Unter Druck, reden

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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unwichtig
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Unter Druck, reden

Beitrag Di., 18.07.2017, 20:44

Hallo zusammen.
Ich bin seit ca 4 Jahren bei meiner Therapeutin.
Ich hatte heute morgen Therapie. Sie sagte mir, dass es keinen Patienten bei ihr gibt, der so wenig sagt wie ich. Das alleine hat mich schon unter Druck gesetzt. Bin ich wirklich so falsch? Das sagt sie mir nach 4 Jahren? Ich weiß dass ich Probleme mit Vertrauen habe, aber eigentlich vertraue ich ihr. Ich habe, nicht nur in der Therapie, auch im Freundeskreis, wirklich Probleme mich zu zeigen oder über mich zu erzählen. Jetzt möchte sie nächste Stunde weitestgehend still sein und ich soll versuchen zu reden. Ich habe zwar zugestimmt, aber das macht mir so viel Druck, ich weiß gar nicht wie ich das aushalten soll, geschweige denn ob ich hingehen möchte.
Sorry, ich glaube ich musste mich einfach mal auskotzen...
Manche Menschen lachen nur um nicht zu weinen, so viele um mich herum, aber doch alleine

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candle.
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Beitrag Di., 18.07.2017, 20:52

unwichtig hat geschrieben: Di., 18.07.2017, 20:44 Sorry, ich glaube ich musste mich einfach mal auskotzen...
OK! :)

Wieviel Therapiestunden hast du denn noch?

candle
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unwichtig
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Beitrag Di., 18.07.2017, 20:57

So ca 25 sollten es noch sein. Ich bin auch weit gekommen in der Therapie. Es hat mir bis jetzt wirklich viel gebracht. Und vielleicht geht es auch noch in die Verlängerung.
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candle.
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Beitrag Di., 18.07.2017, 21:05

Ich wollte jetzt nicht weiter stören.

Naja, was das nun bedeutet und warum du jetzt mehr reden sollst, weiß ich nicht. Das kann ja auch eine Charaktereigenschaft von dir sein. Druck sollte es da nicht geben, zumal du ja sagst, dass du in der Therapie gut voran gekommen bist.

candle
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unwichtig
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Beitrag Di., 18.07.2017, 21:13

Du störst nicht! ;)
Vielleicht muss ich gucken ob ich wirklich mehr reden kann...
Danke für deine Antwort.
Lg
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Waldschratin
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Beitrag Mi., 19.07.2017, 02:06

Die Frage wäre für mich, ob du überhaupt mehr reden WILLST - oder das nur deiner Thera zuliebe tun möchtest, weil SIE das so sieht.
Wo liegen denn DEINE Bedürfnisse? Denn so "falsch" kannst du ja nicht sein, wenn du selber sagst, dass dir die Therapie an sich viel gebracht hat. :hugs:

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RoboCat
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Beitrag Mi., 19.07.2017, 12:46

Hallo unwichtig,

du machst seit 4 Jahren Therapie und nun fällt der Therapeutin plötzlich auf, dass du kaum redest? Wie ist denn die drauf?

Du schreibst, dass dir die Therapie etwas gebracht habe. Bitte verstehe das nicht als Angriff, ich möchte dir das nicht ausreden..aber ich frage mich schon, was das sein kann, dass es gut war und dir etwas gebracht hat. Immerhin sind das ja unabhängig vom Verfahren immer Gesprächstherapien. So wie ich es aus deinem Post herauslese, spricht die Therapeutin, im Gegensatz zu dir, ne ganze Menge ("Ich bin nächste Stunde mal ganz still" oder so ähnlich).

War es nun eine Therapie für die Therapeutin oder für dich? Ich bin gerade auch erstaunt, wie sie die Anträge für Verlängerungen durchgebracht hat. In vier Jahren sollte doch gewaltig etwas passiert sein, du müsstest viel gesprochen haben, was sie dann als ausbaufähig sieht und das verlängern kann.

4 Jahre sind ne wirklich lange Zeit, bei TfP ist nach 2 Jahren Schluss und bei den anderen Verfahren noch viel früher. Einzig die Analyse darf länger dauern, sofern ich richtig informiert bin. Welche Therapieform ists denn bei dir? Und du bist Kassenpatientin?

LG Robocat
:axt:

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unwichtig
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Beitrag Mi., 19.07.2017, 20:20

Robocat und Waldschratin, vielen Dank für eure Antworten.
Waldschratin hat geschrieben: Mi., 19.07.2017, 02:06 Die Frage wäre für mich, ob du überhaupt mehr reden WILLST
ja manchmal möchte ich gerne mehr reden, aber ich kann nicht... Und manchmal wird mir das alles zu viel in der Therapie, und dann möchte ich auch nicht reden...
Waldschratin hat geschrieben: Mi., 19.07.2017, 02:06 Wo liegen denn DEINE Bedürfnisse?
Meine Bedürfnisse? Bis jetzt fand ich es zumindest ok, so wie es in der Therapie gelaufen ist. Ich konnte immer ein bisschen was los werden und auch bearbeiten... Aber nun stelle ich das alles irgendwie in Frage...
RoboCat hat geschrieben: Mi., 19.07.2017, 12:46 du machst seit 4 Jahren Therapie und nun fällt der Therapeutin plötzlich auf, dass du kaum redest?

Ich finde auch sie hätte mit mir vorher schon mal drüber reden können, oder es zumindest netter verpacken können.

Ich mache eine TfP, meine Therapeutin war vorher in einer Institutsambulanz, da musste es nicht beantragt werden... Seit Februar hat sie ihre eigene Praxis, und ich bin mitgegangen, weil ich eben das Gefühl habe von ihr verstanden zu werden, und weil ich ihr vertraue. Bis jetzt dachte ich immer es sei ok so wie es ist,und ich habe viel über mich gelernt, warum ich bestimmte Sachen fühle usw. Mein Verhältnis zu meiner Mutter konnte ich für mich klären. Es tut nicht mehr so weh. Und auch traumatherapeutisch haben wir in letzter zeit viel gearbeitet. Ich habe mich wirklich gut aufgehoben gefühlt. Vielleicht ist das auch mit ein Grund warum ich jetzt so entsetzt bin.

LG unwichtig
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lisbeth
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Beitrag Do., 20.07.2017, 06:11

Hallo unwichtig,

vielleicht wäre es wichtig, dass du deiner Therapeutin ganz offen erzählst, was du hier geschrieben hast?

Dass du dich unter Druck gesetzt fühlst, dass ihre Erwartungen etwas machen mit dir und dass das für dich alles in Frage stellt?

Dann könntet ihr auch zusammen mal schauen, was es ist, was dich da unter Druck setzt.
Was ich mir auch noch vorstellen könnte: Vielleicht möchte die Therapeutin mit dir auch einfach mal schauen, warum du so wenig sagst. Ich kann mir vorstellen, dass du innerlich da auch ganz schön viel zensierst, und wichtige Informationen gar nicht Preis gibst, oder nur stückchenweise rauslässt. Falls das so ist, war das von deiner Therapeutin unglücklich formuliert.
Aber wenn du bisher mit ihr gut klar gekommen bist, könnt ihr das auch sicher miteinander klären.

Ich kann mir vorstellen, dass es sie vielleicht interessiert, warum du so wenig sagst:
- weil es dir schwerfällt, ihr zu vertrauen
- weil du Angst hast, dass sie das was du sagst gegen dich richtet irgendwann
- weil du dich selbst und deine Probleme nicht so richtig wichtig nehmen kannst (da kommt bei mir auch die Frage auf, ob dein Nutzername hier im Forum in diese Richtung geht...)
- weil du Angst hast, etwas "Verkehrtes" zu sagen...
... kann noch 1000 andere Gründe geben, aber für sie wäre das schon auch interessant zu wissen.

Was auch sein kann (aber nicht muss):
- vielleicht "passt" es einfach nicht so gut zwischen euch? Hast du schon mal mit anderen Therapeuten gearbeitet? War es da genauso, dass du so wenig gesagt hast?

Meine allererste Therapie vor über 20 Jahren lief so, dass ich ganz viel geschwiegen habe. Ich habe mich nicht getraut, wirklich etwas von mir Preis zu geben. Weil mir meine Probleme irgendwie lächerlich erschienen. Weil ich selbst nicht so richtig formulieren konnte, *was* überhaupt mein Problem ist. Meine damalige Therapeutin hat mir zwar den Raum gegeben, aber ich konnte ihn einfach nicht nutzen. Ich hatte sie öfters mal gebeten, mir da mehr Hilfe zu geben, aber da kam nichts von ihr. Jemand anders, der anders arbeitet, wäre damals für mich hilfreicher gewesen, weil die Hürden für mich einfach zu hoch waren.
Diese Therapie hatte mir trotz allem auch geholfen. Aber mit dem was ich heute weiß, denke ich, dass eine andere Person für mich besser gewesen wäre, die aktiver auf mich zukommt und mich abholt.

Alles Gute,
lisbeth.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


Waldschratin
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Beitrag Do., 20.07.2017, 16:23

Ich denk auch, das Beste ists immer, erstmal ansprechen und der/dem Thera die Möglichkeit geben, sich zu erklären.

Dass du jetzt gleich ALLES in Frage stellst, dafür seh ich noch keinen Anlass.
Vielleicht denkt deine Thera ja auch, dass sie jetzt, da sie "in eigener Praxis" arbeitet, sowas wie nen anderen "Auftrag" dir gegenüber hat.
Oder sie hatte einfach mal nen nicht so guten Tag oder der Klient vor dir war noch "präsent" in ihr oder oder oder... :)

Dass das was mit dir macht ist ja logisch. Und interessant, WAS es auslöst in dir. Dass du entsetzt bist, dich nicht mehr aufgehoben fühlst etc.
Sind wichtige Rückmeldungen an deine Thera und wichtige "Hinguckanlässe" für dich.

Wann hast du denn wieder die nächste Stunde? Hoffentlich liegt nicht ausgerechnet jetzt ne Urlaubspause dazwischen....

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unwichtig
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Beitrag Do., 20.07.2017, 21:11

Guten Abend zusammen,
ich werde es auf jeden Fall nächste Stunde ansprechen, es fällt mir wahrscheinlich nur schwer hinzugehen, weil ich irgendwie denke, dass ich 4 Jahre was verkehrt gemacht habe... Vielleicht sind es auch Gefühle aus meiner Kindheit, nie richtig zu sein, nichts richtig machen zu können, den Ansprüchen anderer nicht zu genügen...
Ich vertraue meiner Therapeutin, keine Frage. Und ich denke auch dass es ganz gut passt zwischen uns. Sonst hätte sie mich nicht mitgenommen als Patientin, und ich wäre auch nicht mitgegangen. Ich hatte schon ein paar andere Therapeuten, da habe ich auch so wenig geredet glaube ich... Da ist dann ganz oft großes Schweigen ausgebrochen...
Es ist bestimmt auch so, dass ich mich manchmal nicht so wichtig nehme, daher auch mein Username... Dass ich auch nicht weiß, gehört das in die Therapie, ist das überhaupt wichtig usw...
Aber ich bin privat auch nicht jemand der viel redet... Ich habe das Gefühl die anderen interessiert es nicht, ich nerve, das ist unwichtig ...
Am Dienstag habe ich den nächsten Termin bei ihr, bevor sie dann im Sommerurlaub ist... Also ich könnte es noch klären wenn ich mag...
Einen schönen Abend euch...
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RoboCat
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Beitrag Fr., 21.07.2017, 13:43

Hallo unwichtig,

ich denke gerade, dass es sich bei der Aussage "Sie reden zu wenig" auch um eine therapeutische Intervention handeln könnte. Denn wie ich in deinem Folgepost gelesen habe, hast du ja eigentlich doch ganz schön viel gesprochen und das auch über schwerwiegende Themen wie das Verhältnis zur Mutter, dass du verändern konntest. Das wäre ja gar nicht gegangen, wenn du immer nur wie ein Fisch dagesessen hättest...

Ich finde auch, dass du sie fragen solltest. Und ihr auch erzählen, dass du dich jetzt nach dieser Aussage so "falsch" fühlst. Ich hatte auch mal so eine ähnliche Situation (mache auch TfP) und es stellte sich heraus, dass ich etwas sprichwörtlich in den falschen Hals bekommen habe, weil ich sehr negativistisch bin oder damals war, etc pp.

Ansonsten ist mir noch eingefallen, dass mir das Reden auch manchmal schwer fällt. Kommt aber auf meine Tagesform an. Bei schwierigen Themen hat es mir geholfen, mir Stichpunkte für die Sitzung aufzuschreiben. So war das Schweigen dann gebrochen, wenn auch holprig und staksend meinerseits ;-)

Alles Gute für dich!!
:axt:

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Beitrag So., 23.07.2017, 19:03

Guten Abend,
ich werde das alles am Dienstag ansprechen. Habe mich entschieden hin zu gehen und nicht abzusagen... Ich denke dass ich das schon klären muss...
Vielleicht habe ich da ja wirklich was in den falschen Hals bekommen oder so... Es sind halt nur meine Gedanken und Gefühle zu der Aussage die so blöd sind. Aber das heißt ja nicht dass es auch so gemeint war wie ich es mir denke... Wir werden sehen...
Liebe Grüße, unwichtig
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wandermaus123
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Beitrag Di., 25.07.2017, 20:52

Das hat doch keinen Sinn reden zu müssen, wenn man nicht will.
Ich würde dann gar nix mehr sagen.
In der Therapie schweige ich meistens und das ist gut so.

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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 26.07.2017, 01:00

und was bringt es, zu schweigen?
Um zu schweigen brauche ich keine Thera, dann kann ich auch zuhause die Wand anschweigen
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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