Welche Strategien habt ihr gegen Stimmen?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

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shesmovedon
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Welche Strategien habt ihr gegen Stimmen?

Beitrag Mo., 04.12.2017, 19:50

Hi
Mich würde mal interessieren, wie ihr mit euren Stimmen umgeht und was ihr gegen sie unternehmt. Was hilft, um wegzuhören, sie leiser zu machen etc. pp.

Viele Grüße
Candy

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hummmel
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Beitrag Di., 05.12.2017, 12:15

Hallo candy,

Ich bin letztens auf dieses Thema gestoßen da eine gute Freundin von mir darunter leidet. Ist nicht ganz Deine Frage aber vielleicht nützlich zu wissen.

https://www.aerztezeitung.de/medizin/kr ... oeren.html

Lg hummmel


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shesmovedon
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Beitrag Mi., 06.12.2017, 07:24

Danke Hummmel, ich glaube davon hatte ich auch schon mal gelesen.

Mich wundert, dass hier keiner was zu beiträgt. Sind doch ewig viel Multiple in diesem Forum, die auch solche Probleme haben müssen. Und nen paar Psychotiker gibt es ja auch...

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Mira*
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 07:36

Hallo!
Mich würde auch interessieren, wie andere damit umgehen, weil ich durch Zufall im Sommer für mich ein Mittel dagegen gefunden hatte, welches zur Zeit gerade wegfällt.
Ich begann mit längeren Wandertouren, vor allem auf Berge wo ich alleine sein konnte. Nach ca. 30 Minuten wurde es in mir immer total ruhig (manchmal sogar für mehrere Stunden ganz ruhig).
Allerdings weiß ich nicht, welche Art von "Stimmen" es bei mir eigentlich sind (bzgl. Diagnose).
LG Mira

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blade
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 09:52

Schlendrian schrieb:" Weil ja auch ein paar Psychotiker hier sind..."
mein Stichwort :devious: TATA!

Bytheway: frei am Berg.....schon interessant nicht, fast schon mirakulös (aber es gibt ja nicht nur Druiden)

Wie schreib ich das jetzt?
Versuch mal Deine Aufmerksamkeit auf die rechte Kopfseite zu lenken, vielleicht hilft das?

Wenn Du zu 90% aller Rechtshändern gehörst.
Die Stimmen werden vmtl. kurz lauter werden, sollten dann aber leiser werden, so als würden Sie sich von einem fortbewegen.

Achte auf die Bilder, die dabei auftauchen, versuche diese zu steuern in positive Richtungen, erfreulich.
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shesmovedon
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 12:11

Ich bin tatsächlich Linkshänder, blade :-)

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blade
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 12:51

Tja.
Das macht's jetzt ein wenig komplizierter.
Mmmh? Als Linkshänder auf die Welt gekommen oder im Zuge der Einschulung umgelernt?

Es geht um die "dominante" Hirnhemisphere (welche an sich nicht dominant sondern gleichberechtigt sein sollte...glaube ich zumindest)
Diese wird aber durch das Übermaß an Sprache in unserem Leben gefördert, wohingegen die "nicht-dominante" Hemsiphere eine Schattendasein in unserem Bewusstsein fristet.
Man könnte sagen: Der halbe Mensch ist der Normalzustand.

Sich mit den "Stimmen" auf deren Ebene zu beschäftigen, dh mit ihnen zu diskutieren..naja
bei mir hat das nicht geholfen. auch wenn ich freundlich war bis über die Selbstverleugnung hinaus nicht.
geschweige denn, wenn ich mit Worten unfreundlich war.
hat sie irgendwie genährt (durch meine linkshemispherische Aufmerksamkeit?) oder

mich in ihr Revier gebracht?
irgend so was in der Richtung

ich setze jetzt bildhafte Vorstellungen ein....automatisiert (habe mich selbst dahingehend trainiert)
zB bei beleidigenden fiesen Stimmen gibt's einen Feuerwerkskörper in deren Fresse
ist manchmal richtig schön anzusehen, schön bunt wie zu Silvester
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shesmovedon
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 14:43

Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand auf Links umgelernt wird. Ne, ich bin waschechter Linkshänder, von der Mutter geerbt.

Ja, ich diskutiere und unterhalte mich auch viel mit meinen Stimmen, meist völlig unbewusst und laut (und auch noch öffentlich). Das macht man auch glaube ich ganz automatisch, wenn sie so präsent sind. Das mit Bildern habe ich noch nicht versucht und wäre vielleicht bei den gemeinen Stimmen eine Option.
Was ich auch nicht verstehe, ist, dass sie manchmal leiser werden oder auch mal gar nicht da sind und dann wieder so laut und präsent, dass ich wahnsinnig werde. Manchmal kann ich mich gegen ihre Befehle wehren, dann mach ich wieder alles,w as sie mir sagen.
Teilweise gelingt es mir auch wegzuhören. Wie ich mir das antrainiert habe, weiß ich nicht. Aber das ist ja ähnlich wie mit einem Tinnitus, den kann ich auch "ausschalten".

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blade
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 14:54

klar unterhält man sich erst mal automatisch mit den Stimmen
(lernt man ja auch in der Schule: "Antworte gefälligst, wenn Du gefragt wirst!" Herzrasen/Schweissausbruch)

warum sprechen Sie mich immer von der falschen Seite an Herr Lehrer?
Frechheit Du unverschämter Junge, das schreibst Du jetzt tausend mal, während die anderen draußen spielen.

Also lernt man unter anderem so seine intuitive Seite zu vergessen.

Bei Dir ist es vielleicht die linke Kopfseite, kann ich jetzt nicht sagen.

Man kann ja auch freundliche Bilder einsetzen zB
Letztlich ist es eine Sprache, aber eben nicht so wie wir es gewohnt sind.
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shesmovedon
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 17:45

Ja, als Linkshänder denkt man vor allem mit der rechten Gehirnhälfte. Ich weiß, dass ich Bilddenker bin. Das wurde während meiner ADHS-Diagnose mitdiagnostiziert. Eigentlich müsste mir also das mit den Bildern als Sprache recht einfach fallen.
Aber das ist auch erstmal Übungssache, weil ich hat automatisch dazu geneigt bin zu antworten.

Und wenn's ganz schlimm ist...ich würde mich dann am liebsten auch mal gar nicht mit den Stimmen beschäftigen, sondern sie eben irgendwie überhören.

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blade
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 18:13

Sprache zB in Deutsch: enthält Worte wie "nicht" "kein" ...
kann man das in Bildsprache übersetzen?
wenn Du sagst "ich will mich am liebsten n i c h t mit den Stimmen beschäftigen"

wie willst Du das bildlich darstellen?

bildlich kann man nur ein erlebtes Gefühl/Bild darstellen (soweit ich weiß)

also musst Du Deinem Bewusstsein etwas geben
ein Bild
zB einen Bergsee etc...
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Mira*
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Beitrag Fr., 08.12.2017, 20:17

Danke Blade,

deine Worte machen wirklich Sinn. Vielleicht erklärt dies für mich endlich auch warum es beim Wandern gelang und im Alltag nicht (danke auch für das Wort „mirakulös“… musste es googeln und kurz lachen, weil es zu den Bergerfahrungen passt).

Ja, es gibt nicht nur Druiden… habe das Gefühl, dass es mich heute auch nicht wirklich gibt oder dreifach. Noch zu Mittag hätte ich anders geantwortet und es daher gelöscht (mir scheint manchmal, dass der Alltag davon beeinflusst wird, welche Stimme bei den inneren Diskussionen die besseren Argumente hat).

Ich wollte hier nicht mehr antworten und schon gar nicht mehr darüber nachdenken. Machte es aber dennoch (nur 1x und dann schreibe ich nicht mehr… damit haben manche paranoiden Stimmen zumindest einen Grund weniger). … wollte nur kurz sagen, dass ich nicht immer so bin, aber seit 2-3 Wochen gibt es kaum Gedankenpausen.

Die Berge waren für mich Zufall, weil Sport ansonsten den gegenteiligen Effekt bei mir hatte, Ablenkung gelang/gelingt eine Zeit lang, dann ist es aber eher wie eine Flutwelle.

Überhaupt… früher kam ich aus den inneren Diskussionen nur raus, wenn ich mich selbst verletzte, erbrach, mich ins Koma trank, usw. … oder es wurde zuviel und ich fiel aus der Realität und verlor mich in irgendwelchen dissoziativen Zuständen... oder stellte danach fest, dass ich mich verletzt hatte.

Im Sommer und im Herbst war es anders. Vielleicht ist „Aufmerksamkeit“ bzw. Achtsamkeit ein Punkt dabei… eben die rechte Gehirnhälfte. Vielleicht hat es aber auch zu einem Teil mit dem Körper zu tun, weil es anstrengend ist (nebenbei bestimmt ein paar Glückshormone produziert werden) und meine Reaktion auf Anstrengung ist, dass ich die Konzentration auf irgendwelche Dinge lenke. Am Berg waren es dann vor allem optische Eindrücke, weil ich ständig fotografierte und manchmal auch auf der Suche nach einen Stein war, einer Pflanze, einen Baum… vielleicht lag es aber auch nur an der Konzentration um ja nicht abzudriften, weil ich Angst hatte mich bei Unachtsamkeit zu verlaufen.

Also Bilder oder bildlich dargestellte Antworten.
Fühle Widerstand überhaupt zu antworten (hatte heute eine Therapiestunde und wurde gefragt, was in mir vor sich geht. Ich bekam es nicht heraus, obwohl ich dort sicher alles sagen könnte. Es war nur ein Wort von einer solchen Stimme, aber es ging nicht). Also nahm ich es mit. Musste bei der Heimfahrt das Radio abstellen, damit ich eine innere Einigung finde (und diese ist mal wieder totaler Rückzug).

Mit der kurzen Ausnahme hier. Aber die bildlichen Antworten klingen gut.

Lg m.

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blade
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Beitrag Sa., 09.12.2017, 06:47

Hallo Mira

ich finde es gut, daß Sie den Mut aufgebracht haben hier zu schreiben.
ich glaube ich kann in etwa nachfühlen wie groß das Leiden durch diese Stimmen sein kann, wie zermürbend es sein kann.
so sehr daß einem die Kraft für ein Leben oft fast ganz fehlt

ich meinte eigentlich nicht, daß man antworten muss oder gar soll, den Stimmen.
man kann die rechte Hemisphere auch fördern um diese Stimmen loszuwerden, ich glaube die können da nicht hin.

die Theorien dahinter: eine die ich erst kürzlich fand lautet so

der Mind wird durch die Sprache in einen bestimmten Zustand programmiert, vor allem auch durch Lesen (was der Grund war bei mir oder gewesen sein könnte weshalb die Stimmen im Studium immer quälender werden konnten bis ich letztlich nicht mehr konnte) bis man sein Ich als diese Stimmen in seinem Kopf (meist links frontal) lokalisiert.
Das ist aber nicht wahr sondern programmiert.
Ruhe im Kopf ist normal.
Herz-Stimmen sind normal und gut (zumindest besser)

Man wird auch stärker fremdbestimmt durch die Kopfstimmen und manipulierbar (das ist nicht beweisbar aber mittlerweile glaube ich es). Traumata zB fördern die Flucht aus dem authentischen Erleben (ist ja klar, da wollte ich auch nie dabei sein, ist völlig verständlich) in die links-hemispherische Abstraktion. Irgendwie schon ein diabolischer Mechanismus.

Es gibt noch einen Weg zur rechten Hemisphere (oder bei Schlendrian vielleicht doch die Linke?)

Das ist authentisches und echtes Leben und Erleben.
Weshalb auch Selbstverletzung funktioniert (zB ganz ohne Glückshormone)
Aber wenn man das Prinzip verstanden hat dann braucht man Exzesse vielleicht gar nicht mehr.
Und Sport ist gut, doch irgendwann läuft man auch hier Gefahr es zu machen, weil man meint zu müssen und nicht weil es einem freut, Tata..und schon ist man in der linken Hemisphere, der abstrakten, der mühsamen
in der man nie genügt..
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shesmovedon
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Beitrag Mo., 11.12.2017, 19:50

Also bei mir ist die rechte Gehirnhälfte die dominante, weil ich Linkshänder bin.

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blade
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Beitrag Mo., 11.12.2017, 20:19

die Hemispherendominanz hat mE mehr mit unserer Erziehung zu tun

bei Rechtshändern ist zu 90% die linke Hirnhälfte vorherrschend, dort sitzt dann das Hirnareal welches für Sprache (die gesprochene und geschriebene Sprache) zuständig ist.
Diese wird permanent stimuliert und gefordert (zB in der Schule, Medien, Smartphones,...)

Darum wird sie dominant. Von Haus müsste das nicht sein.

Bei einem Schlaganfall der mittleren Hirnarterie links tritt oft Aphasie auf (man kann nicht mehr sprechen)

Interessanterweise tritt bei Schlaganfall der rechten mittleren Hirnarterie oft Neglect auf (man kennt Teile seiner Selbst nicht mehr)

also scheint für das Selbstkonzept mehr die linke Hemisphere von uns beauftragt (Ego?)
für die korrekte Selbstwahrnehmung aber tatsächlich die rechte Hemisphere vorgesehen zu sein (Selbst?)
das Stiefkind
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