Problem mit cholerischem Kollegen

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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sensitive
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Problem mit cholerischem Kollegen

Beitrag Do., 18.05.2017, 18:57

Hallo Forum, ich habe immer wieder ein Problem mit einem Kollegen in meinem Team.

Wir sind ansich gleichrangig und gegenseitig nicht weisungsbefugt.

Dennoch kommt es regelmäßig zu folgenden Problemen:
Er es sich heraus, mich regelmäßig anzustellen, vor allem dann, wenn ich etwas nicht gleich so mache oder denke wie er es meint (ohne es gut erklärt zu haben).
Sobald sich Probleme häufen oder ich einen Fehler mache, wird er mir gegenüber ausfällig und teilweise so gar cholerisch. Er bekommt Wutanfälle und redet in strengem Ton auf mich ein und erklärt mir wie dumm und unfähig ich bin.
Dieses Verhalten nimmt vor allem dann zu, wenn er unter Druck steht oder Ängste entwickelt, Ängste in Bezug auf seine berufliche Zukunft. Er macht laufend Überstunden und wirft mich vor, dass ohne seine Leistung nichts im Team laufen würde und ich nur ein Bruchteil zum Gelingen der Projekte beitragen würde.

Ich tue mich sehr schwer mit ihm umzugehen. Zum einen verletzt er mich persönlich durch verbale Abwertungen und Beschimpfungen und sich über mich stellen. Andererseits verhindert er durch sein Verhalten teilweise das Fertigstellen von Projekten, weil ich so fertig bin und nicht mehr arbeiten kann. Er maßt sich an, mir zu sagen, dass ich auf Grund meines hinterhältigen und unzuverlässigen Verhaltens nichts zu sagen hätten und wenn er nicht wäre, würde sowieso nichts laufen im Team.

Es ist nun so, dass ich durch den dauerhaften Stress mit ihm, teilweise nur mit Grauen ins Büro gehe. Ich bin gestresst und habe Furcht vor dem nächsten Ausraster. So kommt es, dass sich auch Dinge verschleppen. Ich beispielsweise Dinge vergesse an Kunden zu liefern oder wegen zu viel zu tun, verschiebe und dann vergesse. Wenn er nun soetwas mitbekommt, dann tickt er aus und will mich vor dem Chef bestellen, weil ich das Team ruiniere und ihn mit. Er hingegen darf nicht kritisiert werden, ja er fährt mir bei jeder Gegenkritik, wenn er wütend ist, sofort ins Wort und stellt mich als totale Versagerin und Lügnerin hin.

Ich selbst empfinde die Arbeit mit ihm teilweise sehr gut (in guten Phasen) und extrem stressig, zum einen weil die Arbeit sehr anstrengend ist und zum anderen weil die psychische Belastung so groß ist. Mich erschöpft es in der Summe sehr. Oft weis ich gar nicht mehr, was ich in der letzten Woche gemacht habe.

Ich frage mich nun, ob ich mich ihm gegenüber unfair verhalte, wenn ich einen Fehler gemacht habe und ob ich ihm gegenüber eine andere Art der Verantwortung gegenüber Projekten zeigen muss, wenn ja wie. Außerdem fühle ich mich selbst sehr schlecht, wenn ich Dinge vergesse, bin aber oft so erschöpft, dass ich mich einfach nur noch hinlegen will. Dann denke ich immer an meinen Kollegen und seine eventuellen Vorwürfe und versuche mich zusammen zu reißen. Doch manchmal sitze ich dann einfach da, und bin wie gelähmt. Keine Freude mehr in mir. Ich bin antriebslos und kann auch privat oft Dinge nicht zu Ende bringen, weil ich zum einen Ruhe brauche und zum anderen meine Gedanken darum kreisen, wie ich mich besser verhalten kann, damit ich besser werde. Dieser ganze Stress dringt auch in meine Private Beziehung, worunter ich zusätzlich leide und wie eine Art Pingpongspiel entsteht. Entweder regt sich mein Mann über mein Kollege auf oder aber mein Kollege regt sich über mich auf, weil ich so durch den Wind bin, dass ich nichts hinbekomme.

Ich habe in diesem wirrwar gerade die Orientierung verloren und seh grade nicht mehr was richtig und was falsch ist. Vom Gefühl her, bin ich unendlich traurig. Ich bin traurig über mich, dass ich nicht so funktioniere wie ich müsste und wöllte. Ich bin traurig, dass ich nicht komplett allein alles fertig bekomme ohne Fragen oder Abstimmungen. Ich bin traurig, dass ich oft meinen Stress zu Hause nicht ablegen kann bzw. ich das Problem nicht lösen kann, dass ich mit meinem Kollegen habe, mein Mann es mitbekommt. Ich fühle mich wie gefangen in der Situation und verstehe eigentlich überhaupt nicht, warum mich mein Kollege so cholerisch angreift und mich so schlecht macht. Jedes Projekt das ich allein schaffe, ja das gibt es, betrachtet er argwöhnisch von außen, und sagt mir dann nach Fertigstellung, dass ich nur alle zufriedenstellen wollte und mich habe nutzen lassen, viel zu lange gearbeitet hätte, weil ich zu blöd sei, an den finanzrahmen zu denken, da ich ja sowieso keinen Wert auf Geld lege, was aber ja wohl wichtig sei für die Firma (ja natürlich).

Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand von Euch einen Tipp geben könnte, wie ich mit meinem Erschöpfungsproblem und dem Druck umgehen könnte. Und wie ich es schaffen könnte, die Ausraster meines Kollegens zu vermeiden. Ich versuche ständig mein bestes aber es will mir einfach nicht gelingen.

s.

PS: Ich bin auf diesen Job angewiesen und kann mir in meiner Konstellation nicht so ohne weiteres etwas Neues suchen.

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Krümmelmonster
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Beitrag Do., 18.05.2017, 20:07

hallo sensitive,
mit einem cholerischem Kollegen hat man es nicht leicht. Ich würde dir raten das du zu deinem Vorgesetzten gehen solltest
Berichtest ihn diesen Vorfall und das es öffters schon Vorgefallen ist und dir gegenüber Respektlos umgeht.
Vielleicht evtl bei einen Therapeuten oder Vhs Sicheres auftreten lernen. Wenn dich dein Kollege dies äussert, ist es eine Beleidigung. Strengen Ton auf mich ein und erklärt mir wie dumm und unfähig ich bin. Das geht überhaupt nicht.

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candle.
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Beitrag Do., 18.05.2017, 20:22

Hallo sensitive!
sensitive hat geschrieben: Do., 18.05.2017, 18:57 Dieses Verhalten nimmt vor allem dann zu, wenn er unter Druck steht oder Ängste entwickelt, Ängste in Bezug auf seine berufliche Zukunft. Er macht laufend Überstunden und wirft mich vor, dass ohne seine Leistung nichts im Team laufen würde und ich nur ein Bruchteil zum Gelingen der Projekte beitragen würde.
Hier hast du doch sehr gut beschrieben wie es IHM offenbar geht. Ich würde mir das an deiner Stelle zu nutzen machen insofern, dass du dir das immer wieder vergegenwärtigst.

Bei mir hat das immer gut funktioniert die Schwäche des Anderen zu sehen, das stimmt milder und menschlich und es schmerzt nicht mehr so, wenn er unter Druck fiese Sachen sagt.

Beim Chef wart ihr ja nicht, oder? Ein Indiz mehr, dass er da nur Drohungen ausspricht und eher sich als Versager sieht als dich.

Viele Grüsse!
candle
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FirstLady
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Beitrag Do., 18.05.2017, 20:31

Einfach Abprallen lassen und ganz normal weiterarbeiten.

Denk dir z.B. "Er ist halt so".

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Miss_Understood
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Beitrag Do., 18.05.2017, 21:38

Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie einen ein solches Verhalten unterhöhlt.
ich hatte zwei Jahre lang einen Vorgesetzten, der neben seinen verbalen Entgleisungen noch dazu äusserst frauenfeindliche Sprüche riß, sehr persönlich wurde, einen regelrecht demütigte, wegen dem in den zwei Jahren von einer überschaubaren Belegschaft von insgesamt 12 Menschen zwei ihre Ausbildung abbrachen/wechselten und eine sogar einen Suizidversuch unternahm - und erst als er in einem kollosalen Wutanfall mit einem schweren Gegenstand nach mir warf, eine Verwarnung bekam. Er hat damit zwar die Tür beschädigt, die ich geistesgegenwärtig blitzschnell vor mir schloss, aber ich blieb unverletzt. Danach wollte ich fast meine Ausbildung abbrechen, aber ich wurde mit Engelszungen überredet zu bleiben. Weil Chef und die Kollegen das wollten - und ich ja eigentlich auch. Danach war dieser Herr /etwas/ ruhiger ...

Ich hätte es nicht länger mit ihm ausgehalten - da es aber in einem sehr großen Umkreis ein Betrieb war, der mich auch für eine Weiterbildung als Praktikantin übernahm, biss ich für ein halbes Jahr später und 3 Monate nochmal die Zähne zusammen und mir gelang es, ihm beim ersten Anzeichen eines neuerlichen Ausbruchs relativ gefasst gegenüberzutreten und das Zimmer zu verlassen. Konsequent RAUSgehen. Wortlos.

Es hat trotzdem Spuren hinterlassen.
Heute würde ich mich nicht nocheinmal SO quälen, sondern schneller das Gespräch suchen.
UND einen anderen Job.

Merkt dein Chef denn nicht auch, wie dieser Kollege agiert?
DAS ist durchaus etwas, was den Chef etwas angeht, unterhöhlt es das Betriebsklima und deine Leistung.

Parallel würde ich ganz stark überlegen, um welchen Preis du diesen Job weitermachen willst.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Kaonashi
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Beitrag Fr., 19.05.2017, 07:56

Hast du ihm denn schon einmal gesagt, dass er den Tonfall unterlassen soll?

Ich finde, es gibt zwei Möglichkeiten: entweder man sagt ihm Bescheid, dass der Tonfall nicht geduldet wird (was dann ggf. über den Vorgesetzten aber auch durchgesetzt werden muss, falls er sich nicht freiwillig ändert).

Oder man tut so, als würde man die Beleidigungen gar nicht wahrnehmen. Manche hören dann auf, wenn sie merken, dass sie den andern nicht verunsichern können.

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Zauberer
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Beitrag Di., 30.05.2017, 13:36

Hallo sensitive,

wenn ich das so lese, wie dein dich Kollege behandelt macht mich das wütend.
sensitive hat geschrieben: Do., 18.05.2017, 18:57 Wir sind ansich gleichrangig und gegenseitig nicht weisungsbefugt.
Genau, das solltest du dir innerlich immer wieder sagen:
Er KEIN Recht,...
Er benimmt sich jedenfalls wie dein Chef und nicht wie dein Kollege.
Er hat KEIN das Recht, deine Arbeit zu beurteilen.
Er hat KEIN das Recht, dir Vorwürfe zu machen.
Er hat KEIN das Recht, dich zu beleidigen.
Sei dir dessen bewußt!

Grenzverletzungen aufzeigen
Ich denke, es wäre wichtig ihm diese Grenzverletzungen aufzuzeigen. Nicht ebenfalls in aggressiver Art, sondern in nüchtern sachlicher Art. Und am besten sofort, in dem Moment, wenn der Grenzen verletzt. Die letzte Lösung ist natürlich immer zum Chef zu gehen, aber das würde ich erst machen, nach dem du andere Möglichkeiten ausprobiert hast.

Wie gehst du denn sonst mit Konflikten um? Hast du das Gefühl, dass du dich sonst auch mal durchsetzen kannst? Zum Beispiel: Die Kassiererin im Supermakt, hat dir zu wenig rausgegben. Akzeptierst du das oder beschwerst du dich?

Üben: Mein Vorschlag wäre, dass du mit Personen deines Vertrauens (dein Mann, Freundin) dein Durchsetzungsvermögen bzw. Grenzen aufzeigen übst. In gewisser Weise, Situationen nachspielst und du kannst dann verschiedene Sachen auszuprobieren.
sensitive hat geschrieben: Do., 18.05.2017, 18:57 Er bekommt Wutanfälle und redet in strengem Ton auf mich ein und erklärt mir wie dumm und unfähig ich bin.
Mir fällt keine Situation ein, wo sowas jemals in Ordnung wäre. Eine riesige Grenzverletzung und nicht akzetabel. Das dürfte nichtmals ein Chef, ein Kollege schon gar nicht. Das ist keine konstruktive Kritik, das ist ühberhaupt keine Kritik, das ist pure Beleidung. Sowas kann man nicht so stehen lassen und sollte das seinem Gegenüber klar machen, das es hier Grenzen überschreitet.

Ignorieren ist KEINE Lösung
Was eine oder sogar zwei vorherige Posterinnen geschrieben "Einfach Abprallen lassen und ganz normal weiterarbeiten" halte ich für volkommen falsch. :kopfschuettel: Das scheint ist scheinbar der einfachste Weg, aber auch der schlechteste Weg. Du musst da raus der Rolle der stillen leidenen und passiven Erdulderin. Das ist ein Teufelskreis: Durch sein Verhalten bist du gestresst, das macht deine Leistungs schlechter, dann hat er wieder einen Grund, dich zu kritieren, usw. Da musst du ausbrechen.
sensitive hat geschrieben: Do., 18.05.2017, 18:57 Ich frage mich nun, ob ich mich ihm gegenüber unfair verhalte, wenn ich einen Fehler gemacht habe
Nein! Fehler macht jeder. Und das ist nicht seine Sache, sondern die des Vorgesetzten. Und durch sein Verhalten, trägt er sogar noch dazu bei, das du mehr Fehler machst. So ich hoffe, das hilft dir etwas weiter.

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