Unkontrollierte Fressattacken - Gefühl der Machtlosigkeit

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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Kunothyca
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Unkontrollierte Fressattacken - Gefühl der Machtlosigkeit

Beitrag Sa., 02.07.2016, 17:17

Hallo, Leute!

Eigentlich schreibe ich das jetzt eher aus Verzweiflung und nicht, weil ich mir dadurch eine wirkliche Besserung erhoffe... aber ich muss mir alles einmal von der Seele schreiben und habe niemanden, mit dem ich darüber reden kann.

Ich habe wahrscheinlich irgendeine Art von Essstörung, aber keine spezifische oder besonders intensive. Seit etwa einem Jahr beschäftigt mich mein Gewicht sehr, ich falle immer wieder in Phasen, in denen ich an nichts anderes mehr denke als an die geplanten Kalorien für den Tag. Ich rechne dann immer wieder die gleiche Rechnung tausendmal nach, versuche mich ohne Erfolg zu erbrechen, treibe viel Sport und fühle mich fett. Mein absoluter Rekord waren drei Wochen ohne Fressattacke, während denen ich nach Angaben anderer wirklich dünner geworden bin, aber danach hat das alles mit den Fressanfällen angefangen.
Und jetzt ist es wieder so weit, seit etwa einer Woche versuche ich wieder, abzunehmen, habe auch ein gutes Kg abgenommen (je nach Tageszeit oder wie viel Wasser ich gerade getrunken habe), doch heute hatte ich wieder eine entsetzliche Fressattacke. Ich kann mir einfach nicht erklären, wie so etwas passiert, während dem Joggen bin ich felsenfest davon überzeugt, dass ich beim nächsten Mal stark sein werde, dass ich überhaupt keine Lust habe, so viel zu essen ... und wenn ich dann in der Küche stehe, habe ich plötzlich ein ganz anderes Denkmuster, als wäre ich eine andere Person, und mein Gewicht ist mir völlig egal. Sobald ich jedoch den letzten Bissen heruntergeschluckt habe, kommt alles mit voller Wucht zurück ...
Ich finde das alles schrecklich, es ist nicht zum Aushalten, dieses ewige Hin und Her zwischen Heißhunger und dem Stolz, ihm widerstanden zu haben. Innerlich weiß ich, dass ich mein Traumgewicht nie erreichen werde, weil ich dazu nicht fähig bin. Ich bin aber auch nicht dazu fähig, diesen dringenden Wunsch einfach hinter mir zu lassen. Es gelingt mir, es für Wochen oder gar wenige Monate zu verdrängen, aber der Wahnsinn kommt einfach immer wieder zurück ...

Jetzt fällt mir doch etwas ein, das ich fragen könnte: Was könnte ich noch tun, um diese Fressattacken zu vermeiden? Oder ganz simpel, was schlagt ihr mir vor, zu tun? So kann das nicht weitergehen, ich fühle mich immer leerer und machtloser ...

Vielen Dank, falls ihr es bis hier nach unten geschafft habt. Und danke im Voraus für Rückmeldungen

Kunothyca

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montagne
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Beitrag Di., 05.07.2016, 21:58

Klingt schon bisschen nach Bulemie....

Abgesehen davon... wenn du in einer Woche 1 kg abgenommen hast, hattest du (gerade als junges Mädchen, du wirst ja keine 30 Kilo Übergewicht haben) viel zu wenig gegessen, ein viel zu großes Kaloriendefizit gefahren. Du hattest dann ein DEFIZIT von ca. 1000 kcal und damit nur die Hälfte der kcals gegessen, die du brauchst. Denke das weist du.
Da sind Fressattacken vorprogrammiert. Wahrscheinlich kriegst du auch nicht alle Nährstoffe, die du brauchst, gerade in deinem Alter.

Du solltest 1. realistisch prüfen, ob du wirklich Übergewicht hast. Nur dann diäten. 2. ein moderates Kaloriendefizit fahren, dass du langfristig durchhälst. 3. 1 Tag pro Woche nicht diäten (aber auch nicht unkontrolliert fressen), damit die Energiespeicher aufgefüllt werden, Heißhungerattacken reduziert werden.

Irgendwie denke ich aber, du weist das alles und es ist ein mind game bei dir, sprich eine Essstörung.
amor fati

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BlackSun
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Beitrag Di., 05.07.2016, 23:12

Lebst du alleine oder noch bei deiner Familie? Oder mit einem Freund?

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Kunothyca
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Beitrag So., 10.07.2016, 14:38

Hallo, ihr beiden, und vielen Dank für eure Antworten!

Ich lebe bei meiner Familie, bin auch noch ein Teenager. Sie wissen von meinen Problemen auf diesem Gebiet, weil es ihnen letztes Jahr aufgefallen ist und ich daraufhin mit ihnen darüber gesprochen habe. Ich gehe aber jetzt davon aus, dass sie glauben, ich wäre mittlerweile darüber hinweg.

Eigentlich habe ich wegen früheren Erfahrungen diesmal versucht, kein so großes Kaloriendefizit zu haben, dafür habe ich täglich viel Sport getrieben... Ich hatte Kaloriendefizite von 300 bis 700 eingerechnet. Allerdings kann ich das nicht sicher sagen, denn bei einem Kaloriengehalt von über sechzig zähle ich schon hundert und bei Sport nehme ich das auch nicht so genau (aber zu viel zähle ich nie, da bin ich sehr vorsichtig).
Also habe ich bei diesem Mal schon versucht, mehr und genug zu essen. Allerdings ist das Problem bei mir, dass ich nicht warten kann, bei mir kann es nicht schnell genug gehen. Ich nehme mir dann vor, so viel zu essen, doch wenn es irgendwie weniger geht, tue ich es und dann erfolgt wieder die altbekannte Kette von Fressattacken...
Mein Refeed-Tag war an jenem Samstag, doch das Problem war, dass ich danach nicht mehr aufhören konnte, zu essen. Wahrscheinlich auch wegen dieser Jetzt-ist-es-eh-zu-spät-Mentalität. Gegen die komme ich einfach nicht an. Ich denke dann: "Es ist keine große Leistung mehr, auf diese Kekse zu verzichten, weil du heute sowieso schon versagt hast, das macht nichts mehr gut."

Jetzt habe ich wieder mit der Diät aufgehört (und drei Kilo zugenommen), aber ich weiß, dass es wiederkommen wird. Ganz am Anfang wollte ich nicht abnehmen, weil ich mich fett gefühlt habe, sondern aus anderen Gründen. Doch nach jedem gescheiterten Versuch sehe ich im Spiegel dicker aus, wahrscheinlich, weil ich durch den Jojo-Effekt tatsächlich immer mehr zunehme. Ich werde also bald tatsächlich übergewichtig sein.

Seien wir mal ehrlich: Alles, was du (montagne) mir gesagt hast, wusste ich ja schon vorher. Und ich glaube kaum, dass man mir über dieses Thema noch etwas erzählen kann, das ich nicht weiß, da ich die Hälfte meiner Zeit im Internet verbringe, um mehr darüber zu erfahren. Was ich also eigentlich tatsächlich hören wollte (abgesehen von meinem Bedürfnis, meinen Frust irgendwo niederzuschreiben, wo einer es lesen kann), war irgendeine Meinung über meine "Essstörung". Ich glaube nämlich nicht wirklich, dass ich eine habe. Mein Verhalten passt irgendwie in kein Schema, vor allem, da ich diese Gedanken immer wieder von mir schieben kann und für eine Zeit (die bis zu Monaten andauern kann) normal esse. Also normal für mich, denn bei diesem Gebiet war ich immer schon etwas speziell...

Was mich also interessieren würde, wenn du oder jemand anderes noch etwas dazu schreiben willst: Glaubt ihr, so wie ich, dass diese Gedanken immer wiederkommen werden und man bei mir schon von einer richtigen Essstörung sprechen kann (der Teil, woran ich zweifle), oder klingt das eher nach einer Phase, die auf die Pubertät zurückzuführen ist? Manchmal habe ich Angst, dass ich mir das alles nur einbilde und unbewusst erfinde, um mich besser zu fühlen. Wobei der letzte Teil stimmt, ich denke wirklich, dass ich mich mit der Etikette "Essstörung" besser fühlen würde, aber ich will eigentlich wissen, ob diese Gedanken real und ernst zu nehmen sind.

Ich hoffe, das war jetzt nicht zu konfus und hindert euch da draußen, eine Antwort zu schreiben. Ich wäre schon über einen Satz glücklich, irgendeinen Denkanstoß...

Danke fürs Lesen dieses umfangreichen Posts

Kunothyca

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Susi29
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Beitrag Di., 12.07.2016, 16:54

Hallo Kunothyca!
Ich habe mich in meiner Pubertät auch intensiv mit meinem Gewicht auseinandergesetzt. Nach etlichen Jahren kamen jedoch andere, wichtigere Themen auf. Jahre später habe ich dann wieder begonnen, Fressattacken zu bekommen aus psychischen Gründen. Tatsächlich war ich weder vom Leben erfüllt noch von meinem Job noch von der Liebe. Das habe ich alles nacheinander geändert. Und mir ein paar Tricks zugelegt. Dir fehlt etwas, das du durch Essen kompensierst. Was kann das sein? Vielleicht findest du es heraus! Und suche dir Ersatzhandlungen, wenn du einen Fressattacke bekommst. Bei mir ist es so: Was nicht zu Hause ist, kann ich nicht essen. Weiter: Wenn ich Heisshunger habe, trinke ich, denn dann vergeht es. Anstatt in den Kühlschrank zu greifen, lege ich meine Händen in den Eiskasten (das tut weh!!!! holt dich aber ins Hier und Jetzt zurück). Ich habe auch nur Kleidung, die mir zu eng wird, wenn ich zu viel esse. Und da ich da reinpassen MUSS, reisse ich mich zusammen.
Mit einem Wort: Ja, deine Gedanken sind ernst zu nehmen. Du musst dich selbst austricksen lernen. Ich wünsche dir jedenfalls, dass du findest, was dir fehlt.

Lg Susi

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