Trauma durch Mobbing + Probleme, in der Therapie zu sprechen

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Prismasplitter
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Trauma durch Mobbing + Probleme, in der Therapie zu sprechen

Beitrag Mi., 13.09.2017, 12:49

Hallo,

ich habe durch jahrelanges Mobbing in meiner Grundschul- und Oberstufenzeit und emotionale Vernachlässigung/Misshandlung durch meine Familie, die im Grunde genommen für mich und meine Problematik nicht da war, eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung.

Ich bin seit 10 Monaten in einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin und nun nach einem retraumatisierenden Klinikaufenthalt endlich wieder das Vertrauen über bestimmte Sachen in der Schulzeit zu sprechen ::? . Leider bin ich recht scheu und misstrauisch und halte es teilweise gar nicht lange aus darüber zu sprechen, weil ich auch gar nicht die Konzentration dazu habe.

Im Moment ist mein Aussehen ein großes Thema und sie möchte gerne an meinen Selbstwert, weil ich schon viel versucht habe und Suizid aufgrund meines Aussehens und die Probleme damit schon lange immer mal wieder Thema war und wir in einer Stunde vor dem Urlaub darüber geredet haben, dass ich mich deformiert fühle und meine Umwelt mir das auch immer wieder suggeriert hat im Sinne von "Missgeburt" und anderen Beleidigungen.

Für Sie ist mein Aussehen gar nicht das Problem, sondern mein Selbstbild und eben der Umgang damit und sie möchte langsam versuchen an meine Gefühle zu kommen. Wir haben nun überlegt ob es eine Möglichkeit wäre ihr über meine gezeichneten Bilder einen "Zugang" zu verschaffen, weil das Schamgefühl hier auch ganz groß ist und das Vertrauen eben teilweise nicht da :kopfschuettel:.

Ich habe jetzt morgen eine Sitzung bei ihr und hatte sie per Mail gefragt, ob es ok ist, wenn ich ihr ein Bild zum Thema Vertrauen und mein Umgang damit, was Vertrauen haben in mir auslöst und wie unsicher ich eigentlich bin, wenn es um Vertrauen und traumatische Inhalte geht zeige. Sie hat dies natürlich bejaht und würde es gerne morgen sehen, aber ich schäme mich wieder total :cry:.

Meine Bilder sind nicht hübsch und ich habe Angst, dass sie morgen noch eine Grenze überschreitet, mir zu Nahe kommt und ich die Nähe nicht aushalte. Am liebsten würde ich die ganze Stunde morgen absagen und mich verkriechen. Habt ihr schon einmal mit euren Zeichnungen in den Stunden gearbeitet?

Viele Grüße
Prismasplitter

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alatan
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Beitrag Mi., 13.09.2017, 15:19

Hallo Prismasplitter,
Prismasplitter hat geschrieben: Mi., 13.09.2017, 12:49 nach einem retraumatisierenden Klinikaufenthalt
Was ist denn geschehen?
Prismasplitter hat geschrieben: Mi., 13.09.2017, 12:49 sie möchte langsam versuchen an meine Gefühle zu kommen.
Hat sie dir denn gesagt, warum sie das möchte?

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Prismasplitter
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Beitrag Mi., 13.09.2017, 15:59

Hallo alatan,

ich hatte vor jetzt fast 2 Jahren diesen Aufenthalt in einer reinen traumatherapeutischen Tagesklinik.
Sie hatten mich auch aufgenommen, nur hatte ich beim Vorgespräch schon ein komisches "Der hat Null Bock"-Gefühl am Therapeuten wahrgenommen. Ich habe mir damals aber erstmal nicht so viel bei gedacht und war sowieso total am zittern und total aufgeregt.

Als es dann nach einem halben Jahr zum Aufenthalt kam ist er mir wieder mit der gleichen Überheblichkeit begegnet wie zuvor und hat sich auch vor Kollegen über meine Geschichte lustig gemacht, die Visiten hatten etwas von "Ich führe mal mein seltenes Zirkuspony vor!" Die Gespräche waren damals alles andere als wertschätzend und er hat in der 2. Stunde, in der es damals um das Thema Mobbing und den Wunsch Suizid zu begehen, gesagt "Sie können sich gerne nach der Klinik umbringen, solange sie mir keine Probleme damit bereiten!" Ich war damals nicht suizidgefährdet, es ging nur um die Erfahrung, aber mich hat das damals sehr getroffen. Als ich mit ihm über unsere Beziehung reden wollte, die nicht gut war kam nur ein "Sie können auch die Therapie abbrechen, es gibt genug andere Patienten" obwohl es mir gar nicht darum ging alles auseinanderzunehmen sondern um meine Ängste vor ihm. Ich hab mich in dem Klinikaufenthalt dann quasi in meinen "Tot-stell-Reflex" verzogen und habe ihm von traumatischen Ereignissen erzählt, weil er Druck gemacht hat "Wenn Sie das heute nicht erzählen war das ihr letzter Tag und sie können gehen!" Ich war damals ziemlich verzweifelt, weil er mir auch eingetrichtert hatte NUR er könne mir helfen und ich bin so untherapierbar. Wir hatten keinen guten Draht zueinander und er hat mir mehr geschadet als genutzt.
Solange er toll war, war alles gut und solange es um seine Bedürfnisse ging auch.

Meine Krankenkasse hat sich das Geld vom Aufenthalt wieder geholt und es liegt eine Beschwerde bei der Psychotherapeutenkammer vor, weil er das auch mit anderen "empfindsamen" Patienten gemacht hatte.

Meine Therapeutin möchte an meine Gefühle kommen (und ich übrigens auch, obwohl das gar nicht so sehr rüber kam), weil ich immer wieder Einbrüche habe und ich fest friere in meinem Gedanken, alle Menschen wollen mir etwas böses und sind böse. Ich habe und hatte immer die Problematik, dass ich mich in meine Fantasiewelt flüchte, gerade auch wenn jemand etwas böses sagen könnte oder ich mit Gleichaltrigen jungen Erwachsenen zu tun habe, ich bin nicht mehr belastbar und einsetzbar in Gruppen und wenn dann nur, wenn ICH mir meine Gruppe auswähle. Ich versuche derzeit krampfhaft etwas "kosmetisches" durch eine Behandlung zu kaschieren, die ich eigentlich nicht brauche, und vergesse dabei meine Psyche und eben die Tatsache, dass ich eher an den Worten und meinem sehr angeknacksten Selbstwert leide. Es geht einfach sehr viel um Kontrolle und Grenzverletzungen.


mio
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Beitrag Mi., 13.09.2017, 16:38

Hallo Prismasplitter,
Prismasplitter hat geschrieben: Mi., 13.09.2017, 12:49 Meine Bilder sind nicht hübsch und ich habe Angst, dass sie morgen noch eine Grenze überschreitet, mir zu Nahe kommt und ich die Nähe nicht aushalte. Am liebsten würde ich die ganze Stunde morgen absagen und mich verkriechen. Habt ihr schon einmal mit euren Zeichnungen in den Stunden gearbeitet?
ja, habe ich. Und ich fand es hilfreich. Wenn es Dir allerdings "Sorge" bereitet, dann sage ihr das. Du kannst das Bild/die Zeichnung ja auch einfach mitnehmen und wenn es für Dich noch nicht passt, dann lässt Du es/sie halt in der Tasche. Habe ich auch schon gemacht und es war ok und wurde nicht nur akzeptiert sondern gut aufgenommen.

Ich finde es wichtig, dass Du weisst, dass das alles DEINE Angelegenheit/Entscheidung ist, ob Du das zeigen magst oder nicht in dem Moment. Müssen tust Du da nix, aber es kann schon helfen, auch wenn es manchmal nur nach und nach geht.

Probier es aus und entscheide spontan würde ich sagen, Bilder können aber echt viel bewirken. :)

Lieben Gruss,

mio

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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 13.09.2017, 20:50

ich arbeite sehr oft mit Bildern bei meiner Therapeutin, gerade wenn es Bilder sind, welche mich quälen.
Es geht absolut nicht darum "schöne" Bilder zu machen, sie sollen ein Spiegel sein von dem was Du sagen möchtest.
Ob das eher kindliche Zeichnungen" oder perfekte Gemälde sind, ist nicht wichtig.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Prismasplitter
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Beitrag Sa., 16.09.2017, 16:53

Hallo mio und pianolullaby :),

Danke euch beiden für eure Antworten!

Am Donnerstag war die "schlimmste" Sitzung seit langem 🙄. Eigentlich wollte ich ihr ja das Bild zeigen, was ich mich dann doch nicht getraut habe, aber wir sind trotzdem auf ein Thema gekommen.

Mein Perfektionismus und meine verzerrte Selbstwahrnehmung und vorallem diese (für mich) nicht veränderbaren Glaubenssätze.

Scham ist hier ein ganz großes Thema und seit ich ihr gesagt habe ich fühle mich deformiert lässt sie da auch nicht mehr locker - im Gegenteil. Momentan ist eine große Ambivalenz da, mit ihr oder generell mit Menschen über die Schule zu sprechen, weil sie unter Umständen eben genau so denken und ich dann wieder da stehe und mich nicht (ausreichend) schützen kann. Da ist dann wieder dieses "Du solltest schon längst darüber hinweg sein!" und das "Stell dich nicht so an!" da. Ich falle auch sehr schnell in die Rolle mich verteidigen, rechtfertigen zu müssen warum die Situationen für mich so schlimm sind und werde dann panisch.

In der Stunde hatte ich kurzzeitig das Gefühl ich muss mich übergeben oder raus rennen, weil sie mein Hautbild und meine Probleme damit angesprochen hat, dieser Perfektionismus hat eben auch mit dem Wunsch keine Angriffsfläche für andere Leute mehr zu haben. Das Gefühl wertlos zu sein und höchstens ein "Mensch für die Abfalltonne" zu sein und eben auch keine Lebensberechtigung zu haben ist immer noch da.
Die Schamattacken, wenn sie das anspricht sind immer noch da.

Am liebsten würde ich mich auch vor ihr verstecken, vor allen auf der ganzen Welt.

Nächste Woche Donnerstag habe ich den nächsten Termin bei ihr - noch 5 Tage also und dann wollte ich ihr doch das Bild zeigen, weil es vermutlich nach der Stunde auch besser passt.

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Pianolullaby
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Beitrag Sa., 16.09.2017, 20:56

Als Therapeutin sollte sie dir völlig unvoreingenommen gegenüberstehen,
also auch keine Wertung reinbringen.

Würde es Dir helfen ihr bsp. vorher eine Mail zu schreiben mit diesen Dingen?
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Prismasplitter
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Beitrag Do., 05.10.2017, 18:19

Hallo,

leider ist in der Sitzung vor 2 Wochen ein bisschen die Stimmung gekippt. Sie kam mir ein wenig zu Nahe und ich habe das dann mit einem panikartigem ausfallen der Stunde letzte Woche quittiert. Ich habe ziemlich um mich gebissen und ihr auch an den Kopf geschmissen, das sie das nicht versteht, mich nicht versteht und meine Scham erst recht nicht. Ich stand während des Verfassers der Mail an Sie im Stau im Bus und war absolut im Stress, ich hatte das Gefühl das nicht überleben zu können und starke Verlustängste. Ihr gegenüber und Allgemein wegen einer erwarteten, aber für den Tag ausbleibenden Antwort.

Leider hatten wir heute nur 30 Minuten zur Verfügung, weil hier in Berlin irgendwie das Chaos herrscht (Besuch und Unwetter), aber es war eigentlich genau das gleiche vertraute Gefühl wir vor der letzten versäumten Stunde ☺.

Wir haben auch gleich über mein wildes "um-mich-schlagen" und meine Verlustängste gesprochen, über meine Klebrigkeit in Beziehungen, die den Namen eigentlich nicht verdient hat und meine Bissigkeit und Angst, wenn jemand nicht da ist (oder sich erst später meldet) und das Gefühl denjenigen dann "verloren" zu haben und nicht mehr wichtig für denjenigen zu sein. Das nicht spüren können von "Hey, er ist jetzt zwar körperlich nicht da, aber du bist ihm trotzdem wichtig!". Über meine Scham und die Tatsache, dass ich mich für alles schäme. Jeden Schritt und jeden Atemzug.

Ich bin so erleichtert. Ich dachte ich habe mein Vertrauen ihr gegenüber weggeschmissen und es wird nicht mehr so sein wie vor 2 Wochen. Aber das Vertrauen ist da! Meine Berührbarkeit ist noch da, die Nähe. Das Nähe zulassen.Und sie hält das aus, Nadine, du solltest vertrauen. Sie hat das letzte Woche auch ausgehalten.

Ich sollte das in meinem Kopf einpflanzen, das sie das aushält. Ich sie nicht vor meinen Gefühlen schützen muss und sie da ist.

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