Ich verstehe nicht warum ich auf einmal so extrem wütend bin. Ich weiß, dass es nicht seine Aufgabe ist mich in der Woche auch noch irgendwie aufzufangen. Aber das Gefühl ständig zu fallen geht mir auf die Nerven. Und ja es geht vielleicht vorbei, aber in mir ist grad keine Hoffnung. Ich hab echt schon darüber nachgedacht ihm zu schreiben, dass es mir leid tut das ich ihn ständig so beanspruche und es ist vielleicht besser ist, dass ich den Deckel lieber auf meinen Problemen drauf lasse, die Therapie abbreche und so weitermache wie vorher. Das war zwar auch nicht das schönste Leben aber es war zumindest nicht so quälend. Aufgeben war eigentlich nie mein Naturell, aber gerade bin ich an einem Punkt, wo aufgeben für mich irgendwie das kleinere Übel zu sein scheint... vielleicht muss man irgendwann doch akzeptieren dass man Sachen nicht schafft und schwach ist. Irgendwie hab ich keine Kraft mehr ständig zu kämpfen. Ich kann auch keinen volljammern außer euch, da mein Freund das Einfühlungsvermögen eines Steines hat und ich vor meinem Kind stark sein muss. Zumindest kriege ich das noch hin...
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