Therapeutin ist abweisend/ignoriert mich

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Lippenstift
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Therapeutin ist abweisend/ignoriert mich

Beitrag So., 10.12.2017, 13:25

Hallo zusammen :lol:
Ich hoffe es geht euch gut ...
Mein Dilemma würd ich gern mit euch teilen: Meine Therapeutin grenzt sich sehr stark ab und ignoriert häufig meine Nachrichten bzw antwortet erst ewig später. Sie ist auch der Meinung ich bin sehr kindisch, wie ich ab und zu rede ect, obwohl sie sonst immer gesagt hat ich wäre sehr reif für mein Alter.
Naja jedenfalls ist unser Verhältnis nicht mehr so schön und hilfreich wie das Jahr zuvor.
Ich fühlte mich halt total aufgehoben bei ihr und wir konnten richtig lachen und sie schrieb mir auch Mails ..ich fühlte mich besonders wertgeschätzt bei ihr.
Ganz plötzlich hat sie das alles so geändert und sich distanziert. Und ich muss zugeben ich weine sehr viel und vermiss sie, weil sie mir nicht mehr antwortet. Ich war es halt gewohnt. Ich schrieb ihr von meiner echten Mail eine Nachricht weil ich derzeit echt sehr verzweifelt bin und es wirklich ein Notfall war, aber es kam keine Antwort. Dann schrieb ich ihr von meiner fake Email unter einem anderen Namen eine Mail. Ich fragte ob Sie dies oder jenes behandelte und das ich sie übers Internet gefunden habe. Sie antworte der Person ( also meinem Fake ) , wirklich extrem lieb und das an einem Sonntag und bei meiner echten Mail mit meinem Notfall...Ignoranz.
Und jetzt bin ich sehr traurig und sauer. Ich kann ihr auch schlecht von meiner dreisten Idee erzählen. Aber ich fühl mich in Stich gelassen und meine Vermutung das sie mich nicht mag und ich sie nerve mittlerweile hat sich bestätigt. Hmm es nimmt mich echt mit ich will ihr gar nicht mehr vertrauen..könnt ihr das nachvollziehen? Oder reagiere ich über? Ich bin sehr sensibel.. :red:

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isabe
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Beitrag So., 10.12.2017, 13:42

Am besten ist es, wenn du ihr das alles genauso sagst. Ich vermute, dass sie sich deshalb so stark abgrenzt, weil sie gemerkt hat, dass die Beziehung entglitten ist oder zu entgleiten droht. Das kann mehrere Gründe haben, die wiederum verschiedene Ursachen haben können.

Das Sich-Abgrenzen ist eine Gratwanderung: Von der Rückkehr zu einem normalen therapeutischen Umgang bis zum Rauswurf ist theoretisch alles denkbar. Damit es zu Letzterem nicht kommt, ist es wichtig, darüber ins Gespräch zu bekommen, d.h., eigentlich sollte sie selbst das bereits reflektiert haben und sich bewusst zu einem bestimmten Vorgehen entschieden haben.

Ihr müsstet schauen, wieso es zum drohenden Entgleiten gekommen ist. Meist ist so etwas ein komplexer Vorgang, dem man nicht eine einzelne Ursache zuschreiben kann; die Dynamiken in einer PT sind sehr anfällig für Störungen, sei es von außen, sei es in der Störung des Patienten begründet oder auch in der Biographie des Therapeuten. Es gelingt nicht immer, die Beziehung "sauber" zu halten, und die Frage ist auch, ob so etwas wünschenswert wäre; denn man geht davon aus, dass solche Situationen ein Schlüssel sein können für das bessere Verständnis der Dynamik des Patienten. Dies wirst du aber vermutlich nicht alleine analysieren können, sondern nur mit ihr zusammen.

Problematisch ist es immer, sich "besonders gewertschätzt" zu fühlen - wobei nicht das Gefühl problematisch ist, sondern die Ursache hierfür. Vermutlich hat sie dir suggeriert, "besonders" zu sein, was ungünstig ist, denn das hat dich abhängig gemacht von dieser "Zufuhr". Da kein Therapeut eine reale Mutterfigur sein kann, stößt dieses Konstrukt, das so was wie "ich bin immer für Sie da" oder ähnliche Sprüche beinhaltet (Mailkontakt), früher oder später an seine Grenzen, nämlich dann, wenn sich der gewünschte Effekt nicht einstellt und der Patient nicht die erwarteten Fortschritte macht. Das frustriert den Therapeuten, und das Drama nimmt seinen Lauf.

Das ist nur EIN Szenario; andere sind denkbar. Die spannende Frage lautet hier, was genau sich hinter dem "plötzlich" verbirgt...


isabe
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Beitrag So., 10.12.2017, 13:46

Das, was du mit der Mail gemacht hast, hab ich ähnlich auch schon erlebt, wenngleich es keinen "Fake" gab. Aber ich hab denselben Druck ausgeübt. Therapeuten spüren so was (meist), wenn sie unter Druck gesetzt werden (sonst wäre es kein Druck!). Und "leider" sind es auch "nur" Menschen, die damit nicht immer perfekt umgehen können, so von wegen: "Sie tun mir ja so Leid, dass Sie so bedürftig sind". Dieses Gefühl entsteht ggf. IN den Stunden; es jedoch außerhalb der Stunde herstellen zu wollen, funktioniert nicht. Denn wenn der Therapeut damit anfinge, wäre die Beziehung verloren.

Wenn du es also positiv sehen willst: Sei froh, dass es ihr aufgefallen ist. Wenn du dich darauf einlässt und sie auch, habt ihr eine Chance, das zu bearbeiten. Das setzt aber voraus, dass du dir auch dein Verhalten anschaust ("ich bin sehr sensibel" reicht da nicht aus; denn das darf kein Alibi sein).

Mailkontakt ist IMMER kritisch zu sehen, erst recht, wenn eine Antwort erwartet oder gar eingefordert wird. Und noch mehr, wenn sie dann kommt. Und am allerschlimmsten ist es, wenn der Therapeut noch eins draufsetzt und selbst zum Poeten wird.

Die Arbeit findet in den Stunden statt; was du darüber hinaus willst, musst du mit dir selbst oder mit dem Krisendienst ausmachen. In GANZ SELTENEN Fällen handelt es sich wirklich um einen Notfall, bei dem der Therapeut der geeignete Ansprechpartner ist. Dass man versucht, Kontakt herzustellen, ist nicht verwerflich; nur darf der Therapeut dem nicht nachgeben. Sonst hast du nämlich immer einen Notfall... (und dann stell dir mal die Notfälle der anderen Patienten vor).

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lisbeth
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Beitrag So., 10.12.2017, 22:21

Ist das die Therapeutin, in die du dich verliebt hattest und wegen der du die Beziehung zu deiner Freundin beendet hattest?
viewtopic.php?f=20&t=39722

Wenn ja, dann hängt das alles ja irgendwie zusammen, oder?

Hast du mit ihr über deine Gefühle geredet? Dann wird sie mit ihrer Grenzziehung wahrscheinlich versuchen, dir zu vermitteln dass sie deine *Therapeutin* ist, aber nicht als Partnerin zur Verfügung steht. Ist natürlich doof, weil das in der Vergangenheit mit dem Kontakt außerhalb der Stunden anders war. Hat sie dir erklärt, warum sie sich anders verhält, ist das irgendwie zur Sprache gekommen?

Falls du ihr deine Gefühle nicht offenbart hast - vielleicht hat sie auch so deine Signale mitbekommen. Oder sie hat sich klar gemacht, dass der häufige Kontakt außerhalb der Stunden nicht förderlich ist. Denn eigentlich sollst du durch die Therapie in der Lage sein, dein Leben (irgendwann) selbständig zu führen, und nicht in Abhängigkeit von ihr geraten.

Die meisten Therapeuten stehen den Patienten außerhalb der Stunden nicht zur Verfügung oder nur sehr begrenzt. Das ist auch gar nicht möglich. Habt ihr mal darüber geredet, was du in Notfällen machen könntest, wenn es dir schlecht geht? Freunde anrufen, Krisendienst, usw.? Welche Möglichkeiten du vielleicht auch hast, um dich selbst wieder zu beruhigen und wieder in ein (inneres) Gleichgewicht zu kommen?

Oder geht es dir darum, dass du unbedingt Kontakt mit *ihr* haben willst, und sie deshalb anmailst oder anrufst? Sozusagen unter "Vorwand" bzw. dass du dir in deinem Zustand von "ich fühle mich schlecht" einredest, dass nur sie dir jetzt helfen kann? Oder dass alles "gut" wäre, wenn sie sich nur melden würde?

Es hört sich vielleicht brutal an, aber eigentlich ist es besser für dich, dass sie sich jetzt klarer abgrenzt. Ob das aber so grundsätzlich noch therapeutisch funktionieren kann zwischen euch, musst du mit ihr klären. Dazu gehören auch die Fragen, was sie bereit und in der Lage ist, dir anzubieten und auch was nicht und dass sie dir das klar und deutlich mitteilt.

Alles Gute!
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Silberstreif
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Beitrag So., 10.12.2017, 22:40

Liebe Lippenstift,
ich verstehe Dein Problem und verstehe andererseits nicht, warum eine Thera gar nicht auf mails antworten sollte.

Ich verstehe schon auch die Sichtweise von isabe - aber ich fände es auch in diesem Fall fein, wenn die Thera dann wenigstens antworten würde "... Liebe L. ich habe Ihr Mail gelesen und bitte aber, das dann in der nächsten Stunde zu besprechen ...", dann fühlt man sich zumindest wahrgenommen. Das lässt die therapeutische Beziehung ja nicht gleich aus dem Ruder laufen und nimmt doch ein bisschen den Leidensdruck.

ich wünsche Dir, dass Du das gut mit Deiner Thera besprechen kannst..., ob Du das mit der fake-email ansprechen sollst weiß ich nicht ... vielleicht zuerst schauen, wie sich das Gespräch entwickelt ...

Gruß
Silberstreif


Alyssa
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Beitrag Mo., 11.12.2017, 02:29

Lippenstift hat geschrieben: So., 10.12.2017, 13:25 Mein Dilemma würd ich gern mit euch teilen: Meine Therapeutin grenzt sich sehr stark ab
Ist eigentlich gut - für sie und für dich. Tut gelegentlich weh, weil man dann merkt, dass man für den Therapeuten eben Patient ist. Nicht mehr und nicht weniger.
Lippenstift hat geschrieben: So., 10.12.2017, 13:25und ignoriert häufig meine Nachrichten
Habt ihr Regeln bzgl. Nachrichten schreiben/antworten? Falls ja: Halte dich dran. Falls nein: Sprich es an, sag, was du von ihr willst/wünscht/erwartest in bezug auf Nachrichten schreiben (erwarte aber nicht, dass sie dann auch all deinen Wünschen nachkommt). Was für Wege nutzt du? Email, SMS, Whatsapp? Was sind für dich Nachrichten? Terminanfragen, Organisatorisches, deine Gedanken zur vergangenen/kommenden Stunde? Grüsse, Smalltalk, Lebenszeichen einfordern?
Lippenstift hat geschrieben: So., 10.12.2017, 13:25bzw antwortet erst ewig später.
Was heisst "später"? Eine sofortige Antwort zu erwarten, fände ich anmassend. Ausser es ist ein Notfall und als solcher für deine Therapeutin deutlich zu erkennen. Ansonsten kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen: Der Therapeut antwortet dann und wie er es für angemessen hält. Du wirst ihn nicht dazu zwingen können, zu antworten wann du willst. Oder überhaupt zu antworten.
Lippenstift hat geschrieben: So., 10.12.2017, 13:25 Sie ist auch der Meinung ich bin sehr kindisch, wie ich ab und zu rede ect, obwohl sie sonst immer gesagt hat ich wäre sehr reif für mein Alter.
Och, meiner meinte mal, ich sei "trotzig wie ein kleines Kind, das mit dem Fuss aufstampft". Da war ich erst sauer, dann musste ich schmunzeln und ihm recht geben.
Und: Man kann ja reif sein für sein Alter (im Sinne von Verstehen und Erkennen), aber trotzdem kindisch (im Verhalten, in seinen Äusserungen). Wenn du findest, dass sie mit dem "kindisch" unrecht hat, sprich es an, lass es dir von ihr erklären, was sie damit genau meint.
Lippenstift hat geschrieben: So., 10.12.2017, 13:25Naja jedenfalls ist unser Verhältnis nicht mehr so schön und hilfreich wie das Jahr zuvor.
Hast du das bei ihr mal angesprochen? Hast du ihr gesagt, was du von der Therapie und ihr als Therapeutin möchtest, willst, erwartest?
Lippenstift hat geschrieben: So., 10.12.2017, 13:25Ich fühlte mich halt total aufgehoben bei ihr und wir konnten richtig lachen und sie schrieb mir auch Mails ..ich fühlte mich besonders wertgeschätzt bei ihr.
Ganz plötzlich hat sie das alles so geändert und sich distanziert. Und ich muss zugeben ich weine sehr viel und vermiss sie, weil sie mir nicht mehr antwortet.
Hat sie diesen Cut begründet? Vorab anngekündigt, dass sie nun nicht mehr ständig antwortet?
Lippenstift hat geschrieben: So., 10.12.2017, 13:25Ich war es halt gewohnt. Ich schrieb ihr von meiner echten Mail eine Nachricht weil ich derzeit echt sehr verzweifelt bin und es wirklich ein Notfall war, aber es kam keine Antwort. Dann schrieb ich ihr von meiner fake Email unter einem anderen Namen eine Mail. Ich fragte ob Sie dies oder jenes behandelte und das ich sie übers Internet gefunden habe. Sie antworte der Person ( also meinem Fake ) , wirklich extrem lieb und das an einem Sonntag und bei meiner echten Mail mit meinem Notfall...Ignoranz.
Dein Vorgehen finde ich sehr heftig. Du setzt deine Therapeutin unter Druck, du willst sie zu etwas (dem Antworten) zwingen. Tanzt sie nicht nach deinem Willen, ist sie für dich nicht mehr gut und vertrauenswürdig genug.
Was mir auch auffällt: Du redest von Notfall, kannst dann aber noch seelenruhig eine zweite Email mit falscher Anfrage unter einer Fakeadresse senden und regst dich mehr darüber auf, dass sie der Fakeadresse antwortet, dir aber nicht, statt dich um dich und deinen Notfall zu kümmern.
Lippenstift hat geschrieben: So., 10.12.2017, 13:25Und jetzt bin ich sehr traurig und sauer. Ich kann ihr auch schlecht von meiner dreisten Idee erzählen. Aber ich fühl mich in Stich gelassen und meine Vermutung das sie mich nicht mag und ich sie nerve mittlerweile hat sich bestätigt.
Nein, wie willst du das wissen, wenn du sie nicht direkt fragst, warum sie nicht mehr wie früher antwortet?


Alyssa
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Beitrag Mo., 11.12.2017, 02:31

Lippenstift hat geschrieben: So., 10.12.2017, 13:25 ich will ihr gar nicht mehr vertrauen..
Nun, das ist dann dein Problem. Denn was du willst, kannst nur du alleine entscheiden. Du kannst jetzt aufgeben mit der Annahme "Sie mag mich ja gar nicht mehr und weil sie nicht antwortet, will ich ihr nicht mehr vertrauen" oder aber dich der Situation stellen. Mit ihr reden, Ihr erklären, dass der plötzliche Verlust des ständigen Mailkontaktes dich verunsichert, du darüber erzürnt, verärgert und verzweifelt bist, dich fragst, ob sie dich noch mag. Und dann versuchen zu sehen, was hinter all deinen Gefühlen und dem Ganzen eigentlich steckt.
Lippenstift hat geschrieben: So., 10.12.2017, 13:25könnt ihr das nachvollziehen? Oder reagiere ich über? Ich bin sehr sensibel.. :red:
Ich kanns nachvollziehen. Du reagierst nicht über, du reagierst so, wie es deinen Mustern und vermutlich deiner Krankheit entspricht. Der Knackpunkt ist halt jetzt, ob du bereit bist, das, was jetzt läuft, mit ihr zu besprechen und dabei zu erkennen, was da bei dir abläuft und warum es abläuft, selbst wenn es unangenehm ist. Da könntest du einen grossen Sprung machen.


isabe
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Beitrag Mo., 11.12.2017, 08:51

Alyssa hat geschrieben:Was mir auch auffällt: Du redest von Notfall, kannst dann aber noch seelenruhig eine zweite Email mit falscher Anfrage unter einer Fakeadresse senden und regst dich mehr darüber auf, dass sie der Fakeadresse antwortet, dir aber nicht, statt dich um dich und deinen Notfall zu kümmern.
Das finde ich sehr interessant. War mir beim Lesen gar nicht aufgefallen. Das kenne ich nämlich auch: dass man denkt: "Alles ganz schlimm! Ich halt's nicht aus!" - und nebenbei kriegt man es noch hin, einen Plan zu machen (hier sogar noch die Steigerung, nämlich eine Intrige zu spinnen). Ich überlege jetzt gerade selbst, ob das heißt, dass es dann so schlimm nicht sein kann - oder ob der Betroffene auf zwei "Gleisen" gleichzeitig fährt. Bei mir denke ich manchmal, dass Letzteres der Fall ist, aber es könnte ebenso gut sein, dass die empfundene Not nur eine Inszenierung ist, die man als solche nicht wahrhaben will. Auf jeden Fall ist es ja dann so, dass diese Not und die Intrige zwei Phänomene sind, die nicht zusammenpassen.

Die Frage ist, wie hilflos der Bettroffene wirklich ist. Und: wie das beim Anderen ankommt.


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 11.12.2017, 09:07

Hallo Lippenstift
Ganz plötzlich hat sie das alles so geändert und sich distanziert.
Da Problem ist, dass wir Dir hier nicht sagen können warum sie sich so verhält. Du soltest mit Deiner Therapeutin reden, mit ihr über Deine Wahrnehmung sprechen. Nur sie kann dir sagen ob sie sich abgrenzt und warum.
vielleicht gibt es verständliche Gründe wie Zeitmangel um sofort zu antworten oder auch einfach beginnende Abnablung von sich. Du schreibst "ein Jahr zuvor", d.h. dass Du offensichtlich schon länger bei ihr in Therapie bist. Vielleicht denkt sie, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, dich etwas mehr selbstständig laufen zu lassen und sich selber etwas mehr zurückzunehmen. Vielleicht, ... Alles nur Spekulationen meinerseits. Aber bevor Du zu Hause rumsitzt und überlegst, warum sie sich so verhalten könnte würde ich mal das Gespräch mit ihr suchen. Dann weißt du wo Du dran bist und dann kannst Du immer noch entscheiden, ob du ihr weiterhin vertrauen möchtest oder nicht. Aber erst mal solltest Du reden.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


shesmovedon
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Beitrag Mo., 11.12.2017, 09:26

Das mit der zweiten Mail ist schon krass. Klingt für mich auch eher so, als ginge e um Kontaktaufnahme (weil sie dir fehlt) und nicht, dAss es dir so schlecht geht. Wenn's einem richtig schlecht geht, so dass es ein Telefonat bedarf, macht man sowas sicher nicht mehr. Sie grenzt sich ab und das ist gut so, Therapie findet in der Stunde statt. Bitte Sie doch, dir Nummern zu nennen, an die du dich im wirklichen Notfall wenden kannst. So sollte es normal sein! (Also Klinik, Krisendienst, TelefonseelSorge).

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Beitrag Mo., 11.12.2017, 09:47

Und wenn der Notfall in dem Bedürfnis nach Kontakt begründet liegt? Ob das nun objektiv ein Notfall ist, sei mal dahingestellt, aber für Lippenstift mag dies ja der Grund für ihre Mail gewesen sein.
ich muss zugeben ich weine sehr viel und vermiss sie
Da finde ich dann auch dieses Inszenieren mit der Fakemail gar nicht so abwegig. Sie hat ja geschrieben, dass das Verhältnis mal bemutternder war, dass sich die T da jetzt mehr abgerenzt, ohne erkennbaren Grund. Ein Grund könnte ja tatsächlich sein, dass die T jetzt andere Patienten "lieber hat" als sie und der "Test" hat das ja nun augenscheinlich bewiesen.

@Lippenstift, wie geht es dir mit deinem "Testergebnis" und magst du etwas mehr zu dem Notfall schreiben, wessen du sie kontaktiertest?
:axt:

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Beitrag Mo., 11.12.2017, 10:11

Vielen Dank euch allen für die ausführlichen Antworten.
Jede einzelne Antwort hat mich sehr zum Nachdenken gebracht und ich muss zugeben bei der ein oder anderen Aussage fühlte ich mich ganz schön ertappt..
Vermutlich ist derzeit wirklich ein Stück weit Inszenierung und ich merke auch wie es mir massiv schlechter geht als ich gesehen hab Sie hat dem "Fake" genauso lieb geantwortet und mir erst verspätet.
Ein Stück weit wurde ich wieder auf den Boden geholt von meinem Gefühl sie mag mich besonders...
Damit muss ich, aber erstmal klarkommen.
Heute morgen kam ich als Patientin 500 :roll: auch mal an der Reihe ..und sie hat mir geantwortet.
Sie forderte mich auf , Phasen in denen es mir ähnlich geht zu durchdenken und das Sie der Meinung ist ich kann mich selbst befreien aus diesem Notfall.
Vermutlich geht es jetzt wirklich in Richtung Selbstständigkeit, daher ich schon länger bei ihr in Therapie bin und ich merke es wohl unbewusst und will mich seitdem umso fester an sie klammern. Ich fühle mich, wie ein bedürftiges kleines Mädchen, dass schreckliche Angst hat sie zu verlieren und das die Therapie zu schnell zu Ende geht, weil ich mich noch nicht bereit dazu fühle und mich schrecklich alleine fühle.
Sorry mir wird grad alles ziemlich bewusst. Schon allein, dass ich sie jetzt bis Anfang Januar nicht sehe auf Grund des Urlaubs "bricht mir das Herz"....und im Kopf plane ich schon den Neujahrsgruß , eine Gelegenheit ihr wieder zu schreiben , weil auf sowas schreibt sie mir immer sehr lieb :kopfschuettel: :red: ..

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Beitrag Mo., 11.12.2017, 10:29

Und jetzt muss ich extrem viel weinen..weil ich mir die ganze Zeit vorstellt, wie sie meine Nachrichten liest und die Augen verollt nachdem Motto: " Die Lästige wieder, nervt mich so"
Weil ich echt das Gefühl habe ich gehe ihr auf die Nerven und ich bin ja echt sehr anhänglich und anstrengend.
Und ich hasse die Vorstellung, dass ich sie so toll und lieb gewonnen habe und ihr wäre es vermutlich scheiss egal, nein sie wäre sogar froh darüber , wenn ich die Therapie endlich beenden würde.
Und das war grad wieder sehr ein kindischer Text hier bei euch im Forum ..aber ich es trifft mich grad voll.


isabe
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Beitrag Mo., 11.12.2017, 10:33

Du bist es wahrscheinlich gewöhnt, dass man / die Th. dir in solchen Momenten sagt: "Aber nein, ich bin nicht genervt". Aber dieses Th.verhalten würde nichts an deinem eigenen Verhalten ändern. Ja, natürlich wirst du auch nerven - wie jeder andere Mensch (!) das auch tut. Du kannst dir jetzt überlegen, mit ihr und ohne sie, welche Form der Beziehungestaltung befriedigender ist: dass man die Anderen dazu bringt, auf Knopfdruck beruhigende Liebesbekundungen auszuspucken - oder dass man sich selbst so zeigt, wie man ist? Und wenn man Letzteres noch nicht kann, dann: dem nachzuspüren, wer oder wie man eigentlich ist.

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Beitrag Mo., 11.12.2017, 20:07

Lippenstift hat geschrieben: Mo., 11.12.2017, 10:29 ..aber ich es trifft mich grad voll.
Ach Mensch, das tut mir leid, man liest heraus, dass du wirklich leidest an der Situation! Wenn ich dein Alter sehe und es stimmt, dann bist du ja noch sehr jung. Ich wäre in dem Alter nicht mal ansatzweise therapiefähig gewesen. Da kannst du, finde ich, auch stolz auf dich sein!

Dass Therapeutinnen keine Mutter ersetzen können, ist leider ein Fakt aus der Realität. Während einer Therapie kann es einem aber durchaus manchmal so erscheinen, als sei das anders. Als hätte man da jetzt jemanden gefunden, der sich wirklich interessiert, dem man nicht egal ist.

Und das stimmt ja auch auf eine gewisse Weise. Dennoch bleibt es ihr Job, eine Therapie durchzuführen, nicht mehr, nicht weniger. Das ist hart, aber es sich zu vergegenwärtigen, hilft. Wichtig wäre es aus meiner Sicht, dass die Therapeutin dir das auch mal so sagt. Ich finde nichts schlimmer, als dem Patienten die "kalte Schulter" zu zeigen und zu erwarten, dass der schon versteht, wie was gemeint ist. Denn letztlich geht es ihr wohl darum, dass du Unabhängigkeit lernen sollst.

Ich überlege gerade auch, ob es so klug wäre, ihr von der Fakemail zu erzählen. Je nachdem, wie erfahren und reflektiert sie ist, kann sie dir das durchaus auch übel nehmen. Sie sollte es als Therapeutin zwar nicht, aber es kommt leider oft anders, als gedacht. Was sind denn deine Gedanken dazu? Willst du es ihr beichten?
:axt:

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