Hallo,
ich weiß nicht, ob es bei meinem Thema überhaupt um ein "Beziehungsthema" geht, oder ob es andere Ursachen hat.
Mir fällt immer wieder auf, dass ich im Umgang mit anderen ein bestimmtes Verhaltensmuster, bzw. eine Einstellung habe, die ich in der "Beziehung" zu meiner Mutter schon hatte. Leider komme ich aus der Nummer irgendwie nicht raus, obwohl ich mich schon seit ca. meinem 11 Lebensjahr intensiv damit auseinader setze (z.B. Bücher lese - eines meiner ersten war das Buch "Die Kunst des Liebens von Erich Fromm).
Ich habe in der Interaktion mit anderen oft das Gefühl, dass mehr von mir gefordert wird, als ich geben kann und will. Meine Mutter war depressiv und suizidgefährdet und ich habe deshalb schon früh Aufgaben übernommen - z.B. Hausarbeiten, meiner Schwester beim Lernen geholfen (ab meinem 9. Lebensjahr, denn da ist sie in die Schule gekommen).
Einerseits habe ich das gern gemacht, hatte das Gefühl, dass ich gemocht und gebraucht werde, andererseits war es mir oft dann auch schon zuviel, z.B. wenn meine Mutter zu mir gesagt hat, ich sitze nur herum und mache nichts, obwohl ich gerade für die Schule gelernt, oder Hausaufgaben gemacht hab. Ich hab das damals überhaupt nicht verstanden - eh heute auch nicht, obwohl ich heute weiß, dass sie psychisch krank war. Leider habe ich das Verhaltensmuster bis jetzt beibehalten.
Ich hab zwar versucht aus der Nummer raus zu kommen, hab Jobs gewechselt, weil ich dachte, es ist halt in einer bestimmten Branche so und wird woanders besser. Gut ging es mir damals nur in meinem Basisberuf als Büroangestellte. ich war in einem kleinen Betrieb beschäftigt und hatte meinen klaren, abgegrenzten Bereich um den ich mich gekümmert hab - hab sämtliche Büroarbeiten gemacht und die Kollegen waren in einem anderen Bereich (Techniker, Verkäufer).
Als mein Chef mit einer Firma in Konkurs gegangen ist, und mich in eine andere Firma übernommen hat, haben die Probleme angefangen. Ich habe ab dann teilweise auch im Verkauf ausgeholfen. Mit meinen Kollegen hat es nach wie vor gut geklappt, aber die Kunden waren teilweise unverschämt, was die Fertigstellung der Aufträge, die Einhaltung der Öffnungszeiten usw. anbetrifft.
Ich hab dann Ausbildungen gemacht, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, dass das was die meisten Menschen als Bedürfnis vorbringen, nicht echt ist, sondern noch was (essentielleres) dahinter ist, und ich ihnen helfen wollte, ihre "wahren" Bedürfnisse zu erkennen.
Jetzt arbeite ich in der Beratung/Training und hab aber dasselbe Problem nach wie vor. Die meisten Menschen wollen einfach von mir was "erledigt" haben. Die meisten wollen nicht lernen etwas selbst zu machen.
Ich fühle mich durch die Erwartungen überfordert und gleichzeitig habe ich selbst starke Erwartungen an andere (halt dass sie mich in Ruhe lassen).
Ich fühle mich auch körperlich erschöpft und fertig. Seit ein paar Monaten bekomme ich zwar Medikamente gegen eine Schilddrüsenunterfunktion - und es ist seitdem auch besser - aber ich merke, dass mich andere "auslaugen".
Seltsamerweise brauche ich aber den Kontakt zu anderen auch ganz stark und wenn es gut läuft (z.B. mit Freundinnen, die ich mir ja ausgesucht hab - im Gegensatz zu Verwandten, die halt meine Verwandten sind), dann kann ich mich im Kontakt mit anderen so gut fühlen wie bei keiner anderen Tätigkeit, die ich bis jetzt gemacht hab.
... aber überwiegend sind meine Interaktionen halt leider frustrierend - besonders auch im beruflichen Kontext, wo ich halt leider die meiste Zeit meines Tages verbringen muss.
Versteht das irgendwer? Kann mir jemand Tipps / Inputs geben, wie ich tun kann, damit ich zufriedener bin (falls das überhaupt möglich ist?
Mit besten Grüßen
Sara
Wenn Beziehungen zu anderen das Leben ausmachen ... und diese Beziehungen oft frustrierend sind ...
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"... aber überwiegend sind meine Interaktionen halt leider frustrierend - besonders auch im beruflichen Kontext, wo ich halt leider die meiste Zeit meines Tages verbringen muss. "
Ich würde mehr Tageszeit mit mir selber verbringen. Auch mal mit sich selber reden. Fragen, antworten. Die eigenen Bedürfnisse genauer formulieren, genauer kennenlernen, von hereinkommenden und zu eigen gemachten (äußeren) Fertigdenkbausteinen unterscheiden lernen. Dich selber kennenlernen und dich selber ertragen lernen. Durch das Alleinsein hindurch tapsen. Es ist nicht vermeidbar. Das braucht Zeit und Gelegenheit. Wenn dir das dann nach und nach besser gelingt, kannst du vielleicht auf eine andere Art und Weise auf Menschen zugehen...eine Art, die dich weniger abhängig von ihnen sein lässt. Du brauchst dann einfach von den anderen weniger Bestätigung, weniger Nahrung...du hast ja dein Butterbrot schon dabei. Dadurch wird es mit ihnen leichter.
Zwei Nachteile hat das ganze. Du bemerkst bei anderen dann auch recht schnell, ob sie Butterbrote dabei haben und dich eher für ihre eigenen Zwecke brauchen. Und du merkst viel früher, wann dir deine Kraft ausgeht. Es kann sein, du erschrickst davon, wie viel Ruhe du eigentlich brauchst, um die ganzen äußeren Einflüsse überhaupt verkraften zu können.
Ich würde mehr Tageszeit mit mir selber verbringen. Auch mal mit sich selber reden. Fragen, antworten. Die eigenen Bedürfnisse genauer formulieren, genauer kennenlernen, von hereinkommenden und zu eigen gemachten (äußeren) Fertigdenkbausteinen unterscheiden lernen. Dich selber kennenlernen und dich selber ertragen lernen. Durch das Alleinsein hindurch tapsen. Es ist nicht vermeidbar. Das braucht Zeit und Gelegenheit. Wenn dir das dann nach und nach besser gelingt, kannst du vielleicht auf eine andere Art und Weise auf Menschen zugehen...eine Art, die dich weniger abhängig von ihnen sein lässt. Du brauchst dann einfach von den anderen weniger Bestätigung, weniger Nahrung...du hast ja dein Butterbrot schon dabei. Dadurch wird es mit ihnen leichter.
Zwei Nachteile hat das ganze. Du bemerkst bei anderen dann auch recht schnell, ob sie Butterbrote dabei haben und dich eher für ihre eigenen Zwecke brauchen. Und du merkst viel früher, wann dir deine Kraft ausgeht. Es kann sein, du erschrickst davon, wie viel Ruhe du eigentlich brauchst, um die ganzen äußeren Einflüsse überhaupt verkraften zu können.
Hallo Hiob,Hiob hat geschrieben: ↑Fr., 22.12.2017, 13:53
Ich würde mehr Tageszeit mit mir selber verbringen. Auch mal mit sich selber reden. Fragen, antworten. Die eigenen Bedürfnisse genauer formulieren, genauer kennenlernen, von hereinkommenden und zu eigen gemachten (äußeren) Fertigdenkbausteinen unterscheiden lernen. Dich selber kennenlernen und dich selber ertragen lernen. Durch das Alleinsein hindurch tapsen. Es ist nicht vermeidbar. ...
ja sowas Ähnliches nehm ich mir von Zeit zu Zeit eh immer wieder einmal vor. Im Trubbel des All-tags schwemmt es mich dann halt doch immer wieder weg.
Aber ich werde mir das als Ziel nehmen für das kommende Jahr - wie im Coaching ganz konkret, dass ich mich z.B. zu jeder vollen Stunde daran erinnere oder so.
Danke Dir!
Ganz liebe Grüße
Sara
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Hallo Sara72, nur eine kurze Bemerkung dazu. Ich bin der Meinung, dass es großen Wert hat, alleine sein zu können. Besser früher als später erkennen, dass Kontakte auslaugen, würde ich dir raten. Oft kann es sein, dass man aus einer Art Pflichtgewissen die immer gleichen Leute aufsucht, obwohl es vergeudete Zeit ist, da man z.bsp keine Lust oder Energie dazu hat und deshalb die Kontakte für beide Seiten wenig interessant sind.
Besser selbst Hobbys und tägliche Gewohnheitstätigkeiten suchen, wenn man ein dementsprechender Persönlichkeitstyp ist. Manche Menschen sind nicht für tägliche soziale Kontakte oder Gesellschaft geschaffen, es ist wohl besser das zu akzeptieren statt auf Krampf dagegen zu arbeiten, obwohl man seine Ruhe braucht und will. Wobei früher oder später kann man ja wieder Leute aufsuchen, die man(mit Absicht) sehen will.
Schöne Grüße
Besser selbst Hobbys und tägliche Gewohnheitstätigkeiten suchen, wenn man ein dementsprechender Persönlichkeitstyp ist. Manche Menschen sind nicht für tägliche soziale Kontakte oder Gesellschaft geschaffen, es ist wohl besser das zu akzeptieren statt auf Krampf dagegen zu arbeiten, obwohl man seine Ruhe braucht und will. Wobei früher oder später kann man ja wieder Leute aufsuchen, die man(mit Absicht) sehen will.
Schöne Grüße
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Hallo sine.nomine,sine.nomine hat geschrieben: ↑Sa., 23.12.2017, 21:30 ... Ich bin der Meinung, dass es großen Wert hat, alleine sein zu können. Besser früher als später erkennen, dass Kontakte auslaugen, würde ich dir raten. Oft kann es sein, dass man aus einer Art Pflichtgewissen die immer gleichen Leute aufsucht, obwohl es vergeudete Zeit ist, da man z.bsp keine Lust oder Energie dazu hat und deshalb die Kontakte für beide Seiten wenig interessant sind.
Besser selbst Hobbys und tägliche Gewohnheitstätigkeiten suchen, wenn man ein dementsprechender Persönlichkeitstyp ist. Manche Menschen sind nicht für tägliche soziale Kontakte oder Gesellschaft geschaffen, es ist wohl besser das zu akzeptieren statt auf Krampf dagegen zu arbeiten, obwohl man seine Ruhe braucht und will. ...
Schöne Grüße
die privaten Kontakte hab ich eh schon lange auf ein MIninum reduziert, treff mich nur selten mit ausgewählten Freundinnen, telefoniere nur mit denen regelmäßig wo es angenehm und stressfrei ist - mit den anderen mach ich mir per SMS einen Termin zum Telefonieren aus. Handy ist ab einer gewissen Uhrzeit sowieso aus - das wissen mittlerweile eh alle in meinem Freundeskreis.
Mit mir alleine zu sein, macht mir überhaupt nichts aus - ich bräuchte tagelang nicht vor die Tür gehen, lese gern viel, schau mir mal eine DVD an, oder werkel was herum.
Mir geht es eher um den Umgang mit Menschen, wo es sich nicht so leicht regeln, nicht (immer) vermeiden lässt. Die Treffen mit meiner Mutter und mit meinem Onkel hab ich auch schon stark eingeschränkt. Manchmal ist dieses Abgrenezn schon aufwändig und nervig.
Ich bin eher auf der Suche nach Skills und Tools wie ich in der Zeit wo ich mit jemandem zusammen sein muss - z.B. im Job, gut mit dem Zusammensein umgehen kann ... bis ich mich dann wieder zurück ziehen kann.
Danke Dir trotzdem für Deine Antwort!
Ganz liebe Grüße
Sara
Zuletzt geändert von sara72 am So., 24.12.2017, 14:33, insgesamt 1-mal geändert.
Hallo Hiob,Hiob hat geschrieben: ↑Fr., 22.12.2017, 13:53 "Ich würde mehr Tageszeit mit mir selber verbringen. Auch mal mit sich selber reden. Fragen, antworten. Die eigenen Bedürfnisse genauer formulieren, genauer kennenlernen, von hereinkommenden und zu eigen gemachten (äußeren) Fertigdenkbausteinen unterscheiden lernen. Dich selber kennenlernen und dich selber ertragen lernen. Durch das Alleinsein hindurch tapsen. Es ist nicht vermeidbar. Das braucht Zeit und Gelegenheit. Wenn dir das dann nach und nach besser gelingt, kannst du vielleicht auf eine andere Art und Weise auf Menschen zugehen...eine Art, die dich weniger abhängig von ihnen sein lässt. Du brauchst dann einfach von den anderen weniger Bestätigung, weniger Nahrung...du hast ja dein Butterbrot
ich hab das jetzt die letzen bieden Tage ausprobiert - den inneren Dialog und das macht richtig Spaß. Mit Freundinnen bin ich ja gerne zusammen und wenn ich mir selbst eine Freundin bin, bin ich immer in bester Gesellschaft.
Heute war ich bei meinem Onkel essen und konnte auch ganz gut bei mir bleiben.
Für die Zeit in der Firma muss ich mir halt Anker setzen, die mich immer wieder daran erinnern. Hoffentlich kann ich das irgendwann so verinnerlichen, dass ich nicht ständig darauf vergesse.
Danke nochmal!
Ganz liebe Grüße
Sara
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