Unclear memories

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Bumpam
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Unclear memories

Beitrag So., 28.05.2017, 19:00

Ich, nach langer Zeit mal wieder – mit folgenden Fragen in die Runde:

Hat jemand von Euch Erfahrungen mit verzerrten Erinnerungen? Wann und wie haben sich die aufgelöst?
Und kennt jemand von Euch Unsicherheit bezüglich der Erinnerungen/Bilder, nicht vorübergehend, sondern anhaltend? Wie gingt/geht Ihr damit um?

Bei mir ist es so, dass ich seit diese Bilder aufgetaucht sind, mit ihnen hadere. Es ist klar (und es gibt auch „Beweise“) dass so Einiges in meiner Kindheit passiert ist. Und ich kann mich daran nicht normal erinnern. Diese „Erinnerungen“ sind wie nicht zu mir gehörig, wie ein Film. Obwohl ich aus externen Quellen weiss, dass es so - oder zumindest ungefähr so – passiert ist. Das allein wär auch eh schon genug Material für eine ordentliche Störung.
Dann hab ich aber auch flashbacks, die von Dingen handeln, die primär sehr unwahrscheinlich sind (nicht ritueller Missbrauch, aber auch nicht unbedingt mainstream). Fühlt sich genauso an wie das andere. Also genau so surreal.

In der Therapie mit diesen Bildern arbeiten hilft. Also könnte ich ja dann einfach sagen, ist ja wurscht, Hauptsache es geht mir langsam immer besser. Aber ich merke, das funktioniert einfach so nicht. Es macht einfach einen zu grossen Unterschied, ob mir das passiert ist oder nicht. Also hadere ich immer weiter.
Meine Therapeutin begleitet mich natürlich dabei, sie hat mir zu keinem Zeitpunkt irgendetwas aus- oder eingeredet, und ist der Ansicht, irgendwann werde ich zu einer inneren Gewissheit kommen. Aber das Ganze geht jetzt schon eine Weile ohne Entwicklung. Immer nur hin und her.

Ich würd mich über einen Austausch freuen, vielleicht gibt es ja Anregungen, die mir zu einem besseren Umgang verhelfen…

Liebe Grüsse, Bumpam

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Waldschratin
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Beitrag So., 28.05.2017, 19:18

Naja, ich kenne dieses Festhalten an der Zweifelei als ne Art Schutz/Abwehr, weil dann ja immer noch sein kann, das Problem bin ich selber mit meiner regen Phantasie und das, was ich meine zu erinnern, ist ja doch nicht "wirklich" so passiert.

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Bumpam
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Beitrag So., 28.05.2017, 19:25

Halo Waldschratin,
ja das wäre eine Variante - eine plausible auch.
Umso mehr quält es mich, dass ich es eben nicht weiss.
Wenn es Fantasien, Übertreibungen, Verzerrungen - was auch immer wären, dann wäre es weniger schlimm. Also müsste es vielleicht weniger schlimm sein. Vielleicht mache ich es mir künstlich schlimm, indem ich (zeitweise) etwas glaube, was so gar nie passiert ist.....
Hoffe, das war jetzt nicht völlig wirr.
Liebe Grüsse
Bumpam


ziegenkind
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Beitrag So., 28.05.2017, 19:34

Bumpam, ich hab ca. 4 jahre mit hin und her, mit zweifel und hadern verbracht. und dann kam irgendwann ruhiges wissen: ich wusste, einige bilder stimmen, andere waren eher ein metaphorischer ausdruck. das passierte in dem moment, in dem ich mit beidem leben konnte: damit, dass es wirklich so war und damit, dass meine not in bildern zu mir sprach.


ich weiß, es klingt blöd und als meine therapeutin das damals immer sagte, bin ich hin oder wieder die wände hoch, aber: vertrau ein bisschen dem prozess, dann wenn du hin und wieder in die beobachterperspektive kommst.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Bumpam
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Beitrag So., 28.05.2017, 19:42

Uff, in diesem Zeitrahmen hätte ich ja grad erst Halbzeit erreicht....
Danke, Ziegenkind für die Zeilen.
Klingt auch nicht blöd, das mit dem Wände hochgehen ist aber durchaus ähnlich hier
Vertrauen ist generell nicht meine Stärke.
Der Prozess Therapie ist mir sowieso hochgradig suspekt.
Und ja - der Moment wo ich mit beidem leben könnte. Das sitzt gut. Denn nein, derzeit könnte ich wohl nicht mit beidem leben.
Liebe Grüsse
Bumpam

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candle.
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Beitrag So., 28.05.2017, 19:43

Hallo!

Ich kann jetzt nicht so von Erinnerungen sprechen, aber von Bildern und Filmchen und Träumen sozusagen.
Eine Sache war ziemlich bedrohlich, was ich mir absolut nicht vorstellen kann und anderes wirkte so gar nicht bedrohlich und löste extreme Angst aus, was mich nachts dann aus dem Bett riß.

Besprochen habe ich diese Sachen in Therapie nie, das ergab sich einfach nicht. Aber es ist weg und bin darüber sehr froh, das ging mit der Zeit als ich wieder stabiler wurde.

Lange bevor ich das hatte, habe ich auch immer gesucht und gedacht und mich zermürbt, aber hilfreicher ist wohl zu versuchen etwas entspannter heranzugehen bis sich das alles auflöst, ob es Zweifel bestätigt oder nicht.

Viele Grüsse!
candle
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Waldschratin
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Beitrag So., 28.05.2017, 19:45

Bumpam hat geschrieben:Hoffe, das war jetzt nicht völlig wirr.
Nein, das war nicht wirr für mich, hab mich ja selber lange Zeit mit ganz ähnlichen Gedanken rumgeschlagen.
Ich hab mich z.B. an meine ersten 6 Lebensjahre lange Zeit gar nicht erinnern können. Meine ersten Erinnerungen begannen mit dem Tag der Einschulung, die Zeit davor : völlig blande.
Als mich dann mit Anfang 20 die ersten Erinnerungen (im Klartext : Flashbacks von recht krassen Traumasituationen) aus heiterem Himmel heimsuchten, hatte ich erst das Gefühl, jetzt dreh ich durch, komm in die Klappse und bezieh für die nächsten 50 Jahre ne "kuschlige" Gummizelle. Das war so surreal alles...Ich hab das auch aus ner extremen Distanz erlebt. Aber ist ja klar : Dissoziationen haben das ja an sich. Man steht "neben sich" beim Erinnern und "sieht" das, als obs jemand anderem geschieht, der man dann doch irgendwie selber ist.

Bei mir wars auch ähnlich : Im Prinzip hatte ich tatsächliche Beweise in der Hand. Sogar schriftlich Festgehaltenes, wo beschrieben war, was man mit uns Kindern angestellt hatte. Ich hatte Berichte von Cousinen, die inzwischen selber mit ihren Erinnerungen kämpften. Und Erzählungen von ner nahen Verwandten, als sie älter wurde und nicht mehr so gut steuern konnte, was sie da erzählte.
Trotzdem hab ich gezweifelt, hab versucht zu relativieren.

Was mir damals geholfen hat, dann doch gegen alle Zweifel mal von "worst case" auszugehen und die Erinnerungen in diesem Sinn zu bearbeiten, war der doch recht logische Rückschluss : Wenn ich nötig habe, das, was ich da erinnere, zu relativieren, wie schlimm muß es dann eigentlich gewesen sein? Bzw. dann muß es schlimm und katastrophal gewesen sein. Sonst gäbe es gar keine Notwendigkeit zu relativieren.
Ich bin ja nun eher ne "Robuste", was Umgang mit Traumatisierungen angeht. So manches, wo andere schon gar nicht mehr hindenken wollen, da sagte ich auch damals schon : Ja, war halt so.

Also wie schlimm muß etwas sein, wenn ich es nötig hab, das mir selbst gegenüber relativieren zu müssen, um damit weiterleben zu können?

Und ansonsten hab ich mich an die gesammelten Fakten/Beweise/Berichte aus meinem Umfeld gehalten und denen sozusagen den Vorzug gegeben, dass ich ihnen glaube.

Ich schliess mich ziegenkind an : Versuche, dem Prozess an sich zu vertrauen. Das wird!

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Bumpam
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Beitrag So., 28.05.2017, 19:50

Hallo Candle,
auch interessant, dass es einfach gekommen und wieder verschwunden ist bei Dir - darf ich fragen, ob Du einen Auslöser für die Bilder identifizieren konntest?
Ich habe früher immer und immer wieder gesucht - aber damals sind nie Bilder entstanden. Ich hatte immer nur Albträume und diese fürchterlichen Stimmen im Kopf. Und keine Erinnerung an die Kindheit.
Die Bilder sind aufgetaucht nach einer Retraumatisierung, da war gar nichts möglich mit entspannt oder so.
Und die Gefühle die mich zeitweise überrollen, die sind völlig unerträglich, skills hin oder her.
Wenn ich dann wenigstens wüsste was passiert ist, so halbwegs.
Ich finde das jedenfalls spannend, dass es das gibt, dass es von selber wieder geht.
Liebe Grüsse
Bumpam

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Bumpam
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Beitrag So., 28.05.2017, 19:57

Danke Waldschratin, für die ausführliche Beschreibung!
Es macht mir wirklich Mut, dass es anders werden kann.
Ich kann auch viel damit anfangen:
Waldschratin hat geschrieben: So., 28.05.2017, 19:45 Also wie schlimm muß etwas sein, wenn ich es nötig hab, das mir selbst gegenüber relativieren zu müssen, um damit weiterleben zu können?
Ja, den Gedanken hatt ich auch schon.
Ich hab mich nur nie "getraut" ihn zu haben.
Weil es ja heissen würde dass ich nicht feig und wehleidig bin.
Aber das führt jetzt wohl vom Thema weg, sorry.
Vielen vielen Dank auf jeden Fall!
Liebe Grüsse
Bumpam

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Pianolullaby
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Beitrag So., 28.05.2017, 19:59

Bumpam hat geschrieben: So., 28.05.2017, 19:00 Ich, nach langer Zeit mal wieder – mit folgenden Fragen in die Runde:

Hat jemand von Euch Erfahrungen mit verzerrten Erinnerungen? Wann und wie haben sich die aufgelöst?
Und kennt jemand von Euch Unsicherheit bezüglich der Erinnerungen/Bilder, nicht vorübergehend, sondern anhaltend? Wie gingt/geht Ihr damit um?
Hallo Bumpam (lustiger Name, wie entstand er?)
Ja, ich kenne solche Erinnerung sehr gut. Ich kämpfe damit seit über 20 Jahren. Teilweise sind es klare Erinnerungen,
aber auch welche die verzerrt sind. Häufig sind dies dissoziative Erinnerungen. Die sind anders abgespeichert, und fühlen sich deshalb auch unwirklich an. Es gibt es aber tatsächlich, dass man Erinnernungen falsch verknüpft. Das heisst nicht, dass sie nicht wahr sind, aber sie haben sich vllt in anderen Begebenheiten ereignet, oder sind auch zusätzlich mit Träumen gespickt. Für mich sind sie mittlerweile Normalität. Mir hilft es aber auch, solche in meiner Therapie zu sprechen und zu sondieren. Ich schreibe sie auch sehr oft auf, einfach um evt. später nochmal darauf zurück greifen zu können.
Bumpam hat geschrieben: So., 28.05.2017, 19:00Bei mir ist es so, dass ich seit diese Bilder aufgetaucht sind, mit ihnen hadere. Es ist klar (und es gibt auch „Beweise“) dass so Einiges in meiner Kindheit passiert ist. Und ich kann mich daran nicht normal erinnern. Diese „Erinnerungen“ sind wie nicht zu mir gehörig, wie ein Film. Obwohl ich aus externen Quellen weiss, dass es so - oder zumindest ungefähr so – passiert ist. Das allein wär auch eh schon genug Material für eine ordentliche Störung.
Ich kann gut verstehen, dass du damit haderst, das ging mir auch ganz lange so. Und genau für solche Traumata ist es normal dass man sich daran nicht wirklich erinnern kann. Das ist laut meiner psych. Gutachterin genau der Beweis, dass solche Traumata vorliegen. Leider bringt es nicht viel damit zu hadern. So sind sie mit Wut beladen und lassen sich kaum verändern. Deswegen sollte die Lösung sein, sie zu akzeptieren und dann zu verändern.
Bumpam hat geschrieben: So., 28.05.2017, 19:00Dann hab ich aber auch flashbacks, die von Dingen handeln, die primär sehr unwahrscheinlich sind (nicht ritueller Missbrauch, aber auch nicht unbedingt mainstream). Fühlt sich genauso an wie das andere. Also genau so surreal.
Auch Flashbacks sind für solche Traumata normal. Ich hätte auch nie gedacht, dass bei mir noch so viel auftaucht, eben genau solche welche ich für unmöglich gehalten hätte. Bei mir ist es jedoch tatsächlich so, dass sie passiert sind. (Bsp. ritueller Mb). Es kan sein, dass es dir passiert ist, muss es aber nicht. Ich hatte Bestätigungen
Bumpam hat geschrieben: So., 28.05.2017, 19:00 In der Therapie mit diesen Bildern arbeiten hilft. Also könnte ich ja dann einfach sagen, ist ja wurscht, Hauptsache es geht mir langsam immer besser. Aber ich merke, das funktioniert einfach so nicht. Es macht einfach einen zu grossen Unterschied, ob mir das passiert ist oder nicht. Also hadere ich immer weiter.
Meine Therapeutin begleitet mich natürlich dabei, sie hat mir zu keinem Zeitpunkt irgendetwas aus- oder eingeredet, und ist der Ansicht, irgendwann werde ich zu einer inneren Gewissheit kommen. Aber das Ganze geht jetzt schon eine Weile ohne Entwicklung. Immer nur hin und her.
Auch hier kann ich dich gut verstehen. Noch vor 2 Jahren hätte ich auch gesagt, ich muss jeden Fitzel, jedes Detail wissen. Mittlerweile bin ich zu der Ansicht gelangt. Ja ich möchte wissen, was in etwa passiert ist, aber Details brauche ich nicht mehr. Und zwar weil ich das Gefühl habe, kommt es darauf an, ob ich 150x oder 200x vergewaltigt wurde.
Es ist so oder so grausam und eine Abschäulichkeit. Da kommt es auf 1x mehr oder weniger nicht mehr drauf an. Doch ich verstehe dich immer noch sehr gut.
Bumpam hat geschrieben: So., 28.05.2017, 19:00Ich würd mich über einen Austausch freuen, vielleicht gibt es ja Anregungen, die mir zu einem besseren Umgang verhelfen…

Liebe Grüsse, Bumpam
Ich wünsche Dir dass Du hier weitere User kennen lernst, und dich austauschen kannst.
Ich bin gerne bereit mit Dir zu schreiben.
Hast Du in Deinem realen Leben ebenfalls Personen mit welchen Du sprechen kannst.
Therapeut oder Therapeutin?
Zuletzt geändert von Pianolullaby am So., 28.05.2017, 20:17, insgesamt 1-mal geändert.
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candle.
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Beitrag So., 28.05.2017, 20:06

Bumpam hat geschrieben: So., 28.05.2017, 19:50 Die Bilder sind aufgetaucht nach einer Retraumatisierung, da war gar nichts möglich mit entspannt oder so.
Da hättest du dann deinen Auslöser. Mein Auslöser war im Grunde und ganz platt Stress. Scheidung und Ärger mit der Herkunftsfamilie.

Dass es verschwunden ist, mag an der "Traumatherapie" liegen, da wurde ich aber mehr stabilisiert als dass etwas verarbeitet wurde. Und wenn der Stressfaktor irgendwann wieder "entfällt"- ganz weg wird es ja nie sein- ging es auch besser. Und wenn es besser ist, habe ich nicht ganz so starke Probleme.

Mit Skills habe ich keine Erfahrung, das hat mich niemand gelehrt. Ich habe mich da um mich selber gekümmert. Als ich nicht schlafen konnte, bin ich nachts mit Kamera durch die Gegend gezogen, das fanden Ärzte und Therapeuten super. Leider war es für mich überhaupt nicht super, weil wie du auch schreibst, war das eine furchtbare Quälerei, vor allem, wenn man alleine ist und keiner da ist, der einen ein wenig ablenken kann. Eine furchtbare Zeit, die ich meinem ärgsten Freund nicht an den Hals wünschen wurde.

Ich hatte auch immer so Momente als wenn sich da was umswitcht. Das ging manchmal nur Sekunden, dann war ich Kind, dem gerade was passierte, im nächsten Moment war ich wieder in der Realität. Und mit meinem Aussehen bekam ich dann auch noch Probleme, nicht, dass ich mich nicht hübsch finden würde, aber ich sah dann im Wechsel die Elternteile in meinem Gesicht und auch am Körper. Also ein Spiegel war ganz schlimm eine Zeit lang.

Dann konnte ich lange nicht schlafen, weil ich Albträume hatte, dann konnte ich dort nicht schlafen, weil mir übel wurde und ich auch Panik bekam, also schlief ich dann nicht mehr im Bett....

Ich hoffe, dass du diese Phase bald überstanden hast! Tut mir leid! Ist es denn gut jetzt zu schreiben?

LG candle
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Bumpam
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Beitrag So., 28.05.2017, 20:13

Hallo Pianolullaby,
auch dir herzlichen dank für die lange Antwort!
Pianolullaby hat geschrieben: So., 28.05.2017, 19:59 Hallo Bumpam (lustiger Name, wie entstand er?)
Hannes und sein Bumpam. Heiss geliebtes Bilderbuch.
Pianolullaby hat geschrieben: So., 28.05.2017, 19:59 Auch hier kann ich dich gut verstehen. Noch vor 2 Jahren hätte ich auch gesagt, ich muss jeden Fitzel, jedes Detail wissen. Mittlerweile bin ich zu der Ansicht gelangt. Ja ich möchte wissen, was in etwa passiert ist, aber Details brauche ich nicht mehr. Und zwar weil ich das Gefühl habe, kommt es darauf an, ob ich 150x oder 200x vergewaltigt wurde.
Es ist so oder so grausam und eine Abschäulichkeit. Da kommt es auf 1x mehr oder weniger nicht mehr drauf an. Doch ich verstehe dich immer noch sehr gut.
Nein, die letzten Details sind es nicht. Ob es jetzt ein Jahr länger oder kürzer ging.
Aber so grundsätzlich. Das wär mir einfach sehr sehr wichtig.
Auch weil es für mein jetziges Leben impact hätte, ein bisschen mehr zu wissen.
Um im hier und Jetzt endlich ein bisschen das Gefühl von Sicherheit zu haben.
Das hatte ich noch nie, seit ich denken kann nicht.
Pianolullaby hat geschrieben: So., 28.05.2017, 19:59 Ich wünsche Dir dass Du hier weitere User kennen lernst, und dich austauschen kannst.
Ich bin gerne bereit mit Dir zu schreiben.
Hast Du in Deinem realen Leben ebenfalls Personen mit welchen Du sprechen kannst.
Therapeut oder Therapeutin?
Ja ja, ich gehe laufend in Therapie. Ausserhalb der Therapie rede ich aber mit niemandem darüber. Dazu habe ich viel zu viel Angst. Ich habe ja auch in der Therapie endlos gebraucht um Vetrauen fassen zu können.....
Und vielen Dank auch für Deine Bereitschaft mit mir zu schreiben - es hilft mir wirklich von anderen zu hören, wie sie es erlebt haben!
Liebe Grüsse
Bumpam

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Bumpam
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Beitrag So., 28.05.2017, 20:20

Hallo Candle,
interessante Frage, ob es gut ist zu schreiben...
Ja, ist es.
Weil ich ja nur in der Therapie darüber rede. Weil ich ansonsten immer funktioniere, mir nie was anmerken lass.
Was gut ist, weil mich der strukturierte Alltag stabilisiert.
Aber halt den Nachteil hat, dass mich keiner sehen kann. Das verhindere ich. Und hier, im (hoffentlich) anonymen Netz, kann ich zumindest ein bisschen das Gefühl bekommen: ja da sehen mich welche. Ja, die schreiben über mich. Über mcih, nicht die Attrappe, die ich 99% der Zeit bin.
Das was Du beschreibst ähnelt meinem Erleben. Es wird langsam besser. Zumindest schlafe ich langsam besser.
Und die flashbacks überfallen mich seltener, und ich finde schneller raus.
Ich bin sehr froh zu lesen, dass das für Dich in der Vergangenheit liegt in zwischen
Liebe Grüsse
Bumpam

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Möbius
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Beitrag Mi., 07.06.2017, 05:55

@ Bumpam

"unclear memories" lese ich zum ersten Mal - mit der aktuellen Terminologie tue ich mir als klassischer "Freudianer" etwas schwer, habe auch nur wenig aktuelle Literatur gelesen, ahne also nur, was Du meinen könntest.

Mit "Flashbacks" im engeren Wortsinne war ich selbst nie konfrontiert - meine Erinnerungen an meine Traumata sind durch Psychoanalyse wieder bewußt gemacht worden. Bei der Analyse tauchen diese Erinnerungen aber niemals vollständig auf, wie man sich das wünschen würde, sondern als "fragmentierte Erinnerungen", wie es mein Therapeut bezeichnet. Es sind einzelne Bilder, kurze Sequenzen von allenfalls einigen Sekunden an Dauer und eben zudem häufig verfremdet. Einzelne Teile sind manchmal wie aus einem Foto herausgeschnitten, die "ausgeschnittenen Teile" kommen mitunter erst Jahre später wieder zu Bewußtsein, so daß ein vollständiges Bild entsteht. Auch andere Verfremdungen kommen vor. Die letzten Erinnerungen sind durch Traumdeutung bewußt geworden - das war mitunter sehr kompliziert. Im Dezember 16 ist die Erinnerung an eine pädosexuelle Gruppensex-Party bewußt geworden, zu der mich meine lieben Eltern (die es mir wirklich "richtig" gegeben haben) mitgenommen hatten. Dieses Wiedererleben war in 3 einzelne Träume aufgespalten gewesen, in denen die Personen meiner Eltern zudem durch andere Personen repräsentiert worden waren - meine Mutter zB durch die Krankenschwester, die nicht nur die Anmeldung bei meinem Therapeuten besorgt, sondern auch Co-Therapeutin ist. Es gibt eine Inzest-Mutter-Übertragung auf diese Krankenschwester. In Träumen kann sie also sehr gut die Stelle meiner Mutter einnehmen. Eine Gruppensex-Szene, die ich als Kind bei dieser Party wohl beobachtet hatte, ist durch ein torkelndes, übermannsgroßes "Modell" eines Tyrannosaurus Rex repräsentiert worden - das ist die Verfremdung durch die "Traumarbeit" und die "Traumzensur" und das macht die psychoanalytische Traumdeutung auch so kompliziert.

Auch ist die Intensität dieses "Wiedererlebens" sehr unterschiedlich: manchmal trifft es einen wie ein Schlag - ist selbst traumatisierend, manchmal ist es nur ein schemenhaftes, undeutliches Bild im Nebel, von dem man selbst nicht weiß, wie man es einordnen soll - ob es autosuggestiv ist oder eine echte Erinnerung ... ? Das ist dann stets ziemlich beunruhigend.

Gemeinsam ist diesen Erinnerungen jedoch regelmässig, daß sie nicht in das bisherige Bild von der eigenen Lebensgeschichte passen wollen - als "extrem unwahrscheinlich" empfunden werden: "Das kann doch eigentlich garnicht sein!" Die Ursache dafür ist "Der Familienroman der Neurotiker", wie ein kurzer Aufsatz Freuds darüber betitelt ist: man konstruiert - unbewußt - eine teilweise falsche Lebensgeschichte um die Traumata, die ja ins Unbewußte verdrängt sind, für das Bewußtsein nicht existieren, herum. Manchmal gibt es harmlos erscheinde "Deckerinnerungen". Die Autofahrt zu jenem Pädo-Gruppensex-Event war nie verdrängt gewesen, schien ein harmloser "Sonntagsausflug" gewesen zu sein.

Man muß diese Erinnerungen "durcharbeiten" (Freud), dh die eigene Lebensgeschichte unter dem Licht der neu (wieder) bewußt gewordenen Erinnerungen und des auch rein kognitiv erworbenen Wissens um die eigene Persönlichkeit und ihre Störungen betrachten, die Erinnerungen auf diese Weise "integrieren" - was aber noch nicht die vollständige Integration im traumatologischen Sinne darstellt. Diese erfolgt eben auch im Unbewußten.

Mein eigenes Bild von meinen Eltern und meiner Kindheit war - vergröbert etwa so, daß meine Kindheit einerseits bis zum Ausbruch einer Pollenallergie ganz normal verlaufen war und andererseits meine Eltern prüde, sexualfeindlich, verklemmt gewesen waren. So war das Klima in der Familie in den späteren Jahren nämlich gewesen. Das war mein "Familienroman" gewesen, den ich hier natürlich nur ganz groß andeuten kann. In Wahrheit haben es meine lieben Eltern ganz extrem getrieben - eben auch unter Einschluß Pädosexuellen Inzests.

Gruß
Möbius

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Bumpam
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Beitrag Mi., 07.06.2017, 17:58

Hallo Möbius!
Möbius hat geschrieben: Mi., 07.06.2017, 05:55 "unclear memories" lese ich zum ersten Mal - mit der aktuellen Terminologie tue ich mir als klassischer "Freudianer" etwas schwer, habe auch nur wenig aktuelle Literatur gelesen, ahne also nur, was Du meinen könntest.
Kein Wunder, dass Du es zu ersten Mal liest – war meine „Erfindung“ – in Anlehnung an die „false memories“, und zur Abgrenzung von diesen – weil es mir um die (mittlerweile meistens) nicht geht.
Ich meinte damit – das was man so liest darüber wie einem in der Therapie oder sonst wo aufgrund von Symptomen im Jetzt Erlebnisse der Kindheit suggeriert werden, die so nie passiert sind und die Erinnerung dadurch verfälscht wird, „sowas“ ist bei mir nicht im Spiel gewesen. Auch wenn ich trotzdem immer wieder denke, ich habe es geschafft mir das zusammenzureimen und es kann ja so gar nicht gewesen sein….
„Unclear“ bezieht sich aber nicht nur auf das fehlende Narrativ hinter den Bildern – es bezieht sich auch darauf, dass ich nicht sagen kann, wann ich was „gesehen“ oder über meine Kindheit „geglaubt“ habe. Ich weiss nur dass ich mich nie „richtig“ erinnern konnte, und dass ich immer viele Albträume hatte. Manchmal habe ich das Gefühl, die Bilder waren dazwischen auch immer mal wieder da, dann wieder weg, dann wieder, dass ich immer nur ein vages Gefühl von „etwas ist passiert“ (oder vielleicht auch nur „etwas muss passiert sein“?) hatte. So ungefähr meinte ich das.

Möbius hat geschrieben: Mi., 07.06.2017, 05:55 Mit "Flashbacks" im engeren Wortsinne war ich selbst nie konfrontiert - meine Erinnerungen an meine Traumata sind durch Psychoanalyse wieder bewußt gemacht worden. Bei der Analyse tauchen diese Erinnerungen aber niemals vollständig auf, wie man sich das wünschen würde, sondern als "fragmentierte Erinnerungen", wie es mein Therapeut bezeichnet. Es sind einzelne Bilder, kurze Sequenzen von allenfalls einigen Sekunden an Dauer und eben zudem häufig verfremdet. Einzelne Teile sind manchmal wie aus einem Foto herausgeschnitten, die "ausgeschnittenen Teile" kommen mitunter erst Jahre später wieder zu Bewußtsein, so daß ein vollständiges Bild entsteht.
Ja, so kenn ich das mit „normalen“ Erinnerungen, solchen die mich nicht überfluten, die aber durchaus belastend sein können. Komischerweise mache ich mir bei denen wenig Gedanken darüber, ob die jetzt genau so stimmen oder nicht.
Ich kenne auch die von Dir beschriebenen Verfremdungen in Träumen (und auch ähnlich zu Deinen Beschreibungen). Mein Hirn ist aber wohl eher simpel gestrickt: ich finde die immer ziemlich einfach zu durchschauen in meinen Träumen, die Symbolik ist da doch eher straightforward.


Möbius hat geschrieben: Mi., 07.06.2017, 05:55 Gemeinsam ist diesen Erinnerungen jedoch regelmässig, daß sie nicht in das bisherige Bild von der eigenen Lebensgeschichte passen wollen - als "extrem unwahrscheinlich" empfunden werden: "Das kann doch eigentlich garnicht sein!" Die Ursache dafür ist "Der Familienroman der Neurotiker", wie ein kurzer Aufsatz Freuds darüber betitelt ist: man konstruiert - unbewußt - eine teilweise falsche Lebensgeschichte um die Traumata, die ja ins Unbewußte verdrängt sind, für das Bewußtsein nicht existieren, herum.
Ja, ich denke das ist bestimmt ein Aspekt bei dem Ganzen, dass man sich seine Kindheit schon erzählt hat, und dann in diesem bereits publizierten Roman nicht mehr so leicht herumgepfuscht werden kann.
Ich denke aber auch dass die Natur der dissoziierten Erinnerungsbilder selber dazu beiträgt: wenn die Theorie stimmt, dass der Akt des Dissoziierens geradezu darin besteht, dass das Unerträgliche erträglich gemacht wird dadurch, dass das „ja gar nicht mir passiert ist“, dann „ist es mir ja gar nicht passiert“. Also wie gesagt, so denke ich es. Die Gefühlswelt ist von diesen Gedanken herzlich wenig beeindruckt.
Vielen Dank für die ausführliche Antwort die mich angeregt hat, und mir geholfen hat, ein weiteres Stück genauer draufzuschauen!
Liebe Grüsse
Bumpam

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