Gesprächsstoff in der Therapiestunde

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Linato
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Gesprächsstoff in der Therapiestunde

Beitrag So., 20.03.2016, 18:29

Guten Abend und einen schönen Sonntag
Habe mal ne Frage geht es euch manchmal auch so das Ihr zur Thera Stunde geht und nicht wisst was Ihr sagen sollt?
Sitze manchmal da und weiss es einfach nicht ....
LG Linato

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Alienia
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Beitrag So., 20.03.2016, 20:05

Joa, als ich noch Therapie gemacht habe aus verschiedenen Gründen: Ja.

Falls du reden willst und nicht kannst... wenn du dir die Woche überlegst, was dir schwer gefallen ist, was dich belastet hast, worüber du nachgedacht hast, was dir aufgefallen ist, wie es dir gint, was gut gelaufen ist, was schlecht gelaufen ist usw. das aufschreibst dann hast du in der Stunde ein Gesprächsthema...
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MelodySun
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Beitrag So., 20.03.2016, 20:17

Linato hat geschrieben:Sitze manchmal da und weiss es einfach nicht ....
Und was macht deine Thera dann? Erzählst du dann "irgendwas", nur damit du etwas erzählst? Schweigst du die Stunde dann? Wie verhält sich dein Thera, wenn du einfach nichts sagst? Also wie kann man sich so eine typische Stunde vorstellen, in der du nicht weißt, was du sagen sollst?

Also ich komme oftmals mit vielen Vorsätzen zur Stunde, an anderen Sitzungen weiß ich manchmal auch nicht, was ich genau besprechen will. Manchmal habe ich einen Redefluss an anderen Tagen wiederum sitze ich ganz in mich gekehrt auf dem Sessel... Ich denke, das kennt jeder irgendwie, der einmal eine Therapie gemacht hat.
Was ich dann tue? Also meine Thera versucht mir immer da irgendwie "heraus" zu helfen. Wir beginnen meist die Stunde damit, dass sie mich fragt, wie es mir denn geht und ob ich etwas bestimmtes besprechen will. Manchmal fragt sie mich auch gar nichts und beginnt einfach mit "Beginnen Sie mal, versuchen Sie es einfach..". Sie weiß, dass mir das oftmals sehr sehr schwer fällt und wenn ich nicht weiß, worüber wir reden "sollen", versucht sie mich mit vielen Fragen in die richtige Richtung zu leiten.... So kommen auch nicht so lange Schweigepausen zustande (manchmal jedoch kommt es zu kurzen Pausen, aber da merkt sie, dass ich kurz abschweife und gerade mit meinem Inneren beschäftigt bin. In solchen Situationen beobachtet sie mich und danach versucht sie mit mir meine Gedanken, Gefühle .... zu erörtern.)
Kurz gesagt: Wenn ich nicht weiß, worüber ich reden soll, versucht meine Thera mich irgendwie zu lenken, macht mir Vorschläge, stellt Fragen usw..
You don't know how it feels...


Speechless
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Beitrag So., 20.03.2016, 20:31

Ich schreibe mir über die Woche auf, was ich für wichtig erachtet habe und manchmal füllt das leider die ganze h aus, manchmal möchte ich aber auch nicht drüber reden, weil ich selbst schon damit klargekommen bin und dann hat sie auch immer viele Ideen, was wir machen können. Sonst auch, aber so können wir mehr Übungen machen und wir besprechen etwas weniger, sondern sind mehr am Gefühl dran

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minds
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Beitrag Mo., 21.03.2016, 07:58

du kannst ueberlegen, was du veraendern oder aufarbeiten moechtest, was dich in der vergangenheit bedrueckt hat. ziele, wuensche, aengste oder themen, die dich beschaeftigen waeren gespraechsstoff, dinge, die dir im alltag auffallen etc.

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Seelenwichtel
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Beitrag Di., 22.03.2016, 21:30

Linato hat geschrieben:Guten Abend und einen schönen Sonntag
Habe mal ne Frage geht es euch manchmal auch so das Ihr zur Thera Stunde geht und nicht wisst was Ihr sagen sollt?
Sitze manchmal da und weiss es einfach nicht ....
LG Linato
Guten Abend,

genauso erging es mir leider wieder mal in der gestrigen Stunde. Es war die schlimmste Stunde seit langem. Ich bin schon mit einem komischen Gefühl zur Therapiestunde gefahren. Un dann ist eingetreten wovor ich bei der Fahrt zur Therapeutin schon ein bisschen Angst hatte. Ich habe außer „Hallo“ zur Begrüßung und „Tschüss“ zur Verabschiedung tatsächlich so gut wie nichts gesagt. Ich kann nicht genau festmachen woran es lag. Ich bin zur Stunde gekommen und hatte nichts Konkretes worüber ich sprechen wollte/konnte. Mein Kopf war leer und ich war schlecht gelaunt. Meine schlechte Laune führe ich am gestrigen Tag auf meine Arbeit zurück und vermutlich wohl auch darauf, dass ich mich unbewusst schon unter Druck setzte, später zur Therapie zu gehen und nicht zu wissen worüber ich sprechen soll.

Es gibt noch einige Themen, die ich mit ihr besprechen möchte, aber das sind Dinge dich mich im Moment in meinem Alltag nicht weiter einschränken bzw. diese Themen sind gerade nicht brandaktuell... eher ein Dauerbrenner. Versteht jemand was ich meine???? Es sind durchaus Dinge, die ich angehen und ändern möchte/muss, damit es mir besser geht. Aber ich fand gestern absolut keinen Einstieg.... so zusammenhangslos, ohne konkreten Anlass oder Vorfall. Und weil es dabei auch um Themen geht, die belastend für mich sind und es mir extrem schwer fällt überhaupt darüber zu sprechen. Und so kam es, dass ich schon ziemlich schnell nach der Begrüßung verstummte. Die ersten paar Minuten hat Frau XY noch mit mir gesprochen und mir Fragen gestellt, die man mit „ja“ oder „nein“ hätte beantworten können. Aber selbst das war mir nicht mehr möglich. Frau XY meinte dann, dass zur Kommunikation mindestens zwei gehören und sie mich nicht allein unterhalten könnte. Und das ich gerade jeden Versuch einer Kommunikation ins Leere laufen lasse. Und ab dem Moment hat sie mir es gleich getan, sie saß da mit verschränkten Armen und hat keinen Ton mehr gesagt. Nichts. Sie schaute mich nur noch ununterbrochen an. Es war so beschämend für mich. Der Druck war so groß, ich habe da nicht mehr raus gefunden. Ich hatte Angst, dass Sie irgendwann sagt, „Sie können auch gehen, sie müssen nicht hier sein und sich quälen“. Das hatte sie schon mal gesagt in einer ähnlichen Situation. Sie machte so einen genervten Eindruck auf mich, ich überwand mich sie leise zu fragen, ob sie genervt ist von mir. Daraufhin meinte sie, sie wäre nicht genervt und manchmal ist Schweigen ja auch gut. Ich müsste ja nicht reden, könnte auch nur da sitzen, herum schauen und schweigen. Ich habe mich so schlecht gefühlt und bin aus dem Schweigen einfach nicht mehr raus gekommen. Ich konnte wirklich gar nichts mehr sagen. Selbst am Ende, als die Kirchturmglocken das Ende der Stunde ankündigten und sie mit diesem Läuten sonst immer pünktlich die Stunde beendet, hat sie nichts gesagt. Sie blieb weiter sitzen, schaute mich an und sagte nichts. Erst als der Druck überhaupt nicht mehr auszuhalten war und ich irgendwas von „warum sagen Sie nichts?!“ nuschelte, meinte Sie lachend, „Sie lassen jedes Gespräch ins Leere laufen und jetzt ist es 21 Uhr und Sie haben es überstanden“. Sie begleitete mich an die Tür, streckte mir die Hand von Weitem entgegen (anders als sonst) und meinte kurz und knapp „Tschüss und frohe Ostern“. Ich weiß, dass ich gestern schwierig war und mit mir wenig bis gar nichts anzufangen war, trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass Sie mir irgendwie da raus helfen könnte. Stattdessen saß sie da, schaute mich eindringlich an, beobachtete mich ohne einen Ton zu sagen. Ihr Blick, ihre Augen... ich konnte ihr nicht standhalten. Ich bin enttäuscht und wütend, auf mich und auch auf sie. Am liebsten würde ich die nächste Stunde unabgemeldet verstreichen lassen.

Seelenwichtel

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werve
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Beitrag Mi., 23.03.2016, 16:21

Hört sich verdammt quälend an, diese Stunde!
Ich denke, die Therapeutin hätte tatsächlich das Heft in die Hand nehmen müssen. Zum Beispiel im Sinne einer Konfrontation an dich, warum du dich selbst derartig sabotiert, wofür du dich damit bestrafen willst? Welche Gefühle du gerade hast in der Begegnung mit ihr?

Was meinst du?

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Seelenwichtel
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Beitrag Mi., 23.03.2016, 19:28

Mein Gefühl ihr gegenüber ist etwas zwiespältig. Zum einen bin ich wütend auf sie, weil sie mir da nicht rausgeholfen hat. Es gab ja schön öfters solche oder ähnliche Situationen. Sie versucht dann anfangs schon noch Fragen zu stellen, aber ich komme damit nicht klar oder die Fragen helfen mir da nicht raus, wenn ich einen gewissen Punkt erreicht habe. Manchmal erklärt sie mir dann auch mein Verhalten und was ich gerade tue (was mich allerdings nur noch mehr verstummen lässt). Was mich auch stört ist, dass alles was sie dann sagt, sich für mich so anhört, wie wenn es alleine und ausschließlich an mir liegt. Weil mit anderen Patienten hat sie das Problem nicht und sie bietet mir alle Möglichkeiten die sie hat und zählt mir dann auf, was sie alles macht oder gemacht hat und wie bemüht sie ist. Leider ist nichts dabei was mir konkret da raus hilft. Liegt es wirklich nur an mir???
Ich habe gelesen, dass es manchen hilft, wenn sie aufstehen und durch den Raum gehen. Das könnte ich mir auch nicht vorstellen, weil ich in den Momenten so versteinert und verkrampft bin, ich würde mich am liebsten einigeln.
Und auf der anderen Seite wünsche ich mir in solchen Momenten, dass sie nichts sagt und mich einfach nur in den Arm nimmt oder meine Hand hält. Aber das ist etwas, das wird nie geschehen.

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werve
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Beitrag Mi., 23.03.2016, 22:05

Die Frage, ob es an dir liegt, ist, glaub ich, nicht so hilfreich. Es ist ja eine Beziehung zwischen euch beiden und zu der tragen beide bei. Allerdings gibt es in dir gemischte Gefühle, und die zu untersuchen, darauf würde es ankommen (weil man so zu Gefühlen aus anderem Kontext kommt).
Im Raum umherzugehen: nun, das würde für den Moment hilfreich sein, jedoch brächte dich das im Prozess nicht weiter. Ebenso wäre es mit In-den-Arm-genommen-werden. Auch das wäre ein Besänftigen von wilden Gefühlen, um deren Erleben es ja in der Therapie gehen sollte (falls die Therapeutin keine Angst davor hat?!).

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lisbeth
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Beitrag Do., 24.03.2016, 07:58

Ich kenne den "Horror" vorm Stundenanfang aus meiner ersten Therapie. Das war vor ~ 20 Jahren.
Ich hatte mir fast immer vorher Dinge zurechtgelegt über die ich reden wollte. Aber vor lauter Scham und Hemmungen den Mund nicht aufbekommen. Wir haben viel geschwiegen.
Oder ich habe über irgendwelchen banalen Quatsch geredet. Eine ganze Stunde habe ich damit zugebracht, über die Maus in meiner Küche zu reden, die sich da eingenistet hatte. Das war ein Problem, ganz sicher, aber bei weitem nicht das Drängendste damals.

Und ja, auch mir hat diese Situation vor allem vermittelt, dass es an mir liegen muss, dass ich nicht in der Lage bin, über die wichtigen Themen zu sprechen. Ein Versager bin. Aber darüber konnte ich auch nicht reden. Da beißt sich die Katze dann in den Schwanz...Meine damalige Therapeutin hatte sich auch geweigert, irgendwas anders zu machen, oder mir den Weg in die Stunde zumindest etwas zu ebnen ("So arbeite ich nicht. Punkt.")

Rückblickend und mit viel Abstand und auch anderen therapeutischen Erfahrungen kann ich sagen, dass das alles - wie immer - 1000 Gründe hatte:
  • Ich glaube, dass das methodisch nicht besonders gut gepasst hat, vielleicht auch menschlich nicht. Mit anderen Therapeuten in späteren Jahren gab es dieses Problem gar nicht. Aber da war ich selbst ja auch schon ein ganzes Stück weiter...
  • Ich war damals komplett abgekoppelt von meiner Gefühlsebene. Das heißt, wenn ich über Dinge geredet habe, war ich emotional völig unbeteiligt bzw. habe alles ausgeblendet. Ich denke, das ist auch ein Grund, warum es mit dieser Therapeutin so schwierig war, weil sie darauf gewartet hat, dass Gefühlsbeteiligung auftaucht - als Indikator, dass etwas wichtig ist zB und dass war dann für sie das Signal auf ein bestimmtes Thema einzusteigen. Durch meine innere Distanziertheit war ich aber innerlich meist ziemlich unbeteiligt (zum Selbstschutz, ich glaube, sie hat das als Verweigerung gedeutet...)
  • Ich hätte damals Hilfe dabei gebraucht, mich meinen Gefühlen überhaupt anzunähern, sie wahrzunehmen. Hilfreich wäre gewesen, wenn sie zB gefragt hätte, wie ich mich dabei fühle in dieser Anfangssituation. Vielleicht, wo im Körper ich was spüre. Wovor ich Angst habe, warum ich Hemmungen und Schamgefühle habe, und mich aktiv ermutigt hätte, darüber zu sprechen, in ganz ganz kleinen Schritten. Das ist nie passiert, weil sie eben - wie sie immer wieder betonte - so nicht arbeitete.
  • Mit viel Abstand kann ich sagen: Ich bin dadurch (diese unglückliche Anfangssituation) trotzdem weitergekommen. Es hat mir geholfen, für mich selbst herauszufinden, was mir wichtig ist. Nur ich für mich alleine, ohne "Einflüsse" von außen wie Fragen von der Therapeutin. Dieses Vakuum war schmerzhaft und oft schwer auszuhalten. Ganz sicher. Und zumindest aktive Ermutigungen von ihr, dass - egal was kommt - hier alles seinen Platz haben darf, wären ganz schön gewesen.
Mit einer späteren Therapeutin hatte ich ein Abkommen, dass ich ihr zwischen den Stunden mailen darf, wenn Themen auftauchen. Und sie das dann auch in der nächsten Stunde ansprechen wird, wenn ich es nicht von alleine auf den Tisch packe. Das war ganz gut, weil ich mich damit selbst aktiv überlisten konnte. Ganz oft war zwischen den Stunden totale Achterbahnfahrt. Und wenn ich dann in der Praxis war, war alles wie weggeblasen (War da was?? Nö, glaub nicht. ) Dieses Angebot von ihr habe ich phasenweise sehr intensiv genutzt. Später war das dann nicht mehr so nötig, weil ich für mich selbst andere Wege gefunden hatte. Zum Beispiel hatte ich gemerkt, dass es hilft, wenn ich meine Gefühle aufschreibe. Nicht nur Stichpunkte, sondern wirklich ungefiltert. Wenn ich das vor der Stunde nochmal durchgelesen habe, dann war ich auch wieder näher an diesem Zustand dran und konnte auch leichter darüber reden.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


Tränen-reich
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Do., 24.03.2016, 08:28

Seelenwichtel, was deiner Meinung nach, sollte denn deine Thera noch tun, damit du da rauskommst?
Du hast dir gewünscht, dass sie dich da rausholt. Warum sagst du ihr das nicht? Ich denke, sie hat das auch mehrfach versucht. Oder?

Ich hatte so eine ähnliche Zeit mal, wenn nicht ganz so heftig wie bei dir. Ein Rollenspiel gab mir einen anderen Blickwinkel.

Du bist die Therapeutin. Vor dir sitzt eine Patientin. Sie schweigt und schweigt. Du erklärst ihr, dass 2 Menschen zur Kommunikation gehören. Sie schweigt... Antwortet vielleicht noch mit "ja" und "nein" auf einige deiner Fragen... und dann kommt wieder nix. Sie schweigt und schweigt.
Was würdest du als Therapeutin tun?

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Seelenwichtel
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Beitrag Fr., 25.03.2016, 18:25

Hallo Werve,

als ich meine Thera zum ersten mal mit dem Thema „in den Arm nehmen / Hand halten“ konfrontierte hat sie es weitestgehend offen gehalten. Also es gab, kein eindeutiges „ja“ und kein eindeutiges „nein“. Damit machte sie mir etwas Hoffnung, doch irgendwann mal die ersehnte Umarmung zu bekommen. Als ich es später noch mal thematisierte, ging es dann schon eher in Richtung „nein“. Sie wollte wissen , wie ich mir das denn vorstelle, wann es passieren soll oder kann. Sinngemäß sagte sie, sowas müsste sich aus der Situation heraus ergeben und man könne es nicht erzwingen. Für mich hat es in den Stunden schon öfters Situationen gegeben, in denen ich es mir gewünscht hätte; ich von mir aus aber nicht den Mut hatte es dann auch zu sagen.
Und beim dritten Mal, als es zur Sprache kam war mir mit ihrer Antwort klar, dass ich es bei ihr nie bekommen werde: Sie sagte, sie müsse mich und sich selbst schützen.
Das ist manchmal sehr schwer für mich, da der Wunsch nach wie vor (mal mehr mal weniger ausgeprägt) da ist.




Hallo Lisbeth,

"Oder ich habe über irgendwelchen banalen Quatsch geredet. Eine ganze Stunde habe ich damit zugebracht, über die Maus in meiner Küche zu reden, die sich da eingenistet hatte. Das war ein Problem, ganz sicher, aber bei weitem nicht das Drängendsten damals."

Das kenne ich auch. Und auch nach einer solchen Stunde, gehe ich mit dem fast gleich schlechten Gefühl nach Hause, wie nach einer „Schweige-Stunde“. Weil ich das Gefühl habe die Stunde nicht genutzt zu haben, weil ich mich dafür schäme und weil ich mir Gedanken darüber mache, was jetzt wohl die Thera von mir denkt.

"Meine damalige Therapeutin hatte sich auch geweigert, irgendwas anders zu machen, oder mir den Weg in die Stunde zumindest etwas zu ebnen ("So arbeite ich nicht. Punkt.")"

Ich bin auch oft erstaunt, was andere hier schreiben, was in den Stunden alles gemacht wird. Bei mir gibt es ausschließlich einen verbalen Austausch, auf dem immer gleichen Stuhl, der auch nie auch nur einen Millimeter anders steht mit recht großem Abstand zur Thera. Aber bei einer Gesprächstherapie ist das wohl eben so!?Vielleicht ist es auch nicht die richtige Therapieform für mich!? Was mir meine Thera schon angeboten hat, ist das ich ihr einen Brief schreiben kann, den sie dann in der Stunde liest oder ich ihr auch schon vorab zuschicken kann. Das habe ich auch schon ein paar mal gemacht, um Dinge mitzuteilen, die wirklich unaussprechbar für mich sind. Aber auch das funktioniert nicht immer. Manchmal kann ich schreiben und manchmal nicht. Wenn ich so Blockaden habe, wie in der letzten Stunde, dann ist alles dicht. Ich kann dann keinen Brief an sie verfassen. Daher auch mein Eintrag hier im Forum. Danke an dieser Stelle, die mitlesen und antworten. Das hilft mir sehr!

Auch ich komme nicht gut an meine Gefühle heran. Das einzigste was ich in solchen Schweige-Momenten fühle ist, das ich mir dumm und oberflächlich vorkomme und ich mich dafür schäme und es mich wütend macht. Wütend auf mich, weil ich zu blöd bin irgendwas zu sagen, oder weil ich irgendwas dummes sage und wütend auf meine Thera oder evtl. auch wütend auf meine Eltern, weil ich es nie richtig gelernt habe zu kommunizieren, über Gefühle sprechen schon gleich gar nicht!


Hallo Tränen-reich,

ich weiß eben nicht, was mir helfen könnte bzw. wie ich mich da selbst raus holen könnte. Wie gesagt, die Hilfe, die mir meine Thera gibt, ist : Fragen stellen, mir mein Verhalten und meine Gestik und Mimik erklären (Was nicht besonders schön ist. Wer will in dem Moment schön hören, wie doof er sich gerade verhält und was für ein Gesicht er gerade zieht) und eben das Briefe schreiben, was mal ganz gut funktioniert und dann auch wieder nicht. Nur das Briefe schreiben, hilft mir auch nicht über die Sprechblockaden in den Stunden hinweg, sondern dient lediglich dazu Dinge wirklich mal auf den Tisch zu legen und ihr mitzuteilen.
Rollenspiele gibt es in der Therapie nicht, aber ich könnte es trotzdem mal für mich alleine versuchen, in dem ich mich in meine Therapeutin hinein versetze und aus ihrer Sicht die letzte Stunde betrachte.


Tränen-reich
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Beitrag Fr., 25.03.2016, 19:01

Naja, ich dachte mir halt nur, dass du erkennst, dass durchs Nichtsprechen keine Hilfe ihrerseits kommen kann.
Hat dann die Therapie noch einen Sinn?

Zum Briefe schreiben.
Dann schreibst du dann, wenn es klappt. Wer sagt, dass es immer klappen soll?
Seelenwichtel hat geschrieben: Das einzigste was ich in solchen Schweige-Momenten fühle ist, das ich mir dumm und oberflächlich vorkomme und ich mich dafür schäme und es mich wütend macht. Wütend auf mich, weil ich zu blöd bin irgendwas zu sagen, oder weil ich irgendwas dummes sage und wütend auf meine Thera oder evtl. auch wütend auf meine Eltern, weil ich es nie richtig gelernt habe zu kommunizieren, über Gefühle sprechen schon gleich gar nicht!
Weiß sie das? Wenn nicht, dann los. Dort kannst du ansetzen, da steckt wohl ne Menge Input für die Thera drin.

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Seelenwichtel
Helferlein
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Beitrag Sa., 26.03.2016, 20:46

Das ich nicht gut über meine Gefühle sprechen kann, ist kein Geheimnis.
Das ich mir in Momenten des Schweigens dumm und oberflächlich vorkomme, habe ich ihr noch nie gesagt. Vielleicht kann ich es ihr in der nächsten Stunde sagen... falls ich den Termin wahrnehme. Es wäre das erste Mal das ich einen Termin von mir aus absage. Aber momentan habe ich immer noch kein gutes Gefühl, nach dieser letzten Stunde. Es wird eine große Überwindung für mich.

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werve
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Beiträge: 362

Beitrag So., 27.03.2016, 07:52

Seelenwichtel hat geschrieben:Das ich nicht gut über meine Gefühle sprechen kann, ist kein Geheimnis.
Ein Sprechen "darüber" ist letztlich auch nur Abwehr. Entscheidend ist es, Gefühle zu erleben im geschützten Raum der Therapie.
Seelenwichtel hat geschrieben: Aber momentan habe ich immer noch kein gutes Gefühl, nach dieser letzten Stunde. Es wird eine große Überwindung für mich.
Überwindung kostet es, weil enorme Gefühle in dir sind ("kein gutes Gefühl" ist eine Verschleierung) und du Angst davor hast. Nicht zur Stunde zu gehen, wäre Flucht vor deinen Gefühlen und somit Selbstsabotage, weil es dich nicht weiterbringt.

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