Opfer-Täter-Aussprache

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

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Mina93
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Opfer-Täter-Aussprache

Beitrag So., 29.05.2016, 23:17

Hallo liebe Community!
Ich hätte eine Frage, und zwar habt ihr Ideen wie eine Opfer-Täter-Aussprache stattfinden könnte?
Kurzer Hintergrund: es geht um sexuellen Missbrauch vom Vater, jetzt würden sich beide Seiten eine aussprache wünschen, wissen aber nicht wie diese ausschauen kann bzw. gestaltet werden könnte.
Hat jemand Ideen oder schon Erfahrungen gemacht?
Danke schon mal im Vorhinein!

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Nektarine
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 06:22

Hallo!
Ich muss als erstes sagen, ich könnte es nicht, ich will diesen menschen, der mir das angetan hat, nie wieder sehen. Aber das ist nur meine meinung.

Ich denke so ein gespräch gehört vorallem für die opferseite sehr gut vorbreitet und sollte nicht ohne unterstützung (Therapeut, Mediator) stattfinden. Diese Unterstützung sollte zur not ins gespräch eingreifen, wenn es zu heftig wird und das opfer auffangen können.

Wünsche alles gute dafür!

Liebe grüße


Thread-EröffnerIn
Mina93
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 06:56

Ich habe es mir auch nicht vorstellen können, aber jetzt mit der Zeit vermisse ich ihn immer mehr...
Ich hab angst, i-wann zu bereuen, dass ich diese aussprache nicht gemacht habe und hat nicht jeder Mensch eine zweite Chance verdienst?
Der Therapeut möchte es mir ausreden, hält es für keine gute Idee und hat jetzt als "aufgabe" gegeben, diese aussprache mal zu verschriftlichen wie ich sie mir vorstelle, wie das funktuonieren soll und wie es danach weiter gehen soll. Ich habe aber keine Ahnung win sie ausschauen könnte und keine Vorstellung wie es sein kann...

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Candykills
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 09:12

Hey

Ich würde sowas glaube ich nur im Beisein der Therapeutin tun, einfach damit du geschützt wirst und eingegriffen wird, wenn irgendwelche haarsträubenden Vorwürfe von der Täterseite her kommen. Ansich finde ich ist das aber eine ganz individuelle Entscheidung. Ich bin selbst jemand, der eher die Aussprache sucht und mit diesem Vorgehen besser leben kann. Zumindest dann, wenn ich vorher weiß, dass eine Aussprache mit dem Täter möglich ist. Es gibt ja auch Täter, da weiß man vorher schon, dass eine Aussprache nichts bringt, weil da absolut kein Einsehen ist.
Wenn das für dich der richtige Weg ist, dann wünsch ich dir viel Glück dabei, und dass die Aussprache gelingt.

Allerdings finde ich auch die Idee von deinem Therapeuten sehr gut. Manchmal, wenn ich etwas zu sagen habe, dann schreibe ich es im Kopf genau nieder und lass mir dabei auch viel Zeit. Danach verschwindet manchmal dann das Bedürfnis etwas auch gegenüber einem anderen zu versprachlichen.
Schwierig ist es natürlich, wenn der Kontakt auch wichtig erscheint für einen. Ich habe mich mit meiner Mutter auch ausgesprochen und ich will hier gar nicht aufführen, was sie mir antat. Ich habe ihr verziehen und wir haben inzwischen ein gutes Verhältnis. Ich konnte durch die Aussprachen und die Therapie auch verstehen, dass sie selbst ihre Traumarisierungen hat. Das macht das ganze nicht ungeschehen, aber ich habe verstanden: meine Mutter hat nichts getan, um mir BEWUSST zu schaden. Auch wenn das für andere vielleicht unvorstellbar klingt. Aber ich kenne meine Mutter am besten.

LG
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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candle.
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 09:21

Hallo Mina93!

In erster Linie würde ich mich an den Therapeuten halten.
Und was ich jetzt noch fragen will: Würde sich dein Vater denn auf solch eine Aussprache einlassen? Ich kann mir das kaum vorstellen?!

Lieben Gruß!
candle
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Thread-EröffnerIn
Mina93
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 09:31

Danke für die antworten!
Ja er würde auch einer Aussprache zustimmen...
Ich weiß nicht in welche Richtung es gehen würde, da er damals bei einem Prozess alles abgestritten hat.
Und ich weiß auch, dass man es nicht rückgängig machen kann und es keinen sinn hat darüber zu diskutieren was war. Deswegen würde ich gerne nur den prozess aufarbeiten und die letzten Jahre, in denen wir keinen Kontakt hatten, damit wir uns in Zukunft nicht ununterbrochen aus dem weg gehen müssen. Es belastet mir sehr, auf keine familienfeiern gehen zu können wenn ich weiß, dass er dort ist...

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Candykills
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 09:40

Ich revidiere: wenn er schon im Prozess alles abstritt, dann scheint da auch das Minimum an Einsehen zu fehlen. Ich schließe mich da eher deiner Therapeutin an. Ich weiß nicht, ob du dir einen Gefallen tust dich mit jemandem auszusprechen, der sein Handeln nicht reflektiert und selbst als falsch (das Wort klingt in dem Zusammenhang zu schwach) einsieht.

LG
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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candle.
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 09:41

Mina93 hat geschrieben: Es belastet mir sehr, auf keine familienfeiern gehen zu können wenn ich weiß, dass er dort ist...
Gut, das könntest du ja mit dem Therapeuten besprechen. Vielleicht liesse sich das machen, dass du an den Feiern teilnehmen kannst?

candle
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Thread-EröffnerIn
Mina93
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 10:26

Mir geht es auch nicht um die Einsicht oder eine Entschuldigung, was war kann ich eh nicht ändern oder rückgängig machen... Mir geht es um die Zukunft, wie gesagt, die Angst, dass ich es i-wann bereue ist einfach zu groß
..Vielleicht brauch ich einfach sie Konfrontation, dass ich sehe, dasS es eine falsche Entscheidung war, keine Ahnung....

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SoundOfSilence
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 11:13

Naja - du hast doch Zeit dir das vorher gut zu überlegen.

Wenn es nicht um eine Entschuldigung geht oder auch nur Einsicht - worum geht es denn konkret?

Das mit den Familienleben setzt dich unter Druck, das verstehe ich. Warum bleibt er nicht weg wenn Du kommen willst?
Hello darkness, my old friend...


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Mina93
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Beiträge: 110

Beitrag Mo., 30.05.2016, 12:27

Mir fehlt er als Mensch und Papa-jeder macht Fehler und jeder hat doch eine zweite Chance verdient.
Die meisten feiern um die es geht sind seine Familienseite. Und ich möchte ihm nicht verbieten zum Geburtstag von seinen Eltern oder Geschwister zu kommen, auch wenn ich gerne hinkommen würde...

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Clairice
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 12:44

Ein Papa wird er niemals mehr wieder für dich sein können.
Das ist traurig und unfair, den Wunsch aber verstehe ich!

Ein Mensch, ja das ist er. Ein Mensch der dir im Leben fehlt?
Vergewissere dich lieber zunächst, ob du nicht eine Wunschvorstellung von diesem Menschen hast.

Ich habe da die Angst, dass du noch enttäuschter sein könntest...

Aber ja, bevor es dich weiterhin quält, solltest du es vielleicht herausfinden (müssen).

Pass bitte gut auf dich auf.

Ich bekomme Bauchweh bei dem Gedanken.

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SoundOfSilence
Forums-Gruftie
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Beiträge: 592

Beitrag Mo., 30.05.2016, 13:10

Wie stellst du dir das denn vor, dass er dir ein Papa sein könnte...?
Hello darkness, my old friend...


Thread-EröffnerIn
Mina93
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Beitrag Mo., 30.05.2016, 16:19

Ich kann es mir nicht vorstellen, das ist das Problem! Ich weiß auch, dass es nie wieder so sein wird wie es einmal war.
Der Kopf sagt lass es, es ist nicht gut, das bringt nichts und ist nicht richtig, aber die Gefühle schreien danach...


Silent*
Forums-Insider
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Beiträge: 348

Beitrag Mo., 30.05.2016, 18:51

Hallo Mina

Ich stand bis Dezember sei selbst vor diesem Schritt. Ich habe ihn getan und wenn ich könnte, würde ich es rückgängig machen.
Jedoch geht dabei um meine sogenannte Mutter und die jahrzehntelang andauernde physische und seelische Misshandlungen.
Werde dazu aber auch etwas separat schreiben.

Kann dir nur raten, höre auf deinen Verstand.
Alles Gute dir,
Silent

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