Hallo Zusammen,
Ich erhoffe mir von diesem Beitrag, einen Rat zum weiteren Vorgehen zu bekommen bzw. eine Meinung, ob mein "Problem" wirklich einer Hilfe bedarf.
Ich bin 28 und hatte 3 feste Freunde. Meinen ersten Freund mit 15, er war 8 Jahre älter und es lief nicht alles im Einverständnis ab. Er drängte mich nach 2-3 Wochen schon zum Sex (ich sagte nein und weinte und er meinte nur, das sei normal dass es weh tut...) und da er so viel älter und kontrollierend war und ich einfach noch viel zu naiv, habe ich mich irgendwie abhängig gefühlt von ihm - und blieb bei ihm. Nach 8 Monaten hatte er eine neue, wieder eine 15 Jährige, und ging. Ich hab mir eingeredet, ich sei selbst schuld, wir waren ja zusammen, dann kann das keine Vergewaltigung sein.
Meinen nächsten Freunde (3 & 2 Jahre lang) habe ich wirklich geliebt, sie mich auch und sie waren nie fordernd und eher rücksichtsvoll im Bett. Aber nach einigen Wochen/Monaten, wenn der Anfangsreiz weg war, konnte ich nicht mehr mit ihnen schlafen. Manchmal habe ich es trotzdem getan, weil ich sie nicht enttäuschen wollte, aber manchmal wurde es auch echt zum Drama, weil ich mich so geekelt habe dass ich heulend dort lag. Das war für sie natürlich auch schlimm und sie waren überfordert damit. Kuscheln fand ich dagegen immer schön. Selbstbefriedigung mache ich nicht. Ich fühle mich beschämt und ekelig dabei.
Vor zwei Jahren habe ich eine lesbische Frau kennengelernt und es mit ihr versucht. Ich dachte, vielleicht stehe ich einfach doch nicht auf Männer. Der Sex war schön, aber verlieben konnte ich mich in sie als Frau nicht.
Nun habe ich einen Mann kennengelernt der total lieb ist. Und ich habe Angst mich auf ihn einzulassen, dass es wieder nach einiger Zeit so ein Drama wird. Aber ich will irgendwann auch mal ankommen, mir was aufbauen...
Mich verunsichert, dass es immer erst nach einiger Zeit auftritt dass ich gar keine Lust mehr auf Sex habe und mich schäme und sogar die Erregung des Mannes ekelig finde. Kann es von meinem Erlebnis im Teenageralter kommen? Oder ist es wahrscheinlich, dass ich lesbisch bin? Ich weiß nicht, ob es albern ist, sich wegen "sowas" therapeutische Hilfe zu suchen...
Gestörte Sexualität bei längeren Partnerschaften
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Thread-EröffnerIn - neu an Bo(a)rd!
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Hi Honigblume,
Wie kommst du darauf, lesbisch zu sein, wenn du dich zu Männern hingezogen fühltest und fühlst? Früher meinte man mal, dass man lesbisch durch Vergewaltigung wird, dieser Ansatz ist aber arg angestaubt und gehört absolut in die Mottenkiste. Und du hast es ja mit ner Frau ausprobiert und offenbar nicht das gleiche empfunden, wie mit nem Kerl. Hättest du denn große Angst, lesbisch zu sein, oder was bringt dich da jetzt auf den Gedanken? Vielleicht bist du auch bi, mein Gott, das ist doch nicht schlimm. Ich will dich nicht blöd anmachen oder so, aber ich finde, du machst dir da echt zu viele Gedanken.
"Selbstbefriedigung mache ich nicht. Ich fühle mich beschämt und ekelig dabei."
Ich denke, hieran zeigt sich die Wurzel deiner Problematik doch ganz gut. Therapeutische Hilfe "wegen so was" zu suchen, finde ich nicht unbedingt verkehrt. Es stecken doch traumatische Erfahrungen dahinter, wie ich rauslese.
Wie kommst du darauf, lesbisch zu sein, wenn du dich zu Männern hingezogen fühltest und fühlst? Früher meinte man mal, dass man lesbisch durch Vergewaltigung wird, dieser Ansatz ist aber arg angestaubt und gehört absolut in die Mottenkiste. Und du hast es ja mit ner Frau ausprobiert und offenbar nicht das gleiche empfunden, wie mit nem Kerl. Hättest du denn große Angst, lesbisch zu sein, oder was bringt dich da jetzt auf den Gedanken? Vielleicht bist du auch bi, mein Gott, das ist doch nicht schlimm. Ich will dich nicht blöd anmachen oder so, aber ich finde, du machst dir da echt zu viele Gedanken.
"Selbstbefriedigung mache ich nicht. Ich fühle mich beschämt und ekelig dabei."
Ich denke, hieran zeigt sich die Wurzel deiner Problematik doch ganz gut. Therapeutische Hilfe "wegen so was" zu suchen, finde ich nicht unbedingt verkehrt. Es stecken doch traumatische Erfahrungen dahinter, wie ich rauslese.
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Thread-EröffnerIn - neu an Bo(a)rd!
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Ich mache mir keine Gedanken oder Sorgen darum, dass ich lesbisch sein könnte, das ist vielleicht falsch rüber gekommen. Es war nur eine Art Lösungsansatz von mir.
Mich belastet es, dass ich scheinbar nicht in der Lage bin, eine lange Beziehung zu führen, da ich mich nach einiger Zeit immer extrem vor dem Sex ekel und mich danach wie missbraucht fühle - egal wie lieb der Mann ist. Vor allem, wenn der Partner sehr erregt ist.
Man fragt sich natürlich ständig, ob man nicht normal ist, ob es aus den schlechten Erfahrungen resultiert (aber kann man das überhaupt als Missbrauch zählen?) oder warum man so reagiert. Eine Freundin meinte mal, dass ich vielleicht einfach auf Frauen stehe und es deshalb abstoßend finde. Weil ich dem auch nicht völlig abgeneigt war, habe ich deshalb die Erfahrung mit einer Frau gesucht. Einfach weil ich fast schon "gehofft" habe, damit die Lösung bzw. die Ursache zu finden.
Mich belastet es, dass ich scheinbar nicht in der Lage bin, eine lange Beziehung zu führen, da ich mich nach einiger Zeit immer extrem vor dem Sex ekel und mich danach wie missbraucht fühle - egal wie lieb der Mann ist. Vor allem, wenn der Partner sehr erregt ist.
Man fragt sich natürlich ständig, ob man nicht normal ist, ob es aus den schlechten Erfahrungen resultiert (aber kann man das überhaupt als Missbrauch zählen?) oder warum man so reagiert. Eine Freundin meinte mal, dass ich vielleicht einfach auf Frauen stehe und es deshalb abstoßend finde. Weil ich dem auch nicht völlig abgeneigt war, habe ich deshalb die Erfahrung mit einer Frau gesucht. Einfach weil ich fast schon "gehofft" habe, damit die Lösung bzw. die Ursache zu finden.
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ich bin kein Fachmann, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass deine alte Missbrauchserfahrung (ja, so würde ich es nennen) die Ursache für dein Problem ist.Honigblume hat geschrieben:I
Mich belastet es, dass ich scheinbar nicht in der Lage bin, eine lange Beziehung zu führen, da ich mich nach einiger Zeit immer extrem vor dem Sex ekel und mich danach wie missbraucht fühle - egal wie lieb der Mann ist. Vor allem, wenn der Partner sehr erregt ist.
Man fragt sich natürlich ständig, ob man nicht normal ist, ob es aus den schlechten Erfahrungen resultiert (aber kann man das überhaupt als Missbrauch zählen?) oder warum man so reagiert
Denn die Szenarien, die du schilderst, ähneln doch sehr deiner alten Erfahrung als 15 jährige.
Hat dich diese Erfahrung mit einer Frau denn ebenfalls angeekelt? Wenn du dabei ähnliche "Abstoßungsgefühle" hattest, wie mit einem Mann, würde ich auch dazu tendieren, dass es eben doch mit negativen Erfahrungen alles zusammenhängt. Wenn nicht, bist du wohl einfach nur lesbischHonigblume hat geschrieben:Eine Freundin meinte mal, dass ich vielleicht einfach auf Frauen stehe und es deshalb abstoßend finde. Weil ich dem auch nicht völlig abgeneigt war, habe ich deshalb die Erfahrung mit einer Frau gesucht. Einfach weil ich fast schon "gehofft" habe, damit die Lösung bzw. die Ursache zu finden.
@ Honigblume
Für die von Dir beschriebenen negativen Gefühle zum Sex in heterosexuellen Beziehungen gibt es schon von Sigmund Freud eine für mich sehr plausible Erklärung - ich bin begeisterter "Freudianer" in seinem kleinen Aufsatz "Über die allgemeinste Erniedrigung des Liebeslebens, den ich garnicht oft genug empfehlen kann. Diesen Aufsatz findet man zB hier:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/kleine ... -i-7123/19
In heterosexuellen Beziehungen verhält es sich so, daß unser Unbewußtes in den Partner stehts das Erinnerungsbild an den gegengeschlechtlichen Elter aus dem Ödipus-Komplex hineinprojiziert, wodurch die sogen. "Inzestschranke" ein Stückweit herunter geht und uns den "Spaß an der Freud" verleidet, wenn die Phase der Verliebtheit vorbei ist. Wohl nicht wir alle (wie Freud meinte) leiden unter diesem Phänomen und nicht alle, die davon betroffen sind, leiden in gleicher Weise darunter.
Insbesondere beim Homo-Sex tritt dieses Phänomen meiner Erfahrung nach - ich lebe seit ca. 25 Jahren promiskuitiv bisexuell - nicht auf. Das erscheint mir auch "logisch", weil wir es ja mit einem gleichgeschlechtlichen Partner zu tun haben, der von vorneherein nur eine schlechte "Projektionsfläche" abgibt. Deswegen haben homosexuelle Paare m.E. tendenziell einen weitaus besseren "Beziehungs-Sex" als heterosexuelle Paare. Auch beim "casual sex" oder promiskuitiven Kontakten tritt das Problem nicht auf. Jedoch schon bei "Affairen" oder "Sexfreundschaften" kann es eine negative Rolle spielen.
Der Ödipus-Komplex, der nach der Psychoanalyse Freuds eine zentrale Rolle in unserer Persönlichkeitsentwicklung spielt, besteht im wesentlichen darin, daß das Kind den gegengeschlechtlichen Elter sexuell begehrt und den gleichgeschlechtlichen Elter, auf den es eifersüchtig wird, verdrängen will. Es wird mit diesem Begehren zurückgewiesen und erlebt das "Triumphieren" seines Konkurrenten: des gleichgeschlechtlichen Elters. So sieht prinzipiell ein "ordnungsgemäß" durchlaufener Ödipus-Konflikt aus. Er ist für das Kind traumatisch - aber eine notwendige Traumatisierung, die Voraussetzung der "Heranreifung" zum Erwachsenen.
Ein Effekt (unter vielen) dieser Traumatisierung ist die Ausbildung einer starken Sexualangst. Das Kind das seine infantile Sexualität während einer kurzen Blütezeit sehr genußvoll gelebt hatte, fürchtet nun erneute derartige Traumatisierungen und gibt seine Sexualbetätigung für eine kürzere oder längere Zeitphase auf, bevor sie unter dem Eindruck des Hormonschubes der Pubertät in veränderter Form neu erwacht. So schreibt Freud jedenfalls in seinen "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" von 1905, die ich als den zentralen Text der Psychoanalyse begreife.
Auf diese Sexualangst als Traumafolge setzt nun die Erziehung des jungen Menschen ein, die nicht zufällig erst dann "ernsthaft" beginnt, wenn das Kind sein 6. oder 7. Lebensjahr erreicht hat. Denn seine Traumatisierung im Ödipus-Komplex ist eine Voraussetzung für diese Erziehbarkeit.
Je nachdem, stark die ursprüngliche Sexualangst aus dem Ödipus-Komplex war, und je intensiver diese Angst durch die "kulturelle Ausfüllung" in Erziehung (Elternhaus, Familie, Kirche, Schule) und Sozialisation (die "peer groups" der Gleichaltrigen in Nachbarschaft, Freundeskreisen, Vereinen usw.) verstärkt und verfestigt worden ist, kann sie einem die Freude an der Sexualität dauerhaft verleiden. Das kann so weit gehen, daß der Mensch vollkommen asexuell wird, jede Sexualität von vorneherein meidet. Es kann große Schwierigkeiten beim Aufbau von Sexualkontakten und -partnerschaften verursachen, aber schließlich kann diese Sexualangst auch als "moralische Keule" nach dem Sex heruntersausen.
(Fortsetzung folgt)
Für die von Dir beschriebenen negativen Gefühle zum Sex in heterosexuellen Beziehungen gibt es schon von Sigmund Freud eine für mich sehr plausible Erklärung - ich bin begeisterter "Freudianer" in seinem kleinen Aufsatz "Über die allgemeinste Erniedrigung des Liebeslebens, den ich garnicht oft genug empfehlen kann. Diesen Aufsatz findet man zB hier:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/kleine ... -i-7123/19
In heterosexuellen Beziehungen verhält es sich so, daß unser Unbewußtes in den Partner stehts das Erinnerungsbild an den gegengeschlechtlichen Elter aus dem Ödipus-Komplex hineinprojiziert, wodurch die sogen. "Inzestschranke" ein Stückweit herunter geht und uns den "Spaß an der Freud" verleidet, wenn die Phase der Verliebtheit vorbei ist. Wohl nicht wir alle (wie Freud meinte) leiden unter diesem Phänomen und nicht alle, die davon betroffen sind, leiden in gleicher Weise darunter.
Insbesondere beim Homo-Sex tritt dieses Phänomen meiner Erfahrung nach - ich lebe seit ca. 25 Jahren promiskuitiv bisexuell - nicht auf. Das erscheint mir auch "logisch", weil wir es ja mit einem gleichgeschlechtlichen Partner zu tun haben, der von vorneherein nur eine schlechte "Projektionsfläche" abgibt. Deswegen haben homosexuelle Paare m.E. tendenziell einen weitaus besseren "Beziehungs-Sex" als heterosexuelle Paare. Auch beim "casual sex" oder promiskuitiven Kontakten tritt das Problem nicht auf. Jedoch schon bei "Affairen" oder "Sexfreundschaften" kann es eine negative Rolle spielen.
Der Ödipus-Komplex, der nach der Psychoanalyse Freuds eine zentrale Rolle in unserer Persönlichkeitsentwicklung spielt, besteht im wesentlichen darin, daß das Kind den gegengeschlechtlichen Elter sexuell begehrt und den gleichgeschlechtlichen Elter, auf den es eifersüchtig wird, verdrängen will. Es wird mit diesem Begehren zurückgewiesen und erlebt das "Triumphieren" seines Konkurrenten: des gleichgeschlechtlichen Elters. So sieht prinzipiell ein "ordnungsgemäß" durchlaufener Ödipus-Konflikt aus. Er ist für das Kind traumatisch - aber eine notwendige Traumatisierung, die Voraussetzung der "Heranreifung" zum Erwachsenen.
Ein Effekt (unter vielen) dieser Traumatisierung ist die Ausbildung einer starken Sexualangst. Das Kind das seine infantile Sexualität während einer kurzen Blütezeit sehr genußvoll gelebt hatte, fürchtet nun erneute derartige Traumatisierungen und gibt seine Sexualbetätigung für eine kürzere oder längere Zeitphase auf, bevor sie unter dem Eindruck des Hormonschubes der Pubertät in veränderter Form neu erwacht. So schreibt Freud jedenfalls in seinen "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" von 1905, die ich als den zentralen Text der Psychoanalyse begreife.
Auf diese Sexualangst als Traumafolge setzt nun die Erziehung des jungen Menschen ein, die nicht zufällig erst dann "ernsthaft" beginnt, wenn das Kind sein 6. oder 7. Lebensjahr erreicht hat. Denn seine Traumatisierung im Ödipus-Komplex ist eine Voraussetzung für diese Erziehbarkeit.
Je nachdem, stark die ursprüngliche Sexualangst aus dem Ödipus-Komplex war, und je intensiver diese Angst durch die "kulturelle Ausfüllung" in Erziehung (Elternhaus, Familie, Kirche, Schule) und Sozialisation (die "peer groups" der Gleichaltrigen in Nachbarschaft, Freundeskreisen, Vereinen usw.) verstärkt und verfestigt worden ist, kann sie einem die Freude an der Sexualität dauerhaft verleiden. Das kann so weit gehen, daß der Mensch vollkommen asexuell wird, jede Sexualität von vorneherein meidet. Es kann große Schwierigkeiten beim Aufbau von Sexualkontakten und -partnerschaften verursachen, aber schließlich kann diese Sexualangst auch als "moralische Keule" nach dem Sex heruntersausen.
(Fortsetzung folgt)
Hierfür las ich irgendwann mal den Ausdruck "postkoitale" oder "postorgasmische Depression". Dafür habe ich eine verhältnismässig einfache Erklärung, die auf dem Strukturmodell der Psyche Freuds beruht, daß ich für den gegebenen Zweck stark vergröbere:
Die Psyche besteht aus 3 Instanzen: dem "Ich" als aktuellem Realitätsbewußtsein, dem "Es" als Sitz unserer Triebe und dem "Über-ich", auch "Ich-Ideal" genannt. Dieses ist die "moralische Instanz", Sitz unseres Gewissens und unserer Moralität: "So soll ich sein!" Aus diesem Über-Ich kommen unsere Gefühle, Affekte, Emotionen - Gefühle für gut und schlecht, richtig und falsch, schön und ekelhaft. Auch dieses Über-Ich hat sein Fundament im Ödipus-Konflikt erhalten und ist "kulturell aufgefüllt" worden.
Wir können uns nun die Psyche bildlich als ein Dreieck vorstellen, dessen Seiten von veränderlicher Länge sind, wie Gummischnüre. Normalerweise befindet sich der Schwerpunkt der Persönlichkeit im Bereich von "Über-ich" und "Ich", vor allem auf der Seite des "Über-Ichs", denn wir handeln größtenteils ja nicht "bewußt" (aus dem Ich), sondern unbewußt "aus dem Bauch heraus", dem "Über-Ich" heraus, zu dessen Aufgaben auch die Aufnahme von antrainierten Handlungsprogrammen gehört.
Werden wir nun sexuell erregt, dann zieht unser "Es" an einer der Gummischnüre das "Ich" in seine Richtung, der Schwerpunkt der Persönlichkeit verlagert sich immer mehr in Richtung "Es" und "Ich", immer weiter weg vom "Über-Ich" als moralischer Instanz. Wir werden "hemmungslos geil" und "tun es einfach", worüber wir normalerweise unter der Herrschaft des "Über-Ich" noch nicht einmal nachzudenken oder gar zu sprechen wagen.
Und jetzt kommt die mühsam aufgebaute pointe:
Wenn die sexuelle Erregung nun aber nachlässt, vor allem jäh nachlässt, wie es nach einem Orgasmus bei Frauen oftmals, bei Männern fast immer der Fall ist, dann verliert das "Es" seine Anziehungskraft und der Schwerpunkt unserer Persönlichkeit saust mit Macht "wie an einem Gummizug" wieder zurück in Richtung "Über-Ich", womöglich noch weiter hin in Richtung Moralität, als es vor dem sexuellen Eregungszustand der Fall war: "Oh Gott ! Was habe ich getan ! Das will ich nie, nie wiedertun!" usw usw. Eine Weile lang bleibt uns dann dieses "schlechte Gewissen" erhalten - sexuelle Reize können sich dagegen nicht mehr durchsetzen. Aber mit der Zeit lässt auch die Spannkraft des Über-Ichs wieder nach, wir kehren in die Normallage zurück, so daß sich ein sexueller Reiz wieder durchzusetzen vermag und dieses tragikomisch anmutende Spiel beginnt von Neuem.
(Fortsetzung folgt)
Die Psyche besteht aus 3 Instanzen: dem "Ich" als aktuellem Realitätsbewußtsein, dem "Es" als Sitz unserer Triebe und dem "Über-ich", auch "Ich-Ideal" genannt. Dieses ist die "moralische Instanz", Sitz unseres Gewissens und unserer Moralität: "So soll ich sein!" Aus diesem Über-Ich kommen unsere Gefühle, Affekte, Emotionen - Gefühle für gut und schlecht, richtig und falsch, schön und ekelhaft. Auch dieses Über-Ich hat sein Fundament im Ödipus-Konflikt erhalten und ist "kulturell aufgefüllt" worden.
Wir können uns nun die Psyche bildlich als ein Dreieck vorstellen, dessen Seiten von veränderlicher Länge sind, wie Gummischnüre. Normalerweise befindet sich der Schwerpunkt der Persönlichkeit im Bereich von "Über-ich" und "Ich", vor allem auf der Seite des "Über-Ichs", denn wir handeln größtenteils ja nicht "bewußt" (aus dem Ich), sondern unbewußt "aus dem Bauch heraus", dem "Über-Ich" heraus, zu dessen Aufgaben auch die Aufnahme von antrainierten Handlungsprogrammen gehört.
Werden wir nun sexuell erregt, dann zieht unser "Es" an einer der Gummischnüre das "Ich" in seine Richtung, der Schwerpunkt der Persönlichkeit verlagert sich immer mehr in Richtung "Es" und "Ich", immer weiter weg vom "Über-Ich" als moralischer Instanz. Wir werden "hemmungslos geil" und "tun es einfach", worüber wir normalerweise unter der Herrschaft des "Über-Ich" noch nicht einmal nachzudenken oder gar zu sprechen wagen.
Und jetzt kommt die mühsam aufgebaute pointe:
Wenn die sexuelle Erregung nun aber nachlässt, vor allem jäh nachlässt, wie es nach einem Orgasmus bei Frauen oftmals, bei Männern fast immer der Fall ist, dann verliert das "Es" seine Anziehungskraft und der Schwerpunkt unserer Persönlichkeit saust mit Macht "wie an einem Gummizug" wieder zurück in Richtung "Über-Ich", womöglich noch weiter hin in Richtung Moralität, als es vor dem sexuellen Eregungszustand der Fall war: "Oh Gott ! Was habe ich getan ! Das will ich nie, nie wiedertun!" usw usw. Eine Weile lang bleibt uns dann dieses "schlechte Gewissen" erhalten - sexuelle Reize können sich dagegen nicht mehr durchsetzen. Aber mit der Zeit lässt auch die Spannkraft des Über-Ichs wieder nach, wir kehren in die Normallage zurück, so daß sich ein sexueller Reiz wieder durchzusetzen vermag und dieses tragikomisch anmutende Spiel beginnt von Neuem.
(Fortsetzung folgt)
Was kann man tun ?
Man kann sein Über-Ich in bestimmtem und begrenztem Maße durch bewußtes Tun verändern, umgestalten. Das funktioniert im Prinzip wie das Erlernen einer Tätigkeit, die alsbald "automatisch", eben aus dem Unbewußten, dem "Bauch heraus" vollzogen werden soll, wie etwa einer Sportart mit bestimmten Techniken: Schlittschuhlaufen, Bogenschießen, Geländefahren mit dem Fahrrad oder Motorrad usw usw. "Aller Anfang ist schwer", man muß lernen, schmerzliche Entäuschungen ertragen - "Frustrationstoleranz" entwickeln. Mit der Zeit jedoch stellen sich die "Lerneffekte" ein, die "Trainingsdisziplin" zahlt sich aus: es "klappt" immer besser.
Wie bei jeder Tätigkeit empfiehlt es sich, sich auch theoretisch mit Sexualität zu befassen - und ich selbst empfehle dafür eben die Schriften meines großen Meisters Sigmund Freud, an erster Stelle die "Drei Abhandlungen über die Sexualtheorie", die auch beim Projekt Gutenberg angeboten wird, aber m.E. besser als Buch zu lesen ist. Es gibt eine m.E. sehr gute Studienausgabe der Werke Freuds bei Fischer-Taschenbuch davon, ebenso eine Auswahl "Schriften zu Liebe und Sexualität" sowie schließlich "Das Unbehagen in der Kultur". Abstracts hierzu gibt es viele online, zB in der Wikipedia. Was die rein körperliche Technik anbelangt - die ist sehr, sehr einfach, "Anleitungsbücher" braucht man meines Erachtens nicht, es sei denn für "Zirkusnummern". Das wesentliche, m.E. das einzige Problem ist: der Kopf, die Psyche.
Aber wie jede Tätigkeit erlernt sich Sexualität nicht aus Büchern sondern eben auch im praktischen Tun. Das kann man auch alleine und vielleicht ist das sogar sinnvoll, zunächst einmal alleine auf dem Feld der Autoerotik - Selbstbefriedigung - ein "Trainingsprogramm" gegen diese überstarke Sexualangst zu erstellen und rein praktisch anzugehen: sich autoerotisch zu betätigen, was sich ja nicht nur in genitaler Masturbation erschöpft, die aber wohl auch dazu gehörten sollte, und das ekelige Gefühl "bewußt aushalten", bewußt dagegen ankämpfen und "weitermachen", wie man auch weitermacht, wenn man als Anfänger beim Schlittschuhlaufen dauernd auf die Nase fällt.
Natürlich kann ein sexuell aufgeschlossener und verständnisvoller Partner dabei eine enorm wertvolle Hilfe sein - das ist sowieso der zweite Schritt, wenn man zunächst einmal an seiner Autoerotik gearbeitet hat. "Da will man ja schließlich hin!"
Und bei alldem kann eine Sexualtherapie durchaus hilfreich sein, finde ich. Man braucht sie nicht unbedingt zum Abbau jener Ängste, aber schaden kann sie keinesfalls und für sehr viele wird sie unabdingbar sein. Man sollte sich nicht scheuen, sie in Anspruch zu nehmen, wenn man selbst nicht zurande kommt.
Mit der Vermutung eines Mißbrauchsschicksals - ich bin selbst in meiner Kindheit sehr intensiv sexuell mißbraucht worden, bis hin zu Pädo-Gruppensex-Veranstaltungen und Herstellung von Kinderpornographie - bin ich hier jedoch vorsichtig. Nach meiner eigenen Lebenserfahrung und dem, was ich so bei der Lektüre und hier im Forum mitbekommen habe, sehen die sexuellen Störungen (und nicht nur diese) mißbrauchter Kinder meist etwas anders aus.
Ich meine, daß man erst dann, wenn man auf den zuvor beschriebenen Wegen "keinen Schritt weiterkommt", eine tiefenpsychologische oder psychoanalytische Psychotherapie erwägen sollte, um einem eventuellen verdrängten Mißbrauchsschicksal auf die Spur zu kommen.
Gruß
Möbius
Man kann sein Über-Ich in bestimmtem und begrenztem Maße durch bewußtes Tun verändern, umgestalten. Das funktioniert im Prinzip wie das Erlernen einer Tätigkeit, die alsbald "automatisch", eben aus dem Unbewußten, dem "Bauch heraus" vollzogen werden soll, wie etwa einer Sportart mit bestimmten Techniken: Schlittschuhlaufen, Bogenschießen, Geländefahren mit dem Fahrrad oder Motorrad usw usw. "Aller Anfang ist schwer", man muß lernen, schmerzliche Entäuschungen ertragen - "Frustrationstoleranz" entwickeln. Mit der Zeit jedoch stellen sich die "Lerneffekte" ein, die "Trainingsdisziplin" zahlt sich aus: es "klappt" immer besser.
Wie bei jeder Tätigkeit empfiehlt es sich, sich auch theoretisch mit Sexualität zu befassen - und ich selbst empfehle dafür eben die Schriften meines großen Meisters Sigmund Freud, an erster Stelle die "Drei Abhandlungen über die Sexualtheorie", die auch beim Projekt Gutenberg angeboten wird, aber m.E. besser als Buch zu lesen ist. Es gibt eine m.E. sehr gute Studienausgabe der Werke Freuds bei Fischer-Taschenbuch davon, ebenso eine Auswahl "Schriften zu Liebe und Sexualität" sowie schließlich "Das Unbehagen in der Kultur". Abstracts hierzu gibt es viele online, zB in der Wikipedia. Was die rein körperliche Technik anbelangt - die ist sehr, sehr einfach, "Anleitungsbücher" braucht man meines Erachtens nicht, es sei denn für "Zirkusnummern". Das wesentliche, m.E. das einzige Problem ist: der Kopf, die Psyche.
Aber wie jede Tätigkeit erlernt sich Sexualität nicht aus Büchern sondern eben auch im praktischen Tun. Das kann man auch alleine und vielleicht ist das sogar sinnvoll, zunächst einmal alleine auf dem Feld der Autoerotik - Selbstbefriedigung - ein "Trainingsprogramm" gegen diese überstarke Sexualangst zu erstellen und rein praktisch anzugehen: sich autoerotisch zu betätigen, was sich ja nicht nur in genitaler Masturbation erschöpft, die aber wohl auch dazu gehörten sollte, und das ekelige Gefühl "bewußt aushalten", bewußt dagegen ankämpfen und "weitermachen", wie man auch weitermacht, wenn man als Anfänger beim Schlittschuhlaufen dauernd auf die Nase fällt.
Natürlich kann ein sexuell aufgeschlossener und verständnisvoller Partner dabei eine enorm wertvolle Hilfe sein - das ist sowieso der zweite Schritt, wenn man zunächst einmal an seiner Autoerotik gearbeitet hat. "Da will man ja schließlich hin!"
Und bei alldem kann eine Sexualtherapie durchaus hilfreich sein, finde ich. Man braucht sie nicht unbedingt zum Abbau jener Ängste, aber schaden kann sie keinesfalls und für sehr viele wird sie unabdingbar sein. Man sollte sich nicht scheuen, sie in Anspruch zu nehmen, wenn man selbst nicht zurande kommt.
Mit der Vermutung eines Mißbrauchsschicksals - ich bin selbst in meiner Kindheit sehr intensiv sexuell mißbraucht worden, bis hin zu Pädo-Gruppensex-Veranstaltungen und Herstellung von Kinderpornographie - bin ich hier jedoch vorsichtig. Nach meiner eigenen Lebenserfahrung und dem, was ich so bei der Lektüre und hier im Forum mitbekommen habe, sehen die sexuellen Störungen (und nicht nur diese) mißbrauchter Kinder meist etwas anders aus.
Ich meine, daß man erst dann, wenn man auf den zuvor beschriebenen Wegen "keinen Schritt weiterkommt", eine tiefenpsychologische oder psychoanalytische Psychotherapie erwägen sollte, um einem eventuellen verdrängten Mißbrauchsschicksal auf die Spur zu kommen.
Gruß
Möbius
@ Möbius
Ich finde, leider muss ich das so sagen, deine Antwort sehr langatmig. Freud war sicher einer der Größten seiner Zeit und hat Grundsteine für vieles der heutigen Psychotherapie gelegt. Aber die Forschung geht weiter und vieles hat seit damals seine Gültigkeit verloren.
@ Honigblume
Auch in einer festen Beziehung heißt nein "NEIN" ! wird das nicht respektiert, handelt es sich um sexuellen Missbrauch. Daher glaube ich, dass deine Probleme sehr gut mit deiner ersten Beziehung in Zusammenhang stehen könnten. Ich würde mich mit einer/einem Psychologin/ Psychologen in Verbindung setzen.
Grüße Lauli
Ich finde, leider muss ich das so sagen, deine Antwort sehr langatmig. Freud war sicher einer der Größten seiner Zeit und hat Grundsteine für vieles der heutigen Psychotherapie gelegt. Aber die Forschung geht weiter und vieles hat seit damals seine Gültigkeit verloren.
@ Honigblume
Auch in einer festen Beziehung heißt nein "NEIN" ! wird das nicht respektiert, handelt es sich um sexuellen Missbrauch. Daher glaube ich, dass deine Probleme sehr gut mit deiner ersten Beziehung in Zusammenhang stehen könnten. Ich würde mich mit einer/einem Psychologin/ Psychologen in Verbindung setzen.
Grüße Lauli
Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines, fängt aber mit Kleinigkeiten an.
Sokrates
Sokrates
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