Tiefenpsychologische oder analytische Therapie?
Tiefenpsychologische oder analytische Therapie?
Ich fange im Fruehjahr erneut eine Psychotherapie an. Nun habe ich die Wahl zwischen tiefenpsychologischer (1 x die Woche) oder analytischer Therpapie (2 x die Woche und viel mehr Stunden)
Ich neige ja eher zu der intensiveren Therapie, habe aber Sorge, dass mir das zu anstrengend wird.
Hat jemand Erfahrungen mit beiden Therapieformen?
Ich neige ja eher zu der intensiveren Therapie, habe aber Sorge, dass mir das zu anstrengend wird.
Hat jemand Erfahrungen mit beiden Therapieformen?
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Hallo,
du hast also schon einen Therapeuten? Hat er dir gesagt: "Wollen Sie eine tiefenpsycholog. oder eine analyt. Therapie?" - oder hat er dir gesagt: "Wollen Sie 1x oder 2x kommen?" - und du hast dann daraus geschlossen, dass 1x = TfP und 2x = AP ist?
Das Erste wäre ungewöhnlich, denn die Unterscheidung ist erstens graduell und zweitens in ihrer Ausprägung auch abhängig vom Störungsbild und von der Indikation. Beides "bestimmt" ja nicht der Patient, sondern das versucht der Therapeut zu erkennen, also: Worum geht es bei dem Patienten? Was braucht er?
Bei 2 (oder 3 oder 4) Stunden pro Woche entwickelt sich in der Regel ein anderes Übertragungsgeschehen als bei einstündigen Therapien. Das wird u.a. dadurch regelrecht forciert (man merkt es bloß nicht, denn es geschieht scheinbar automatisch...). Das hat auch keinen Selbstzzweck, sondern das wird gemacht, wenn man annimmt, die Störung sei aus einer Beziehung entstanden und müsse dann dort noch mal "durchgearbeitet" werden: Der Therapeut "wird" zu den lieben oder bösen Eltern usw. Das alles ist in einer TfP so nicht geplant, nicht in diesem Ausmaße. Eine Indikation für eine TfP wäre klassischerweise, dass der Patient ein bestimmtes Problem hat, das sich gezielt bearbeiten lässt, also z.B. du hast ein Problem mit deinem Chef und fühlst dich ihm ständig unterlegen. Ansonsten aber bist du zufrieden im Leben. Dann würde man in der TfP vielleicht Muster aus der Kindheit erkennen, aber du müsstest dafür nicht so stark regredieren wie in einer analytischen Therapie, wo es u.U. um sehr frühe Verlusterfahrungen oder Mangelerfahrungen geht und der Patient sich dann phasenweise wirklich fühlt wie das hilflose, ungeliebte Kleinkind.
Es sind, wie gesagt, graduelle Unterschiede, die auch unabhängig von der Frequenz gesteuert werden können, z.B. dadurch, dass der Therapeut viel redet oder viel schweigt; dass er dir Mut zuspricht oder mehr deutet; dass du sitzt oder liegst usw. Es kommt auch vor, dass man mit einer TfP beginnt und diese dann umwandelt in eine AP. Vielleicht ist der offensichtliche Unterschied zwischen beiden auf den ersten Blick das unterschiedliche Stundenkontingent: Wenn du eine weite Reise machst, brauchst du mehr Stunden, als wenn du an nur einen Ort reist. In der Praxis sind die Unterschiede nicht so gewaltig, weil die meisten Analytiker nicht streng analytisch arbeiten, sondern durchaus auch stützen oder sich durchaus auch "unterhalten" mit dem Patienten - es ist also nicht nötig, Angst davor zu haben
Ich habe mal gelesen, dass tiefenpsycholog. Therapien, die keine Analysen sind, für die Therapeuten schwieriger sind, was die eigene Technik betrifft, da es darum geht, in dieser einen Wochenstunde konzentriert an einem Thema zu arbeiten - und dieses überhaupt erst mal zu finden. In einer 2-stündigen Therapie hat man dieses Problem so nicht und man kann u.U. entspannter bleiben und abwarten, worauf der Patient hinaus will.
Nicht zu vernachlässigen ist auch der Abhängigkeitsaspekt: U.U. kann es schwierig werden am Ende, denn 2stündige Therapien sind oft sehr viel intensiver als 1stündige, denn der Therapeut wird quasi zu deinem Begleiter, und die Begegnungen werden dir bald wichtig werden (und das sollten sie auch!), und du wirst u.U. die Woche gedanklich und emotional strukturieren und bald die "therapielosen Tage" als eine Ewigkeit empfinden. Das Gefühl stellt sich bei 1stündigen Therapien nicht so sehr ein. Zum Arbeiten kann die Intensität gut sein, aber es ist u.U. (hängt wirklich vom Typen ab) schwer, dann wieder loszulassen.
du hast also schon einen Therapeuten? Hat er dir gesagt: "Wollen Sie eine tiefenpsycholog. oder eine analyt. Therapie?" - oder hat er dir gesagt: "Wollen Sie 1x oder 2x kommen?" - und du hast dann daraus geschlossen, dass 1x = TfP und 2x = AP ist?
Das Erste wäre ungewöhnlich, denn die Unterscheidung ist erstens graduell und zweitens in ihrer Ausprägung auch abhängig vom Störungsbild und von der Indikation. Beides "bestimmt" ja nicht der Patient, sondern das versucht der Therapeut zu erkennen, also: Worum geht es bei dem Patienten? Was braucht er?
Bei 2 (oder 3 oder 4) Stunden pro Woche entwickelt sich in der Regel ein anderes Übertragungsgeschehen als bei einstündigen Therapien. Das wird u.a. dadurch regelrecht forciert (man merkt es bloß nicht, denn es geschieht scheinbar automatisch...). Das hat auch keinen Selbstzzweck, sondern das wird gemacht, wenn man annimmt, die Störung sei aus einer Beziehung entstanden und müsse dann dort noch mal "durchgearbeitet" werden: Der Therapeut "wird" zu den lieben oder bösen Eltern usw. Das alles ist in einer TfP so nicht geplant, nicht in diesem Ausmaße. Eine Indikation für eine TfP wäre klassischerweise, dass der Patient ein bestimmtes Problem hat, das sich gezielt bearbeiten lässt, also z.B. du hast ein Problem mit deinem Chef und fühlst dich ihm ständig unterlegen. Ansonsten aber bist du zufrieden im Leben. Dann würde man in der TfP vielleicht Muster aus der Kindheit erkennen, aber du müsstest dafür nicht so stark regredieren wie in einer analytischen Therapie, wo es u.U. um sehr frühe Verlusterfahrungen oder Mangelerfahrungen geht und der Patient sich dann phasenweise wirklich fühlt wie das hilflose, ungeliebte Kleinkind.
Es sind, wie gesagt, graduelle Unterschiede, die auch unabhängig von der Frequenz gesteuert werden können, z.B. dadurch, dass der Therapeut viel redet oder viel schweigt; dass er dir Mut zuspricht oder mehr deutet; dass du sitzt oder liegst usw. Es kommt auch vor, dass man mit einer TfP beginnt und diese dann umwandelt in eine AP. Vielleicht ist der offensichtliche Unterschied zwischen beiden auf den ersten Blick das unterschiedliche Stundenkontingent: Wenn du eine weite Reise machst, brauchst du mehr Stunden, als wenn du an nur einen Ort reist. In der Praxis sind die Unterschiede nicht so gewaltig, weil die meisten Analytiker nicht streng analytisch arbeiten, sondern durchaus auch stützen oder sich durchaus auch "unterhalten" mit dem Patienten - es ist also nicht nötig, Angst davor zu haben
Ich habe mal gelesen, dass tiefenpsycholog. Therapien, die keine Analysen sind, für die Therapeuten schwieriger sind, was die eigene Technik betrifft, da es darum geht, in dieser einen Wochenstunde konzentriert an einem Thema zu arbeiten - und dieses überhaupt erst mal zu finden. In einer 2-stündigen Therapie hat man dieses Problem so nicht und man kann u.U. entspannter bleiben und abwarten, worauf der Patient hinaus will.
Nicht zu vernachlässigen ist auch der Abhängigkeitsaspekt: U.U. kann es schwierig werden am Ende, denn 2stündige Therapien sind oft sehr viel intensiver als 1stündige, denn der Therapeut wird quasi zu deinem Begleiter, und die Begegnungen werden dir bald wichtig werden (und das sollten sie auch!), und du wirst u.U. die Woche gedanklich und emotional strukturieren und bald die "therapielosen Tage" als eine Ewigkeit empfinden. Das Gefühl stellt sich bei 1stündigen Therapien nicht so sehr ein. Zum Arbeiten kann die Intensität gut sein, aber es ist u.U. (hängt wirklich vom Typen ab) schwer, dann wieder loszulassen.
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Ergänzung: Es kann auch tatsächlich sein, dass ein Patient zwar eine schwere Störung hat, dass eine Analyse (meist verwendet man dieses Wort, obwohl es nicht ganz stimmig ist, denn die wäre mindestens vierstündig) den Patienten aber überfordern würde, weil sie ihn zu sehr aus dem Gleichgewicht bringen würde. Was nützt es jemandem, noch mal zu fühlen, keinen Platz in der Welt zu haben (z.B.), wenn er nicht über Ressourcen verfügt, die dieses Gefühl im Alltag auffangen (stabile Beziehungen, eine Arbeit, geregelter Tagesablauf, innere Ressourcen usw.)?
Das sind aber alles Fragen, die der Therapeut klären muss, und manchmal bemerkt man erst in der Therapie, dass man dem Patienten mehr zutrauen kann oder ihn nicht so sehr belasten darf. Dann kann wieder reguliert werden. Das sind normalerweise Prozesse, die immer wieder neu "verhandelt" werden, abhängig davon, wie stabil der Patient ist.
Man kann übrigens auch einstündige Analysen machen oder dreistündige Therapien, die wenig analytisch sind. Der "große" Unterschied zwischen beiden Formen ist wohl, dass in einer Analyse Regression und Übertragung regelrecht gefördert werden und dass das, was dann sichtbar wird, gedeutet wird (durchaus mit Mitgefühl und warmen Worten; Analytiker sind nicht kalt, obwohl ihnen das gerne unterstellt wird). Am Ende sollte die Persönlichkeit des Patienten mehr oder weniger stark nachgereift sein. Das ist natürlich anstrengend und schmerzhaft, aber es ist, als würden sich immer neue Türen öffnen. Du lernst dich auf jeden Fall sehr gut kennen dabei - aber eben auch die schwierigen Seiten deiner Persönlichkeit. Am Ende kannst du - wenn es gut läuft - diese annehmen und damit ein zufriedeneres Leben führen.
Das sind aber alles Fragen, die der Therapeut klären muss, und manchmal bemerkt man erst in der Therapie, dass man dem Patienten mehr zutrauen kann oder ihn nicht so sehr belasten darf. Dann kann wieder reguliert werden. Das sind normalerweise Prozesse, die immer wieder neu "verhandelt" werden, abhängig davon, wie stabil der Patient ist.
Man kann übrigens auch einstündige Analysen machen oder dreistündige Therapien, die wenig analytisch sind. Der "große" Unterschied zwischen beiden Formen ist wohl, dass in einer Analyse Regression und Übertragung regelrecht gefördert werden und dass das, was dann sichtbar wird, gedeutet wird (durchaus mit Mitgefühl und warmen Worten; Analytiker sind nicht kalt, obwohl ihnen das gerne unterstellt wird). Am Ende sollte die Persönlichkeit des Patienten mehr oder weniger stark nachgereift sein. Das ist natürlich anstrengend und schmerzhaft, aber es ist, als würden sich immer neue Türen öffnen. Du lernst dich auf jeden Fall sehr gut kennen dabei - aber eben auch die schwierigen Seiten deiner Persönlichkeit. Am Ende kannst du - wenn es gut läuft - diese annehmen und damit ein zufriedeneres Leben führen.
Hallo Mondeule,
auch einstündige Therapien können durchaus zu einer intensiven Beziehung zwischen Therapeut und Klient führen. Dort wird nicht nur, wie oft irrtümlich angenommen, an der Oberfläche gekratzt und planmäßig nach der Lösung für ein konkretes Problem gesucht.
Therapien entwickeln sich mit dem Klienten und nur weil du unter Umständen mit einem konkreten Problem startest, bedeutet es nicht das im Verlauf der Therapie nicht noch Entwicklungen stattfinden. Es ist durchaus möglich festzustellen das ein ursprünglich konkretes Problem nur Symptom für grundsätzlicheres ist um das man sich in der Therapie kümmert.
Die Frequenz in der TFP kann durchaus auch phasenweise bei zwei Stunden in der Woche liegen wenn nötig. So können z.B. akute Krisen abgefangen werden. Ein nicht zu vernachlässingender Aspekt ist auch, dass Therapiestunden Zeit zum nachwirken benötigen. Die meiste Arbeit findet nicht in der Stunde statt sondern in der Beschäftigung damit zwischen den Terminen.
Eine Therapie mit hoher Frequenz kann deinen Alltag nicht unerheblich zeitlich dominieren. So wird bei manchen aus einer Therapie ganz schnell keine Begleitung mehr, sondern ein Lebensinhalt (was bei allen Therapieformen zeitweise möglich und normal ist !) .
Meiner persönlichen Meinung nach zählt die Qualität der Stunden und nicht die Quantität. Viele Stunden garantieren nicht automatisch eine intensive, und vor allem helfende, Therapie.
Wichtig für mich wäre z.B. wie flexibel der Therapeut ist, ob er auf mich und meine Bedürfnisse in einer Therapie eingehen kann (und will!) oder ob er stur an den Dogmen seiner Therapieschule klebt.
Natürlich kann man nicht negieren das die Aussicht auf sehr viele Stunden sehr beruhigend sein kann. Allerdings sollte man im Hinterkopf behalten das die vollständige Ausschöpfung des Maximalkontingentes eher die Ausnahme als die Regel ist.
Evtl. hilft es die bei der Entscheidungsfindung wenn du probatorische Sitzungen bei Therapeuten beider Therapieformen vereinbarst und die Anzahl der Stunden nur als einen Aspekt von vielen betrachtest.
auch einstündige Therapien können durchaus zu einer intensiven Beziehung zwischen Therapeut und Klient führen. Dort wird nicht nur, wie oft irrtümlich angenommen, an der Oberfläche gekratzt und planmäßig nach der Lösung für ein konkretes Problem gesucht.
Therapien entwickeln sich mit dem Klienten und nur weil du unter Umständen mit einem konkreten Problem startest, bedeutet es nicht das im Verlauf der Therapie nicht noch Entwicklungen stattfinden. Es ist durchaus möglich festzustellen das ein ursprünglich konkretes Problem nur Symptom für grundsätzlicheres ist um das man sich in der Therapie kümmert.
Die Frequenz in der TFP kann durchaus auch phasenweise bei zwei Stunden in der Woche liegen wenn nötig. So können z.B. akute Krisen abgefangen werden. Ein nicht zu vernachlässingender Aspekt ist auch, dass Therapiestunden Zeit zum nachwirken benötigen. Die meiste Arbeit findet nicht in der Stunde statt sondern in der Beschäftigung damit zwischen den Terminen.
Eine Therapie mit hoher Frequenz kann deinen Alltag nicht unerheblich zeitlich dominieren. So wird bei manchen aus einer Therapie ganz schnell keine Begleitung mehr, sondern ein Lebensinhalt (was bei allen Therapieformen zeitweise möglich und normal ist !) .
Meiner persönlichen Meinung nach zählt die Qualität der Stunden und nicht die Quantität. Viele Stunden garantieren nicht automatisch eine intensive, und vor allem helfende, Therapie.
Wichtig für mich wäre z.B. wie flexibel der Therapeut ist, ob er auf mich und meine Bedürfnisse in einer Therapie eingehen kann (und will!) oder ob er stur an den Dogmen seiner Therapieschule klebt.
Natürlich kann man nicht negieren das die Aussicht auf sehr viele Stunden sehr beruhigend sein kann. Allerdings sollte man im Hinterkopf behalten das die vollständige Ausschöpfung des Maximalkontingentes eher die Ausnahme als die Regel ist.
Evtl. hilft es die bei der Entscheidungsfindung wenn du probatorische Sitzungen bei Therapeuten beider Therapieformen vereinbarst und die Anzahl der Stunden nur als einen Aspekt von vielen betrachtest.
After all this time ? Always.
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Warum besprichst du das nicht mit dem oder den Therapeuten, wie die Therapie ausgestaltet ist und ob das nützlich für dich ist. Ich würde dir jedenfalls raten, nicht irgendwelchen Klischees von Therapieverfahren zu erliegen, die es zuhauf gibt... und am Ende ist es doch ganz anders.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
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Es waere beides bei derselben Therapeutin, bei Der ich auch feste auf Der Warteliste stehe.
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Aber ihr werdet ja darüber gesprochen haben, und sie wird eine Vorstellung von dir haben und davon, wie sie mit dir arbeiten will.
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es geht doch aber auch ganz entscheidend darum, welche vorstellung mondeule selber hat!!! die vorstellung, dass da auf der anderen seite ein/e exakte/r wissenschaftlerIn sitzt, die ein paar skaleneinträge macht und dann weiß, was "richtig" ist, ist glaube ich ganz fürchterlich irreführend. ich habe mich damals ganz bewusst für ein verfahren entschieden, gegen vorsichtige bedenken meiner kliniktherapeutin. und es war richtig (sagt mittlerweile auch meine kliniktherapeutin, die ich ich nach dem ende meiner therapie besucht habe). nicht andere für sich entscheiden lassen - vielleicht der erste schritt.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
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Man sollte sich auch darüber im klaren werden, ob man das will. Denn diese Methode hat erhebliche Risiken, je nach dem was damals vorgefallen ist.leberblümchen hat geschrieben:Bei 2 (oder 3 oder 4) Stunden pro Woche entwickelt sich in der Regel ein anderes Übertragungsgeschehen als bei einstündigen Therapien. Das wird u.a. dadurch regelrecht forciert (man merkt es bloß nicht, denn es geschieht scheinbar automatisch...). Das hat auch keinen Selbstzzweck, sondern das wird gemacht, wenn man annimmt, die Störung sei aus einer Beziehung entstanden und müsse dann dort noch mal "durchgearbeitet" werden: Der Therapeut "wird" zu den lieben oder bösen Eltern usw. Das alles ist in einer TfP so nicht geplant, nicht in diesem Ausmaße. Eine Indikation für eine TfP wäre klassischerweise, dass der Patient ein bestimmtes Problem hat, das sich gezielt bearbeiten lässt, also z.B. du hast ein Problem mit deinem Chef und fühlst dich ihm ständig unterlegen. Ansonsten aber bist du zufrieden im Leben. Dann würde man in der TfP vielleicht Muster aus der Kindheit erkennen, aber du müsstest dafür nicht so stark regredieren wie in einer analytischen Therapie, wo es u.U. um sehr frühe Verlusterfahrungen oder Mangelerfahrungen geht und der Patient sich dann phasenweise wirklich fühlt wie das hilflose, ungeliebte Kleinkind.
Mich hat es vollkommen destabilisiert, diesen liedvollen Abschnitt meines Lebens komplett nochmal erleben zu müssen. Er war ein Gang durch die Hölle, zum 2ten mal. Die Verhaltenstherapeutin die den Schaden danach aufarbeiten durfte sprach von Retraumatisierung.
Liebe Grüße
Lockenkopf
Lockenkopf
Hallo Mondeule,
Lieben Gruss,
mio
Das was Lockenkopf geschrieben hat, sagte meine Therapeutin (TfP) auch zu mir am Anfang der Therapie, dass sie denkt dass mir das unter Umständen mehr schaden als nützen würde. Und auch ein Psychiater/Neurologe/Analytiker empfahl mir ganz klar nach Traumatherapie zu schauen. Ich würde versuchen das im Gespräch mit Deiner zukünftigen Thera zu klären. Du kannst normalerweise nach einer TfP auch eine Analyse dran hängen, so es nötig ist. So hat mir meine Thera das zumindest erklärt. Bei Verfahrenswechsel gibt es diese "Zwangspause" nicht.Lockenkopf hat geschrieben:Denn diese Methode hat erhebliche Risiken, je nach dem was damals vorgefallen ist.
Lieben Gruss,
mio
Dann kann man auch mit deiner TFP starten und dann ggf. umwandeln. Die umgekehrte Umwandlung gibt es hingegen eher nicht.Mondeule hat geschrieben:Es waere beides bei derselben Therapeutin, bei Der ich auch feste auf Der Warteliste stehe.
Ich würde schauen, wie sie jeweils arbeitet (bzw. das erfragen) und dann schauen, was dir stimmiger erscheint. Sicher kann ich nur sagen, dass keine TFP exakt wie eine andere TFP ist und keine PA genau wie eine andere PA ist... es gibt hier (zumindest meiner Erfahrung nach) erhebliche Unterschiede zwischen Therapeuten und Vorgehensweise. 2 Wochenstunden hört sich nach modifizierter psychoanalytischer Therapie an?
Liebe Grüße
stern
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»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
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Ich habe Erfahrungen mit beiden Verfahren.
In meiner Analyse bin ich retraumatisiert worden. Nicht nur dadurch, dass mir die übertriebene Abstinenz geschadet hat, nein, sie hatte auch keine Ahnung was Trauma betrifft.
Nun mache ich eine (sehr intensive) TfP und konnte vieles aufarbeiten, besonders aber am Beziehungsgeschehen arbeiten was mir in der Analyse nicht möglich war. Hilfreich sind für mich die Zugeständnisse (Karten in Urlaubs- oder Klinikzeiten, Mails, Telefonate, Kuscheltiere,...) meiner aktuellen Therapeutin, die in der Regel in Analysen nicht üblich sind. Ich finde diese Therapieform ermöglicht mehr "Spielraum" für mich und meine kleinen Anteile.
In meiner Analyse bin ich retraumatisiert worden. Nicht nur dadurch, dass mir die übertriebene Abstinenz geschadet hat, nein, sie hatte auch keine Ahnung was Trauma betrifft.
Nun mache ich eine (sehr intensive) TfP und konnte vieles aufarbeiten, besonders aber am Beziehungsgeschehen arbeiten was mir in der Analyse nicht möglich war. Hilfreich sind für mich die Zugeständnisse (Karten in Urlaubs- oder Klinikzeiten, Mails, Telefonate, Kuscheltiere,...) meiner aktuellen Therapeutin, die in der Regel in Analysen nicht üblich sind. Ich finde diese Therapieform ermöglicht mehr "Spielraum" für mich und meine kleinen Anteile.
nun, da es in beiden Fällen der gleiche Therapeut ist, könnte sowohl die PA als auch die TFP schaden, FALLS er keine Erfahrung mit der Problematik haben sollte. Das wäre evtl. abzuklären. Da die Therapieaufnahme grds. in Erwägung gezogen wird, ist das aber zunächst ein gutes Zeichen. Ich fürchte, das muss man individuell ansehen. Mir hat meine ehem. TFP-Thera teilweise nicht gut getan (insbes. die Schlussphase)... lag eher an der Therapeutin an sich. Die jetzige scheint auch erfahren zu sein, was meine Störung angeht. Mehr als zu versuchen, sich in den Probesitzungen einen Eindruck zu verschaffen kann man als Patient nicht. Wie es kommt, weiß ich auch nicht - nur dass meine (auch im Hinblick auf die Vorerfahrungen) recht achtsam ist.
Du kannst ja fragen, welche Unterschiede es noch gäbe oder ob es im wesentlichen der Zeitfaktor ist.
Du kannst ja fragen, welche Unterschiede es noch gäbe oder ob es im wesentlichen der Zeitfaktor ist.
Liebe Grüße
stern
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Lockenkopf, das stimmt, dass Analysen nicht ungefährlich sind. Aber die Therapeutin hier wird ja nicht gefragt haben: "Soll ich Sie retraumatisieren oder möchten Sie eine tiefenpsychologische Therapie?" - die Person ist dieselbe; sie wird nur unterschiedlich intervenieren, und das wird sie hoffentlich nicht nur davon abhängig machen, ob die Patientin einmal oder zweimal wöchtenlich kommt. Entweder sie hat ein Gespür für die Bedürfnisse von Mondeule oder nicht. Die Frequenz entscheidet ja darüber nicht.
Stimmt, die Frequenz entscheidet nicht über das Verhalten der Thera oder die grundsätzliche Beziehung. Aber die Frequenz ist auch nicht zu "verachten". Mich hätte 2x die Woche zB. komplett überfordert, selbst bei "kontaktreichem" Setting. Ich hätte schlicht nicht genug Zeit dafür gehabt auch zu verarbeiten und mich mal wieder zu "erholen". Da bin ich mir bis heute nach meinen Erfahrungen ziemlich sicher. Mir hätte das den Alltag komplett "zerschmissen".leberblümchen hat geschrieben:Die Frequenz entscheidet ja darüber nicht.
Zumal es wohl schon auch so ist, dass die "Frequenz" viel Einfluss auf die "gefühlte Intensität" der Beziehung hat und mit einer solchen "gefühlten Intensität" muss ein Patient ja auch erst mal klarkommen, da sind die Bedürfnisse ja unterschiedlich.
Der eine braucht gerade das, um Vertrauen aufbauen zu können, der andere braucht eher die Gewissheit "stande Pedes" den Raum verlassen zu dürfen, so nötig. Ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Ist halt sehr unterschiedlich. Und nicht umsonst gibt es da unterschiedliche Verfahren.
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