Schwuler Papa

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TheAnchor
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Schwuler Papa

Beitrag Di., 09.01.2018, 00:16

Hallo ihr Lieben
Ich hoffe ich bin in diesem 'Ordner' "Sonstige Problembereiche" richtig.

Meine Eltern sind seid ca. 6 Jahren getrennt. Den Grund dafür haben meine Eltern mir nie erklärt, irgendwann kam einfach der Tag, an welchem mein Vater ausgezogen ist. Zu meinem Vater habe ich aber noch Kontakt.
Ich habe vor gut einem Jahr erfahren, dass mein Vater schwul ist und sie sich deswegen getrennt haben. Alle in meiner Familie haben es gewusst - ausser ich. Es war ein heftiger Schlag für mich. Nicht unbedingt, dass er Schwul ist, sondern, dass es alle wussten ausser ich und dass sich meine Eltern deswegen getrennt haben. Ich konnte es eigentlich recht gut verarbeiten und gehe offen damit um. Jedoch habe ich immer wieder Momente, in welchen mich das Ganze total einholt und ich meiner Mutter gegenüber starke Schuldgefühle habe, dass ich es nicht gemerkt habe. Ich habe das Gefühl, wenn ich es damals gemerkt hätte, hätte ich auch für sie da sein können und wir hätten zusammenhalten können. Stattdessen war ich so ein schlimmes Kind...
Ich akzeptiere meinen Vater auch und bin ihm auch nicht böse oder so, gar nicht! Er kann ja auch nichts dafür, dass sich seine Sexualität geändert hat. Und ich kann mir auch vorstellen, dass es für ihn nicht einfach ist/war.
Ich bin immer eher auf mich sauer und komme irgendwie trotzdem nicht klar.

Hat jemand von euch solche Erfahrungen gemacht? Hat jemand Tipps wie ich mit den Momenten, in welchen mich das Aufholt, umgehen kann?

Liebe Grüsse
TheAnchor

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Pianolullaby
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Beitrag Di., 09.01.2018, 00:21

Nie ist ein Kind verantwortlich für die Trennung der Eltern,
zieh Dir den Schuh nicht an.
Ich denke Deine Eltern haben es Dir bewusst nicht gesagt, weil sie genau deine Schuldgefühle verhindern wollten.
Oder auch, dass Du irgendwie gemobbt wirst deswegen.

Du kannst da nichts für
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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TheAnchor
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Beitrag Di., 09.01.2018, 00:25

Ja, du hast schon Recht. Ich versuche mir das auch immer wieder zu sagen, aber naja.
Danke für deinen Beitrag!

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[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Di., 09.01.2018, 00:30

Ich sehe das so wie pianolullaby.
Ein Kind sollte in keiner Form die Verantwortung übernehmen.
Und als Kind/Teenager muss man eben auch mal "schlimm" sein, um sich von seinen Eltern abzugrenzen. Das ist ja ein wichtiger Entwicklungsschritt.

Hast du denn ein einigermaßen gutes Verhältnis zu deiner Mutter?
Sonst rede doch mal mit ihr darüber... also frag sich, warum genau sie es verheimlicht hat usw.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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TheAnchor
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Beitrag Di., 09.01.2018, 00:37

Es geht so. Ich wohne schon länger nicht mehr zu Hause, sondern alleine, da wurde das Verhältnis etwas besser. Seitdem ich aber in Therapie bin, ist es teilweise wieder etwas schwieriger. Sie hat kaum Verständnis. Ich erwarte auch nicht, dass sie Luftsprünge macht. Nur, dass sie ein ganz kleines bisschen Verständnis zeigt. Trotz Ratgeber und einem Gespräch mit meiner Therapeutin kann sie oder möchte sie es nicht akzeptieren. Sie hat schon immer "Heile Welt" gespielt.
Ich möchte ihr aber auch keine Vorwürfe machen. Als Mutter ist es sicher auch nicht einfach.
Ich habe noch nie mit ihr darüber geredet und könnte es auch nicht.
Deswegen versuche ich es mit mir irgendwie auszumachen.

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stern
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Beitrag Di., 09.01.2018, 00:51

Ich würde sagen, aus Sicht der Eltern kann auch die Motivation dahinter stecken, dass man etwas verschweigt, weil man sozusagen das Kind schonen will... glaubt, im das nicht zumuten zu können. Gut gemeint ist aber nicht immer gut, zumal Kinder doch oft mehr mitbekommen als Eltern glauben. Gerade in Fällen (wie diesen), wo es doch früher oder später ans Licht kommt, ist das auch nicht gerade geschickt. Denn es nimmt ja die Möglichkeit der Auseinandersetzung bzw. dass man das dem Kind (altersgerecht) mitteilt. Vielleicht ist es auch einfach Feigheit der Eltern. Vielleicht wäre hilfreich, wenn du jetzt versuchen würdest, mit ihr zur reden (und mit deinem Vater)... nur schätze ich, wird die Iniative von dir ausgehen müssen, das sie sich bis jetzt ja auch eher zurückgehalten haben. Dass du nichts dafür kannst und (bei Wissen) auch nichts daran ändern hättest können, ist klar.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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TheAnchor
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Beitrag Di., 09.01.2018, 01:16

Ich stimme dir zu.
Und ich denke auch, dass ich Eigeninitiative ergreifen muss, wenn ich mit ihnen reden möchte. Ist nur nicht so einfach für mich. Mal sehen.
Ich danke dir für deinen Beitrag.

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Fundevogel
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Beitrag Di., 09.01.2018, 23:26

Hallo TheAnchor,

meine Mutter hat es mir erzählt, da war ich ungefähr 15 Jahre alt, das war ein paar Jahre nach der Scheidung.
Ein paar Jahre später hat es mein Vater von sich aus angesprochen.

Für mich war das schon heftig damals, aber weniger wegen der Homosexualität, sondern das eigentliche Problem war für mich, dass ich mit niemandem darüber reden konnte. Weder Vater noch Mutter noch Verwandte oder Freunde, es war ein (weiteres) Geheimnis, das ich mit mir herumgetragen habe. Es gab andere Probleme mit meinem Vater, die wirklich schlimm waren (Alkoholsucht zum Beispiel), aber auch das war alles irgendwie ein Geheimnis. Also nicht so, dass irgendjemand mir verboten hätte, aber es hat niemand darüber gesprochen und ich auch nicht.

Aus deinen Postings schließe ich, dass der Kontakt zu deinen Eltern im Moment eher sporadisch ist und auch, dass du eine Therapie machst. Du signalisierst auch viel Verständnis für deine Eltern - das ist prinzipiell ok, aber ich würde schon vermuten, dass da noch einiges unverarbeitet ist bei dir.

Sich mit der Sexualität der Eltern auseinanderzusetzen, finde ich ohnehin schon mal wenig lustig. Und wenn dann noch die Homosexualität des Vaters dazukommt, dann ist das nochmal was anderes - vor allem in Hinblick auf die eigene sexuelle Identität. Eine Scheidung oder Trennung ist auch, unabhängig von den Gründen, immer eine Belastung für die gesamte Familie.

Ich glaube, bei allem Verständnis wäre es doch auch wichtig, mal bei dir auf deine Gefühle zu achten anstatt sie nur unter der Vernunft zu begraben. Und ich fände es wichtig, irgendwann auch mit deinen Eltern zu sprechen und sie zu fragen wie es wirklich war und sie zu fragen, Warum hast du das getan, Wie war das für dich. Das fand ich sehr hilfreich, hat geholfen, mir nicht ständig den Kopf über andere Menschen zu zerbrechen, sondern der Realität ins Auge zu sehen und erst dann konnte ich auf mich sehen und wie es mir damit geht.

Ich hatte eine Phase während der Therapie, da habe ich sehr an dem Thema gelitten, damals habe ich das Internet durchforstet, aber es gab kaum Beiträge zum Thema "Mein Vater ist homosexuell". Manchmal frage ich mich, ob das darin liegt, dass es den meisten Kindern egal ist, ob der Vater mit anderen Frauen oder Männern fremd geht. Oder die Mutter - ich kenne auch Familien, die sind auseinandergegangen, weil die Mutter sich in andere Frauen verliebt hat.
Fundevogel

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TheAnchor
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Beitrag Di., 09.01.2018, 23:47

Ich danke dir für deine Antwort und dass du mir deine Erfahrung mitgeteilt hast!
Du hast Recht, ich versuche sehr viel Verständnis für meine Eltern aufzubringen. Ich möchte ihnen keine Vorwürfe machen. Das ist bei mir meistens der Fall, anderen Menschen gegenüber. Meistens richte ich alles gegen mich selbst.
Ich weiss, dass ich mit ihnen offen darüber reden sollte. Wenn, dann mit meinem Vater. Denn er hat es mir gesagt - aber auch nur, da sein Freund (mit dem er zu der Zeit bereits 2,5 Jahre zusammen war) kurze Zeit später bei ihm einzog und er es mir deswegen sagen musste. Ich hätte es sonst ja direkt mitbekommen, wenn ich ihn mal besucht hätte.
Mit meiner Mutter habe ich noch nie darüber gesprochen. Ich habe auch das Gefühl, dass sie das Thema sehr versucht zu vermeiden, so gut es geht.
Es ist ja auch gar kein Problem für mich, dass er homosexuell ist, wirklich nicht. Aber die ganze Situation ist glaube ich das, was mir ab und zu doch noch zu schaffen macht. Auch, dass ich es so spät erfahren habe, obwohl es alle in der Familie schon wussten. Und dass ich so meiner Mutter nicht zur Seite stehen konnte in der Trennungsphase. Auch wenn ich weiss, dass es eigentlich nicht meine Pflicht gewesen wäre, das als Kind zu tragen.


isabe
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Beitrag Mi., 10.01.2018, 07:46

Was genau macht dir daran zu schaffen? Du wiederholst mehrmals, dass die Homosexualität selbst gar kein Problem sei und dass es dir v.a. darum geht, die Mutter zu schützen. Trotzdem lautet der Titel nicht "Trennung der Eltern" oder "Mutter leidet unter Trennung", sondern "Schwuler Papa". Was wäre anders, wenn der Papa die Mutter nicht wegen eines Mannes, sondern wegen einer Frau verlassen hätte?

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Beitrag Do., 11.01.2018, 16:20

Stimmt. Das ist eigentlich eine sehr gute Frage. Er hat sie ja nicht direkt für einen Mann verlassen, da er dort anscheinend noch in keiner Beziehung war. Demnach einfach für seine Homosexualität.
Naja, vielleicht habe ich einfach nicht den passenden Titel gewählt, tut mir Leid.

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