Freundschaft unter Frauen & deren Bedeutung

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Blaupunkt
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Freundschaft unter Frauen & deren Bedeutung

Beitrag Sa., 06.02.2016, 19:21

Hallo liebe Community!

Aus gegebenen Anlass möchte ich euch über das Thema Freundschaft unter Frauen und deren Bedeutung aus meiner Sicht berichten.

Mittlerweile an die 30 zugehend, kann ich von mir behaupten freundschaftstechnisch „allein“ angekommen zu sein. Es war ein langer Weg dorthin, nachfolgend die eine kurze Aufstellung:

x) Kindergarten/Volkschule: keine Auffälligkeiten, normaler Kontakt zu Gleichaltrigen

x) Hauptschule: Kinder können so furchtbar sein,… wir hatten nur 6 Mädchen in der Klasse, demnach war die „Auswahl“ an potenziellen Freundschaften sehr begrenzt. Ich wurde sehr oft von einem beliebten Mädchen und den Burschen beleidigt, Dinge wurden mir versteckt,... ich hätte noch keinen Busen, etc. Trotzdem konnte ich so halbwegs Anschluss in einer Gruppe finden, auch wenn ich das nicht unbedingt als Freundschaft bezeichnen würde.

x) Maturajahrgänge: In dieser Zeitepisode musste ich feststellen, wie anders ich eigentlich war. Ich wollte irgendwie überall dazugehören, bzw. interessentechnisch war es auch so! Einerseits diskutierte ich mit den „Nerds“ stundenlang über Einsteins Relativitätstheorie, andererseits ging ich mit den „Coolen“ nach der Schule in ein Pub saufen. So circa spielte sich das jahrelang ab. Ich gebe zu, auch sehr oberflächlich gewesen zu sein, ich wollte Kontakt/“Freundschaft“ mit den beliebten, schönen Mädels. Dafür habe ich auch die eine oder andere Verbündete links liegen gelassen, wenn diese Person sie nicht möchte. Ich machte auch alles für die „Auserwählten“, Geld war kein Thema, ich stellte mich überall hinten an, vergötterte sie. Die Grenze zwischen Schwärmerei war fließend (bin bisexuell). Ein ungesundes Verhältnis zum Thema Freundschaft entstand. Die Anzahl solcher Personen im Zeitverlauf liegt im 2-stelligen Bereich.

x) Studium: Keine Chance, alle in Wahrheit nur auf sich und ihre Ziele fixiert. Ich durchschaute das schnell und bemühte mich auch nicht sonderlich um Kontakte.

x) Arbeit: Am Anfang konnte ich nie „ICH“ sein, musste mich ständig anpassen. Aber dann kam ein Abteilungswechsel, auch wenn wir es nie zugegeben haben, wir 4 Kolleginnen waren Freunde. Hatten eine Gruppe auf What´s App, schrieben uns ständig. Da fiel mir gar nicht auf, wie ich den Kontakt zu meinen verblieben Freunden aus der Jugendzeit stetig verlor. Dieser Verbund unter Kolleginnen löste sich auch auf, und im Nachhinein sah ich ein, dass ich auch hier die Rolle der akzeptierten Außenseiterin hatte.

x) Sportvereine: Ich bin eindeutig eine Einzelkämpferin, keinen Anschluss gefunden;

x) Jetzt: Ich verstelle mich nicht mehr, bin wie ich bin, gehe MEINEN Interessen nach und nach ca. einem Jahr der persönlichen Entfaltung, habe ich auch aktuell die letzte „Freundin“ verloren.

Jetzt stellt sich mir die Frage, ob ich das überhaupt als Verlust verarbeiten soll. Immerhin bin ich seit Dekaden immer nur verarscht und ausgenutzt wurden, und auch teilweise selber schuld daran! Ich habe mir die falschen Freundinnen ausgesucht, und jetzt mit meinem Alter wollen alle nur Hausbauen, Kinder,… das interessiert mich alles nicht! Außerdem sind meiner subjektiven Ansicht nach alle Frauen so eingefahren auf ihren kleinen Kreis, die lassen keinen mehr hinzu.

Musste auch oft feststellen, dass der erste Eindruck über mich nicht sonderlich positiv ist, ich merke ja selber wie ich mich vor allem verschließe, das daherkommt. Ich finde die Kontakterhaltung von Bekannten/“Freunden“ einfach nur mehr mühsam, ich arbeite die ganze Woche und in meiner Freizeit soll ich noch oberflächliche, unnötige Gespräche führen wollen? Ehrlich, da ich nie eine WIRKLICHE Freundin in meinen Leben hatte, fehlt es mir gerade an gar nichts, weil mich nie wer verstanden hat und ich mich NIE wirklich einer Person auf geistiger Ebene verbunden gefühlt habe.

Ich bin eben anders als die Frauen heutzutage.

Nur irgendwie würde ich doch gerne der „Problematik“ auf den Grund gehen, ich vermute, dass viele meiner sozialen Probleme in der Kindheit Fuß gefasst haben.

Gerne würde ich auch eine genauso verkorkste Frau wie mich treffen und einfach über den Sachverhalt mich unterhalten. Verstanden werden, auf einer Wellenlänge sein, das fehlt schon irgendwie in meinem Leben. Vielleicht kristallisiert sich so eine Person in einer psychologischen Gruppentherapie heraus?

Ich würde gerne wissen, was ihr vom Thema Freundschaft haltet, ob ihr behaupten könnt, dass ihr glücklich mit Freunden seid, oder ob es etwas Zwanghaftes in sich trägt. Wer ist gern allein, wer braucht Aufmerksamkeit und Anteilnahme? Es gibt vieles, dass zu diesem komplexen Thema berichtet werden kann.

Freu mich über jeden Input!

LG und schönen Abend, Blaupunkt
"Remembering that you are going to die is the best way I know to avoid the trap of thinking you have something to lose. You are already naked. There is no reason not to follow your heart." Steve Jobs

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Deleuze
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Beitrag So., 07.02.2016, 10:37

Ich kann deinen Standpunkt schon ein bisschen nachvollziehen. Bin zwar jz keine Frau und auch noch nicht in deinem Alter, aber deine Einstellung zum Leben und zu den Menschen jz, habe ich mir auch angeeignet. Hab selbst gemerkt, dass ich nicht überall reinpasse, wozu auch? Ich will es auch nicht, weil es eben nicht mein Umfeld ist. Ich hatte eig immer gute und beste Freunde, aber wenn bei mir ein neuer Lebensabschnitt beginnt (Schulwechsel, Arbeit etc.), dann hören diese Freundschaften auf und ich finde neue. Doch mittlerweile habe ich nur mehr wenige, weil ich mit der Oberflächlichkeit vieler nicht klar komme. Auch sind die Interessen schon zu verschieden, als das ich mich dazu überrede mitzumachen und dazuzugehören.

Der Mensch ist ein soziales Wesen, das weiß ich, aber ich kann mir diese Bedürfnisse mittlerweile ohne langjährige Freundschaften erfüllen. Ich habe einen besonderen Menschen neben meiner Familie und das reicht mir. Ich bin so glücklich, weil ich weiß das ist das Richtige für mich. Solange Ich Ich bin, muss ich nicht wo dazugehören. Das hast auch du begriffen, leb und mach weiter so. Solche Menschen abseits des Mainstreams sind sehr kostbar und irgendwann wirst du Menschen treffen, die das wissen und auch so denken.
~ Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. ~

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Chancen
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Beitrag So., 07.02.2016, 14:49

Hallo Blaupunkt!

Meine eigene Erfahrung damit ist, dass es schwierig bis unmöglich ist, richtige Freundschaften zu schließen und zu führen, wenn man sich vor den jeweiligen Freundinnen nicht in seinen Schwächen, Ängsten und Unzulänglichkeiten zeigen will; wenn man also versucht, etwas darzustellen und das Gefühl hat, vermeintlich Unwillkommenes verstecken zu müssen.

In solchen Beziehungen wird man sich niemals wohl und gut aufgehoben fühlen. Und dann hat man vielleicht auch das Gefühl, dass man am liebsten drauf pfeiffen will.

Jetzt kann es sein, dass entweder ich mir sehr schwer damit tue, mich zu zeigen in meiner Verletzlichkeit und mit meinen Bedürfnissen, weil ich Angst habe, dass ich dann vom anderen abgelehnt und enttäuscht werde, - dann hab' ich ein generelles Problem, das es wert wäre, sich genauer anzuschauen, oder ich hänge tatsächlich mit für mich unpassenden Menschen rum, die sich überhaupt nicht für mich als Person interessieren, und wo eine Freundschaft sowieso nicht gut möglich wäre, wo es halt mehr auf Bekanntschaft hinausläuft, mit der ich mal 'nen interessanten Nachmittag oder Abend verbringe, wo aber keine nachhaltige Freundschaft im Spiel ist.

Richtige Freundschaft geht für mich immer damit einher, mich zeigen zu können, so wie ich bin. Mit allen Unsicherheiten, die ich im Laufe des Lebens angesammelt habe.

Es ist aber ein langer Lernprozess, das zulassen zu können. Mit Therapien und viel Üben, oftmaligem Scheitern und weiterem Üben.

Alles Gute auf deinem Weg!

Chancen

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blackpower
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Beiträge: 549

Beitrag So., 07.02.2016, 18:01

Hallo Blaupunkt,

die Chancen hat es prima formuliert, dem möchte ich nichts zufügen. Ich habe da auch so meine Probleme aber, ich nehme es nicht mehr so wichtig für mich. Wer mich mag, der mag mich und wer mich nicht mag, soll mich in Ruhe lassen ...
Ich lebe nicht allein und habe da noch meine beiden treuen Freunde mit nasser kalter Nase...
Ich komme klar und fühle mich wohl, mit dem so wie ich lebe.


LG
blackpower
"Aufgeben bedeutet nicht immer, daß man schwach ist. Oft bedeutet es einfach daß man stark genug ist, etwas loszulassen, was man nicht ändern kann."

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Freifrau
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Beiträge: 446

Beitrag So., 07.02.2016, 20:37

Hallo Blaupunkt,

Das ist ein sehr interessantes Thema.

Ich habe mich schon in der Kindheit sehr nach einer Freundin gesehnt. In meinem kleinen Heimatdörfchen gab es außer mir noch drei Mädchen in meinem Alter. Eine davon war in der Schule nicht sehr beliebt, aber ich fand sie toll. Oft habe ich zu ihr gehalten, wenn sie gemobbt und gehänselt wurde. Leider war sie zu mir nur dann nett, wenn es zu ihrem Vorteil war und hat mich ansonsten nicht weiter beachtet. Es fühlte sich sehr einseitig an. Ich weiß noch, dass ich deswegen oft sehr traurig war. Lange habe ich trotzdem treu zu ihr gehalten bis das irgendwann einfach zu demütigend und enttäuschend wurde und ich mich zurück zog. Wie zu erwarten, hat sie das nicht wirklich interessiert. Aber ich weiß noch, wie sehr ich mir gewünscht habe, dass sie meine beste Freundin ist.

Irgendwann verlor ich viele Jahre den Kontakt und interessanterweise erschien sie plötzlich wieder in meinem Leben, als wir schon erwachsen (24 Jahre alt) waren. Ich war mit einer lustigen Gruppe zum Fasching auf einem Dorffest und sie sprach mich dort an. Wie ich es schon aus der Kindheit kannte, war sie dort zwar mit Bekannten hin gekommen, die sie aber weitgehend ignorierten und nicht zu mögen schienen. Sie hing sich an mich dran und für einen kurzen Moment fühlte ich ihr gegenüber die alten Gefühle. Ich fand sie schön mit ihren traurigen Augen und dem sehnsüchtigen Blick, der Anerkennung suchte und doch so selbstsüchtig war. Sie war auch so traurig, doch wie in der Kindheit auch sehr künstlich und irgendwie extrem aufgedreht. Meine Gruppe fand sie komisch und abstoßend. Ich hatte die Wahl, sie oder die Gruppe. Wie früher hatte ich sofort Mitgefühl mit ihr, doch ich entschied mich dieses Mal nicht für sie und hatte einfach weiter Spaß mit meiner lustigen Gruppe. Ich denke, das war richtig so, aber es macht mich noch immer so traurig, wenn ich dran denke.

So ähnlich zog sich das dann weiter in meinem Leben durch. Ich kenne einige Leute (für mich) oberflächlich, aber irgendwie fehlt mir noch immer etwas tiefer Gehendes. Ich hätte gerne eine wirklich enge Freundin. Aber ich habe "nur" Bekannte, die ich mal auf einen netten Plausch treffe, alles eher oberflächlich. Ich bemerke oft so ein Ungleichgewicht, dass ich mich sehr für das Leben des Anderen interessiere und umgekehrt ist das nicht so. Irgendwann ziehe ich mich dann zurück oder gebe mich mit einem oberflächlichen Kontakt zufrieden.

Mir ist klar, dass jeder sein Leben hat und auch seine Grenzen und dass man auch mal seine Ruhe will, geht mir ja auch oft so. Aber ich sehne mich schon mein ganzes Leben nach einer Freundin, die ich einfach mal anrufen kann, wenn alles schief geht und umgekehrt natürlich auch so.

Was wünscht Ihr euch denn genau von einer Freundschaft?

Viele Grüße,

freifrau
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)

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