Soziales Umfeld aufbauen

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Jarvis
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Soziales Umfeld aufbauen

Beitrag Di., 31.05.2016, 09:49

Hallo,

bin neu hier und habe mich extra angemeldet, um zu dem Thema ein paar Meinungen einzuholen. Leider weiß ich nicht mehr weiter und bin ziemlich verzweifelt. In anderen Foren bzw. auf anderen Seiten konnte mir nichts wirklich helfen, weil das Hauptproblem dort immer daraus bestand, dass die betroffenen gar nicht erst in Kontakt mit anderen Menschen kommen. Das Problem habe ich nicht. Zwar habe ich nicht sehr viele (enge) Freunde/Vertraute, aber die braucht es ja auch bekanntlich nicht.

Das Problem ist, dass sich diese Freundschaften trotz geographischer Nähe auf das Internet beschränken. So schreibe ich zwar viel mit gewissen Freunden und bin eigentlich immer auf dem Laufendenen, was in deren leben so passiert etc. aber ganz normale Dinge scheinen einfach nicht zu funktionieren. Was ich dazu beitrage? Nunja, zunächst mal äußere ich meine Wünsche nach mehr Gesellschaft einfach. Sei es nun bei einem Freund zuhause auf der Couch zu sitzen einfach, vielleicht PlayStation zusammen zu spielen oder Nachmittags in einem Café zu sitzen, das Wetter genießen... was "normale" Freunde eben so machen.

Aber es klappt einfach nicht. Und das scheint speziell bei mir so zu sein. Ich kann zuschauen, wie das mit anderen Freunden der Freunde super klappt. Die treffen sich ständig und machen irgendwas zusammen. Da passiert in einem halben Jahr mehr, als mit mir in vier Jahren. Aber warum? Warum fragt denn niemand, ob ich nichtmal Zeit habe, was zu machen? Wie ergibt sich sowas denn zwischen anderen Freunden? Wie gesagt ich selbst äußer ja schon oft genug den Wunsch danach und bin keinesfalls anspruchsvoll, was am Ende unternommen wird. Mir geht es da hauptsächlich um die Gesellschaft des Freundes. Andererseits kann ich den Leuten ja auch nicht auf die Nerven gehen und mich aufdrängen - dann wäre ein Treffen etc ja genauso sinnlos - wenn man dann ständig den Gedanken hat, dass man den anderen breitschlagen musste und er sich jetzt nur mit einem abgibt, weil man oft genug genervt hat.

Die Freunde selbst können mir die Antwort irgendwie auch nicht geben. Die sagen ich sei "ganz normal", wenn es mal zu einem Treffen gekommen ist. Aber es kann doch irgendwie nicht sein, dass man seine Freunde nur alle paar Monate mal zu Gesicht bekommt fürne Stunde und in der Zwischenzeit genießen die mit anderen das Leben?!

Neue Freunde scheinen da schon von vorne herein eine ablehnende Haltung zu haben und einfach kein Interesse daran, was zu unternehmen. Da werden Anfragen teilweise komplett ignoriert. Ansonsten versteht man sich aber wunderbar... alles ist gut bis auf die Sache mit dem tatsächlichen sozialen Kontakt in der realen Welt. Diesen Sommer werde ich wahrscheinlich wieder alleine zuhause vor dem Fernseher und dem PC verbringen, während meine Freunde mit wiederum ihren Freunden Spaß haben und das leben LEBEN.

Ich habe leider absolut keine Ahnung woran es liegen könnte, wie ich es ändern könnte und wie sich normale Dinge wie zB ein Treffen zum Eis essen, was zu trinken, zu schwimmen etc ergeben können. Ja sicher, viele sagen mir "ist doch egal, was andere denken" usw. das ist auch richtig. Aber in dem Fall liegt es halt einfach nicht mehr in meiner Hand. Das ist bereits so schlimm, dass ich mir denke irgendwie wäre ein vorzeitiger Tod (zB durch Krankheit) kein bisschen schlimm - weil ich dann nur noch wenige Jahre so vor mich hingammeln und mir Gedanken darüber machen müsste, als die nächsten 40-50 Jahre. Damit meine ich nicht, dass ich einen Todeswunsch habe - es würde nur einfach keine große Rolle spielen, weil sich scheinbar sowieso nichts mehr tun wird.

Ein paar Informationen zu mir: Ich bin fast 30 Jahre alt, lebe seit fast 10 Jahren in einer recht glücklichen Beziehung und bin Berufstätig. Zwar habe ich einige Probleme mit dem Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Verlustängsten usw. aber an denen arbeite ich bereits fleißig und es ist auch schon viel besser geworden. Des weiteren haben mir in meinem Leben die realen Kontakte eigentlich immer gefehlt, da ich sehr sehr ländlich aufgewachsen bin und eigentlich nur Freunde auf Displays und Monitore hatte. Jetzt lebe ich aber in einer (größeren Stadt) und würde gerne ein "normales" und gesundes soziales Leben haben.

Danke für's lesen und für jede produktive Meinung dazu. Vielleicht kann mir ja jemand erklären, wie sich solche Dinge mehr ergeben (zwanglos), was ich tun kann oder woran es liegen könnte.

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Jarvis
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Beitrag Fr., 10.06.2016, 14:28

Hallo,

auch wenn es noch keine Antwort zu meinem Beitrag gibt, würde ich gerne noch was ergänzen. Das Gefühl der Ausgeschlossenheit wächst zur Zeit enorm und eine Besserung ist nicht in Sicht. Es ist schon sehr anstrengend und kräftezehrend, wenn der Kopf sich im Kreis dreht und die Brust sich anfühlt, als würden ein Haufen schwerer Steine darin liegen.

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minds
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Beitrag Fr., 10.06.2016, 17:50

Wo hast Du bisher Kontaktversuche gestartet? Hast Du es mal mit Freundschaftsanzeigen, Sportvereinen, Ehrenamt, Selbsthilfegruppen etc. versucht? Und dann einfach mal nach ein weiteres Treffen vorgeschlagen, um bspw. gemeinsam einen Kaffee zu trinken irgendwo?

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Tristezza
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Beitrag Fr., 10.06.2016, 18:02

Was mich ein wenig wundert: dass du Freundschaften eine so große Bedeutung beimisst, dass du so etwas wie lebensmüde geworden bist - obwohl du eine "recht glückliche" Beziehung hast und einen Job (gerade für einen Mann finde ich das erstaunlich, da man sagt, dass Männer im Gegensatz zu Frauen oft eher so was wie Kameradschaften statt Freundschaften pflegen, d.h. eher eine gemeinsame Sache, ein Interesse, ein Hobby das Verbindende in der Beziehung darstellt). Außerdem: Du bist im ländlichen Bereich groß geworden und siehst das als Grund dafür, dass du Freunde meist nur übers Internet gefunden hast. Aber auch im noch so ländlichen Umfeld geht man in den Kindergarten, in die Schule ... hattest du da keine Freunde? Ich hätte gedacht, auf dem Land sind die Beziehungen eher enger als in der Stadt. Hatte es vielleicht doch andere Gründe, dass du schon als Kind so isoliert warst?

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Annalü Sand
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Beitrag Fr., 10.06.2016, 19:31

Hallo Jarvis,

bei mir ist es eher umgekehrt, also ich treffe viele Menschen regelmäßig auf einen Kaffee oder so, habe aber nicht das Gefühl, mit irgendwem mein Leben zu teilen.
Du beschreibst ja, dass Du am Leben deiner Freunde mittels Internet regen Anteil nimmst. Dann wissen Sie darum, dass Du unzufrieden bist?

Ich finde es etwas gemein, wenn deine Freunde nur so selten etwas mit dir unternehmen aber keine Gründe dafür nennen. Du fragst sie doch danach?

HG,
Anna

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Jarvis
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Beitrag Mo., 13.06.2016, 09:31

Hallo und danke euch für die Antworten. Also zu erstmal... mit ländlich meine ich, dass ich bis zu meinem 17. Lebensjahr in einem Haus im Wald groß geworden bin. Da gab es im Umkreis von einem Kilometer keine Nachbarn, danach lebte ich in einem Dorf, wo es mehr Hunde als Menschen gab - und die Menschen waren alle bereits im Rentenalter. Da gab es auch entsprechend keine guten öffentlichen Verkehrsmittel - man kam halt auch sehr scwher nur weg von dort. Ja im Kindergarten war ich natürlich - nein, da gab es keine Freunde. Die wenigen, die man zwischendurch hatte, haben mir bei nächster Gelegenheit das Messer in den Rücken gerammt.

Als zweites bin ich in keinem Verein und hab noch gar keine Kontaktversuche gestartet. Warum auch? Ich brauch nicht mehr Freunde und hab nicht das Bedürfnis mehr Leute kennenzulernen (aber auch kein Problem damit). Davon abgesehen, dass es als Mann Ende 20 ziemlich schwer sein dürfte so ohne weiteres neue Freunde zu finden.

Die Freunde, die ich jetzt habe wissen teilweise worum es geht. Und ja, ich melde das Interesse an realen Treffen an. Und das nicht zu wenig. Wie gesagt mehr kann ich aber leider nicht tun, denn alles weitere wäre einfach aufdringlich und auch nicht Sinn der Sache, wenn man sich nur mit mir trifft, weil ich sonst keine Ruhe gebe. Gründe kann man mir nicht nennen. Im Rahmen einer Therapie hatte ich schon rumgefragt, was mich für die Leute ausmacht, warum sie mit mir befreundet sind etc. Und was soll ich sagen?! Nur positive Resonanz. Ich bin scheinbar voll nett und verlässlich und man fühlt sich wohl, wenn man mit mir redet usw. Eine Freundin, die ich auch schon öfter (in 4 Jahren, 3x) getroffen habe, hab ich gefragt ob denn iwas nicht mit mir stimmt... ob ich vielleicht eigenartig oder langweilig wäre, wenn man so zusammen sitzt. Nein, sagte sie... alles ganz normal. Wenn es so normal ist und ich so nett und toll bin... warum seh ich sie dann so selten? Am Wochenende ist die immer unterwegs... ständig mit irgendwelchen Leuten. Mit manchen Freunden macht sie in einem Monat mehr, als mit mir in 2 Jahren - und das obwohl diese Freunde weiter weg wohnen als ich und das Treffen eher schwierig ist. Ich hab sie im Prinzip noch nicht privat getroffen, weil die Treffen immer direkt Abends nach der Arbeit stattfanden. Die meisten Anfragen bei allen laufen so, dass es zwar heißt "können wir mal machen" - aber dabei bleibt es dann eben auch.

Das Problem bei dem Ganzen - und das, was mich so verzweifeln lässt - ist ja gerade das, dass es keinen ersichtlichen Grund dafür gibt, keine Erklärung. Durch die fehlenden sozialen Kontakte früher habe ich leider auch nie gelernt, wie sich solche Dinge "ergeben" - dass man zum Beispiel mach nach hause eingeladen wird. Aber dennoch geb ich mir wirklich viel Mühe auch, um etwas mit meinen Freunden zu unternehmen - leider völlig vergebens einfach. Ich finde einfach keine Lösung dafür - nichtmal einen Ansatz. Dabei bin ich selbst sehr... anspruchslos. Das heißt mir reicht die Gesellschaft der Menschen - ich muss keine großen Abenteuer erleben jedes Mal. Musikalisch hör ich auch alles und hässlich bin ich auch nicht. Ich bin gepflegt und achte auf meine Kleidung und mein Äußeres. Man kann sich also durchaus mit mir sehen lassen. Doch warum will es niemand?! Warum bin ich bei sämtlichen sozialen Aktivitäten (egal ob es Interaktion auf Facebook, in WhatsApp oder ein reales Treffen) so dermaßen ausgeschlossen?

Könnt ihr mir nicht sagen wahrscheinlich. Ihr könnt das auch alles nicht so gut beurteilen - immerhin kennt ihr mich nicht und hier lest ihr auch nur meine Sicht auf das Ganze. Ich erwarte jetzt auch gar keine genaue Analyse meiner Psyche und meines Umfelds. Aber es muss doch einen Weg geben, das Ganze irgendwie hand zu haben, damit umzugehen und das Ganze evtl. von meiner Seite aus zu ändern?! Vielleicht könnt ihr mir sagen, wie sich solche Dinge "ergeben"?!

Wie immer danke ich allein schon für's Lesen und würde mich über Antworten freuen.

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Raphaela
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Beitrag Mo., 13.06.2016, 09:45

Ich bin etwas verwundert, dass du an keiner Stelle etwas über deine Beziehung schreibst. Wenn man einen Partner (Partnerin) hat, wäre es doch naheliegend, gemeinsam etwas zu unternehmen - zu zweit oder mit Freunden. Woraus sich dann Kontakte nach außen eigentlich automatisch ergeben.

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Jarvis
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Beitrag Mo., 13.06.2016, 10:24

Warum sollte ich über meine Beziehung schreiben? Die funktioniert ja ohne Probleme?! Wir machen auch vieles gemeinsam. Eigentlich alles, weil... naja Thema des Threads. Sie ist da ganz anders als ich und nicht so... bedürftig mit anderen Leuten was zu machen. Sie hat ihre beste Freundin (die ich nicht so wirklich leiden kann) und das war's. Sie ist lieber zuhause, als unterwegs - mehr der Einzelgängertyp. Aber nochmal: ich brauche keine neuen Kontakte, ich hab kein Problem damit neue Leute kennenzulernen. Das Problem ist ja ein anderes.

Was ich vielleicht zum besseren Verständnis ergänzen möchte: Die Leute mit denen ich jetzt befreundet bin, habe ich alle in der Ausbildung/Berufsschule kennengelernt. Damals hat man auch nicht groß was unternommen - was aber kein Problem war. Erstens hat man sich ja regelmäßig gesehen und zweitens gab es da ja auch einen Grund dafür. Nämlich dass man sich auf die Prüfung vorbereiten musste, bis Abends gearbeitet hat, Ferien gab es im Prinzip nicht usw.

Das Ganze wurde erst nach der Ausbildung dann auch so richtig schlimm, weil man eben einfach niemanden mehr sieht. Der schriftliche Kontakt ist mit den meisten relativ regelmäßig - wie gesagt, man ist irgendwie nur auf dem Bilschirm/Display befreundet. Und jetzt wo der Frühling da ist, oder besser gesagt der Sommer... wo das Leben beginnt einfach und es einen nach draußen zieht - ist es einfach besonders schlimm und es lässt mich einfach nicht los, diese Bedrücktheit, diese Gedanken.

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Tristezza
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Beitrag Mo., 13.06.2016, 10:58

Jarvis hat geschrieben: Aber nochmal: ich brauche keine neuen Kontakte, ich hab kein Problem damit neue Leute kennenzulernen. Das Problem ist ja ein anderes.
Aber wenn es mit den "alten" Kontakten aus irgendwelchen Gründen nicht so läuft, wie du es dir wünschst, brauchst du doch neue Kontakte. Du kannst ja niemanden zwingen, mehr Kontakt zu dir zu haben, als dieser es will. Offenbar hast du ja schon alles versucht, um die Leute dazu zu bewegen, sich öfter mit dir zu treffen.

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Jarvis
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Beitrag Mo., 13.06.2016, 11:09

Tristezza hat geschrieben:
Jarvis hat geschrieben: Aber nochmal: ich brauche keine neuen Kontakte, ich hab kein Problem damit neue Leute kennenzulernen. Das Problem ist ja ein anderes.
Aber wenn es mit den "alten" Kontakten aus irgendwelchen Gründen nicht so läuft, wie du es dir wünschst, brauchst du doch neue Kontakte. Du kannst ja niemanden zwingen, mehr Kontakt zu dir zu haben, als dieser es will. Offenbar hast du ja schon alles versucht, um die Leute dazu zu bewegen, sich öfter mit dir zu treffen.
Ja die "alten" Kontakte sind gar nicht so wahnsinnig alt und zwischen diesen "alten" Kontakten sind durchaus auch neue dabei. Freunde von Freunden eben. Bei denen bleibt es auch höchsten bei einem "ja können wir mal machen" - mit Glück. Manche ignorieren solche Fragen auch ganz einfach - das ist dann irgendwie ein bisschen besser, weil's ne klare Aussage ist. Aber ja sicher. Ich kann natürlich auch noch mehr Leute kennenlernen, die mich dann aus unerfindlichen Gründen ausschließen. Ob es das Ganze besser macht?! Es ist ja nicht nur eine spezielle Person jetzt, sondern es ist ja ganz generell - und das ja schon mein Leben lang - und da hatte man immer mal wieder verschiedene Kontakte und Freunde. Irgendwo muss also der Wurm drin sein.

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Tristezza
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Beitrag Mo., 13.06.2016, 17:03

Hm, schwierig. Dein Therapeut hat offenbar den Wurm auch nicht gefunden ... was hat er (oder sie)dir denn zu deiner Person zurückgemeldet?

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Jarvis
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Beitrag Di., 14.06.2016, 09:58

Tristezza hat geschrieben:Hm, schwierig. Dein Therapeut hat offenbar den Wurm auch nicht gefunden ... was hat er (oder sie)dir denn zu deiner Person zurückgemeldet?
Meinst du der Therapeut oder die Freunde? Ich krieg eigentlich nur pausenlos positives Feedback von allen Leuten. Bei dieser systemischen Therapie bekomme ich auch "Aufgaben" - zum Beispiel überlegen wie ich es machen könnte, dass man Freunde öfter sieht usw. Aber die Aufgabe braucht man mir gar nicht stellen, weil ich sowieso kaum an was anderes Denke.

Aktuell hab ich schon mit einer (emotional) sehr engen Freundin gesprochen (mit gesprochen meine ich geschrieben... wie gesagt alles nur BIldschirm und Display) und die kann selbst nicht erklären, warum sie kein Bedürfnis hat sich mit mir zu treffen oder was zu unternehmen. Ist halt sehr schwierig, wenn es einfach scheinbar keine Erklärung dafür gibt. Frustrierend. Akzeptanz hatte man mir mal geraten... so, als gäbe es eine andere Möglichkeit. Als hätte ich die Wahl. Das tu ich ja... aber das Ende vom Lied ist, dass einfach trotzdem nichts passiert und ich im Prinzip der einzige bin, der unter Einsamkeit und dem Gefühl ausgeschlossen zu sein leidet. Wieso sollte auch einer von denen drunter leiden? Die haben ja ihren Spaß und ihr (reales) soziales Leben. Für die geht das Leben weiter und am nächsten Wochenende ist wieder irgendwas angesagt, während ich zuhause sitze und mir den Kopf zerbreche.

Vielleicht sollte man dazu sagen, dass ich da schon sehr traumatisiert bin, durch meine Mutter die uns früh verlassen hatte und scheinbar einfach kein Interesse an mir/uns (hab auch Geschwister) hatte und mich/uns abgelehnt hatte damals. Mit traumatisiert meine ich, dass das Urvertrauen fehlt und eigentlich mehr eine Urangst da ist, die sich gefestigt hat, weil man eben entweder gar keine Freunde hatte oder die die man hatte verloren hat in den ersten 19 Lebensjahren.

Ich kann es... ich weiß es. Im vergangenen Jahr hab ich so viel erreicht... so viel Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen aufgebaut. Ich kann normal sein... ich bin normal. Immer freundlich und umgänglich... gibt kaum Menschen (damit meine ich Subkulturen, "andersartige", Altersgruppen etc), mit denen ich nicht klarkommen würde. Und alles, was ich mir wünsche, ist ein normales, gesundes soziales Umfeld, wo man eben diese ganz normalen Dinge macht, die Freunde eben so machen... nur waurm kann mir das niemand geben? Warum ist es für die anderen scheinbar wahnsinnig schwer mich zu integrieren und "normal" zu behandeln? Das alles hilft nicht unbedingt dabei sich selbst zu akzeptieren, zu lieben... weil man dadurch auch das Gefühl bekommt, nicht gut genug dafür zu sein einfach.

Und vor allem... die Hauptfrage an euch... wie/was kann ich tun? Was kann ich an mir ändern? Wie kann ich das anpacken, ohne aufdringlich zu sein? Und vielleicht auch weiterführend in euer Privatleben... wie "ergeben" sich solche Dinge bei euch... so zwanglos... so normal?!


ziegenkind
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Beitrag Di., 14.06.2016, 10:19

jarvis, ich fürchte, es wird keine einfache lösung deines problems geben. im rekurs auf deine geschichte mit deiner mutter deutest du selber ja schon an, dass das alles tiefe wurzeln haben kann.

grundsätzlich gilt, glaube ich, dies: menschen ziehen sich oft zurück, wenn sie merken, dass ihr gegenüber "zu" oder sehr bedürftig ist. das kann unterschiedliche gründe haben. die einen haben vielleicht angst, zu viel verantwortung übernehmen zu müssen. andere fürchtern vielleicht durch dich mit ihrer eigenen verdrängten bedürftigkeit in kontakt zu kommen. und dritte haben vielleicht einfach nur schiss, dass deine zwischen den zeilen spürbare bedürftigkeit ihnen den spaß verderben wird.

all das mag man nicht schön finden. es ist aber vielleicht auch irgendwo verständlich. ich denke, der ausweg könnte darin bestehen, dass du zunächst an deinem verhältnis zu dir ansetzt. magst du dich? glaubst du, dass du ein liebenswerter mensch bist? ich stelle mir vor, dass das bei deiner geschichte und deinen aktuellen erfahrungen alles ziemlich erschüttert und in frage gestellt ist.

will heißen: ich würde dir empfehlen, für eine zeit deine bemühungen um kontakt mit anderen einzustellen und dich zunächst um kontakt zu dir selber zu bemühen. vielleicht brauchst du dazu eine höherfrequente therapie? vielleicht eine analyse, in der es mehr um deine selbstliebe und eine davon gespeiste beziehungsfähigkeit als um konkrete beziehungsgestaltung geht.

mein kontakt zu anderen menschen hat sich durch meine analyse nachhaltig verändert. ich brauchte dafür eine phase, in der ich meine einsamkeit erst akzeptiert und dann überwunden habe. in dem maße, in dem ich mich entdeckt habe, konnte ich nicht mehr einsam sein. ich hab ja immer mich. das teilt sich offenbar anderen menschen mit. und seit dem geht es auch im kontakt mit anderen viel besser.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Jarvis
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Beitrag Di., 14.06.2016, 10:43

Das macht mega Sinn, ziegenkind. Vielen Dank für die Ansätze. Gerade das mit dem Bedürftig sein und dass andere angst haben verantwortung übernehmen zu müssen.

Also Selbstliebe ist sicherlich ein Problem - wobei sich eben auch die Frage stellt wie soll sich die denn aufbauen, wenn man von außen immer das Gegenteil signalisiert bekommt? Wenn man immer signalisiert bekommt "Du bist nicht gut genug für dies, für das"? Andererseits kann ich mich eigentlich gut leiden. So wie ich aufgewachsen bin hatte ich früher aber auch noch nie Probleme damit alleine zu sein. Den ganzen Tag alleine in meinem Zimmer zu sitzen, zu spielen, zu lesen usw. Für mich ist einfach die Zeit nach 28 Jahren auch mal reif, um die andere Seite zu Leben. Reichen denn 19 Jahre Einsamkeit nicht, um sich selbst zu finden... mit sich selbst klar zu kommen usw?

Ich finde mich eigentlich sehr liebenswert. Das ist ja auch ein Teil des Unverständnisses.

Wie bekommt man so eine Analyse? Wie läuft das ab? Ich hab echt keine Lust mehr, mich von der Vergangenheit so dermaßen steuern zu lassen und damit bestehende Beziehungen kaputt zu machen oder einfach im Keim absterben zu lassen.


ziegenkind
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Beitrag Di., 14.06.2016, 11:02

Jarvis, in Deutschland bekommst du eine Analyse von der Krankenkasse finanziert. Du suchst Dir einen Analytiker, der stellt den Antrag. Das Suchen ist ganz einfach. Du kannst bis zu 5 Testgespräche mit einer oder mehreren Personen führen, die die kasse ohne jeden Antrag bezahlt.

In manchen Städten gibt es psychotherapeutische Ausbildungsinstitute, bei denen fertig ausgebildete Theraüpeuten registriert sind. Die helfen dir beim suchen und finden.

Der Ablauf ist so, dass du bis zu drei Mal in der Woche dort hingehst und über das sprichst, was dich beschäftigt. Die Beziehung zum Analytiker ist viel intensiver als in anderen Therapien. im Ergebnis werden typische Verhaltensmuster von Dir in dieser Beziehung sichtbar: bei mir zum Beispiel die Angst nicht gemocht, ausgelacht und missbraucht zu werden. das war schon auch schmerzhaft. Andererseits war es gut, dass es endlich sichtbar wurde (ich hab mich auch immer für einen selbstbewussten Menschen gehalten, der sich mag und dort erst gemerkt, wie existentiell verunsichert ich eigentlich war). Und dort, in der liebevollen Begegnung mit einem anderen, der keine Angst hat vor deiner Angst zu viel zu sein, nicht gemocht zu werden, nicht normal zu sein, kann man sich selber noch einmal neu begegnen. ich will dir nicht zu viel erzählen. analysen sind immer anders. aber sie lohnen sich bei so schwierigen Problemen aus meiner sicht wirklich.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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