Neues Missbrauchs-Trauma, um altes zu SEHEN

[Geenie]

liebe Leute...

Ich habe mich gerade eineinhalb Jahre erniedrigen, entwerten und sexuell missbrauchen lassen. Von einem 10 Jahre jüngeren Mann, der es auch nicht leicht hat. Erst Bindungs- dann Trennungsschwierigkeiten und ein Totalabsturz meinerseits waren die Folge. Ich konnte nur mehr heulen. Nachdem immer zwei dazu gehören habe ich mich lange gefragt, was der Sinn dahinter war, dass meine Selbstverletzung solche Umwege geht. Als misshandeltes und verspottetes Kind habe ich wohl oft Lust mit Schmerz verwechselt, Liebe mit Hass, Selbstwert mit Selbstabwertung, Freude mit Schadenfreude, Spaß mit Ausgelacht werden und so weiter. Verdrehte und abgespaltene Emotionen.
Es geht mir gut dabei (auch wenn es schwer ist) meine Emotionen zu ordnen und zuzulassen und dieser spannende Prozess sich selbst kennen zu lernen mit den Schattenseiten anzunehmen ist in Gang gekommen.
Mein letzter Freund, hat mich sexuell sehr gedemütigt und ich habe Sachen mit mir machen lassen, die ich eigentlich nicht wollte und die sehr schmerzhaft waren, wie ständigen harten Analsex. Ich habe mich gefragt was das soll und wieso ich es mit mir machen lasse. So ein S/M-Spiel immer schön an der Schmerzgrenze. Ich habe mich auch beschimpfen lassen. Leider auch im Alltag und nicht beim Sex.

Nach der schwierigen Trennung kam erstmal der Selbsthass hoch, dann der Hass auf diesen Partner, dann Trauer und die Erkenntnis, dass ich Hilfe brauche und plötzlich 2 Monate nach der Trennung war die Erinnerung an die brutale Vergewaltigung an meinem 15. Geburtstag. Schock. Meine Erinnerung beginnt mit einer Art Bühnenbild ohne Darsteller. Es ist gruselig und ich kann nicht weiterschreiben….
24 Jahre, also fast ein Viertel Jahrhundert lang war das verdrängt, umnebelt. Die Ereignisse verschüttet und vergraben. Jetzt würde ich gerne drüber reden.
Will endlich raus aus der Opferrolle! Normal leben, normale Beziehungen führen. Normal schlafen und essen.
Ich bin am Austausch mit Leuten interessiert, die auch mit so einer Belastung leben.
Wie habt ihr es geschafft die Opferrolle zu verlassen?
liebe Grüße

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[trotzallem]

Hallo Geenie.
Bin seit Juni 2015 in Therapie. Dort habe ich die Sichtweise zu meinen Erlebnissen anders sehen können. Durch Zuspruch meiner Therapeutin , Anrufe bei diversen hotlines. Immer wieder mein Erlebnis erzählt, wo jeder bestätigte, ich bin Opfer, ich darf mich deswegen schlecht fühlen. Alle folgestörungen hatten endlich einen Grund.
Kontakt zur familie (Täter) abgebrochen. Verschiedene körpertherapien ausprobiert um den inneren Schmerz loszulassen. Dem Thema viel Raum gelassen.
Heute geht es mir deutlich besser und ich kann für mich einstehen und mich selbst behaupten. Die körpertherapie zahle ich leider selbst, aber ich habe in kurzer Zeit deutliche Fortschritte gemacht.
Tagebuch schreiben, Bücher gelesen, Internet Recherche.
aufrecht.net ist eine prima Seite. Manchmal ist sie nicht aufrufbar.
Ich habe keine Medikamente genommen.
Ich hoffe, ich könnte dir etwas helfen.
Und sei lieb zu dir. Du hast nur versucht zu überleben.
Alles liebe

[Geenie]

hallo trotzallem

danke für deine Antwort und den Tipp mit der Körpertherapie.
Was ist eigentlich eine Körpertherapie? klingt teuer.
Ich habe ein Jahr mit der Therapeutin, meine Eltern (kein Kontakt) aufgearbeitet (Trauerarbeit).
Das war schön aber total anstrengend, sodass ich eine Therapiepause eingelegt habe.
Mein Tagebuch und das Lesen von themabezogenen Büchern hilft mir auch sehr. Sowie meine Katzen und die Natur.
Ich mache gerade alleine Therapiearbeit (Sport und Lichtmedidation)

...und überlege in eine Selbsthilfegruppe zu gehen
Ich hoffe, dass aus Überlebensfreude dann irgendwann Lebensfreude werden kann

liebe Grüße

[trotzallem]

Ich habe somatic experience gemacht. Alle 14 Tage 90€. Nach 3x deutliche !! Besserung.
Habe auch Hypotherapie gemacht, auch 14 tägig, 75€.
Natürlich ist das viel. Aber du kannst ja auch alle 2 Monate eine Sitzung machen. Manche kann man evtl über Kasse abrechnen.
Es werden direkt oder an das Unterbewusstsein fragen gestellt und plötzlich merkst du, dass dich das schmerzt und heulst los. Ich wusste gar nicht, wie sehr mich Dinge verletzt haben. Und das kann man endlich loslassen. Im netzt stehen Adressen.
Und keine Angst. Diese Leute sind Dienstleister. Du bezahlst sie dafür, dir zu helfen und dein Gejammer anzuhören. Sie haben sich ja diesen Job ausgesucht. Wenn dir Dinge peinlich sind, sprich auch das an. Diese Leute haben schon viel zu hören gekriegt. Achte auch auf dein Bauchgefühl, ob sie an Hilfe oder nur deinem Geld interessiert sind.
Es kommt darauf an, wieweit du dich öffnen kannst. Ich bin da sehr extrovertiert ( grenzproblematik in umgekehrter Form !)
Und was für Schlüsse du für dich ziehen kannst.
Wir sind ja auch seelisch/körperlich verletzt worden. Ich habe diese Schmerzen gespeichert und die kommen durch Körperarbeit besser raus. Vorher hatte ich nur Depressionen, weil mir das passiert ist, die Reaktion meiner familie, Wut und Ärger auf all das. Aber das sind alles heutige, aktuelle Reaktionen.
An die Gefühle von damals bin ich so nicht ran gekommen. Ich könnte das immer ganz sachlich berichten, total abstrakt. Und da stimmt ja dann etwas nicht.

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[trotzallem]

In eine Selbsthilfegruppen wollte ich nicht, weil mein Erlebnis im Verhältnis zu anderen zu "harmlos" war. Ich hätte mich geschämt, weil ich "bloß deswegen" dahingehe. Ich könnte doch gar nicht mitreden.
Ich war 8, mein Bruder 14 und ich habe das "einvernehmlich" gespeichert.
Heute weiß ich, dass das so nicht gewesen sein kann, sonst hätte ich nicht so viele filmrisse

[trotzallem]

Schreibfehler: Hypotherapie. Das ist leichte hypnose.

[trotzallem]

Schon wieder: hypnotherapie

[trotzallem]

Ich komme aus der Opferrolle, weil ich stolz auf mich bin. Ich habe mich dem Erlebnis gestellt. Ich habe meine familie darauf angesprochen. Ich habe den Kontakt abgebrochen. Ich habe Hilfe gesucht. Ich habe zusätzliche Hilfe gesucht.
ICH bin die aktive ! ICH. Ich habe all diese Entscheidungen getroffen !

[Geenie]

du klingst wirklich sehr aktiv, das finde ich toll und du motivierst mich
Therapie ist ja sehr individuell und setzt sich aus so vielen Komponenten zusammen...

Hypnotherapie klingt auch interessant, dazu bin ich aber leider noch zu betäubt:
Citalopram (habe ich bereits abgesetzt, aber erst sehr kurz) und Bier (bin von fünf auf eineinhalb).
Ich versuche gerade mit Sport, weil mein Exfreund mich immer "fette, besoffene, alte Sau" genannt hat.
Weißt du, ich bin ihm nicht dankbar, aber ich bin der Beziehung dankbar: sie hat meine WUT freigesetzt und ich habe jetzt sehr viel Energie.

Ich habe 3 Sitzungen Omnipathie gemacht (aus Cranio-Sacral-Osteopathie entwickelte energetische Korrekturmethode )
Dabei werden die systemischen Verstrickungen mit der Familie gelöst (Bänder schneiden).
Bei mir löst sich auch sehr viel dzt.

Ich würde gerne in einer Gruppe reden, weil's mir Selbstwert gibt und ich dort vielleicht anderen helfen kann, die schlimmer dran sind

alles liebe, trotzallem, auf's aktiv sein und bleiben...

[trotzallem]

Liebe geene , wenn ich Geschichten wie deine lese, komme ich mir hier immer so fehl am Platz vor. Daneben ist meine Geschichte doch harmlos. Warum jammere ich denn hier rum.
Ich schäme mich dann immer, weil ich denke, aber es hat mir doch trotzdem geschadet. Ich habe einen sogenannten "sanften Missbrauch" erlebt.
Seit es dafür sogar einen Namen gibt, hoffe ich zumindest, trotzdem mitreden zu dürfen. Verrückt oder ?

[trotzallem]

Deswegen würde ich niemals in eine Gruppe gehen !
Beim ostheopaten war ich auch schon.
Alles ausprobieren, was weiterhelfen kann

[borat]

Hallo...

Deine Geschichte ist alles andere als einfach, schon ich bekomme Gänsehaut wenn ich das alles lese. Ich habe da noch einige persönliche Fragen aber ich denke die schreibe ich dir per PN.
Auf jeden Fall hat meine beste Freundin sowas ähnliches durchmachen müssen. Keiner hat was gemerkt, sie war zwar manchmal komisch und zurückhaltend aber sie war halt so eine Person die nie offen gesagt hat was sie stört.
Ich habe sie einige Male angesprochen, immer kam aber " lass mich in Ruhe, du verstehst es nicht ".
Mich hat das nach und nach wirklich stutzig gemacht, bin dann mit ihr zu einem Psychologen gegangen und er meinte, dass es mit einem Trauma zutun hat. Sie wollte aber nicht sagen was es war und wollte auch nicht mehr dorthin.

Ich habe mich dann bei https://www.akutklinik.de/indikationen/traumafolgen/ informiert und ihr die Seite empfohlen. Erst dann hat sie sich mir gegenüber geöffnet.
Es ist einfach schrecklich was man aus sich machen lässt, man kommt sich einfach total wehrlos vor !

Sie hat immer noch mit den Folgen zu kämpfen aber wir stehen ihr alle bei.

[Flowfalls]

Hallo sporadischer Gast Geenie
Ich finde, man sieht deinen Titel auch wenn Du das Wörtchen SEHEN nicht groß schreibst
– unter dem Thema Missbrauch/Gewalt.
Das war's

[Geenie]

liebe Leute,

mir geht es gut. Ich glaube ich mach Fortschritte in der Verarbeitung meines Vergewaltigungstraumas. Ich muss mich nicht an alles erinnern, oder? Die Zeit nachdem mich die Täter überwältigt haben ist ein Blackout. Aber das ist zu meinem eigen Schutz, nicht wahr. Ich muss keine Rückführung oder so machen.
Dieser Teil meiner Seele ist jetzt einfach gestorben, es hat sich befreiend angefühlt.

liebe Grüße
natürlich auch an alle missbrauchten Männer
(ich hab's grad nicht so mit Männern, aber ich respektiere Menschen)

[Geenie]

Danke für die Antworten, übrigens,
danke für den Tipp borat, klar schreibt mir gerne PNs...

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