Ich war 3 Monate stationär in der Psychosomatik in Behandlung und habe bereits dort angefangen für meinen Therapeuten zu schwärmen. Im Anschluss haben wir eine ambulante tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie begonnen.
Da ich unter unerträglichen Schamgefühlen leide und mich so kaum offen mitteilen kann, bot mein Therapeut irgendwann an, dass ich ihm Emails schreiben könne – mit dem Ziel in den Stunden über diese zu reden. Schriftlich offenbarte ich seitenweise meine geheimsten Sehnsüchte und Wünsche: er würde mich aus meiner verkorksten Beziehung retten, eine hocherotische Liebesbeziehung mit mir eingehen und schon bald mit mir zusammen wohnen.
Leider klappt es bis heute nicht über all das auch tatsächlich zu reden, obwohl mein Therapeut es mir jede Stunde nahelegt. Das geht jetzt seit Monaten so. Da wir nun die Stundenfrequenz auf 2 x pro Woche erhöht haben, hat er mir angeboten ins Couch-Setting zu wechseln. Und im Grunde genommen spüre ich, dass ich das will. Dass ich reden will. Aber ich habe eine höllische Angst davor erst in Peinlichkeit zu sterben – was ja Quatsch ist, weil er ja schon alles weiß und mir trotzdem Woche für Woche ganz normal gegenüber sitzt – dann abgewiesen zu werden – was aber ja der Abstinenz wegen passieren muss - und am Ende völlig aufgelöst mit Liebeskummer alleine da zu stehen, weil wir keine Stunden mehr haben. (30 von 55 genehmigten sind rum.)
Wer hat schon mal intensiv mit den in einer therapeutischen Beziehung entstandenen erotischen Liebesgefühlen gearbeitet und kann mir von seinen Erfahrungen berichten? Wie habt ihr euch dabei gefühlt? Was habt ihr gegen die Scham getan? Wie konntet ihr das Besprochene für euch nutzen?
Mit erotischen und Liebesgefühlen arbeiten
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Ich weiß nicht, ob "mit erotischen Liebesgefühlen arbeiten" der passende Begriff ist? Das hört sich ein bisschen an, als handele es sich dabei um eine vielversprechende Methode, ähnlich wie "therapeutisches Reiten" oder "wir malen mit Ölfarben"
In echt ist es vielleicht - meiner Meinung nach - so, dass diese Gefühle ausgesprochen werden können, um die Gefühlswelt des Patienten zu bereichern; um zu lernen, zu sich zu stehen - insofern: ja, es ist enorm hilfreich, zu all seinen Gefühlen stehen zu können. Die Liebesgefühle oder erotischen Phantasien oder Sehnsüchte sind jedoch kein Selbstzweck, sondern etwas, was quasi "automatisch" entsteht in einer bestimmten Atmosphäre oder Konstellation.
Das Problem - gerade bei DIESEM Thema - ist, dass es eine Gratwanderung ist: Einerseits IST es hilfreich, darüber zu sprechen und das Vertrauen zu spüren und die erotische Beziehung, die entstanden ist. Andererseits besteht die Gefahr des Ausschlachtens, und so hab ich mich ein bisschen erschrocken (nur ein bisschen), als ich gelesen habe, du hast ihm in den Mails explizit davon erzählt - vielleicht auch ein Problem des Schreibens: Beim SPRECHEN zeigt sich auch die Scham und die Angst, und das ist gut! So, wie du davon geschrieben hast, klingt es alles andere als beschämt, sondern ein bisschen wie ein Einkaufszettel: "Butter und Käse und Sex mit dem Therapeuten und dann ziehen wir um und kaufen noch schnell bei IKEA einen Vorhang". - Aber durch das Sprechen kannst du dich, selbst wenn du dich schämst, noch viel mehr mit dir auseinandersetzen - und dann ist das nämlich so, dass das Thema "erotische Liebesgefühle für den Therapeuten" NICHT primär ein inhaltliches ist ("möchte ich es mit ihm eher auf der Waschmaschine treiben oder im Auto?") - denn genau darum geht es eigentlich gar nicht so sehr -, sondern das Thema ist das Aussprechen der erotischen Spannung selbst, was extrem spannend sein kann.
Leider waren meine Erfahrungen gemischt: Es gab Stunden, in denen durch diese Gespräche so viel passiert ist, dass ich mir vorkam wie auseinandergenommen und neu zusammengesetzt; und es gab Stunden, in denen er mich plötzlich unterbrochen hat, weil er sich das nicht anhören wollte. Die Gefahr besteht immer, dass die erotische Spannung plötzlich kippt und man sich dann vorkommt (vorkommen soll!) wie ein Flittchen, das sich ihm angeboten hat. Wir selbst als Patienten sind mit unseren Phantasien und unserer Liebe ja immer dieselben; der Therapeut jedoch muss unbedingt auf demselben Kanal "bereit" sein; sonst funktioniert es nicht. So ein "Sie wollen mich verführen!!!" (böse gemeint) kann niemand gebrauchen. Aber ein Therapeut, der seinen Patienten als Erotikdarsteller missbraucht, ist auch nicht gerade prickelnd.
Ich denke, es ist eine große Kunst, dieses Thema so zu bearbeiten, dass man es nutzen kann: dass das geht, glaub ich bestimmt. Nur darf es nicht kippen.
In echt ist es vielleicht - meiner Meinung nach - so, dass diese Gefühle ausgesprochen werden können, um die Gefühlswelt des Patienten zu bereichern; um zu lernen, zu sich zu stehen - insofern: ja, es ist enorm hilfreich, zu all seinen Gefühlen stehen zu können. Die Liebesgefühle oder erotischen Phantasien oder Sehnsüchte sind jedoch kein Selbstzweck, sondern etwas, was quasi "automatisch" entsteht in einer bestimmten Atmosphäre oder Konstellation.
Das Problem - gerade bei DIESEM Thema - ist, dass es eine Gratwanderung ist: Einerseits IST es hilfreich, darüber zu sprechen und das Vertrauen zu spüren und die erotische Beziehung, die entstanden ist. Andererseits besteht die Gefahr des Ausschlachtens, und so hab ich mich ein bisschen erschrocken (nur ein bisschen), als ich gelesen habe, du hast ihm in den Mails explizit davon erzählt - vielleicht auch ein Problem des Schreibens: Beim SPRECHEN zeigt sich auch die Scham und die Angst, und das ist gut! So, wie du davon geschrieben hast, klingt es alles andere als beschämt, sondern ein bisschen wie ein Einkaufszettel: "Butter und Käse und Sex mit dem Therapeuten und dann ziehen wir um und kaufen noch schnell bei IKEA einen Vorhang". - Aber durch das Sprechen kannst du dich, selbst wenn du dich schämst, noch viel mehr mit dir auseinandersetzen - und dann ist das nämlich so, dass das Thema "erotische Liebesgefühle für den Therapeuten" NICHT primär ein inhaltliches ist ("möchte ich es mit ihm eher auf der Waschmaschine treiben oder im Auto?") - denn genau darum geht es eigentlich gar nicht so sehr -, sondern das Thema ist das Aussprechen der erotischen Spannung selbst, was extrem spannend sein kann.
Leider waren meine Erfahrungen gemischt: Es gab Stunden, in denen durch diese Gespräche so viel passiert ist, dass ich mir vorkam wie auseinandergenommen und neu zusammengesetzt; und es gab Stunden, in denen er mich plötzlich unterbrochen hat, weil er sich das nicht anhören wollte. Die Gefahr besteht immer, dass die erotische Spannung plötzlich kippt und man sich dann vorkommt (vorkommen soll!) wie ein Flittchen, das sich ihm angeboten hat. Wir selbst als Patienten sind mit unseren Phantasien und unserer Liebe ja immer dieselben; der Therapeut jedoch muss unbedingt auf demselben Kanal "bereit" sein; sonst funktioniert es nicht. So ein "Sie wollen mich verführen!!!" (böse gemeint) kann niemand gebrauchen. Aber ein Therapeut, der seinen Patienten als Erotikdarsteller missbraucht, ist auch nicht gerade prickelnd.
Ich denke, es ist eine große Kunst, dieses Thema so zu bearbeiten, dass man es nutzen kann: dass das geht, glaub ich bestimmt. Nur darf es nicht kippen.
Ach so, ich sehe gerade, dass du eine TfP machst; da würde es mich jetzt ehrlich gesagt interessieren, wieso du dich dafür auf die Couch legen sollst?
Die Couch ist das "klassische" Mittel, um die Regression zu fördern und es dem Patienten zu erleichtern, sich hinzugeben. Damit ist aber nicht gemeint, den Patienten anzuregen, erotisches Material zu produzieren... Es gibt für die Couch eine bestimmte Indikation, auch deshalb, weil bei einer TfP nach spätestens 100h Schluss ist und es keine gute Idee wäre, dann einen Patienten zurückzulassen, der ein Häufchen Elend ist, weil er die Fassung verloren hat. Daher kann ich dir nur raten, die Couch nur dann zu wählen, wenn du eine Analyse machst (und die geht eher nicht in 50h).
Die Couch ist das "klassische" Mittel, um die Regression zu fördern und es dem Patienten zu erleichtern, sich hinzugeben. Damit ist aber nicht gemeint, den Patienten anzuregen, erotisches Material zu produzieren... Es gibt für die Couch eine bestimmte Indikation, auch deshalb, weil bei einer TfP nach spätestens 100h Schluss ist und es keine gute Idee wäre, dann einen Patienten zurückzulassen, der ein Häufchen Elend ist, weil er die Fassung verloren hat. Daher kann ich dir nur raten, die Couch nur dann zu wählen, wenn du eine Analyse machst (und die geht eher nicht in 50h).
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Das macht auch mich stutzig. 50 Sitzungen und Couch, das passt nicht zusammen.
Liebe Grüße
Lockenkopf
Lockenkopf
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Du machst tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Dir wurde die Couch angeboten?Eismannfrau hat geschrieben: Da wir nun die Stundenfrequenz auf 2 x pro Woche erhöht haben, hat er mir angeboten ins Couch-Setting zu wechseln. Und im Grunde genommen spüre ich, dass ich das will. Dass ich reden will. Aber ich habe eine höllische Angst davor erst in Peinlichkeit zu sterben – was ja Quatsch ist, weil er ja schon alles weiß und mir trotzdem Woche für Woche ganz normal gegenüber sitzt – dann abgewiesen zu werden – was aber ja der Abstinenz wegen passieren muss - und am Ende völlig aufgelöst mit Liebeskummer alleine da zu stehen, weil wir keine Stunden mehr haben. (30 von 55 genehmigten sind rum.)
Da sind jetzt gerade mal 15 Stunden übrig und das bei 2 mal die Woche. Ist für mich sehr wenig.
Ich konnte das Besprochene nicht für mich nutzen, weil der Therapeut nicht ordentlich damit umgehen konnte.Eismannfrau hat geschrieben:Wer hat schon mal intensiv mit den in einer therapeutischen Beziehung entstandenen erotischen Liebesgefühlen gearbeitet und kann mir von seinen Erfahrungen berichten? Wie habt ihr euch dabei gefühlt? Was habt ihr gegen die Scham getan? Wie konntet ihr das Besprochene für euch nutzen?
Der wollte auch.....Oder wollte er zuerst und ich dann auch? Hmmm?
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