Ohne Diagnose Behandlung möglich?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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MariJane
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Ohne Diagnose Behandlung möglich?

Beitrag Mo., 15.01.2018, 09:58

Hallo liebe Mit-Psychos (inspiert von einem anderen Thread, den ich mit Interesse gelesen habe...),

ich frage mich, wie ihr damit umgehen würdet?
Ich war letztes Jahr für einige Wochen in der Klinik, da ich anfing sehr neben mir zu stehen und langsam wieder so ein bisschen paranoid zu werden. Warum ist letztlich egal. In der Klinik habe ich zur Abwechslung mal sehr gute Erfahrungen gemacht, hatte mit sehr engagierten Leuten zu tun und natürlich haben die mich dauerhaft erlebt und konnten sich so ein Bild machen.

Tja und da wird es kompliziert. Die wussten nicht, was sie bei mir diagnostizieren sollen. Ich passe wohl in kein gängiges Krankheitsbild. Der Psychologe dort meinte, er will meine Probleme nicht herunterspielen, denn er hat ja erlebt, wie es mir ging und das es mir gar nicht gut ging, aber er weiß nicht, welche Diagnose er mir verpassen soll. Früher stand bei mir immer die Depression mit psychotischen Symptomen im Raum- allerdings wohl damals schon eine ungenaue Diagnose. Die hat er nun einfach übernommen, da er ja schreiben muss. Aber depressiv war und bin ich halt nicht, wenn es mir nicht gut geht. Andere Diagnosen passen seiner Meinung nach aber auch nicht. Das hat schon Siutationskomik gehabt, weil er in unserem letzten Gespräch anfing in seinen Büchern nachzulesen und zu murmeln: Nee, auch nicht. Der Mann schien mir jetzt ganz kompetent, war nicht unerfahren oder so. Und mich nervt es einfach ein bisschen, weil ich mich frage, wie man mich ohne Diagnose richtig behandeln kann? Ich hab zwar das Gefühl gehabt, dass er wirklich einen guten Draht zu mir hat und versucht hat, meine Probleme zu verstehen, aber kann man ohne feststehende Diagnose was behandeln?

Mich irritiert das sehr. Andererseits freu mich ja, dass meine Angstdiagnose ausgeschlossen wurde. Mir wurde vor drei Jahren von einem ersten Therapeuten immer Schizophrenie attestiert. Aber gut, der war Arzt und Psychosomatiker und hat mich nicht in dem Ausmaß erlebt, wie die in der Klinik. Also ist es ja ganz gut gelaufen, aber die Frage bleibt eben: Wie behandelt man denn jemanden, dem man nicht mal ne Krankheit aufdrücken kann?

Vielen Dank fürs Lesen und für eure Gedanken!

MariJane

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zombie78
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 10:14

Hallo MariJane,

das ist in der Tat eine, wie ich finde, interessante Frage, die ich mir selber auch immer wieder stelle. Es gibt ja Dinge bzw. Behandlungsmethoden, die bei der einen Problematik helfen, bei einer anderen aber kontraindiziert sind. Wie also behandeln ohne zu schaden?

Ich frage mich das auch und bin auf Antworten gespannt.
Liebe Grüße


shesmovedon
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 10:18

Naja, wenn du eine psychotische Erkrankung hast, dann kann man Neuroleptika einsetzen und schauen, ob es besser wird. Paranoia bedeutet aber nicht gleich Psychose. Es gibt ja auch die paranoide Persönlichkeitsstörung. Darüber mal gesprochen mit einem Thera?


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MariJane
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 10:22

Neuroleptika werden bei mir eingesetzt und wirken auch. In die Paranoide Persönlichkeitsstörung pass ich auch nicht in Reinform. Er hat mir das so erklärt, dass ich wunde Punkte habe, ganz vereinfacht gesagt, und dann sowas wie ne paranoide Struktur zu Tage tritt, was wohl für nen Persönlichkeitsanteil sprechen könnte oder so. Wenn ich das richtig verstanden habe... Ist ja nicht so ganz einfach den Durchblick zu behalten. ;-)

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MariJane
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 10:25

zombie78 hat geschrieben: Mo., 15.01.2018, 10:14 Hallo MariJane,

das ist in der Tat eine, wie ich finde, interessante Frage, die ich mir selber auch immer wieder stelle. Es gibt ja Dinge bzw. Behandlungsmethoden, die bei der einen Problematik helfen, bei einer anderen aber kontraindiziert sind. Wie also behandeln ohne zu schaden?

Ich frage mich das auch und bin auf Antworten gespannt.
Liebe Grüße
Ja, da sehe ich eben auch das Problem. Ich hab den Eindruck, dass die in der Klinik sich da wirklich Gedanken gemacht haben und der Psychologe durchaus verstanden haben könnte, was ich für Probleme habe, aber ohne richtige Diagnose weiß ich nicht, ob das in der Form wirklich behandelbar ist? Ich bin natürlich andererseits froh, dass ich eben nicht einfach so mal schnell irgendwas übergeholfen bekommen habe. Das spricht ja letztlich sehr dafür, dass die dort ihre Arbeit gut und sinnvoll machen wollen.


shesmovedon
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 10:29

Naja, in der Psychotherapie bei Psychose wird zum Beispiel die Paranoia und der Wahn aufgearbeitet, reflektiert und geschaut, was ihn triggert und auslöst. Du könntest ja mit einem Psychotherapeuten ähnlich vorgehen? Und nebenbei halt die Neuroleptika, das A und O bei Psychosen.


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MariJane
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 10:39

Schlendrian hat geschrieben: Mo., 15.01.2018, 10:29 Naja, in der Psychotherapie bei Psychose wird zum Beispiel die Paranoia und der Wahn aufgearbeitet, reflektiert und geschaut, was ihn triggert und auslöst. Du könntest ja mit einem Psychotherapeuten ähnlich vorgehen? Und nebenbei halt die Neuroleptika, das A und O bei Psychosen.
Ja, ich denke, dass ist ein sinnvolles Herangehen. Trotzdem irritiert mich halt, dass er der Psychose keinen Namen geben kann. Ich fang ja langsam an seinen Job zu machen, und google mich tot und gucke, wo ich reinpassen könnte. Ich hab einfach keine Form von Halluzinationen, sehe einfach unsinnige Zusammenhänge und die finde ich dann bedrohlich, die machen mich quasi irre. Zumindest, wenn ich getriggert werde. Und da meint er halt, dass es auffällig ist, dass ich eben sehr spezifisch getriggert werde. Deshalb finde ich deinen Beitrag sehr interessant: Gibt es bei dir klar abgrenzbare Auslöser? Oder ist das, was dich stresst nicht klar umrissen?


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 10:48

Hallo MariJane,

meiner Ansicht nach sollte eine Diagnostik erfolgen. Ich würde mir eine Zweitmeinung einholen oder abwarten, was die Zeit bringt. Mitunter können Therapeuten Diagnosen nicht sofort stellen, sondern erst nach einiger Zeit, wenn sie den Patienten kennengelernt haben, die Symptomatik und die Probleme des Klienten verständlicher werden, sich Zusammenhänge zeigen, ... kurz, bis sich ein ganzes Bild ergibt.
Warum die richtige Diagnose wichtig ist? Weil Du je nach Diagnose unterschiedlich behandelt werden musst. Je nachdem was du hast, ob eine Dissoziation, einen Persönlichkeitsanteil, eine Depression, eine Psychose, ... oder eine Angststörung fällt die Behandlung unterschiedlich aus.

Ich würde hingehen und beginnen Tagebuch zu führen um selber einen Einblick in Ursache, Wirkung, Zusammenhänge, Erklärungen, ... zu bekommen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


shesmovedon
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 10:50

Also zum einen gibt es Kortison, was bei mir Psychose auslöst. Und dann ganz klar so Faktoren wie wenig Schlaf (vor allem über längere Zeit), wenig Essen/unregelmäßiges Essen, das bedeutet ja alles Stress für den Körper. Dann insgesamt viel Stress um einen. Oder auch Trigger in Richtung Trauma können mich zumindest präpsychotisch werden lassen.
Also meist kommen solche Faktoren zusammen, dass ich dann anfange am Rad zu drehen. Aber manchmal geht das auch einfach ohne Grund los. Zum Beispiel wüsste ich jetzt keinen Trigger bei mir für Beziehungswahn. Ich habe jemanden gern und gerate dann da volle Kanne rein. Wobei das glaube ich schon auch etwas mit Trauma zu tun hat.

Wie sehen denn bei dir spezifische Trigger aus?


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MariJane
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 11:11

Danke für eure Antworten!

Schlendrian, lso meine Trigger sind Männer. Besonders dominantes Auftreten, (unterschwellige) Aggressionen bei ihnen. Allerdings nur dann, wenn ich zu dem Menschen in einer Beziehung stehe, in irgendeiner Form was von dem will- nicht unbedingt sexuell oder amourös, sondern zum Beispiel auch beruflich. Zuletzt hat mich mein eigentlicher Therapeut tierisch getriggert. Er ist kurz aus der Haut gefahren und ich konnte nicht mehr in die Therapie gehen, hab nur noch mit ihm telefonieren wollen, ohne überhaupt zu wissen und zu merken, dass mich das schwer irritiert hat und am Telefon hat mir sein Auftreten den Rest gegeben; er war da sehr dominant. War sicher eine Situation, wo ich ihn genervt habe, aber letztlich hätte er sich im Griff haben müssen. Ich schieb dann eben wirklich krasse Filme.

Jenny, ja, ich finde eine Diagnose eben deshalb auch wichtig. Ich kann nicht einschätzen, was ich jetzt wirklich habe und will richtig behandelt werden. Jetzt ist es so, dass ich mit einer und der selben Sache schon zig Diagnosen durchhabe; meine Psychiaterin einfach bei der Erstdiagnose geblieben ist. Da war schon wirklich viel dabei und in der Klinik hab ich eigentlich zum ersten Mal ganz offen über die Psychose geredet und denke eben, dass die mich ganz gut einschätzen konnte, weil ich eben einfach dort war und die mich in Gänze erlebt haben. Eigentlich sind die sozusagen schon die Viertmeinung, eben die informierte Viertmeinung. Was es jetzt nicht einfacher macht...


shesmovedon
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 11:14

Was war denn deine Erstdiagnose?


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MariJane
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 11:18

Depression mit psychotischen Symptomen. Passte aber damals schon nicht wirklich. Die Psychiaterin saß vor mir und meinte: Mhm, was geb ich ihnen denn jetzt? Meinen Wahn kannte sie aber nicht. Ich bin auch psychotisch sehr kontrolliert und lass nichts raus. Und meine Psychiaterin ist jetzt dabei geblieben. Und die in der Klinik eben auch, obwohl ich keine Anzeichen einer Depression gezeigt habe, wie mir gesagt wurde... Ach man, nervig.


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Beitrag Mo., 15.01.2018, 11:24

Ja, hört sich mit dem kontrolliert auch eher präpsychotisch an. Bist du dir denn dem bewusst, dass du Filme schiebst?
Vielleicht ist bei dir die richtige Psychose einfach noch nicht ausgebrochen?, sowas könnte ich mir auch vorstellen. Wenn ich präpsychotisch bin, dann merke ich zum Beispiel auch schon noch, dass das nicht unbedingt ganz sauber ist, was ICH denke und kann das teilweise noch kontrollieren, dass es mein Außen nicht so mitbekommt. Wenn ich in der Psychose bin, dann denke ich, dass ich der einzigst Normale auf der Welt bin und alle um mich herum spinnen.

Also ne Schizophrenie bricht ja nur teilweise von jetzt auf gleich aus. Oft hat die ja so ne Vorläuferphase, in der sich die Leute schon verändern und etwas paranoid werden, ohne dass schon eine richtige Psychose vorliegt. Ich meine, dass es Kliniken gibt, die auf genau sowas spezialisiert sind. Also festzustellen, ob jemand sich auf dem Weg in eine Schizophrenie befindet.


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MariJane
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 11:33

Hm, jetzt war es sicher präpsychotisch und ich wollte die Vollpsychose gerne verhindern, deshalb Klinik. Die damalige Episode war schon extremer; da hab ich vollends daran geglaubt, dass ich voll in der Sch.eiße sitze, verfolgt werde und sterben werde. Ich hab mich einfach zusammengenommen,weil ich wusste, dass ich in der Psychiatrie bin und damit als verrückt gelte und mir niemand glauben würde. ;-)


shesmovedon
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 11:41

MariJane hat geschrieben: Mo., 15.01.2018, 11:33 Hm, jetzt war es sicher präpsychotisch und ich wollte die Vollpsychose gerne verhindern, deshalb Klinik. Die damalige Episode war schon extremer; da hab ich vollends daran geglaubt, dass ich voll in der Sch.eiße sitze, verfolgt werde und sterben werde. Ich hab mich einfach zusammengenommen,weil ich wusste, dass ich in der Psychiatrie bin und damit als verrückt gelte und mir niemand glauben würde. ;-)
Hast du denn auch so, dass du das Gefühl hast, dir werden Gedanken eingegeben oder du wirst von jemand anderem im Denken gesteuert? Oder deine Gedanken werden geklaut?
Oder, dass die eben im Radio oder Fernsehen alle von dir sprechen?
Das sind so ganz typische Symptome bei Schizophrenie, die die meisten haben. Kann sich nur halt schon verschieden äußern.

Ich finde halt, dass Depression mit psychotischem Denken was ganz anderes ist wie ne Schizophrenie. Ich wurde auch schon durch schwere Depressionen psychotisch und das war ganz anders. Da dachte ich sowas wie, dass ich nicht existiere und so Zeug.

Ich würde schon auf eine Diagnose drängen. Ich mein, es scheint ja irgendwas Psychotisches zu sein. Da ist sowieso die erste Therapie immer Neuroleptika (naja, fast immer. Auf Soteria Stationen nicht). Aber ne Schizophrenie ist ja was anderes, wie ne Depression mit psychotischem Denken, allein schon vom Verlauf her.

Hattest du schon mal Negativsymptome nach der Psychose? Das ist auch sehr typisch für Schizophrenie. Tritt aber glaube ich auch nicht immer auf?! Ich weiß es nicht sicher.

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