Ja, aber ...! Nein, weil ... Mangelnder Glaube an mich

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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mimschi
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Ja, aber ...! Nein, weil ... Mangelnder Glaube an mich

Beitrag Fr., 20.10.2017, 10:53

Hallo,
ich möchte mal ein Problem von mir niederschreiben, weil mein neuer Freund mit meiner Einstellung diesbezüglich ein Problem hat.

Ich bin sehr stur und teilweise uneinsichtig - leider, ich gebe das zu, versuche daran zu arbeiten. Mein Freund gibt mir bei gewissen Dingen Tipps und ich kann diese schwer annehmen bzw. umsetzen. Entweder ich suche Ausreden und Gründe, weswegen es nicht geht oder ich bin stur und sage dass ich das nicht kann.

Ohne dass ich ich es einmal ausprobiere! Ich bin der Meinung oder überzeugt davon, dass das ein Blödsinn ist und nicht gehen kann! Mittlerweile ist es so, dass ich gewisse Tipps dann irgendwann später schon versuche umzusetzen, aber es gibt vorher immer Diskussionen, weil ich als erstes mal "Nein, weil ....." sage. Ich kann meinen Freund schon verstehen dass das nervig ist für ihn, weil er da ganz anders reagiert und alles einfach mal ausprobiert, um danach festzustellen geht das oder doch nicht.

Auch im Job ertappe ich mich hin und wieder dabei, dass ich bei etwas als erstes mal "Nein, das geht so nicht" sage und dann draufkomme, dass das doch möglich ist.

Warum ist das so? Ich glaube auch absolut nicht an mich! Ich rede mir selber immer wieder ein, dass ich dieses oder jenes nicht kann. Klar sehe ich dann das negative Ergebnis! Und fühle mich dann bestätigt. Und wenn mir was gelingt, denke ich mir "Pah, Zufall".

Es gibt wenige Dinge, derer ich mich sicher fühle und auch weiß dass ich das ganz gut hinbekomme. Aber meistens denke ich negativ.

Das macht mich selber schon so wahnsinnig. Ich bin misstrauisch, skeptisch, dies dann natürlich auch meinem Freund bzw. der Partnerschaft gegenüber - ich kann doch nicht soviel Glück haben, jetzt so einen tollen Mann kennen und lieben gelernt zu haben. Der hat doch bestimmt bald von mir genug!!! Der sagt sicher nur so, dass er mich liebt .... seine Ex z.B. hat er sicher viel mehr geliebt als mich .... (und so weiter und so fort .....)

Ich will nicht mehr so denken! Wie kann ich aus dieser Spirale rauskommen??

LG
mimschi

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Zauberer
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Beitrag Fr., 20.10.2017, 14:41

Hallo Mimschi,

kannst du ein Beispielsituation beschreiben?
Was denkst und fühlst du in dem Moment, wenn dir jemand einen Rat gibt bzw. einen Vorschlag macht?

Ich sehe das von dir Geschilderte als zwei unabhängige Probleme, die nicht unbedingt miteinander zu tun haben müssen.
Einerseits keinen Rat annehmen wollen und andererseits, das nicht glauben an dich selbst.

Denn bei mir trifft das zweite auch manchmal auf mich zu, das erste jedoch nicht. Ich bin eher sehr (oder manchmal zu sehr) bereit, anderer Menschen Vorschläge umzusetzen.

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mimschi
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Beitrag Fr., 20.10.2017, 16:53

Hallo,
Beispiel im Job. Ein neues Programm und ich sag, mit dem kann man nicht arbeiten, ist zu mühsam. Klar ist es eine Umstellung und es geht doch, wenn man sich daran gewöhnt hat.

Oder privat beim Sport, da sagt mein Freund, ich soll dieses oder jenes versuchen, dann tu ich mir leichter.

Meine erste Antwort ist: "Das geht so nicht, das kann ich nicht". Oder: das geht so auch nicht besser, das kann ich nicht.

In dem Moment, wenn man mir einen Tipp gibt, fühle ich mich unfähig. Oder nicht gut genug, hilflos, schwach.

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Beitrag Sa., 21.10.2017, 13:12

Hmm... Irgendwie siehst du einen Veränderung und einen Ratschlag direkt als einen Angriff auf dich.

1. Du könntest versuchen, einen Tipp anders zu deuten: Nicht so, dass du etwas schlecht machst, d. h. als Kritik. Im besten Fall ist ein Tipp eine Hilfe. Und helfen tut einem auch nicht jeder. Wenn dir jemand hilft, liegt der Person vielleicht auch ewas an Dir, weil sie sich die Mühe macht, dir zu helfen. Für einen richtigen guten Rat kann man sich sogar bedanken.

2. Du könntest dir einen Vorschlag auch erstmal anhören und Nachfragen dazu stellen. Und wichtig: Nicht direkt bewerten! Denn du scheinst sehr schnell zu einer (negativen) Bewertung zu kommen, bevor du es überhaupt ausprobiert hast.

3. Gibst du eigentlich selber auch mal Tipps. Wie reagieren dann andere Menschen? Beobeachte das mal oder probiere es mal in begrenztem Maße, also ab und zu mal aus.

Natürlich hatt alles seine Grenzen. Ständige ungefragte Tipps und Ratschläge zu bekommen, darauf hat keiner Lust. Da kann man aber dann auch höflich Grenzen aufzeigen: "Danke, aber im Moment läuft alles gut, wenn ich eine Frage haben, komme ich dann gern nochmal auf dich zu."

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mimschi
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Beitrag Sa., 21.10.2017, 21:54

Ich glaub du hast recht, ich sehe wohl jeden Ratschlag gleich als Kritik an und reagiere deshalb so ablehnend.

Ich werde versuchen an mir zu arbeiten, dass ich Tipps annehme bzw. mal zuhöre und dann für mich alleine überlege wie und wann und ob ich diesen umsetze. Ich muss versuchen nicht gleich negativ zu reagieren. Ich weiß nicht wieso ich dies immer gleich negativ bewerte.

Ich gebe eher selten Ratschläge, wahrscheinlich weil ich mir nicht zutraue was Gescheites zu sagen. Aber wenn ich dann auch mal genau so Antworten bekomme gefällt mir das natürlich auch nicht, aber ich reg mich nicht so darüber auf.

Mein Freund kritisiert mein Verhalten aber ziemlich. Und das macht mir Angst, dass er dann bald von mir genug hat. Er meint dass er dann nicht unterscheiden kann wenn ich wirklich einen Tipp nicht umsetzen kann (wenn ich beim Sport z.B. am Ende bin), weil ich zuerst immer Nein sage. Er merkt dann nicht dass ich mich wirklich anstrenge, weil ich vorher so viele Ausreden gebraucht habe, weshalb ich dieses oder jenes nicht probieren kann.

Hatten heute eine heftige Diskussion diesbezüglich. Er kann mit meiner Einstellung bzw. Ablehnung bei Tipps nicht umgehen. Vor allem weil ich ihn ja um Rat Frage und dann alles ablehne.

Ich muss mich echt bemühen das abzulegen.

Ich neige auch dazu zu sagen, dass ich etwas nicht schaffe und vorher schon herumjammere. Aber ich schaff es dann doch.

LG

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lisbeth
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Beitrag So., 22.10.2017, 09:09

Hallo, ein kurzer Gedanke (aus eigener Erfahrung geboren):

Vielleicht sagst du so schnell und reflexhaft (?) Nein, weil das sicherer ist für dich. Ich brauche oft lange, um für mich zu einer Einschätzung zu kommen: Wie ich eine Situation für mich bewerte und was das mit mir macht. Das ist für mich verbunden mit ganz viel Unsicherheit. Wenn ich in dieser "Entscheidungsfindung" dann mit anderen Meinungen konfrontiert bin, dann macht das was mit mir. Kann sein, dass ich mich auch angegriffen fühle. Weil ich so "lange" brauche. Oder ich ordne mich automatisch unter. Oder ich sage einfach Nein.

Vielleicht kannst du - als ersten Schritt - einfach mal sagen: Das weiß ich (noch) nicht, gib mir etwas Zeit, um das für mich herauszufinden? Und auch wenn du irgendwo mal Nein gesagt hast, man kann das ja auch wieder zurücknehmen und sagen: Da war ich ein wenig voreilig, ich sehe das doch anders...
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Beitrag So., 22.10.2017, 20:24

mimschi hat geschrieben: Sa., 21.10.2017, 21:54 Ich gebe eher selten Ratschläge, (...) wenn ich dann auch mal genau so Antworten bekomme gefällt mir das natürlich auch nicht, aber ich reg mich nicht so darüber auf. (...) Mein Freund kritisiert mein Verhalten aber ziemlich. (...) Er kann mit meiner Einstellung bzw. Ablehnung bei Tipps nicht umgehen. Vor allem weil ich ihn ja um Rat Frage und dann alles ablehne.
Der Unterschied mag sein, dass er ein Mann ist.
Männer definieren mehr als Frauen durch Kompetenz. Männer wollen oft Problemlöser sein und mit ihrer Kompetenz glänzen. Du bittest ihn um Rat und er hört von dir "Nein, das geht nicht.. - Nein, das auch nicht...". Das kann sehr frustierend für ihn sein, von dir ständig negatives Feedback bekommen. Er kann seine Rolle als Problemlöser dann nicht erfüllen. Er fühlt sich dann vielleicht auch nicht wertgeschätzt.

Es gibt Kulturen (vor allem Asiatische), da wird das "Nein" möglichst vermieden. Da sagt, man nicht "Nein, das geht nicht". Da sagt man, "Interessante Idee. Danke. Ich werde mal darüber nachdenken. (Evtl noch: Vielleicht probiere ich es mal aus)." Also so die Art. Das ist 1. wertschätzend 2. Du bewerstest du wenig und das eher positiv und 3. Du verpflichtest dich nicht, das (bald) umzusetzen.
mimschi hat geschrieben: Sa., 21.10.2017, 21:54 Ich neige auch dazu zu sagen, dass ich etwas nicht schaffe und vorher schon herumjammere. Aber ich schaff es dann doch.
Was zum Beispiel? Der 10-km Lauf? Ich habe den Eindruck, das du dir häufig etwas nicht zutraust. Hast du vielleicht oft mit (Versagens)Ängsten zu kämpfen? Du sicherst dich gleich schomal ab, fall es nicht klappt. Dann ist der andere ja nicht enttäuscht, wenn du es schon vorher gesagt hast. Es ist aber okay, wenn etwas mal nicht klappt. Beim Thema Laufen bleibend: Ich nehme mir keine 10 km vor, selbst wenhn ich das im Hinterkopf habe. Ich nehme mir die Hälfte vor, und kurz vor Ereichen des 5 km, denke ich, ach du bist ja noch frisch: 1 oder 2 km gehen noch. Das mache ich immer so weiter. Manchmal schaffe ich dann sogar mehr als 10 km.

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mimschi
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Beitrag Mo., 23.10.2017, 07:22

Hallo,
stimmt, ich sage reflexhaft nein. Keine Ahnung warum. Vielleicht weil ich mal immer davon ausgehe, dass ich es eh nicht schaffe, eh nicht kann. Möglicherweise wurde mir in der Kindheit vermittelt, ich bin nicht gut genug. Wobei ich mich nicht erinnern kann, dass das meine Eltern je zu mir gesagt haben! Aber ich war nicht gut in der Schule, wiederholte eine Klasse, meine Eltern nahmen mich dann aus dem Gymnasium und gaben mich in eine Hauptschule (wo es mir besser ging).

Heuer machten wir eine lange Wanderung, ca. 100 km, und vorher jammerte ich rum, dass ich das nicht schaffen werde und was ist wenn ich es nicht schaffe. Was auch wurscht wäre, weil dann fahr ich halt mit dem Taxi weiter. Eine Lösung gäbe es immer. Und gleichzeitig aber dachte ich mir, dass ich es schon schaffen werde, ehrgeizig bin ich ja. Aber ich lasse mich sehr leicht unter Druck setzen. Mein Freund versuchte mich zu motivieren, aber ich schaltete auf stur und war bockig. Ich zerfließe dann in Selbstmitleid und sehe mich selbst dann meist als Opfer an!

Davon will ich natürlich wegkommen, es gefällt mir ja nicht. Wenn ich mit dem Rad fahre und ein kleines Bergerl rauffahre, dann kämpfe ich mich hoch und denke die letzten 200 m, ich schaff es nicht, ich hör auf. Aber gleichzeitig beiße ich mich durch, weil ich nicht so leicht aufgebe! Aber warum dann das jammern? Ich habe alles bis jetzt geschafft. Egal wie, aber ich bin die Berge hoch gekommen. Und wenn es mir zu steil wird, dann steige ich ab, mach eine kurze Pause, und fahre weiter. Damit habe ich kein Problem. Aufgeben kommt für mich nicht in den Sinn!

Deshalb, WARUM dann das jammern. wenn ich eh nicht aufgeben will! Möchte ich vielleicht von den Anderen nur hören, dass ich das schon schaffen werde? Ich glaube es ja dann mitunter eh nicht.

Hm, schwierig.

Ich werde versuchen, Tipps anzunehmen und nicht ablehnend reagieren. Wenn mir Fremde Ratschläge erteilen, sage ich auch nicht gleich nein, da bin ich dann zu höflich :) Da nehme ich es an, ich muss es ja nicht probieren. Aber wenn mein Freund mit einem Ratschlag kommt, reagiere ich so ablehnend. Er tut mir dann eh immer leid.

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