Wenn angehörige Ärzten od. Therapeuten blind vertrauen...

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.
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Broken Wing
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Wenn angehörige Ärzten od. Therapeuten blind vertrauen...

Beitrag Mi., 20.04.2016, 13:45

Ich bin immer wieder erstaunt, was Leute alles mit sich machen lassen, nur weil ein Dr. vor dem Namen steht.
In meinem Angehörigenkreis gab es einen Suizidversuch mit anschließend freiwilliger Beratung und zahlreichen Antidepressivae.

Die Person nimmt die Dinger jedenfalls alle und regelmäßig.
Ist ja ihre Sache, aber sie lobte das Zeug in hohen Tönen, bis ich ihr mal klarmachen musste, dass sie damit nur noch rumliegt und bissl blöd in die Gegend schaut.

Sie tut mir wirklich leid. Wenigstens weiß sie, was sie sich damit antut.

Für sowas ist es zu früh. Sie ist noch jung. Wenn sie alt wird, stopfen sie einem das Zeug ohnehin ungefragt tonnenweise rein.

Mir tut es immer leid, wenn ein Nahestehender Mensch so verzweifelt ist und noch dazu finanziell so schlecht dasteht.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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blade
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Beitrag Mi., 20.04.2016, 14:51

nun ja.
mit sich machen lassen.
wenn ein Dr vor dem Namen steht.

was wenn ein Gröfaz vor dem Namen steht?
oder ein Srai

oder ein Meister

oder ein Mutter

oder ein Vater

oder ein ....



Alternative
nichts mit sich machen lassen.
dann aber muss die Gegenwehr früh ansetzen, viel früher als es erlaubt ist.
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Joe-Cohen
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Beitrag Mi., 20.04.2016, 15:28

Dann versteht ihr beide eben etwas anderes unter 'gut gehen'.
Du bist nicht sie und wenn es für sie so passt, dann ist's doch gut.
Deine Vorstellungen sind nicht ihre-basta.

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 20.04.2016, 17:28

Naja wenn sie mir ihre Geschichten erzählt, hält sie wohl was von meiner Meinung dazu. Die kannte sie vorher nicht und vielleicht habe ich sie schlimmstenfalls zum ersten Mal enttäuscht, bestenfalls denkt sie mal darüber nach und fängt an zu recherchieren.

Abhalten kann ich sie sicher nicht, obwohl ich das gerne würde. Von einem Arzt, der drei Antidepressiva verschreibt, ist alles zu erwarten, nur nichts Gutes. Davon abgesehen wirkt kein Einziges dieser Mittelchen, jedoch vergeht Zeit, in der man das Ruder anders vielleicht noch herumkriegen könnte. Später dann, aufgrund der langfristigen Nebenwirkungen und des zunehmenden Alters, wird's schwer bis unmöglich.

Allein schon wegen der Verantwortung finde ich, dass man Acht geben sollte, wenn nahestehende Menschen psychiatrisiert werden.
Heutzutage kann ja alles psychiatrisch geheilt werden: Armut, Diskriminierung, einfach alles.


Ich habe das Zeug unregelmäßig bis gar nicht genommen und so getan als ob. In meiner Umgebung hieß es, bei mir würden die Mittelchen so gut wirken. Das war auch nötig, da bei jeglicher Verstimmung die Krankheit und meine Non-Compliance herhalten musste.

Sie hat zudem eine weibliche Ärztin. Ich wette, die hat als Kind Mathematik gehasst und versteht auch heute nichts von Sinus und Cosinus, schwafelt aber trotzdem ungeniert über die Entwicklung, das Gehirn, den Hormonhaushalt etc., was nun wirklich viel viel komplizierter als Mathematik ist.
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krawallbürste
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Beitrag Mi., 20.04.2016, 17:41

Broken Wing hat geschrieben: Heutzutage kann ja alles psychiatrisch geheilt werden: Armut, Diskriminierung, einfach alles.
Wie sieht denn die psychiatrische Behandlung einer Diskriminierten aus?

Kriege ich als diskriminierte Ü50 in Sachen Job von denen dann was geliefert ausser Scheizzetaucher (Kackjob), denn den verweigere ich.

Beste Grüsse die Krawallbürste

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 20.04.2016, 17:51

Nein, deine Wahrnehmung ist falsch. Du wurdest nicht diskriminiert, sondern wolltest es so ;-)
Wärst du selbstbewusst aufgetreten oder nicht depressiv, hättest du den Job bekommen. Ein paar Pillen nehmen und wenn du dann noch immer nichts hast, bist du eben noch immer depressiv.
Wie in der Kirche. Wenn dir Gott nicht hilft, glaubst du einfach nicht genug an ihn.

Oder es hätte dir nichts ausgemacht und du hättest einen anderen. Schlimmstenfalls könntest du lernen, damit umzugehen, dass du einen Kackjob machen musst. Die Herrschaften können wirklich alles.

Streng ein Bisschen die Fantasie an. Noch nie in der Therapie oder Psychiatrie gewesen?
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Mitzi
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Beitrag Mi., 20.04.2016, 18:01

Broken Wing hat geschrieben: Heutzutage kann ja alles psychiatrisch geheilt werden: Armut, Diskriminierung, einfach alles.
Suizid zB?
Wenn ich wüßt, wo das ist, ging ich in die Welt hinein ...
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saffiatou
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Beitrag Mi., 20.04.2016, 18:52

es ist eine Sache einem Arzt blind zu vertrauen, aber auch eine andere alles ADs einfach zu verteufeln!!! Nur weil Du die nicht nehemen willst müssen alle der Meinung sein, daß das Medi nichts taugt!


Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 20.04.2016, 20:11

Nein. Befolgen muss niemand. Vielleicht gibt es hier ja andere kritische Stimmen mit Menschen, die ihnen nahestehen?

Ich werde andere Menschen aber ganz gewiss nicht zu ihrer Entscheidung gratulieren. Wenn sich jemand auch bei kritischen Stimmen davon nicht abhalten lässt, selbst schuld.
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blade
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Beitrag Mi., 20.04.2016, 20:27

Mathematik.

Davor habe ich Respekt.
Die Idealvorstellung einer in sich logischen, Widerspruchs-freien Welt, in der jedes einzelne Zeichen, sogar die Abstände und Positionen zueinander eine diskrete Bedeutung haben, an welcher nicht zu rütteln und über welche Nichts zu diskutieren ist.

Wird schon in der nächstverwandten Naturwissenschaft, der Physik, (Mathematik selbst ist keine, sondern eine Kunst) herb frustriert.

Andererseits, was kümmert es die Kunst wenn die Welt voller Fehler ist?

Vielleicht hätte es Ihrem Anliegen mehr gedient aus einem Spezialfall keine Regel abzuleiten?

Ein Vorurteil in der Welt ist in der Kunst nicht einmal eine Erwähnung wert, weil der Irrtum dort keinen Platz hat.
abgemeldet

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krawallbürste
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Beitrag Mi., 20.04.2016, 22:33

Broken Wing hat geschrieben:Nein, deine Wahrnehmung ist falsch. Du wurdest nicht diskriminiert, sondern wolltest es so
Streng ein Bisschen die Fantasie an. Noch nie in der Therapie oder Psychiatrie gewesen?
Du hast Recht, Frau Ü50 muss zur Diskriminierung stehen ihre Qualifizierungen (Berufe u.Qualis) in die Mülltonne kloppen und den Putzfeutelschwingen unter Einnahme von Psychodrugs. Das ich nicht selbst drauf gekommen bin-danke!

Hab ich mir auch schon überlegt, ob ich nicht zum vorhandenen volkswirtschaftlichen Schaden, die Psychiatrie und eine Therapie hochfrequentiert besuchen sollte, bisher habe ich davon abgesehen. Ach nee, war mal was Tagesklinisches, die wollten mir
kochen, Mandalas ausmalen, Specksteinbearbeitung und Trommeln beibringen und der Preis dafür waren 10 000 Euronen
seitens meiner PKV. Was das Futtern und den alltäglichen Mittagsschlaf betraf, war ich bestens versorgt.
Ich bereue es zutiefst, das ich weder trommeln noch kochen wollte, das mit den Mandalas habe ich nicht verstanden, schitt wäre ja was für die Zukunft gewesen

Mit allerbesten Grüssen die Krawallbürste

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Nektarine
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Beitrag Do., 21.04.2016, 05:26

Hallo!
Ich bin sicher niemand, der einem Arzt blind vertraut, ich hinterfrage sehr viel.
Aber trotzdem nehme auch ich jeden Tag 3 Psychopillen (2 Antidepressiva und 1 Neuroleptika).
Diese Tabletten haben mir geholfen aus dem tiefsten Loch zu kommen, in dem ich in meinem Leben je war.
Ich kann mich jetzt wieder ohne Probleme um meine Kinder kümmern, gehe ganz normal arbeiten und habe viel Spaß an meinem Leben.
Und ich vertraue den Ärzten im KH nach wie vor sehr, weil sie sich viel Zeit genommen haben, um für mich die richtigen Tabletten zu finden und mich in die Entscheidungen immer miteinbezogen haben.
Natürlich habe ich nicht vor mein Leben lang diesen Cocktail zu schlucken, aber momentan brauche ich sie eben......
Liebe Grüße

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SoundOfSilence
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Beiträge: 592

Beitrag Do., 21.04.2016, 07:58

Tolles Frauenbild, BW, wirklich. Eine FRAU, die hat Mathematik bestimmt gehasst, und dann ist sie eine Ärztin geworden und redet vom Gehirn - wie kann sie es wagen. Los - verbrennt sie

Natürlich diskrininierst du nicht - es ist allein die Bosheit dieser Ärztin, die dich dazu zwingt dich so zu äußern.

Welch Glück, dass Du schlauer bist als alle Anderen und deine Pillen gar nicht runterschluckst...
Warum da dann jemand von non-Compliance spricht ist mir auch echt ein Rätsel - nein, WIRKLICH.

Zum Glück hat deine Bekannte dich an ihrer Seite um aufzupassen.
Hello darkness, my old friend...

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Mitzi
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Beiträge: 163

Beitrag Do., 21.04.2016, 09:40

Als Angehörige musste ich lernen meine eigene Erfahrung außen vor zu lassen, und mich nicht einzumischen. Jeder Prozess ist anders, und jeder muss für sich selber sorgen können. Ich möchte keine Verantwortung mehr übernehmen für einen suizidgefährdeten Angehörigen, weiß aber dass die Zeit vielleicht wieder kommen wird, wo ich es muss. In der Zwischenzeit bin ich froh, dass derjenige sich um sich selbst kümmert und die eigene Verantwortung zu spüren lernt. Es ist schwer da zusehen zu müssen, weil man es ja aus eigener Erfahrung soviel besser weiß und ganz anders macht. Auch in die Beziehung zum Arzt kann ich mich nicht einmischen, da hab ich wirklich meine eigene Baustelle. Und vielleicht könnte ich in Sachen Vertrauen vom Angehörigen ja noch was lernen.
Wenn ich wüßt, wo das ist, ging ich in die Welt hinein ...
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Kellerkind
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Beitrag Do., 21.04.2016, 13:45

Ich bin ein bisschen im Unklaren über die Intention dieses Threads...? Geht es um die Frage, ob man gegenüber psychisch kranken Angehörigen Kritik an von ihnen bewunderten Methoden / Ärzten äußern darf? Um die Frage, ob man einem Betroffenen wahrheitsgemäß und mehr oder weniger ungeniert die eigene Meinung über div. Behandlungsmethoden sagen darf, obwohl derjenige aktuell daran glaubt? Oder sollte man, wenn man etwas für falsch hält, lieber aufgrund der Persönlichkeitsrechte und Anstand (?) sehendes Augen ins Messer rennen lassen, getreu dem Motto: "Ist nicht mein Bier, wenn dem nicht wirklich geholfen wird, er/sie will es ja so, mich geht das nicht an, also schau ich weg?!"

Wenn das in etwa die Fragestellung ist: ich finde, man sollte immer ehrlich sein. Nicht um des andere Willen, sondern um sich selbst Willen. Und wenn man z.B. absoluter AD-Gegner ist... (egal ob zu recht oder nicht, weshalb wieso und warum, das steht auf einem anderen Blatt)... sollte man dann seine Meinung "dem anderen zuliebe" verschweigen?! Und hinterher macht man sich dann jede Menge Selbstvorwürfe, weil man nichts gesagt hat.
Kann es nicht einfach so handhaben: sich selbst treu bleiben, und was DER ANDERE daraus macht, ist seine Sache? Aber wenn man halt die eigene Meinung aus falsch verstandene Mitgefühl zurückhält, ist niemanden geholfen. Umgekehrt muss man allerdings damit rechnen, für die eigene Meinung angefeindet zu werden oder es kann zu Kontaktabbrüchen kommen. Das ist das Risiko bzw. der Preis dafür, sich selbst noch im Spiegel in die Augen schauen zu können.

Und ja, ich bin eindeutig der Meinung, dass Kritik an der Behandlungsmethode zu äußern erlaubt sein sollte. Wenn man mal bedenkt, wie viele JAHRE es statistisch dauert, bis jemand die richtige Diagnose hat, die perfekten Medis gefunden hat und den richtigen Therapeuten... da kann einem doch nur schlecht werden. Das grenzt es doch fast schon an ein Wunder, wenn man gleich beim ersten Versuch die richtige Diagnose, den richtigen Thera und die richtigen Medis oder Nicht-Medis bekommt... da ist meiner Meinung nach kritisches Hinterfragen ausdrücklich erstrebenswert. Und genau das ist etwas, was bei den Betroffenen aufgrund ihrer A) Hilfslosigkeit und B) ihrer Krankheit und C) ihrer Abhängigkeit vom behandelnden Arzt meist sehr eingeschränkt ist. Eben drum sollte man als Angehörige hier und da auch mal seine Meinung und Feedback von sich geben, damit der Betroffene überhaupt mal Alternativen aufgezeigt bekommt und nicht seiner Abhängigkeit vom Arzt alleine überlassen wird...

Nochmals: als Betroffener in einer akuten Krise MUSS man dem behandelnden Arzt vertrauen, da führt kaum ein Weg dran vorbei. Außerdem greift man nach jedem Strohhalm. Kritisches, rationales Hinterfragen ist in dem Moment nicht möglich. Genau deshalb sind meiner Meinung nach Feedback und Meinungen von Nahestehenden um so wichtiger.
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "

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