Dissoziieren und Flashbacks - Unterschied? Borderline?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Solail2016
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Dissoziieren und Flashbacks - Unterschied? Borderline?

Beitrag Mi., 06.01.2016, 00:04

Hallo,

ich habe flashbacks also Situationen In denen mich bestimmte Reiz in die traumatische erinnerungsfetzen bildhaft und emotional reißen.

Nun wurde mir gesagt ich dissoziiere. Habe Probleme mit den Begrifflichkeiten.

Habe schwindel hin und wieder pipsen im Ohr ein Gefühl von benommen sein.

Es gab Tage da dachte ich wo ist die Zeit hin oder bin ich schon dement.

Wie äußerst sich das bei euch?

Bleibt das für immer?

Bin ich jetzt borderline?

(Hinweis Admin: Betreffzeile präzisiert.)

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black-soul
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Beitrag Mi., 06.01.2016, 05:28

Hi Solail2016,

also, Dissoziieren bedeutet das Abspalten von Wahrnehmung und Erinnerung.
Bei mir ist da so, dass wenn ich dissoziiere, dann nehme ich mein Umgebung als völlig fremd wahr.
Das fühlt sich an, als wäre ich ferngesteuert, ich kann mich, meinen Körper beobachten (von innen) wie er Dinge tut und sagt die ich als nicht zu mir gehörend empfinde. Das ist als würde jemand andres für mich reden. Jemand anders für mich sehen. Jemand anders für mich handeln und meinen Körper bewegen. Was "ich" in solchen Momenten aus "meinen" Erinnerungen erzähle fühlt sich einfach nicht so an als wären es wirklich meine Erinnerungen, sonder die von jemand anderem.

Zudem habe ich manchmal das Gefühl, gerade wenn ich in Menschenmengen unterwegs bin und eine bestimmte Person such, dass alle Menschen gleich aussehen. Tun sie natürlich nicht, aber trotzdem nehme ich das irgendwie so wahr. Es ist alles irgendwie "gleich". Ich fühle mich plötzlich fremd an Orten an denen ich sonst fast jeden Tag verbringe.

Flashbacks habe ich selbst nicht. ich kann mir aber gut vorstellen, dass Flashbacks sich mehr anfühlen, also würde man eine bestimmte, meist sehr belastende Situation emotional noch einmal durchleben. Wohingegen sich Dissoziation für mich eher so anfühlt wie, naja, einfach nichts. In solchen Momenten wie ich sie beschrieben habe fühle ich rein gar nichts. Ich bin quasi emotional tot.

Wenn du sagst du fühlst dich wie "dement", wie genau fühlt sich das an?
Kennen tue ich das zum Beispiel in extremen Stress Situationen, ausgelöst durch tiefsitzende Ängst.
Ich bin dann nicht mehr in der Lage anständig zu kommunizieren, kann mich nichts mehr merken was länger als 10 sek her ist, geschweigenden das was ich in der Zeit mitbekommen habe irgendwie sinnvoll in auch nur irgendeinen Zusammenhang mit anderen Gedanken bringen. Man glaubt wirklich man wird, oder ist, dement.

Für wie lange das bleibt kann ich dir leider nicht sagen, ich selbst hoffe, dass es irgendwann mal weg ist. Aber Borderline hast du allein deswegen noch nicht.

Hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.

Grüße,
black-soul

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Mia Luna
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Beitrag Mi., 06.01.2016, 15:01

Hallo Solail2016,

auch ich leide seit Jahren immer wieder unter Flashbacks. Das sind Bilder oder Szenen, die Du vor DIr siehst und dann auch die damals erlebten Emotionen wieder spürst.
Erst einmal: WER hat Dir gesagt, dass Du dissoziierst? So was wird nicht einfach mal gesagt, das ist ein umfassendes Symptom. Wäre schön, wenn Du mal erzählst, wie Du diese Dissoziation erlebst.
Schwindel und Piepen (Tinnitus?) sind bei psychischen Erkrankungen sehr oft somatoforme (Begleit-) Erscheinungen.
Und nein: Du bist sicherlich nicht dement! Hast Du das Gefühl, es ist Zeit vergangen, von der Du nicht weißt, wo DU da warst?
Ob das für immer bleibt? Das kann Dir keiner beantworten. Aber Du solltest dagegen angehen. Und vor allem hier im Forum mal schauen: es gibt viele seriöse Beschreibungen einer Borderline-Störung (die auch noch in verschiedene Kriterien aufgeteilt ist).
Bist Du in Behandlung? In Therapie?

Würde mich freuen, mehr von Dir zu hören!

Liebe Grüße,
Mia Luna
"Nicht in der Erkenntnis liegt das Glück, sondern im Erwerben der Erkenntnis."
(Edgar Alan Poe)

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Möbius
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Beitrag Mi., 06.01.2016, 15:18

Dissoziieren heißt: es wird etwas auseinander genommen, was zusammen gehört. In einem Vortrag hieß es neulich mal, daß eine Erinnerung normalerweise aus drei Elementen besteht: einer Sinneswahrnehmung, einem Gefühl und einem Gedanken.

Beispiel: ich gehe "in Gedanken" quer über eine Strasse auf die andere Seite, sehe mich erst um, als ich schon auf der Fahrbahn bin und sehe prompt, wie ein schwarzer Mercedes auf mich zugefahren kommt. Ich empfinde Angst, und denke: "Ach Du Sch ... ! Nur schnell weg !" und renne schnell weiter zum anderen Bordstein.

Nun kann es passieren, daß man in dem Moment, in dem man das Auto sieht, Garnichts fühlt, sondern nur denkt: "Bloß schnell weg !" und blitzschnell die Beine in die Hand nimmt. Wenn man dann auf der anderen Seite steht, und dem Auto hinterherschaut, das einen vielleicht gerade beinahe erwischt hätte, werden auf einmal die Knie weich, die Hände zittern, Schweiß bricht aus. Da kehrt die Angst, die man "dissoziiert" hatte, wieder zurück zu der Sinneswahrnehmung und dem Gedanken. Das ist zwar im Moment etwas unangenehm, aber alles in allem wird das Ganze als einheitliche Erinnerung dann in der "persönlichen Geschichte" abgelegt, ist "erledigt".

Es kann aber sein, daß die Angst garnicht zurückkehrt, man meinte, obercool gewesen zu sein in dieser Situation. Aber eines Tages sitzt man dann vorm Fernseher, und sieht, wie der Serienheld gerade aus einem schwarzen Mercedes aussteigt - und auf einmal bekommt man plötzlich und unerklärlicherweise eine jähe Angst, will aufspringen, wegrennen. Das ist ein "Flashback". Die abgespaltene Angst aus dem "beinahe-Unfall", den man so obercool überstanden hatte, ist zurückgekehrt aus dem Unbewußten, wo sie sich die ganze Zeit herumgetrieben hat, und wahrscheinlich auch allerlei Allotria angestellt hat: Alpträume zB. Wenn man sich jetzt, wo man schweißgebadet vor dem Fernseher sitzt, daran erinnert, daß das diese Situation von neulich war, dieser Beinahe-Unfall: dann ist die Verarbeitung, wie im ersten Fall, verspätet nachgeholt worden, nur war die Verspätung diesmal schon etwas heftiger. Die Angst vor dem schwarzen Mercedes, die man vor dem Fernsehsessel "nacherlebt" hat, wird heftiger wahrgenommen, als in der eigentlichen, angstauslösenden Situation. Und vielleicht gibt es dann noch so ein "Nachplätschern": noch ein paarmal, wenn wir einen schwarzen Mercedes sehen, empfinden wir noch einen leisen Schrecken, "Angst light", aber irgendwann ist es vorbei.

Wenn wir uns aber nicht mehr erinnern, woher diese Angst vor dem schwarzen Mercedes kam - dann sitzen wir in der Tinte eines - kleinen - Psychotraumas: der Beinahe-Unfall ist verdrängt worden, und immer wieder, wenn wir einen schwarzen Mercedes sehen, vielleicht auch, wenn irgendjemand sagt: "Bloß schnell weg!" zucken wir vor Angst zusammen, solange bis es, vielleicht mit psychotherapeutischer Hilfe, gelungen ist, diese Angst und die verdrängte, Angstauslösende Situation wieder zusammenzubringen. Gelingt das aber nicht, und schwärt diese "herrenlose" Angst aus diesem Beinahe-Unfall jahrelang in unserem Unbewußten herum, dann kann eine Phobie vor schwarzen Mercedes-Autos, vor Mercedes überhaupt oder schwarzen Autos generell entstanden sein, die ganz schön heftige Beschwerden auslösen kann - weil schwarz ist eine beliebte Autofarbe, gerade für Mercedes.

Man kann das Beispiel aber noch weiter ausbauen: wir sind - ohne Angst, die wir abgespalten - "dissoziiert" - haben, glücklich auf der anderen Strassenseite gelandet, der Mercedes fährt vorbei, und wir schnaufen gerade durch, da werden wir von jemandem Vollgelabert, angefurzt, sagen wir mal: einer jungen Mutter, die mit ihrem kleinen Kind an der Hand die Szene mitbeobachtet hat, und uns nun einen wütenden Vortrag darüber hält, was für ein schlechtes Beispiel wir dem Kind gegeben hätten und wenn es demnächst überfahren wird usw. Es entsteht eine regelrechte kleine Streiterei - und die Wut über diese vielleicht etwas rechthaberische junge Mutter hält unserer Bewußtsein so in Beschlag, daß die abgespaltene Angst erst mal keine Chance hat, zurückzukehren - und sich dann aber, ohne daß wir das mitbekommen, an die Erinnerung an diese junge Mutter anhängt, so daß wir es auf einmal mit der Angst zu tun bekommen, wenn wir eine Mutter mit ihrem kleinen Kind auf der Strasse sehen ...

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Wandelröschen
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Beitrag Mi., 06.01.2016, 16:08

Möbius, das hast du gut geschrieben, gerade das mit der Verselbstständigung von Triggern und der Verschiebung von Triggern. Kennt unsereins nur zu Genüge.
Gruß
Wandelröschen

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Mia Luna
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Beitrag Mi., 06.01.2016, 16:13

Finde ich auch! Danke, Möbius!
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(Edgar Alan Poe)

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