Hallo,
ich war bis jetzt eher passiv auf dieser Seite unterwegs, ich hoffe, ich habe jetzt das richtige Forum für mein Problem gefunden.
Ich bin seit jetzt fast genau einem Jahr in Therapie (tiefenpsychologisch), nachdem ich mindestens zwei Jahre davor schon an Depressionen gelitten habe. Meine Leidensgeschichte ist also schon eine längere. Vor einem Jahr habe ich dann über die Schule (ich werde demnächst 18) die Möglichkeit zu einer Therapie gefunden und auch angenommen - was für mich eine schwierige Sache war.
Ich bin eigentlich ein beliebtes Mädchen, in der Schule gut und am Sportplatz auch. Aber seit gefühlten Ewigkeiten habe ich Depressionen, mal schwerer mal leichter. Mir fällt es wahnsinnig schwer, mich anderen gegenüber zu öffnen, lieber wahre ich dann doch den "Alles ist super"-Schein.
In der Schule habe ich mich dann der Schulärztin gegenüber ein wenig geöffnet und sie hat mich überredet, mit meinen Eltern zu sprechen (die Teil des Problems sind und waren), damit ich in Therapie kann. Dieser Schritt hat mich große Überwindung gekostet. Mittlerweile wissen auch ein paar Freunde, wie es mir geht.
Aber in diesem Jahr ist eigentlich wenig besser geworden. Ich habe immer noch Schwierigkeiten mit der "Therapiesituation". Ich kann mich einfach nicht öffnen, nicht fallen lassen. Meine Therapeutin ist sympathisch, klug und hat auch denselben Humor wie ich, da kann ich gar nicht klagen. Aber ich schaffe es einfach nicht, mir eine Ruck zu geben und mal zu weinen oder so.
So weine ich ständig, abends unter der Bettdecke, wenn meine Eltern mich nicht hören, wenn ich früher von der Schule nachhause komme, weil ich es einfach nicht mehr aushalte. In diesen Situationen bin ich sehr sehr einsam, ich habe niemanden, bei dem/der ich mich ausweinen kann oder die mir einen Rat geben kann (irgendetwas in diese Richtung eben).
Diese Einsamkeit ist wirklich schlimm für mich, da zieht sich etwas in mir zusammen und entspannt sich nicht wieder.
Gestern in der Therapiestunde haben meine Therapeutin und ich darüber geredet, dass es jetzt so ziemlich ein Jahr her ist. Und dass sich wenig verändert hat. Se war sehr verständnisvoll, und hat (nachdem sie mich um Erlaubnis gefragt hat) mir auch ihre Sicht der Dinge erläutert. Ich sei sehr ausdauernd, aber sie habe oft das Gefühl, nicht zu mir durchzudringen. Bei ganz vielen Dingen hätte sie gar keine Ahnung von mir, dabei wisse sie, dass ich ganz viel nachdenke und in mir viel vorgeht. Das war so ungefähr eine Kurzzusammenfassung. Dann haben wir auch darüber geredet, wie sich das ändern kann, aber mir ist nicht sehr viel (also eigentlich gar nichts ) eingefallen (es war auch schon relativ am Ende der Stunde).
Danach war ich noch kaputter als vorher. Ich weiß nciht, was ich machen soll, dass ich mich öffnen kann, denn ich muss mich öffnen, sonst habe ich gar keine Chance, noch die Kurve zu kriegen. Ich habe wahnsinnige Angst vor diesem Fallen lassen. Und ich weiß nicht, wie ich die nächste Therapiestunde angehen soll. Ich bin sehr sehr verzweifelt.
Es wäre schön, wenn Ihr einen Rat für mich hättet, hoffentlich habe ich mit den Formalitäten alles richtig gemacht.
Lieben Gruß,
Insulanerin
Ein Jahr Therapie, kann mich immer noch nicht öffnen
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Thread-EröffnerIn - neu an Bo(a)rd!
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- Beiträge: 1
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Hallo Insulanerin, hast du es schon mal mit Aufzeichnungen versucht, die du mit in die Therapie nimmst? Die könnten dir beim Reden helfen. Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, der Therapeutin per Mail mitzuteilen, was du dich nicht zu sagen traust.
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- Forums-Gruftie
- , 31
- Beiträge: 992
Hast du ihr denn mal von deinen Abenden und deiner großen Einsamkeit erzählt?
Ich hatte zu Beginn der Therapie (bzw. nicht nur zu Beginn) das Gefühl selbst in der Therapie immer, trotzdem mit allem alleine zu sein.
Wenn das bei dir auch so ist und du es schaffst das anzusprechen, kommt ihr vllt besser voran. Leider können die Theras auch nicht in einen reinschauen, deshalb muss man soviel wie möglich ansprechen.
Aber um so offen sprechen zu können muss eben auch schon viel Vertrauen und gutes Grundgefühl da sein, ich empfinde das so ein bisschen als Teufelskreis.
Aus diesem hat mich meine Therapeutin damals rausgeholt, in dem sie mir angeboten hat, sich neben mich zu setzen (ich darf seitdem immer bestimmen, wo ihr Stuhl steht), ab und zu auf Nachfrage hin meine Hand genommen hat usw.
Und irgendwann hatte ich dann das Gefühl: in der Zeit, die wir haben, bin ich nicht alleine mit den ganzen Problemen und ich hab mich seitdem in der Therapie nicht mehr alleine gefühlt und kann inzwischen wirklich alles sagen, was mich beschäftigt.
Und dann kann es sich zum Bsp auch mal unglaublich gut und befreiend anfühlen, sich mal bei ihr ausweinen zu können, loslassen zu können und sich fallen lassen zu können, aber eben nur, wenn du das Gefühl hast: da fängt dich jemand auf.
Ich sehe das als die Aufgabe von beiden Parteien: einerseits von dir sagen zu können, was du dir wünscht und wovor du Angst hast; eventuell gewisse Angebote von deiner Therapeutin (und sei es nur die Möglichkeit wie oben erwähnt, mal zu mailen) und vor allem, dass du dich darauf einlassen kannst.
Ich hatte zu Beginn der Therapie (bzw. nicht nur zu Beginn) das Gefühl selbst in der Therapie immer, trotzdem mit allem alleine zu sein.
Wenn das bei dir auch so ist und du es schaffst das anzusprechen, kommt ihr vllt besser voran. Leider können die Theras auch nicht in einen reinschauen, deshalb muss man soviel wie möglich ansprechen.
Aber um so offen sprechen zu können muss eben auch schon viel Vertrauen und gutes Grundgefühl da sein, ich empfinde das so ein bisschen als Teufelskreis.
Aus diesem hat mich meine Therapeutin damals rausgeholt, in dem sie mir angeboten hat, sich neben mich zu setzen (ich darf seitdem immer bestimmen, wo ihr Stuhl steht), ab und zu auf Nachfrage hin meine Hand genommen hat usw.
Und irgendwann hatte ich dann das Gefühl: in der Zeit, die wir haben, bin ich nicht alleine mit den ganzen Problemen und ich hab mich seitdem in der Therapie nicht mehr alleine gefühlt und kann inzwischen wirklich alles sagen, was mich beschäftigt.
Und dann kann es sich zum Bsp auch mal unglaublich gut und befreiend anfühlen, sich mal bei ihr ausweinen zu können, loslassen zu können und sich fallen lassen zu können, aber eben nur, wenn du das Gefühl hast: da fängt dich jemand auf.
Ich sehe das als die Aufgabe von beiden Parteien: einerseits von dir sagen zu können, was du dir wünscht und wovor du Angst hast; eventuell gewisse Angebote von deiner Therapeutin (und sei es nur die Möglichkeit wie oben erwähnt, mal zu mailen) und vor allem, dass du dich darauf einlassen kannst.
Das ist ja abgefahren! Das würde meiner NIE machen. Also weder sich direkt neben mich setzen, noch meine Hand nehmen. Ich weiss aber auch nicht, ob ich das, wenn er es denn anbieten würde, wirklich wollen würde. Sorry für Offtopic.Speechless hat geschrieben:
Aus diesem hat mich meine Therapeutin damals rausgeholt, in dem sie mir angeboten hat, sich neben mich zu setzen (ich darf seitdem immer bestimmen, wo ihr Stuhl steht), ab und zu auf Nachfrage hin meine Hand genommen hat usw.
Insulanerin:
Ich habe mir mal selber eine "Falle" gestellt (Nein, als Falle will ich das eigentlich nicht bezeichnen, ich weiss bloss kein besseres Wort), als ich etwas nicht direkt ansprechen konnte. Ich hab beim Rausgehen am Ende der Stunde in einem Satz ansatzweise erwähnt, was bzw. das da was ist. Da die Stunde zuende war, wusste ich, dass mein Therapeut sich das aufschreiben würde, und mich dann nächste Stunde damit konfrontieren würde. Somit konnte ich dann in der nächsten Stunde gar nicht mehr drumrum.
Was ich auch richtig gut fand: Als ich mal Ewigkeiten auf was rumgekaut habe, ohne wirklich was zu sagen, es aber kristallklar ersichtlich war, das ich was auf der Seele liegen habe, kam mir mein Therapeut entgegen. Erst hat er gefragt (was er sonst nie tut), dann hat er mir fast die Worte in den Mund gelegt, und als ich irgendwann gar nichts mehr gesagt habe (weil wie erstarrt), hat er ein wenig "geraten", als er dann richtig lag, bin ich fast tot vom Stuhl gefallen, aber er hat so ruhig und locker reagiert, dass er mir damit meine Angst genommen hat. Du könntest also deine Therapeutung bitten, dass sie dir mit gezielten Fragen entgegenkommt. Manchmal reichen ein par kleine Fragen schon, und man kann diese Kluft zwischen Schweigen und Reden überwinden.
Und eine Sache, die mir immer hilft, wenn es schwer fällt zu reden: Tief Luft holen, auch mehrmals, Augen kurz zu machen, wieder aufmachen, Blickkontakt mit dem Therapeuten suchen (zum Glück weicht der nicht aus), sich selber kurz Mut zusprechen (ala "Du kannst das" oder "Jetzt raus damit"), und dann nicht mehr nachdenken und einfach reden. Keine Ahnung, ob das für dich eine Alternative ist, aber bei mir funktioniert das oft (aber nicht immer).
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- sporadischer Gast
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- Beiträge: 21
Hallo,
ich glaube du solltest auch mal gegenrechnen, wie viele Jahre du als Einzelkämpferin unterwegs warst. So leicht ändert sich die "Ich muss es alleine schaffen."- Einstellung nicht, das braucht Zeit.
Besonders schwierig ist es, dass sich bei dir an den Umständen wohl wenig geändert hat. Das erschwert Veränderungen zusätzlich.
Mein Ex-Mann hat alle Ansätze von Veränderung durch die Therapie torpediert. ( Deshalb auch Ex...). Es hat ihm nicht in den Kram gepasst.
In einem Eltern- Kind- Verhältnis ist es noch schwieriger. Denn ein Kind, dass den Schein wahrt, ist für die Eltern angenehmer, als eines das zeigt, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Das wirst du evtl unterschwellig auch immer noch zu spüren bekommen.
Versuch mal dir möglichst genau zu überlegen, was dir helfen könnte, dich zu öffnen, was du dir von deiner Therapeutin wünschst. Das schreibst du entweder auf oder du sagst es ihr.
Und überlege dir auch, was genau du unter öffnen verstehst, denn das ist ja ein eher schwammiger Begriff.
Über fallen lassen würde ich in frühestens drei Jahren mal nachdenken .
ich glaube du solltest auch mal gegenrechnen, wie viele Jahre du als Einzelkämpferin unterwegs warst. So leicht ändert sich die "Ich muss es alleine schaffen."- Einstellung nicht, das braucht Zeit.
Besonders schwierig ist es, dass sich bei dir an den Umständen wohl wenig geändert hat. Das erschwert Veränderungen zusätzlich.
Mein Ex-Mann hat alle Ansätze von Veränderung durch die Therapie torpediert. ( Deshalb auch Ex...). Es hat ihm nicht in den Kram gepasst.
In einem Eltern- Kind- Verhältnis ist es noch schwieriger. Denn ein Kind, dass den Schein wahrt, ist für die Eltern angenehmer, als eines das zeigt, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Das wirst du evtl unterschwellig auch immer noch zu spüren bekommen.
Versuch mal dir möglichst genau zu überlegen, was dir helfen könnte, dich zu öffnen, was du dir von deiner Therapeutin wünschst. Das schreibst du entweder auf oder du sagst es ihr.
Und überlege dir auch, was genau du unter öffnen verstehst, denn das ist ja ein eher schwammiger Begriff.
Über fallen lassen würde ich in frühestens drei Jahren mal nachdenken .
„Freunde, nur Mut!
Lächelt und sprecht:
Die Menschen sind gut,
bloß die Leute sind schlecht.“
Erich Kästner
Lächelt und sprecht:
Die Menschen sind gut,
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Erich Kästner
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