Psychiater will Abilfy-Dosis reduzieren - ich bin dagegen

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.

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Vi83
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Psychiater will Abilfy-Dosis reduzieren - ich bin dagegen

Beitrag So., 15.01.2017, 13:29

Hallo,

ich habe 1,5 Jahre lang Abilify als Depotspritze verabreicht bekommen. Nun nehme ich es seit 3 Monaten in Tablettenform ein. Mein Psychiater meinte, dass er gerne die Dosis im Sommer 2017 um ein Drittel etwas reduzieren möchte.

Ich bin damit gar nicht einverstanden. Mir ging es 10 Jahre lang vor der Depotspritze total schlecht. Ich hatte es jahrelang krankheitsbedingt noch nicht mal hinbekommen, die Tabletten zu nehmen. Durch die vorherigen Depotspritzen klappt die Tabletten-Einnahme nun.

Ich finde eine Reduzierung der Dosis um ein Drittel viel zu früh - 10 Jahre zu früh!

Bei meinem Psychiater geht alles sehr flott - er verschreibt einem die Tabletten, fragt einen kurz wie es einem geht und das war's schon. Mit den Depotspritzen hat er mir trotzdem sehr geholfen.

Was meint ihr dazu?

Gruß

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shesmovedon
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Beitrag So., 15.01.2017, 13:36

Wieso nimmst du das Abilify denn?

LG Radiohead


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Vi83
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Beitrag So., 15.01.2017, 13:44

Hallo Radiohead,

bei mir wurde eine Psychose diagnostiziert.

Gruß
Vi


shesmovedon
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Beitrag So., 15.01.2017, 13:49

Ok. Also ich finde es sehr fortschrittlich, dass der Arzt dich nicht ewig lang auf einer hohen Dosis behalten will. Normal sagt man - vor allem bei Erstausbruch - ein Jahr Neuroleptika und dann kann man runterdosieren. Es ist nicht gut auf Dauer Neuroleptika zu nehmen. Abilify wirkt übrigens auch in niedrigeren Dosen noch sehr gut als Psychoseschutz. Ich würde mir da nicht allzu viele Sorgen machen, sondern erstmal hoffen, dass für dich auch ein Leben ohne Neuroleptika möglich sein könnte.
Ich würde auch nicht zu viel Angst vor einem Rückfall machen. Ich weiß nicht auf welche Dosis du reduzieren sollst, aber viele fahren mit 10 mg schon ganz gut. Ich glaube bei Abilify sagt man 15 mg als Schutz ist so pi mal Daumen die richtige Dosis. Je weniger Neuroleptikum du nimmst, umso besser ist es für deine Gesundheit.
Natürlich kann ich dir nicht garantieren, dass du keinen Rückfall erleidest, aber ich denke deine Chancen stehen gut, dass du mit ausreichend Schutz und möglichst gering dosiert auch ein gutes Leben führen kannst.
Wie gesagt, manche machen sogar nen Auslassversuch, weil viele Erkrankte halt möglichst schnell die NL's los werden wollen.

LG

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MariJane
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Beitrag So., 15.01.2017, 14:04

Ohne alles gelesen zu haben: Es ist toll, dass du einen Psychiater an der Hand hast, der scheinbar etwas kritisch ist, was Neuroleptika angeht. Ich nehme selber Abilify und kämpfe ums Absetzen. Meine Ärztin hat vom Absetzen selber wenig Ahnung ich musste mir da selber helfen- mir hat folgende Broschüre bisher gut gegen Absetzpsychosen geholfen: http://www.dgsp-ev.de/broschren/neurole ... etzen.html

Ganz kleine Schritte sind eben super wichtig; das steht dort alles genau beschrieben drin. Mir erscheint 1/3 ist ein zu großer Schritt. Wenn du nicht absetzen willst, dann kommunizier das. Allerdings haben Neuroleptika nach neuen Erkenntnissen eben nicht nur Vorteile... selbst die atypischen. Es gibt viele Kritiker. Die Broschüre, die ich dir verlinkt habe, ist auch nicht ganz so unkritisch. Nur für deine Meinungsbildung...


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Beitrag So., 15.01.2017, 19:44

Hallo Radiohead,

ich kann mir ein Leben ohne Abilify überhaupt nicht mehr vorstellen. Mir ging es in meinem ganzen Leben noch nie so gut wie mit Abilify.
Ich gehöre nicht zu der Gruppe von Leuten, die das Neuroleptikum möglichst schnell wieder los werden wollen.


Hallo Marijane,

das stimmt, ich muss es meinem Arzt sagen, dass ich keine niedrigere Abilify-Dosis will.

Ansonsten danke für den Link. Den schaue ich mir gleich mal an. Eine Bekannte von mir hat gute Erfahrungen mit Homöopathie gemacht. Sie arbeitet aber auch nur Teilzeit - gesundheitsbedingt. Ich arbeite Vollzeit.

Schöne Grüße
Vi


MariJane
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Beitrag So., 15.01.2017, 19:49

Das ist letztlich deine Entscheidung, und wenn es dir hilft, ist das eben so. Ich empfehle dir, dich trotzdem mal mit den eher kritischen Blickwinkeln zu beschäftigen, damit du abschätzen kannst, ob du es nicht doch mal ohne probieren möchtest. Hochdosieren kann man schnell. Ohne das Zeug zu leben, ist meines Erachtens nach ein wirklicher Schritt Richtung Gesundheit und Freiheit. Aber jedem das seine.

Nur, ehrlich: Was spricht dagegen es verträglich abzusetzen und zu schauen, ob es auch ohne geht? Wie gesagt: Hochdosieren geht superschnell.

Aber was das runterdosieren angeht, würde ich das wirklich in kleinen Schritten machen. Für Abilify ist da auch eine Anleitung drin und das kann man ganz gut runterdosieren, indem man Tropfen nimmt.


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Beitrag So., 15.01.2017, 19:59

Zu dem Thema, das Hochdosieren so schnell geht: Also, bei mir hat es Monate gedauert nach Einnahme-Beginn, bis ich so stabil geworden bin, wie ich es jetzt bin.

Ich habe ohne das Medikament sehr krasse Dinge erlebt: Einerseits habe ich meine eigenen Grenzen dauernd überschritten (wodurch mir auch gefährliche Dinge passiert sind). Ich nehme das Medikament nun schon seit knapp 2 Jahren und nun fühle ich mich erheblich sicherer.

Durch das Medikament habe ich auch deutlich mehr Selbstvertrauen bekommen. Ich habe früher vieles mit mir machen lassen. Seitdem ich Abilify nehme, ist das ganz anders geworden .

Außerdem haben meine Eltern mich prinzipiell gezwungen, dass ich ins Krankenhaus muss und Medikamente nehmen muss. Sie haben so richtig die Polizei geholt und den Rettungsdienst angerufen, der mich dann ins Krankenhaus gebracht hat. Dieses Erlebnis ist für mich wie ein Trauma, unter dem ich immer noch leide.


shesmovedon
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Beitrag So., 15.01.2017, 20:03

Aber vorerst will er es ja nur runterdosieren, wenn ich richtig verstanden habe. 15 mg Abilify ist immer noch eine ordentliche Dosis, weil es eigentlich ein sehr gut wirksames Medikament gegen Psychose ist, wenn man es verträgt. Ich wurde darauf extrem hibbelig.
Wie auch immer, es ist nicht gut dauerhaft Neuroleptika hochdosiert zu nehmen, weil die Langzeitnebenwirkungen einfach zu krass sind, mitunter gehören auch tardive Dyskinesien dazu, wenn auch seltener als unter den typischen NL's.
Ich würde da ein wenig dem Arzt vertrauen, denn der handelt in meinen Augen sehr sorgfältig. Man soll Patienten nicht länger auf hohen Dosen lassen als notwendig.

LG


MariJane
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Beitrag So., 15.01.2017, 20:06

Hm, ich hab das so erlebt, dass das Abilify sofort Wirkung gezeigt hat. Dann ist das bei mir wohl einfach anders als bei dir. Besprich es am besten ausführlich mit deinem Arzt. Aber ich bin da bei Radiohead: Hohe Dosen über nen langen Zeitraum sind auch nicht gesund.


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Beitrag So., 15.01.2017, 20:23

Hallo MariJane,

also, nach ein paar Wochen Einnahme habe ich auch die ersten positiven Veränderungen mit Abilify gemerkt. Und nach mehreren Monaten habe ich dann so richtig gemerkt, dass mein Leben deutlich an Lebensqualität gewonnen hat.

Das stand aber auch im Beipackzettel, dass erst nach einer langen Zeit der Einnahme die richtig positiven Veränderungen von Abilify zu spüren sind.


Hallo Radiohead,

meine derzeitige Dosis beträgt 15 mg Abilify/Tag.
Wie lange hast Du denn diese Dosis eingenommen?
Hmm, also ich bin nicht hibbelig.

Was sind denn tardive Dyskinesien?

Also, ich habe mein Abitur auch komplett ohne Medikamente geschafft. Aber danach? In der Schule fand ich das Leben noch nicht so kompliziert.
Natürlich möchte ich keine Langzeitnebenwirkungen davon tragen.

Ich denke schon, dass die 15 mg/Tag für mich ein Muss sind/notwendig sind. Ärzte vertreten da ja auch unterschiedliche Meinungen. Es gibt wohl auch Ärzte, die dem Absetzen von Medikamenten kritisch gegenüber stehen.

Schöne Grüße
Vi


MariJane
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Beitrag So., 15.01.2017, 20:31

Na, alles reden mit uns wird dir nicht helfen. Ich kenn das ja von meiner Psychiaterin, die musste ich überzeugen, dass wir mal absetzen. Und das Absetzen wollte sie dann wiederum in viel zu großen Schritten machen. Da war ich dann auch mit meinem nicht vorhanden Fingerspitzengefühl gefordert, um ihr zu erklären, die Schritte sind mir zu groß.

Und du wirst mit deinem Psychiater die Vor- und Nachteile besprechen müssen. Ich an deiner Stelle wäre ein bisschen mutig und würde es mal probieren. In ganz kleinen Schritten. Vielleicht findet ihr so eine andere Wohlfühldosis. Aber deine Sache!

(Es ist nur so, dass ich wirklich lange drum gekämpft habe, dass wir absetzen... und du willst nicht. Geht mir kaum in den Kopf, aber da ist wirklich jeder anders. Und ich meins nicht böse.)


shesmovedon
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Beitrag So., 15.01.2017, 20:36

Ok, aber auch 10 mg ist noch eine gute Dosis. Ich nahm das nur 2-3 Monate, aber ich bekam davon immer Bauchweh und war extrem hibbelig, dass ich später dann auf Zeldox umgestellt wurde, was ich jetzt leider in sehr hoher Dosis nehme, weil's nicht so stark wie Abilify ist in niedrigeren Dosen.
Letztendlich: bei 15 mg kann man sicher bleiben, rede mit deinem Arzt auf jeden Fall nochmal darüber.
Früher wurden NL's dauerhaft gegeben, die neueren Forschungen und Meinungen sagen, dass die Dosis möglichst niedrig, aber ausreichend sein soll. Auch wird ab und an ein Absetzversuch nach der ersten Psychose in Erwägung gezogen.
Ich würde mich da auf jeden Fall an den neueren Meinungen orientieren, denn die Opfer der alten Meinungen kennt man ja.

Hier ein Video zu tardiven Dyskinesien (das was die Leute im Video mit ihrem Mund anstellen):


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Beitrag So., 15.01.2017, 20:40

Hallo MariJane,

ist mir schon klar, dass Du es nicht böse meinst.

Ich kenne einige Leute, die mit den Neuroleptika gar nicht zurecht gekommen sind.

Ja, da ist wirklich jeder anders. Der eine will absetzen, der andere will nicht nicht absetzen.

Wenn es nach mir ginge, würde ich das Medikament einfach bis zum Ende meines Lebens nehmen und fertig.
Aber ich glaube, darauf wird sich - leider - kein Psychiater einlassen (weil die Medikamente darauf leider nicht ausgelegt sind).


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Vi83
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Beitrag So., 15.01.2017, 20:53

Hallo Radiohead,

hmm, also in der ersten Zeit mit Abilify war ich auch sehr hibbelig (konnte kaum sitzen). Nach einem halben Jahr war das Hibbelige dann vollkommen weg. Vielleicht warst Du etwas zu ungedulig?

Vielen Dank für das Video. Das ist ja richtig schrecklich.

Ich habe eben das Gefühl, dass ich durch das Abilify viel leichter mit dem Leben im Ganzen zurecht komme. Ich habe das Gefühl, viel besser zu wissen, wo oben und unten ist; wer meine Feinde sind und wer meine Freunde sind.

Bevor ich das Abilify eingenommen habe, haben meine Eltern mich prinzipiell gezwungen, dass ich ins Krankenhaus muss und Medikamente nehmen muss. Sie haben so richtig die Polizei geholt und den Rettungsdienst angerufen, der mich dann ins Krankenhaus gebracht hat. Dieses Erlebnis ist für mich wie ein Trauma, unter dem ich immer noch leide.

Meine Eltern haben das getan, obwohl ich damals schon 31 Jahre alt war, also voll erwachsen. Ich glaube, dass in meiner Familie sehr vieles schief gelaufen ist - und mit dem Abilify komme ich damit viel leichter zurecht (und leide auch weniger).

Schöne Grüße
Vi

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