Wie denkt ihr über EMDR?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Skorpi83
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Wie denkt ihr über EMDR?

Beitrag Di., 05.12.2017, 18:23

Hallo! Heute möchte ich gerne eure Meinungen zum Thema EMDR bei komplexen traumatischen Erlebnissen wissen. Ist EMDR hierbei hilfreich? Welche anderen Möglichkeiten der Unterstützung und Hilfe gibt es noch? Freue mich über eure Antworten. Gruß

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trotzallem
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 21:23

Hallo,
Ich bin seit 2,5 Jahren in Therapie. Seit Januar emdr. Vorher hatte ich den Punkt erreicht, dass ich nicht mehr weiter kam und mich nur noch im Kreis gedreht hatte.
Die ersten Sitzungen waren sehr anstrengend, weil ich viel geweint habe und danach sehr erschöpft war. Aber mit jedem Mal wurde es besser.
Inzwischen geht es mir oft so gut, dass ich das Kapitel abschließen möchte und mich auf eine Zukunft freuen möchte.
Jedes weinen war wie alte Verletzungen ansehen, darüber weinen und loslassen.
Ich habe manchmal auch aktuellen Kummer , der mich zusätzlich belastet hat, dort bearbeitet. Diese Probleme existieren alle immer noch, es tut nur nicht mehr weh.
Ich habe den Kontakt zur familie abgebrochen. Das tut jetzt nicht mehr weh.
Ich habe emdr mit Kopfhörern und klicken sowie Vibration in den Händen gemacht.
Meine Lücken der Erinnerung sind nicht besser, aber die Trauer und der seelische Schmerz ist deutlich besser, die Depression weniger.

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Skorpi83
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 21:34

Guten Abend trotzallem, es freut mich, dass dir EMDR gut hilft. Ich habe schon von einigen gehört, dass EMDR - unter anderem bei vielen psychischen Erkrankungen - verwendet wird und hilfreich ist. Nur eine konkrete Antwort hinsichtlich komplexen Traumatisierungen leider noch nicht. Mit komplex meine ich beispielsweise jahrelange Gewalterfahrungen.

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trotzallem
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 21:46

Ich war aber auch stabil genug. Die erste Sitzung ist jetzt fast 1 Jahr her und ich hatte fast wöchentlich eine Sitzung. Ich bin sehr froh, dass ich das gemacht habe.
Zusätzlich hatte ich vorher auch somatic experience gemacht, das musste ich aber selbst bezahlen, emdr übernahm die Kasse.
Auch mit hypnotherapie habe ich kurz Erfahrungen gemacht.
Die Mischung aus selbständiger Recherche, Internet, Büchern, gesprächstherapie wo ich alles 100 mal durchkauen durfte, ohne das Gefühl zu haben, ich belästige jemanden mit meinem Gejammer, Tagebuch schreiben und dann die zusätzliche körperarbeit durch emdr usw hat mir sehr geholfen.
Klingt doof, aber ich habe seit einem Jahr auch einen Hund mit dem ich halt auch unter Menschen muss. Das hat mich auch so manches mal aus der Trauer geholt.

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trotzallem
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 21:56

Ich kann nur dazu sagen, dass ich mit 8 Jahren sexuell missbraucht wurde.
Ich glaube, ich habe bei emdr einige meiner seelischen Verletzungen erkennen und loslassen können.
Je mehr Verletzungen man hatte, desto länger wird es vielleicht dauern.
Natürlich hatte ich vorher auch während meiner depressiven Phasen viel geweint.
Rückblickend fühlt es sich aber so an, dass die Trauer/Schmerz nach emdr weniger wurde und vorbei war.
Das war sozusagen Weggeheult.
Ich merke nur, dass ich nach 1,5 Jahren Therapie lediglich die Sichtweise zu meinem Missbrauch geändert habe und ihn gesehen und akzeptiert habe.
Nach ein paar Sitzungen emdr kam ich aber endlich aus meinem Loch wieder raus . Es geht mir zur Zeit über einen langen Zeitraum ganz gut

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Skorpi83
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 22:01

"Ich kann nur dazu sagen, dass ich mit 8 Jahren sexuell missbraucht wurde."

Tut mir leid, dies lesen zu müssen. Ich habe über Jahre hinweg Sexuellen Missbrauch in meiner Kindheit erfahren.
Zusätzlich noch eine Versuchte V***. Daher meine spezielle Frage zu EMDR.

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hummmel
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 22:13

Hallo Skorpi,

Die Frage die Du stellst, stelle ich mir auch immer wieder. Bei EMDR sollte doch ein klares Ereignis bearbeitet werden oder bin ich da falsch informiert? Ich habe wenige Male EMDR gemacht, jedoch ohne Erfolg oder jedenfalls nicht spürbar weil für mich auch nicht so fassbar. Ich hab auch eher das Gefühl, dass es nicht hilft, konnte mich vielleicht auch nicht richtig einlassen. Ich habe komplexe Traumafolgestörungen von der Kindheit /Jugend und keine einzelnen klar abgegrenzte Traumata. Sondern viele über lange Zeit.

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trotzallem
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 22:37

Emdr bedeutet auch ein wenig:
Sich dem Therapeuten ausliefern, weil man ja in Trance ähnlichem Zustand ist
Man weiß nicht, wie die Sitzung verläuft und was sie auslöst.
Probleme von kontrollverlust und jemandem vertrauen müssen. Dinge, die Menschen mit sex. Mb sowieso nicht gut können.
Vielleicht hast du daher auch bedenken ?
Wenn du es im Moment nicht willst, ist es vielleicht entweder die falsche Methode oder du bist noch nicht soweit. Ich frage bei sowas viel auf meinen Bauch.
Unsere Erlebnisse sind verschieden, unsere Folgeschäden, dann ist der Heilungsweg auch unterschiedlich.
Ich weiß bis heute nicht, wann mein Missbrauch begann und ob es nur mein Bruder war.
Als Folge wurde bei mir mit 13 Jahren Epilepsie diagnostiziert. Heute weiß ich, dass ich niemals krank war, sondern die psychisch bedingte pseudoepilepsie hatte.

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Skorpi83
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Beitrag Sa., 09.12.2017, 06:14

Ja, die Psyche kann viele Beschwerden auslösen. Man denkt, man ist organisch schwer krank, dabei löst die Psyche aufgrund von bestimmten Lebenserfahrungen die Beschwerden aus. Ich habe einmal von einem jungen Mann, der im Rollstuhl saß, gehört. Seine Eltern bauten das Haus behindertengerecht um. Als der junge Mann eine Psychotherapie machte, konnte er am Ende wieder laufen.

Zum eigentlichen Thema "EMDR bei komplexen Traumatisierungen" finde ich leider auch nur wenige Informationen im Internet.

Das einzige Mittel, das ich aktuell zur Verbesserung meiner Gesundheit habe, ist das Annehmen meiner komplexen Ptbs. Ich hoffe, dass ich mit dem Annehmen auch die zahlreichen schweren Belastungen irgendwann als normal ansehen kann. Bisher hatte ich es immer so gehalten, mich gegen schlimmes nicht zu wehren. Ich hatte den Eindruck, dass in diesem Fall alles schlimmer wird.


shesmovedon
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Beitrag Sa., 09.12.2017, 11:25

Ich habe auch schon mal EMDR gemacht und habe selbst über 11-12 Jahre sexuellen Missbrauch erlebt. Dabei wurde ein einzelnes Missbrauchserleben, was ich ständig durch Flaschbacks wiedererleben musste, herausgefischt und bearbeitet. Es hat sich erstmal verschlimmert, aber nach einer Weile hat mich genau diese Szene nicht mehr durch Flashbacks bedrängt und das hat auch bis heute angehalten.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Sa., 09.12.2017, 15:48

Sorry für Off-Topic, aber ich kann es wirklich nicht verstehen, wie man eine seelische Erkrankung für körperlich halten kann.

Ich kann auch mal ein Mädchen, das im Rollstuhl saß und mir erzählte, dass es wegen ihrer Psyche sei, anfangs aber weder sie noch ihre Eltern es merkten.

WIE kann man sowas nicht merken?
Irgendwie scheint man dann ja gar richtiges Bewusstsein für sich zu haben?

Gruß
Kimba&Blacky

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Skorpi83
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Beitrag Sa., 09.12.2017, 17:34

Zum einen wissen einige nicht, dass bestimmte Beschwerden auch von der Psyche ausgelöst werden können - zum anderen ist es schwer, dies zu reflektieren beziehungsweise sich bewusst zu machen. Als meine therapeutische "Karriere" began, hatte ich unter anderem unter Schwindel, Unterleibsschmerzen usw. geklagt. Ich wurde von einem Arzt zum nächsten geschickt, aber niemand fand zu meinen Beschwerden eine organische Ursache. Dann wurde mir empfohlen, mich in Therapie zu begeben und nach und nach wurde mir alles bewusst. Sprich, welches Problem sich hinter meinen Beschwerden befindet.

@Schlendrian

Auch deine grausame/n Lebenserfahrung/en tut/n mir sehr leid. Schön dass dir EMDR geholfen hat. Das macht mir Hoffnung, dass auch in meinem Fall EMDR hilfreich ist.

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Kimba&Blacky
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Beitrag Sa., 09.12.2017, 20:02

@Skorpi: Wieso ist das schwer?

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Skorpi83
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Beitrag So., 10.12.2017, 14:06

Kimba&Blacky hat geschrieben: Sa., 09.12.2017, 20:02 @Skorpi: Wieso ist das schwer?
Ehrlich gesagt, kann ich dir diese Frage nicht beantworten. Fakt ist aber, dass man weiß, dass Beschwerden auch durch die Psyche ausgelöst werden können. Und wenn ein Betroffener alles organische abgecheckt hat und nichts gefunden wurde, bleibt am Ende nur die Psyche. Abseits davon hat anscheinend nicht jeder Mensch diese Gabe, sein Leben gut reflektieren zu können. Ich dachte immer, der Mensch kann dies von Natur aus. Aber ich habe schon einige Menschen, die sich damit schwer taten, im Laufe meines Therapieweges kennengelernt. Ich habe das Glück, dass ich diese Gabe habe. Meine ehemalige Sachbearbeiterin beim Amt meinte mal: "Seien Sie froh, dass Sie Ihr Leben derart gut reflektieren können." Psychosomatische Störungen stehen oftmals eng im Verbund mit (schlimmen) Lebenserfahrungen. Diese weisen auf die Lebenserfahrungen. Ich habe eine Frau kennengelernt, die regelmäßig über Übelkeit klagte und sich übergeben musste. Irgendwann fand sie heraus, dass sie dies machte, weil sie ihre Beziehung zu ihrem damaligen Freund wortwörtlich ankotzte. Nur ein Beispiel zum Verständnis.

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Pianolullaby
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Beitrag So., 10.12.2017, 14:44

Hmm, ich habe mehrere Anteile, da wissen nicht alle dasselbe, also wie soll ich dann alles überblicken, wenn die untereinander nicht mal von deren Existenz wissen?
Ja ein wenig schwer, was?
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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