Filmriss in der Therapiestunde

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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pillow
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Filmriss in der Therapiestunde

Beitrag So., 23.10.2016, 17:58

Hallo und guten Abend zusammen

Seit einiger Zeit gehe ich regelmäßig wegen Missbrauch und Gewalt in meiner Kindheit zur Therapie. Nun kommen Ängste dazu, wo ich den genauen Ursprung nicht bestimmen kann. In der letzten Stunde ging es wieder um meine innere Angst.
Meist laufe ich innerlich vor meinen Gefühlen weg. Dieses Mal hab ich mir fest vorgenommen, es nicht zu tun. Ich hab mich auf diese "Angst" eingelassen. Das Gefühl wurde immer stärker, ich merkte wie ich plötzlich neben mir stand. Ich konnte nicht mehr denken, meine Worte konnte ich nicht mehr deutlich aussprechen. Ich fühlte mich wie betrunken, durch Watte oder auf Droge. Ich konnte mich nur schwer auf mein Gespräch mit dem Therapeuten konzentrieren. Er hat zum Glück gemerkt, daß ich nicht mehr "da" war und mir aus der Misere geholfen.
Das ganze beschäftigt mich so sehr. Mir fehlen Teile aus dem Gespräch. Filmriss?
Was war das? Ist es jemanden auch schon mal so gegangen? Ich hab große Angst, das es beim nächsten Mal wieder so passiert.
Über eure Erfahrungen und Tips, das es mir nicht wieder so geht würde ich mich sehr freuen.

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Candykills
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Beitrag So., 23.10.2016, 18:01

Hey

Dabei handelt es sich um Dissoziation. Auf das Mittel wird oft zurückgegriffen, wenn es einem zu viel wird und man sich irgendwie schützen muss. Das ist nichts schlimmes, wenn man das aber zum ersten Mal erfährt, kann das sehr irritierend sein.
Helfen tut, seine Grenzen besser wahrzunehmen. Manchmal ist aushalten nicht der richtige Weg.

LG
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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pillow
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Beitrag So., 23.10.2016, 18:05

Hey...
Ich dachte, wenn ich einmal durch diesen Schmerz gegangen bin, hört er evtl auf. Ich fühlte mich wie gelähmt... Schwindelig. Mein Therapeut war sehr lieb und hat immer wieder mit Fragen versucht, das ich die Aufmerksamkeit auf ihn bekomme. Dieses Gefühl hat ewig angehalten. Die Ursache für meine große Angst hab ich nicht gefunden. Angst hat doch eigentlich immer einen Grund, oder? Gibt es etwa unbegründete Angst?

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Candykills
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Beitrag So., 23.10.2016, 18:11

Ja, in gewissem Sinne gibt es unbegründete Angst. Dass ist die Angst bspw, die uns durch Flashbacks zurückversetzt in die Kindheit, also weg aus dem Hier und Jetzt und die im Hier und Jetzt keine Begründung mehr findet. Weil heute sind wir sicher. Wir sind nicht mehr ausgeliefert wie als wir Kinder waren. Das sind einfach Übrigbleibsel aus der Kindheit diese Ängste, die aber heute im Hier und Jetzt keinen Grund mehr haben, weil wir gar nicht bedroht werden. Trotzdem sind diese Ängste da und wir fühlen sie, als wären wir auch heute noch in den Situationen, in denen wir als Kinder waren.

LG Candy
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pillow
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Beitrag So., 23.10.2016, 18:14

Aber sie begleitet mich das täglich in verschiedenen Situationen. Einfach hin nehmen und damit leben? Die Angst schränkt meinen Alltag ein. Würde sie gerne aus meinen Kopf löschen...

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Candykills
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Beitrag So., 23.10.2016, 18:30

Nein. Diese diffuse Angst, habe ich auch nur mit Medikamenten unter Kontrolle gebracht. Nimmst du was?
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Beitrag So., 23.10.2016, 18:32

Ich nehme nichts. Ich hab mich damals dagegen gewehrt. Ich wollte mich nicht mit Medikamenten beruhigen. Ich hab es eine ganze Zeit mit Entspannung verschiedener Art versucht. Aber dir Angst ist geblieben

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Candykills
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Beitrag So., 23.10.2016, 18:33

OK, das ist deine Entscheidung. Aber als Unterstützung ist es das, was ich dir empfehlen würde, weil man manche Ängste auch durch Therapie erst in den Griff bekommt, wenn man da auch pharmakologisch unterstützt. Kommt halt drauf an, wie sehr sie dich im Alltag einschränken.
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Beitrag So., 23.10.2016, 18:35

Manchmal mehr, manchmal weniger. Sachte schon an etwas pflanzliches. Am hört ja nicht so gute Dinge über solche Mittel....

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Candykills
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Beitrag So., 23.10.2016, 18:37

Es ist nicht schön Medikamente zu nehmen. Mich halten sie am Leben, also für mich sind die Psychopharmaka lebenswichtig. Man muss für sich selbst entscheiden, wie dringend man sie braucht. Wenn es ohne geht, würde ich auch keine nehmen. Du kannst natürlich nur selbst sagen, ob du ohne sie kannst oder du ihre Unterstützung brauchst.
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Beitrag So., 23.10.2016, 18:40

Danke, da hast du natürlich Recht. Ich glaube auch nicht, daß ich noch lange so leben kann. Vielleicht sollte ich meinen Arzt darauf ansprechen.
Nimmst du sie wegen Angst? Wie lange nimmst du sie schon?

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Candykills
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Beitrag So., 23.10.2016, 18:43

Wegen allem möglichen muss ich sie nehmen, unter anderem wegen Angst. Ich nehme Medis schon seit ein paar Jahren. Hatte auch mal zwischendurch pausiert, aber das ging nicht gut, leider.
Ein Psychiater wäre ein guter Ansprechpartner dafür. Es kann halt für die Therapie hilfreich sein, durch Medis stabilisiert zu werden, um bestimmte Gefühle überhaupt aushalten und daran arbeiten zu können.

LG
Candy
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away
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Beitrag So., 23.10.2016, 18:45

Die Angst in den Griff zu bekommen oder anzuschauen kann durchaus irgendwann Teil deiner Therapie werden. Aber erstmal musst du vielleicht lernen zu bemerken, wenn du dissoziierst. Ich habe auch lange Zeit nicht gewusst, wie ich damit umgehen soll. Erst mit meiner neuen Therapeutin, die ausgebildete Traumatherapeutin ist, konnte ich lernen, damit umzugehen. Und seit dem ich mich selber besser regulieren kann, kann ich mich auch ganz langsam der Angst stellen und genauer hinschauen.
Außerdem habe ich begleitend Kunsttherapie. Das hilft mir sehr.
Aber der Prozeß hat sehr lange gedauert. Vielleicht wäre es für dich jetzt erstmal am hilfreichsten, genau hinzuschauen, wann und warum du "aussteigst" bzw. "neben dir stehst". Manchmal sind es ganz kleine körperliche Anzeichen, die darauf hinweisen, dass es jetzt gleich passiert. Wenn du die genauer wahrnimmst und dann Methoden lernst, um im hier und jetzt zu bleiben, ist dir schon sehr geholfen.
liebe Grüße
away

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Beitrag So., 23.10.2016, 18:57

Och würde fast alles tun um diese Angst loszuwerden. Bei Medikamenten bin ich noch unsicher. Habe auch schon gedacht, einen Neurologen aufzusuchen. Aber das hab dann wieder verworfen. Wenn ich diese Angst wieder weg schieben möchte, gelingt es mir nicht. Dann ist sie plötzlich in so größer.
Das mir dem neben mir stehen hat mir Sorgen gemacht. Mein Therapeut hat es nicht so ausgesprochen. Von Schutzmechanismus hat er nicht geredet. Oder vielleicht kann ich mich nur nicht erinnern.

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Lockenkopf
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Beitrag So., 23.10.2016, 23:09

Es ist wichtig das man als Pat. vom Th. erst mal Stabilisierungstechniken lernt um nicht Überflutet zu werden.
Schau mal hier: https://www.psychotherapiepraxis.at/art ... apie.phtml
Liebe Grüße
Lockenkopf

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