Gefühle und Gedanken verändern, indem man sich neu verhält statt neue Gedanken zu denken?

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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Thread-EröffnerIn
Yalom
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Gefühle und Gedanken verändern, indem man sich neu verhält statt neue Gedanken zu denken?

Beitrag Mi., 08.11.2017, 10:05

Hi,

In der kognitiven Verhaltenstherapie und auch in der Selfhelpworld geht man davon aus, dass man erfolgreicher wird,
in dem man Gedanken und Glaubenssätze verändert, was man wiederrum tut, indem man neue Gedanken denkt,
sich ankonditioniert.

Ich habe dass versucht und dieser Ansatz funktioniert für mich nicht, weil ich ohne hin zum grübeln
und psychologisieren neige. Was wenn man es umgekehrt macht? Was wenn man sein Verhalten ändert anstatt die Gedanken? Wenn die neuen Erfolgserlebnisse die neuen Gedanken bestätigen und die alten wiederlegen verfestigen sich
die neuen gedanken viel schneller, statt durch bewusstes anders und umdenken oder? Ich glaube das nennt man fake
it till you make it.

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alatan
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Beitrag Mi., 08.11.2017, 11:24

Hallo Yalom,

selbstverständlich ist das möglich! Nehmen wir z. B. das Prokrastinieren: Anstatt allerlei Überlegungen zu Gründen und möglicherweise vorhandenen negativen Denkmustern über sich selbst anzustellen, kann man versuchen, die Hemmschwelle des Startes zu ignorieren und einfach loszulegen. Oftmals erstmal durchaus hilfreich. Die Frage ist nur, wie lange man das durchhält, denn es braucht eine Weile, bis sich Erfolgserlebnisse einstellen (sowohl bezüglich des "Dranbleibens" als auch hinsichtlich dessen, was man inhaltlich erreichen will, z. B. Prüfung zu bestehen).

Vielleicht siehst du es zu mechanistisch, denn Denken, Fühlen und Handeln sind aufs Engste miteinander verbunden und stehen in ineinandergreifenden Wechselbeziehungen. Aber eine endlose Reflexion (egal ob verhaltentherapeutisch oder psychodynamisch) ohne zu Handeln, funktioniert mMn eher selten.

Gruß alatan


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 08.11.2017, 11:39

Hallo Yalom,

ja, das ist möglich. Kenne ich aus eigener Erfahrung sehr gut. Ich kenne das Grübeln, Gedankenschleifen usw. aus eigener Erfahrung mehr als gut. Inzwischen weiß ich, wie ich da raus kommen kann, nämlich durch Verhaltensänderung und durch Denken anderer Gedanken. Das erreiche ich am besten dadurch, dass ich andere Dinge tue als Grübeln. Wandern, Freunde treffen, eine Oper besuchen, meinen Hobbys nachgehen, Lesen, eine interessante Dokumentation gucken, ... all das durchbricht das Grüblen und beendet die Gedankenschleifen, bringt mich auf neue Gedanken und verhilft mir zudem zu schönen Gefühlen. Je mehr schöne Gefühle ich fühle, desto weniger negative Gedanken habe ich.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Miss_Understood
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Beiträge: 3550

Beitrag Mi., 08.11.2017, 11:54

Ja klar.

Mal funktioniert das eine, mal das andere. Und bevor man ZU lange überlegt, was denn nun funktioniert, ist ausprobieren (nur für dieses Mal) hilfreich. Ist ja auch beim Kochen so. Wenn DIES nicht schmeckt oder DA zu lange im Ofen war, beim nächsten Mal anders. Ok, SO einfach ist es natürlich nicht. Was ich sagen will ist: sich ändern ist ja keine Einbahnstrasse.

Es kann sowohl von der einen Seite als auch von der anderen ausgehend funktionieren.

DASS ein "von außen nach innen" wirksam ist, dazu empfehle ich Charly Brown ;-):
https://www.mamedi.de/2010/07/depressio ... lie-brown/

UND ein "von innen nach außen" zu trainieren das geht zb ziemlich gut mit Schauspielunterricht, wenn der Lehrer die Lehrerin 'Method Acting' vermittelt.

Was auch wiederum nicht heißt, dass man sowohl das eine als auch das andere üben muss.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Kimba&Blacky
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Beitrag Fr., 01.12.2017, 23:48

Hallo Yalom,

ja, das geht. Ich habe das erfolgreich selbst angewendet in Bezug auf bestimmte Anteile meines Soziallebens.

Gruß
Kimba&Blacky

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Tatjana Witzgall
neu an Bo(a)rd!
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Beiträge: 3

Beitrag Do., 08.03.2018, 14:59

Hallo liebes Forum,

Ich würde es mir als gegenseitiges Wechselspiel erklären: Ich brauche neue Gedanken, um mich anders zu verhalten (z.B. "Ich will nicht wieder ins Grübeln reinrutschen, also tue ich etwas, um mich abzulenken") und anderes Verhalten lässt mich auch anders über die Welt denken (weil ich eine angenehme Tätigkeit getan habe, geht es mir besser und meine Gedanken werden positiver).

Liebe Grüße,
Tatjana

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