Pseudologie .... Angst um meine Beziehung/ Familie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Chaot0404
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Pseudologie .... Angst um meine Beziehung/ Familie

Beitrag Do., 30.03.2017, 12:26

Hey


das wird jetzt vielleicht ein bisschen so was wie ein Outing.... Ein bisschen was zu mir...Ich bin männlich...22 ..., habe eigentlich alles was mich zufrieden stellt ...eine tolle Frau... eine kleine aber feine Familie....  erwarten unser erstes gemeinsames Kind....es Könnte alles so schön sein wäre da nich mein Problem: Mein ganzes Leben lang lüge ich schon alle Menschen an....jeden.... Vom zufällig beim Weggehen Getroffenen ...meine Eltern..Geschwister...engste Freunde, Arbeitskollegen... alle.... was mir an meisten leid tut ...selbst meine eigene Frau und bevor es zu spät ist ...muss sich was tun.
Klingt jetzt vielleicht  bisschen komisch für Außenstehende ...aber vor ein paar Tagen bin ich eigentlich ohne einen großen Knall so tief in meinem eigenen Lügenmorast versunken... dass ich eigentlich mich nicht Mal selbst mehr kenne...geschweige denn irgendwer anderer...
Ich würde jetzt gerne sagen ich hatte eine schwere Kindheit...aber das war nicht der Fall...sie war vielleicht ander als bei anderen aber deshalb nicht schlechter... ich war weder dick ...wurde  vielleicht ein bisschen gehänselt... aber auch nicht mehr als jeder andere..habe keinen Integrationshintergrund oder so und war auch sonst ein totaler Mitläufer in der Schule.... Ich bin weder besonders sportlich noch ein absoluter Sport muffel.
Ich glaube den Start meiner zweifelhaften Karriere könnte man so vor ca. 15 Jahren sehen... Als es in die Grundschule ging ... Allerdings erkenne ich kein markantes, einschneidendes Erlebnis.... Ich war irgendwie scheinbar einfach alt genug und habe begonnen Lügen zu erzählen... vor allem um besser zu wirken oder zumindest ein bisschen spannender.... Oder interessanter zu machen ...  Ohne ersichtlichen Grund tauchte ich auch dort immer tiefer....Erfand immer neue faszinierende Geschichten, traurige Schicksale und fesselnde Stories...eine gelogener als die andere.... Irgendwann war dann Ende...das ganze konnte nicht mehr aufrecht gehalten werden.... Ich Lüge bei jeder Gelegenheit egal ob Notlüge oder nicht  Selbst wenn ich sowieso das erreiche was ich möchte MUSS ich lügen...
Ich weiß nicht mal warum.. aber irgendwie habe ich eingesehen dass ich ein Problem habe....Ein Problem, bei dem ich aber nicht weiß wie ich es behandeln soll....Ich habe kein Trauma zu verdauen ...habe ein geregeltes Umfeld.. eigentlich ein leben das was sich so mancher wünscht...uns genau jetzt hab ich extreme Angst alles zu verlieren ...meine Frau sagt zwar sie steht hinter aber wie ihr lest ist es dank meines Problems für sie nicht immer leicht und auch ein kämpferherz   hat irgendwann keine Kraft...ich hoffe sie bleibt...ich versuche echt alles...ich versuche mir schon selbst zu helfen und nicht zu lügen...momentan klappt es auch aber ich weiß nicht wie lange und bevor alles aus dem Ruder läuft .... Ich rief schon in 2 Kliniken an ...in einer werde ich mich wahrscheinlich ambulant anmelden  ... Ich will das Schluss ist und das so schnell wie es geht .. Ich hab hier bei Weitem nicht alles erzählt...Trotzdem wollte ich einfach mal wissen ...Was mache ich am besten ?
Ich hoffe das war das richtige Forum.... Vielleicht meldet sich ja wer...mir geht’s zumindest ein bisschen besser schon.... Das lächerliche ist wohl...dass das was hier steht das Ehrlichste ist was ich vielleicht jemals geschrieben habe...weil jedes Wort wahr ist.

Lg

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connexa
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Beitrag Do., 30.03.2017, 14:57

Damit, dass du dir selbst eingestehst das du ein Problem hast und dazu stehst und du noch dazu schon den ersten Schritt unternommen hast, dir Hilfe zu holen, bist du meiner Meinung nach schon auf dem richtigen Weg.

Ich kann dir dazu nur alles gute, viel Kraft und Durchhaltevermögen wünschen.

Ohne dich zu kennen, wage ich zu behaupten, dass du mit diesen ersten Schritten sehr stolz auf dich sein kannst

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Chaot0404
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Beitrag Do., 30.03.2017, 15:27

Danke dir


Würde das ganze nicht mittlerweile die liebe zu meiner Frau gefährden denke ich würde ich die Schritte gar nicht erst Unternehmen aber sie sagte sie unterstützt mich aber nur wenn ich jetzt was tu ...klar wird es schwer aber ich muss es schaffen egal wie

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Lockenkopf
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Beitrag Do., 30.03.2017, 20:36

Was willst Du in einer Klinik? Verstehe ich nicht.
Du brauchst Psychotherapie und die führt ein (ärztlicher o. psychologischer) Psychotherapeut durch, ambulant, in seiner Praxis.
Ein Klinikaufenthalt von 3 Wochen wird nicht reichen. Ist höchstens ein Anfang, mehr nicht.
Und dieser Anfang wird auch nur Menschen mit schwerwiegenden Störungen gewährt. Du aber funktionierst und brauchst somit keinen Klinikaufenthalt, welcher die Funktion wieder herstellen oder erhalten soll.

Also, suche Dir einen Psychotherapeuten und stelle dich auf eine viele Monate bis Jahre dauernde Psychotherapie ein. Denn schnell sind psychische Probleme nicht behoben.

Adressen von Psychotherapeuten bekommst Du von der Kassenärztlichen Vereinigung (googeln), oder deiner Krankenkasse.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Lockenkopf
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Beitrag Do., 30.03.2017, 20:40

Ach ja, Psychotherapie ist nur dann erfolgreich, wenn man sie um seiner selbst willen durchführt.
Wenn Du zum Psychotherapeuten gehst, weil deine Frau das so will, kannst Du es gleich bleiben lassen.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Chaot0404
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Beitrag Do., 30.03.2017, 22:05

Meinte mit Klinik eine tagesklinik :) Sorry falsch ausgedrückt ... Ja ich will es schaffen...mach es nicht weil sie es will sondern ich will das sich was ändert .... es muss sich was ändern...da ich sonst nie daraus komme ... Ja sie brachte mich auf die idee aber die Schritte leitete ich selbst ein... sie unterstützt mich nur ...

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Chaot0404
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Beitrag Do., 30.03.2017, 22:07

Das mit der Kassenärztlichen Vereinigung ist schon in Angriff genommen:)

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Lockenkopf
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Beitrag Do., 30.03.2017, 22:38

Jetzt mal ehrlich, welche Funktion im Alltag ist bei Dir eingeschränkt (mit Ausnahme, das du lügst)?

Schaffst Du es morgens aus dem Bett?
Bist Du in der Lage zu studieren oder zu arbeiten?
Bist Du in der Lage Kontakte zu deine Mitmenschen aufzunehmen?
Ernährst Du dich angemessen?
Hast du unangemessene Ängste vor irgendetwas, oder der Zukunft?
Gehen von deinem Radio oder dem Weltall irgendwelche gefährlichen Strahlen aus?
Wollen dir andere was bösen, oder kontrollieren deine Gedanken?
Glaubst Du, Du könnst mal eben eine Millionen schwere Immobilie kaufen, ohne einen Cent in der Tasche?

Warum glaubst Du, einen Tagesklinik-Aufenthalt für Schwerstkranke zu gebrauchen?
Liebe Grüße
Lockenkopf


shesmovedon
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Beitrag Do., 30.03.2017, 22:43

In meinen Augen ist da auch eher eine ambulante Psychotherapie indiziert und nicht eine Tagesklinik oder gar stationärer Aufenthalt. Da überschätzt du dein Kranksein doch erheblich, was in deinem Falle ja positiv ist - das ständige Lügen scheint zwar schon etwas krankhaft, aber auch nichts allzu ernstes.

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Kellerkind
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Beitrag Do., 30.03.2017, 23:06

Hallo Chaot,

ich hatte leider das Pech, genau so jemanden zu kennen. Da blieb es nicht aus, dass ich mir Gedanken zu diesem "Münchhausen-Symptom" machte.

Ich denke, Menschen mit diesen Problem haben dies, weil sie irrtümlicherweise (!) glauben, es helfe ihren Ansehen und ihrem Image. Man leidet in Wahrheit gar nicht darunter, dass man lügt, sondern man leidet nur unter den Konsequenzen, wenn man erwischt wird, und das ist ein feiner, aber ganz entscheidender Unterschied. Oder willst du etwa behaupten, in dem Moment in dem du lügst und dadurch im Mittelpunkt stehst fühle sich das schlecht an? Das bezweifele ich. In diesem Moment selbst ist bestimmt ein gutes Gefühl, daher auch die Unfähigkeit es sein zu lassen und der Vergleich mit einer Sucht. Man kann nicht aufhören, weil es sich trotz aller negativen Konsequenzen in der Sekunde gut anfühlt, möglicherweise sogar wie eine Art Rausch oder high-sein.

Doch ähnlich wie bei anderen Süchten ist dieses gute Gefühl nur Lug und Trug. Kurzfristig scheint es einem etwas zu geben, aber langfristig ist der Schaden größer. Man bekämpft damit Symptome, die man ohne das Suchtmittel (hier: das Lügen) gar nicht erst hätte. Würdest du nicht so viel lügen, wäre dein Selbstwert gar nicht erst so sehr im Keller, dass du immer weiter lügen müsstest, es ist eine Abwärtsspirale. Je mehr du lügst, je größer der Absturz hinterher, wenn du erwischt wirst, um so mehr wirst du das nächste Mal lügen...und die Hemmschwelle sinkt genauso wie die positive Wirkungen, als wird immer noch eins oben drauf gesetzt und noch eins...

Der größte Irrtum ist jedoch, dass solche Pseudologen, wie du es nennst, glauben, sie bekämen damit kurzfristig, wonach sie gieren: positive Aufmerksamkeit. Das stimmt nicht. Die einzige Aufmerksamkeit die man bekommt ist, sich lächerlich zu machen, und dass deine Gegenüber nicht nur Vertrauen, sondern vor allem Respekt und Achtung verlieren. Lächerlich und erbärmlich. Nur das merkt der Pseudologe in dem Moment nicht, er ist viel zu sehr damit beschäftigt noch eines drauf zu setzen und noch eines. Vor allem (!) wenn die Leute dann tatsächlich interessiert tun und nachfragen oder "Ach ja? So so... ist ja interessant!" murmeln. Sie tun das vor allem, um den sich lächerlich machenden Lügner auf die Schippe zu nehmen, sich über ihn lustig zu machen, ihn aufs Glatteis zu führen bzw. ihn vorzuführen ODER um einfach ihre Ruhe zu haben, weil zugeben, dass dies alles nur Märchen sind, würde der Lügner ja eh nie, also lässt man es irgendwann gut sein. Nicht weil man die letzte Lüge glaubte, sondern weil man es aufgibt...

Ob es nun bewusst oder unbewusst geschieht: Der "Pseudologe" sinkt in der Achtung, demontiert sich selbst zur Witzfigur, den niemand mehr ernst nimmt, und das spürt er direkt oder indirekt und da bleibt ja dann nur eins: noch eine Schippe drauflegen, noch mehr Märchen erzählen,und schon dreht sich die Spirale weiter abwärts.

Ich persönlich war immer stinksauer, dass mich mein Münchhausen-Kollegen damals offenbar für so dumm hielt? Er hat grundsätzlich jede negative Reaktion auf seine Lügenmärchen IRRTÜMLICHERWEISE als positve Aufmerksamkeit missverstanden, ganz egal was man machte. Wenn man nicht reagierte, nicht antwortete, dann ging er davon aus, man habe die Lüge geschluckt. Wenn man nachbohrte und er sich rausschlawienerte und sich immer weiter in den abstrusesten Lügen verhedderte und man es irgendwann aufgab, fühlte er sich überlegen, dass er durchgekommen sei, während man in Wahrheit nur aufhörte, weil es einfach ZU lächerlich wurde und eh zu nichts führte. In den Mittagspausenwar er der Alleinunterhalter, ob man wollte oder nicht, und da man eh nicht drum herum kam, hat mal der eine mal der andere ZUM SCHEIN bzw. zur Belustigung aller nachgefragt, und dann legte er erst richtig los... der hat es auch grundlegend nie gescheckt, wenn man ihn entsprechend verar***t hat, das arme Würstchen, hauptsache er konnte seine Märchen erzählen und im Rampenlicht stehen. Das einzige Problem, dass er hatte, war allerhöchstens, wenn er erwischt wurde...

Dies ist der einzige Rat den ich dir geben kann: unterschätze bitte nicht die Intelligenz und den gesunden Menschenverstand deiner Zuhörer, und verkaufe sie nicht für dumm. Wer stets solche abenteuerliche Geschichten erzählt wirkt nicht "interessant", sondern absolut lächerlich und unglaubwürdig, und jeder der seine 5 Sinne beisammen und einen IQ über Zimmertemperatur hat, merkt das innerhalb weniger Minuten bis Stunden, und danach bist du in ihren Augen entweder "lächerlich-belustigend" oder "erbärmlich". Nur lassen sie sich das nicht anmerken.
Wenn die Leute dann trotzdem interessiert nachfragen, dann nicht aufgrund von Bewunderung oder Interesse, sondern um ihre Ruhe zu haben, nur damit sie dich irgendwie abwimmeln können wenn das Märchen zu arg wird, oder um sich über dich lustig zu machen oder aufs Glatteis zu führen.
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "

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stern
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Beitrag Do., 30.03.2017, 23:08

Chaot0404 hat geschrieben: Do., 30.03.2017, 12:26Das lächerliche ist wohl...dass das was hier steht das Ehrlichste ist was ich vielleicht jemals geschrieben habe...weil jedes Wort wahr ist.
Das ist doch ein guter Anfang, den du auch unbedingt bei Psychotherapeuten beibehalten solltest. Die schauen dann, welche Behandlung stimmig für dich ist (und ggf. welche). Nicht Forenuser.
Ich war irgendwie scheinbar einfach alt genug und habe begonnen Lügen zu erzählen... vor allem um besser zu wirken oder zumindest ein bisschen spannender.... Oder interessanter zu machen ...  Ohne ersichtlichen Grund tauchte ich auch dort immer tiefer....
Was wäre, wenn du stattdessen nicht lügen würdest? Vielleicht liegt ja hier ein Hund begraben: Um dich sozusagen aufzupeppen (weil du glaubst ansonsten keine gute Wirkung zu haben)? Wie steht es um dein Selbstbewusstsein (insbes. wenn du auf Lügen verzichten würdest)? Oder warum lügst du... und ist dir das bewusst? "Normal" hört sich für mich keinesfalls an (und Pseudologie sieht man mW auch als Pathologie an bzw. Symptom einer Störung)... daher finde ich gut, wenn du Hilfe suchst. Ob Klinik oder ein ambulanter Platz (bzw. ob überhaupt), wird man dann schon feststellen anhand weiterer diagnostischer Fragestellungen. Die Basis ist Ehrlichkeit. Sonst kannst du dir das gleich schenken. Lügengebäuden habe es an sich, dass sie früher oder später zusammenbrechen. Ist also wirklich keine Lösung.
Zuletzt geändert von stern am Do., 30.03.2017, 23:42, insgesamt 2-mal geändert.
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Kellerkind
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Beitrag Do., 30.03.2017, 23:23

Lockenkopf hat geschrieben: Do., 30.03.2017, 22:38 ...
Bist Du in der Lage zu studieren oder zu arbeiten?
...
Bist Du in der Lage Kontakte zu deine Mitmenschen aufzunehmen?
...

Glaubst Du, Du könnst mal eben eine Millionen schwere Immobilie kaufen, ohne einen Cent in der Tasche?

Warum glaubst Du, einen Tagesklinik-Aufenthalt für Schwerstkranke zu gebrauchen?
Wenn er so ist, wie den Münchenhausen, den ich kannte: dann wären diese offenbar nur rhetorische Fragen durchaus mit "NEIN" zu beantworten. Vielleicht muss man solche Menschen erst mal erlebt habe, vor allem über längere Zeit, um zu verstehen, dass dies eine sehr schwerwiegende Persönlichkeitsstörungen ist, und wie ALLE Persönlichkeitsstörungen wirkt sich das ausgesprochen negativ auf das Soziales, Beruf und Karriere aus. Mal ganz abgesehen davon, dass es nur ein Steinwurf von echter, strafbarer Hochstaplerei ist... Als junger Mensch scheint es vielleicht nur ein Spleen, man wirkt als Sonderling, kommt nirgendswo richtig an, verliert den einen oder anderen Job und/oder Beziehung, im Laufe der Jahre wird man besser und geschickter, und mit 60 wird man dann Immobilienbetrüger im ganz großen Stil und glaubt ernsthaft, damit durchzukommen...

Dieses Kommentar ist in etwa so, als würde man zu einem Borderliner sagen wollen: "Ach, das bisschen Stimmungsschwankungen, das ist doch nicht schlimm, eine Klinik brauchst du nicht." Wenn jemand permanent und zwanghaft Verhaltensweisen an den Tag legt, mit denen er sich selbst schadet, und es nicht im Griff hat, der hat auch garantiert nicht sein Sozial- oder Berufsleben im Griff.

Man sollte das "Münchhausen-Symptom" wirklich nicht unterschätzen. Abgesehen davon, kann es absolut von Vorteil sein, in stationäre Behandlung zu gehen, da man dort unter Beobachtung steht, die Therapeuten dort wirklich sehen, was man macht und was nicht, wie man sich benimmt und wie nicht, während man einem ambulanten Therapeuten, den man nur einmal die Woche sieht, das Blaue vom Himmel lügen kann und wird.

Letztendlich kann aber nur er wissen, wie groß der Leidensdruck ist und nur ein Profi, welche Therapieform indiziert ist. Niemand sonst. Wer sind wir hier im Forum überhaupt, dass wir das Leiden eines anderen neuerdings BE-urteilen? Was uns das Recht zu geben, darüber zu urteilen, wie hoch der Leidensdruck eines Hilfesuchenden ist? Und dass WIR so genau wissen, was die beste Therapieform für ihn ist? Ich bin gerade schon ein bisschen entsetzt, nachdem ich in einem anderen Thread so einen guten Eindruck hatte...
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Beitrag Do., 30.03.2017, 23:51

Ich habe gerade nachgelesen welche Störungen als Symptom Pseudologica phantastica haben. Schau es selber nach. http://www.psychosoziale-gesundheit.net ... eichen.pdf

Es handelt sich nicht um das Münchhausensyndrom, weil dieses die Artifizielle Störung ist. Der Pat. erfindet Krankheitsymptome. Genau das ist hier nicht das Problem, so habe ich es jedenfalls verstanden.

Mehrheitlich sind Pseudologen, unter der Histrionischen PS und der Narzisstischen PS zu finden. Und diese werden nur bei schweren Krisen stationär oder tagesklinisch therapiert. Die reguläre Form der Therapie der NPS oder HPS ist die ambulante Psychotherapie in einer Institutsambulanz oder beim niedergelassenen Psychologen, über viele Jahre.

Mir ist übrigens die schwere einer NPS u. HPS sehr bewusst, da ich mich schon vor langer Zeit ausgiebig mit der Diagnose NPS und ihrer Therapie befasst habe. Nicht umsonst habe ich von jahrelanger Psychotherapie geschrieben.

Eine weitere Möglichkeit sind Hirnorganische Syndrome, welche hier wohl nicht vorliegen, ist meine Vermutung.
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Fr., 31.03.2017, 09:46

Es leben die Ferndiagnosen. :kopfschuettel:

Diagnosen und welche Therapie angezeigt ist, sind Psychotherapeuten bzw. Ärzten zu überlassen. Das kann kein user aus der der Ferne beurteilen... und schon gar nicht auf Basis unvollständiger Informationen. Ein Psychotherapeut wird eine gründliche Diagnostik durchführen. Auch eine HPS bzw. NPS kann voll- oder teilstationär behandelt werden... darüber befindet ein Arzt und die Klinik. Das ist wiederum nicht der Job von Laien Und natürlich wird dann i.d.R. ein ambulante Therapie angeschlossen.

Bemerkenswert finde ich den Entschluss überhaupt Hilfe zu suchen. Das dürfte bei Pseudologie nicht die Regel sein. Eine Schwierigkeit könnte vielleicht eher sein, dass mit Pseudologie vielleicht nicht so viele Behandler Erfahrung haben. Daher würde ich empfehlen, jemanden oder eine Klinik zu suchen, die entsprechend Erfahrungswerte hat.
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montagne
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Beitrag Fr., 31.03.2017, 10:55

Das haben doch wohl die Therapeuten vor Ort zu entscheiden, ob er Tagesklinik braucht oder dafür zu gesund ist.

Zumal es auch einfach nicht so ist, dass ambulant, Tagesklinik, stationär zwingend eine Art Steigerung in Punkto Schwere der Störung repräsentieren. Es gibt diverse stationäre Angebote, die sich auch oder gar explizit an Menschen richten, die ihren Alltag durchaus geregelt kriegen, inklusive Vollzeitbeschäftigung.
Es kann Sinn machen sich stationär oder teilstationär behandeln zu lassen, um die Luft zu haben, sich auf seine Themen einlassen zu können. Mit Job und Familie ist das einfach ungleich schwerer. Man kommt nicht nur besser voran, die Krankenkasse oder Rentenversicherung hat auch Interesse an so einer Sache, um die arbeitsfähigkeit und sozialen Kompetenzen zu erhalten und auszubauen.

Und bei vielen Menschen, die noch nie Therapie gemacht haben, ist es ja so, dass sie außer augenscheinliche Symptome garnicht wissen, was bei ihnen im Argen liegt.

Von daher finde ich es gut und sinnvoll, dass er es gezielt angeht, sich Hilfe zu suchen. Wie gesagt, profis entscheiden dann, welche Hilfe für ihn angebracht ist.
amor fati

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