ist eine Psycho-Therapie ein Stigma
ist eine Psycho-Therapie ein Stigma
um den anderen Faden nicht ganz ins OT zu bringen und weil es mich einfach interessiert, da ich anfangs ja auch Angst hatte, daß irgendjemand erfährt, daß ich eine Therapie brauche und Depressionen habe.
Ich habe es eine ganze Weile verschwiegen, aus Angst einen Stempel als "Irre" zu bekommen, nicht mehr zurechnungsfähig zu sein - was auch immer.
In der Gesellschaft erkenne ich, daß über die Depressionen immer noch mit "reiß Dich doch mal zusammen" diskutiert wird.
meine Erfahrungen mit Offenheit:
Inzwischen sage ich offen (also nicht meinem Tratsch-Nachbarn!!), daß ich eine Therapie mache und Depressionen habe. Mehr Informationen gebe ich nicht, weil das niemanden etwas angeht. Ich bekomme da unterschiedliche Rückmeldungen. Selbst eine Nachbarin, deren Mann schwere Depressionen hatte, hat wenig Mitgefühl und versteht nicht wirklich, aber das mag auch daran liegen, weil ich mich mehr um sie kümmen soll (ihr Wunsch). Eine hat mir erzählt, daß jeder mal einen schlechten Tag hat....
Was mich stört sind Ratschläge! die erhalte ich ungebeten und auch unreflektiert und manche sind einfach verletzend und manche übergriffig.
Ab und zu höre ich dann: "hast Du heute wieder Deine Depressionen?"
Dann sagte eine Freundin: "sie hat eine Bekannte die ist Psychiaterin und die meint, daß heute niemand mehr unter Depressionen leiden muss, es gibt genügend Medis"
Wie geht man mit solchen Menschen um?
Was soll man erklären?
Ich finde es wichtig mit einer psychischen Erkrankung offen umzugehen, weil das "Irre-Sein" sonst niemals aufhört. Bitter fand ich es, daß nicht mal meine Mutter mir gegenüber meinen Aufenthalt in einer Klinik als das bezeichnet hat, was er ist, sondern fragte mich nach meinem "Umzug".
Saffia
Ich habe es eine ganze Weile verschwiegen, aus Angst einen Stempel als "Irre" zu bekommen, nicht mehr zurechnungsfähig zu sein - was auch immer.
In der Gesellschaft erkenne ich, daß über die Depressionen immer noch mit "reiß Dich doch mal zusammen" diskutiert wird.
meine Erfahrungen mit Offenheit:
Inzwischen sage ich offen (also nicht meinem Tratsch-Nachbarn!!), daß ich eine Therapie mache und Depressionen habe. Mehr Informationen gebe ich nicht, weil das niemanden etwas angeht. Ich bekomme da unterschiedliche Rückmeldungen. Selbst eine Nachbarin, deren Mann schwere Depressionen hatte, hat wenig Mitgefühl und versteht nicht wirklich, aber das mag auch daran liegen, weil ich mich mehr um sie kümmen soll (ihr Wunsch). Eine hat mir erzählt, daß jeder mal einen schlechten Tag hat....
Was mich stört sind Ratschläge! die erhalte ich ungebeten und auch unreflektiert und manche sind einfach verletzend und manche übergriffig.
Ab und zu höre ich dann: "hast Du heute wieder Deine Depressionen?"
Dann sagte eine Freundin: "sie hat eine Bekannte die ist Psychiaterin und die meint, daß heute niemand mehr unter Depressionen leiden muss, es gibt genügend Medis"
Wie geht man mit solchen Menschen um?
Was soll man erklären?
Ich finde es wichtig mit einer psychischen Erkrankung offen umzugehen, weil das "Irre-Sein" sonst niemals aufhört. Bitter fand ich es, daß nicht mal meine Mutter mir gegenüber meinen Aufenthalt in einer Klinik als das bezeichnet hat, was er ist, sondern fragte mich nach meinem "Umzug".
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan
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Saffia, überleg doch mal, was und wer wirklich irre ist? Und was hinter dem "irre geworden sein" ursächlich steckt? Ein noch viel größerer Irrsinn, der nicht benannt werden durfte/konnte.
Im Grunde ist es fast schon gesund, wenn die Seele sich wehrt gegen sowas.
Im Grunde ist es fast schon gesund, wenn die Seele sich wehrt gegen sowas.
Hallo Mio,
mir ist das schon klar. Nur wie können wir unseren Mitmenschen das verständlich machen? Wie können wir dafür sorgen, daß wir wirklich krank sind und nicht faul, oder was auch immer. Wie können wir dafür sorgen, daß wir trotzdem als zurechnungsfähig behandelt werden - auch Ärzte stigmatisieren ja!
Saffia
mir ist das schon klar. Nur wie können wir unseren Mitmenschen das verständlich machen? Wie können wir dafür sorgen, daß wir wirklich krank sind und nicht faul, oder was auch immer. Wie können wir dafür sorgen, daß wir trotzdem als zurechnungsfähig behandelt werden - auch Ärzte stigmatisieren ja!
Saffia
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Ja, in gewisser Weise schon. Meine Mutter erzählte während meinem letzten Psychiatrieaufenthalt (oder war's in der psychosomatischen Klinik) in der Verwandtschaft ich wäre im Sanatorium. Das hört sich wohl für sie weniger nach "irre" an. Ich gehe in meinem Freundeskreis offen damit um, dass ich Psychotherapie mache, was nicht heißt, dass da großartig drüber gesprochen wird. Aber wenn ich nicht kann, weil ich Therapietermin habe, dann sag ich das auch so. Es ist mir egal, was andere darüber denken.
Auffällig find ich es eher bei der älteren Generation auf'm Dorf. Da ist Therapie noch etwas....besonderes. Fast schon schandhaftes.
Da fallen dann so Redewendungen wie "die und die muss ja auch nicht ganz koscher sein, die muss wohl auch in Therapie gehen..." oder so ähnlich. Denen kann man auch nur schwer erklären, was eine Depression ist, weil dann nur so Antworten kommen wie "du musst mal öfter an die frische Luft" oder "in deinem Alter müsstest du ordentlich schaffen, dann bist du abends auch richtig müde und kannst schlafen". Die raffen einfach nicht, dass solche Vorschläge an richtiger Schlaflosigkeit nichts ausrichten.
In der Stadt ist es glaube ich nicht mehr solch ein Problem, weil man eh anonymer lebt und die Leute nicht so tratschen. Ich empfinde die Leute in der Stadt auch insgesamt offener. Das wird dann eher zur Kenntnis genommen und fertig. Außerdem haben die meisten Therapeuten ja auch ihren Sitz in der Stadt. Insgesamt wird es glaube ich von der jüngeren Generation offener angenommen das Thema, weil viele Studenten damit ja auch selbst konfrontiert sind auf Grund des hohen Lerndrucks, dem Ausziehen von zu Hause etc.
Auffällig find ich es eher bei der älteren Generation auf'm Dorf. Da ist Therapie noch etwas....besonderes. Fast schon schandhaftes.
Da fallen dann so Redewendungen wie "die und die muss ja auch nicht ganz koscher sein, die muss wohl auch in Therapie gehen..." oder so ähnlich. Denen kann man auch nur schwer erklären, was eine Depression ist, weil dann nur so Antworten kommen wie "du musst mal öfter an die frische Luft" oder "in deinem Alter müsstest du ordentlich schaffen, dann bist du abends auch richtig müde und kannst schlafen". Die raffen einfach nicht, dass solche Vorschläge an richtiger Schlaflosigkeit nichts ausrichten.
In der Stadt ist es glaube ich nicht mehr solch ein Problem, weil man eh anonymer lebt und die Leute nicht so tratschen. Ich empfinde die Leute in der Stadt auch insgesamt offener. Das wird dann eher zur Kenntnis genommen und fertig. Außerdem haben die meisten Therapeuten ja auch ihren Sitz in der Stadt. Insgesamt wird es glaube ich von der jüngeren Generation offener angenommen das Thema, weil viele Studenten damit ja auch selbst konfrontiert sind auf Grund des hohen Lerndrucks, dem Ausziehen von zu Hause etc.
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Hallo Saffia,
Ich halte vieles auch für "Kopfkino", was in der Natur der Sache zu liegen scheint. Und dann vorschnell "umgekehrt" wird. Meine Erfahrungen waren auf alle Fälle wirklich durchweg positiv. Wobei es bei mir ja auch mehr um "Ängste" ging und die sah man mir sehr deutlich von außen an. Ich hab mich aber dennoch geweigert, mich deshalb zu verstecken, weil ich das total kontraproduktiv fand.
Lieben Gruss,
mio
indem wir sprechen, uns mitteilen. Und allen werden wir es nicht klarmachen können, denke ich. Das halte ich für illusorisch. Es ist ja auch schwer nachzuvollziehen für jemanden der es nicht "kennt", das ist doch bei "allem" so.saffiatou hat geschrieben:Nur wie können wir unseren Mitmenschen das verständlich machen? Wie können wir dafür sorgen, daß wir wirklich krank sind und nicht faul, oder was auch immer.
Ich halte vieles auch für "Kopfkino", was in der Natur der Sache zu liegen scheint. Und dann vorschnell "umgekehrt" wird. Meine Erfahrungen waren auf alle Fälle wirklich durchweg positiv. Wobei es bei mir ja auch mehr um "Ängste" ging und die sah man mir sehr deutlich von außen an. Ich hab mich aber dennoch geweigert, mich deshalb zu verstecken, weil ich das total kontraproduktiv fand.
Lieben Gruss,
mio
Das weckt irgendwelche "Bergphantasien" in mir ...Radiohead hat geschrieben:Sanatorium.
Ansonsten kann ich das was Du schreibst nur unterstreichen, es gibt einen eklatanten Unterschied zwischen Stadt und Dorf und auch zwischen den Generationen. Den nehme ich auch wahr. Allerdings "verringert" er sich auch für meine Begriffe, vor allem wenn gesprochen wird. Mein "Grossneffe" oder so (der Sohn einer Cousine von mir) war beispielsweise mit 10 Jahren bereits wegen seiner Ängste lange in einer Klinik, das wäre früher wohl "undenkbar" gewesen. Da hätte das Kind zusehen müssen, wie es klarkommt...
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Ich finde das schwierig und erzähle deshalb nichts.
Ich sage meinen besten Freunden zwar, dass ich Therapie mache wegen Depressionen. Das verstehen sie kaum, woher das bei mir kommt und warum ich das habe.
Ich könnte auch sagen: ich habe eine komplexe PTBS von einer Vergewaltigung und davon, dass mir meine Eltern jeden Tag gesagt haben, dass ich wertlos, fett und hässlich bin mit ab und zu noch Gewalt von deren Seite.
Da würde ich vllt auf mehr Verständnis stoßen, aber es geht eben auch niemanden was an. Ich hätte gerne Mitgefühl, aber was man bekommt ist dann wohl eher Mitleid.
Ich finde man sollte sich auch überlegen, was man den Menschen in seinem Umfeld so zumuten möchte. Ich finde mich selbst schon zuviel, also halte ich mich bei anderen eher bedeckt.
Ich sage meinen besten Freunden zwar, dass ich Therapie mache wegen Depressionen. Das verstehen sie kaum, woher das bei mir kommt und warum ich das habe.
Ich könnte auch sagen: ich habe eine komplexe PTBS von einer Vergewaltigung und davon, dass mir meine Eltern jeden Tag gesagt haben, dass ich wertlos, fett und hässlich bin mit ab und zu noch Gewalt von deren Seite.
Da würde ich vllt auf mehr Verständnis stoßen, aber es geht eben auch niemanden was an. Ich hätte gerne Mitgefühl, aber was man bekommt ist dann wohl eher Mitleid.
Ich finde man sollte sich auch überlegen, was man den Menschen in seinem Umfeld so zumuten möchte. Ich finde mich selbst schon zuviel, also halte ich mich bei anderen eher bedeckt.
Das kann aber auch sehr befreiend sein. Denn dann sind die "Leute" wirklich in der Lage "mitzufühlen". Und es kann das eigene Bild korrigieren.Speechless hat geschrieben: Ich könnte auch sagen: ich habe eine komplexe PTBS von einer Vergewaltigung und davon, dass mir meine Eltern jeden Tag gesagt haben, dass ich wertlos, fett und hässlich bin mit ab und zu noch Gewalt von deren Seite.
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Genau deshalb erzähl ich nicht Hinz und Kunz, dass ich mich in Therapie befinde. Manchmal verstehen Leute auch das Handzeichen "Time out" nicht so richtig.saffiatou hat geschrieben: Was mich stört sind Ratschläge! die erhalte ich ungebeten und auch unreflektiert (...)
Ich such mir die Leute ganz bewusst aus, das ist höchstens die Familie und selbst da nicht jedem und allerhöchstens eine enge vertraute Freundin. Arbeitgeber und die Trulla nebenan brauchen das nicht wissen, vielleicht haben die ja selbst Familienmitglieder in Therapie, da könnten se sich ja ne Menge Input holen und es von dort weiterreichen.
Aus MEINEM Psycholeben jedenfalls NICHT.
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Ich finde das gehört in die Therapie und sonst für mich persönlich nirgends hin. Ich bin da relativ empfindlich und hab keine Lust auf Reaktionen, die mir vllt nicht gefallen. Außerdem möchte ich nicht, dass die Leute aufgrund meiner Geschichte immer das Gefühl haben müssen, Rücksicht auf mich zu nehmen etc. Ich hab nicht so Lust auf die schwache Opferrolle, dadurch macht man sich nur noch angreifbarer und ich bezweifle, dass es mir helfen würde.mio hat geschrieben:Das kann aber auch sehr befreiend sein. Denn dann sind die "Leute" wirklich in der Lage "mitzufühlen". Und es kann das eigene Bild korrigieren.Speechless hat geschrieben: Ich könnte auch sagen: ich habe eine komplexe PTBS von einer Vergewaltigung und davon, dass mir meine Eltern jeden Tag gesagt haben, dass ich wertlos, fett und hässlich bin mit ab und zu noch Gewalt von deren Seite.
Eine Freundin von mir datet gerade jemanden mit Depressionen. Sämtliche Freunde haben ihr davon abgeraten mit dem Hinweis, er sei ja psychisch labil oder "nicht ganz dicht"
Ich möchte auch ungern, dass sich meine Probleme zum Bsp in dem Dorf, aus dem ich komme, rumsprechen.
Aber es kostet auch enorm Kräfte, immer alles zu verstecken und zu verheimlichen, das ist dann die Kehrseite.
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Wenn ich DAS gemacht hätte, hätte ich so manche damit überfordert. Und das was ich gezeigt hab, hat schon gereicht. Also reflektierte, empathische Menschen, die sich WIRKLICH für einen interessieren, findet man eh nicht an jeder Ecke.mio hat geschrieben:Das kann aber auch sehr befreiend sein. Denn dann sind die "Leute" wirklich in der Lage "mitzufühlen". Und es kann das eigene Bild korrigieren.
Also denke ich auch, dass gehört viel eher in eine Therapie.
Ich konnte am Anfang zB. gar nichts verstecken, ich verstecke heute mehr als damals. Einfach weil ich es "wieder kann". Aber gut ist das nicht unbedingt, es gibt mir nur ein Gefühl von Kontrolle. Aber es kostet eben wie Du ja auch sagst vor allem eines: Kraft. Das verrückte ist, dass es "gefühlt" halt auch Kraft gibt.Speechless hat geschrieben:Aber es kostet auch enorm Kräfte, immer alles zu verstecken und zu verheimlichen, das ist dann die Kehrseite.
Ich denke die Wahrheit liegt immer in der Mitte.
Das ist für mich eine Frage der "Erwartungshaltung". Ich habe mir nie viel "erwartet" sondern eher "gehofft". Und meine Hoffnung wurde echt selten enttäuscht. Klar gab es auch Momente, wo ich merkte: Ok, jetzt überforderst Du Dein Gegenüber grade total... Was ich aber eher für mich schlimm fand, da ich die "inneren Auswirkungen" nicht mochte. Und da hab ich mein "Verhalten" dann auch "angepasst" - aber eben eher an mich. Nicht ans Außen.Tränen-reich hat geschrieben: Wenn ich DAS gemacht hätte, hätte ich so manche damit überfordert. Und das was ich gezeigt hab, hat schon gereicht. Also reflektierte, empathische Menschen, die sich WIRKLICH für einen interessieren, findet man eh nicht an jeder Ecke.
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Nee, Kraft gibt es mir nicht, ich fühle mich nicht stark durchs Verheimlichen, ich denke nur es ist nötig zu meinem Schutz und dem von anderen. Ich schließe auch nicht aus, das jemals jemanden zu sagen, aber ich glaube erst, wenn es mir besser geht und das wird dann auch nur eine Person sein und nicht viele.
Es kann ja jeder machen, wie er das möchte, aber ich würde nicht ausschließen dass einem das jedem erzählen auch ganz schön um die Ohren fliegen kann und behindern kann, insbesondere im Job z.B.
Es kann ja jeder machen, wie er das möchte, aber ich würde nicht ausschließen dass einem das jedem erzählen auch ganz schön um die Ohren fliegen kann und behindern kann, insbesondere im Job z.B.
Ist das nicht auch Kraft? Sich schützen zu können?Speechless hat geschrieben:zu meinem Schutz
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