Identitätsstörung (ohne 'Dis')
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Identitätsstörung (ohne "Dis")
In einem anderen Faden habe ich etwas über meine gestörte Identität geschrieben. In der Literatur ist mir das nur begegnet (habe aber nichts systematisch gelesen), dass das häufig mit Borderline in Verbindung gebracht wird - die berühmte "innere Leere" und die Angst vor dem Verlassenwerden.
Schon diese beiden Kriterien verwirren mich, denn ich kann das nicht mal richtig spüren; ich spüre etwas anderes, weiß aber, dass dahinter eine tatsächliche Leere und Angst "sitzt". Nur spüre ich die nicht. Ich habe keine Borderlinestörung, aber wie gesagt: die Frage nach der Identität ist mir nur von dort bekannt. Wenn ich Berichte von anderen Menschen lese, dann kommt auch da selten das Identitätsproblem vor; es wird über Ängste, Psychosomatik, Antriebslosigkeit, Einsamkeit, Gehemmtsein usw. gesprochen, aber mir begegnet eher selten jemand, der sagt: "Ich weiß nicht, wer ich bin". Sollte ich damit tatsächlich alleine sein? Oder stelle ich mir die falsche Frage?
Ist das überhaupt ein Symptom, das nicht zu wissen? Wie kann es sein, dass Andere mir sagen: "Doch, du bist doch die und die", und ich mir denke: "Ja, aber wo ist der Kern?" Manchmal fühle ich so was Ähnliches, aber meistens eben nicht: wenn ich z.B. etwas handschriftlich schreiben soll. Ich HABE keine Handschrift.
Mich würde also interessieren, ob andere Menschen so etwas auch kennen: genau zu wissen, wie "man" funktionieren soll, es im Grunde auch hinzubekommen - und dann trotzdem nicht zu wissen, wer man ist? Abgesehen von ganz praktischen Fragen, z.B. danach, was man beruflich "werden" will usw. Ist es nur die Angst davor, das Eigene zu sehen? Oder IST da nichts Eigenes?
Wie immer: Ich habe keine Ahnung, ob jemand antwortet (wäre auch nicht schlimm, wenn nicht: also bitte nicht "einfach so" antworten) oder was sich daraus ergibt. Das Einzige, was mir wichtig ist, ist, dass nur Leute schreiben, deren Problem nicht das "Multipelsein" ist - da finde ich mich nicht wieder, und mich würde hier wirklich nur interessieren, ob es jemanden gibt, der eine "andere" Identitätsstörung hat, die mit "relativ gutem" Funktionieren im Alltag einhergeht.
Schon diese beiden Kriterien verwirren mich, denn ich kann das nicht mal richtig spüren; ich spüre etwas anderes, weiß aber, dass dahinter eine tatsächliche Leere und Angst "sitzt". Nur spüre ich die nicht. Ich habe keine Borderlinestörung, aber wie gesagt: die Frage nach der Identität ist mir nur von dort bekannt. Wenn ich Berichte von anderen Menschen lese, dann kommt auch da selten das Identitätsproblem vor; es wird über Ängste, Psychosomatik, Antriebslosigkeit, Einsamkeit, Gehemmtsein usw. gesprochen, aber mir begegnet eher selten jemand, der sagt: "Ich weiß nicht, wer ich bin". Sollte ich damit tatsächlich alleine sein? Oder stelle ich mir die falsche Frage?
Ist das überhaupt ein Symptom, das nicht zu wissen? Wie kann es sein, dass Andere mir sagen: "Doch, du bist doch die und die", und ich mir denke: "Ja, aber wo ist der Kern?" Manchmal fühle ich so was Ähnliches, aber meistens eben nicht: wenn ich z.B. etwas handschriftlich schreiben soll. Ich HABE keine Handschrift.
Mich würde also interessieren, ob andere Menschen so etwas auch kennen: genau zu wissen, wie "man" funktionieren soll, es im Grunde auch hinzubekommen - und dann trotzdem nicht zu wissen, wer man ist? Abgesehen von ganz praktischen Fragen, z.B. danach, was man beruflich "werden" will usw. Ist es nur die Angst davor, das Eigene zu sehen? Oder IST da nichts Eigenes?
Wie immer: Ich habe keine Ahnung, ob jemand antwortet (wäre auch nicht schlimm, wenn nicht: also bitte nicht "einfach so" antworten) oder was sich daraus ergibt. Das Einzige, was mir wichtig ist, ist, dass nur Leute schreiben, deren Problem nicht das "Multipelsein" ist - da finde ich mich nicht wieder, und mich würde hier wirklich nur interessieren, ob es jemanden gibt, der eine "andere" Identitätsstörung hat, die mit "relativ gutem" Funktionieren im Alltag einhergeht.
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Hallo Leberblümchen,
Ich weiß nicht, ob du mich hier lesen magst - wenn nicht schreibe es einfach, dass akzeptiere ich dann natürlich.
Ich bin nicht DIS, aber definitiv habe ich eine Identitätsstörung. Borderline bin ich auch nicht.
Was mich interessieren würde ist, ob du dissoziierst? Ich tue das ja, und ich dachte immer, dass das Identitätsproblem daher rührt - weil ZB einige Gefühle abgespalten sind und ich noch oft erst verspätet fühle...
LG,
Silence
Ich weiß nicht, ob du mich hier lesen magst - wenn nicht schreibe es einfach, dass akzeptiere ich dann natürlich.
Ich bin nicht DIS, aber definitiv habe ich eine Identitätsstörung. Borderline bin ich auch nicht.
Was mich interessieren würde ist, ob du dissoziierst? Ich tue das ja, und ich dachte immer, dass das Identitätsproblem daher rührt - weil ZB einige Gefühle abgespalten sind und ich noch oft erst verspätet fühle...
LG,
Silence
Hello darkness, my old friend...
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Hallo (muss mal wieder gleich weg...),
ich weiß nicht richtig, was dissoziieren ist (also vermutlich dissoziiere ich nicht). Ich schalte - wie jeder wohl - manchmal ab und "verlasse" Situationen oder Begegnungen. Mein sehr großes Problem dabei ist, dass ich "Teile" von mir (wobei ich nicht mal DAS weiß, ob es "Teile" sind oder Phantasien - oder ob beides dasselbe ist) nur im "außen" wahrnehmen kann. Da ich das schon seit meiner Kindheit mache, halte ich das für mehr oder etwas anderes als solche "wenn ich groß bin, heirate ich ein Einhorn"-Phantasien. Es sind keine Wunsch-Phantasien, sondern es ist, als sei ich in diesen Phantasien dann tatsächlich jemand - nur ist das eben ein Junge und keine "mittelalte Frau". Ich denke, dass das nicht nötig wäre, wenn ich selbst das Gefühl hätte, jemand zu sein. In diesen Momenten aber - so scheint es - fühlt sich alles stimmig an; das einzige Problem ist: Ich bin es nicht.
Vereinfacht gesagt, nehme ich an, dass mein Problem daher kommt, dass mir etwas Eigenes wie selbstverständlich nicht zugestanden wurde. Das geschah ohne großes Tamtam. Einfach lächerlich gemacht oder entwertet, und schon dachte ich mir: "Wie dumm von mir, darüber nachgedacht zu haben". Ich wollte im Grunde nicht mehr, als so zu sein, wie es richtig schien. Nur hab ich das logischerweise nicht hinbekommen. Irgendwann blieb es bei halbherzigen Versuchen. Es fühlt sich vielleicht ein bisschen so an wie eine dauerhafte Pubertät - bloß ohne das Drängen, tatsächlich etwas auszuprobieren (Pubertät gab es damals natürlich nicht für mich): Da ist die innere Unsicherheit und eine äußere Ausdruckslosigkeit. Was man besonders gut auf Fotos sieht, übrigens. Wenn ein Moment festgehalten wird und jeder auf dem Bild etwas ausdrückt - nur ich bin wie so ein schlecht gemaltes Bild eines Drittklässlers. Und alle Versuche, etwas zu ändern, sind logischerweise nur äußere Veränderungen. Aber das, was ich mit Identität meine, also ein "einheitliches Selbstbild", das kann eine schöne Frisur, eine neue Hose, ein Parkettboden oder eine Reise nach China nicht ersetzen.
Die Leere fällt bloß niemandem so richtig auf, denn es fehlen äußere Reaktionen, die typisch für die Pubertät oder eben für Borderline wären: so eine Impulsivität, die wenigstens IRGENDWAS aussagen würde. Ich saß schon immer still in der Ecke und beobachtete, anstatt selbst zu gestalten. Eine Ausnahme sind Diskussionen (jetzt mal abgesehen vom Muttersein oder vom Studium oder Job; ich meine jetzt wirklich so "Privat-Sprech-Beziehugen"). Ich sitze dann da und würde am liebsten zu jemandem, den ich als Papi sehe, sagen: "Sag mir jetzt, wie ich mich verhalten soll".
Kennst du was davon?
ich weiß nicht richtig, was dissoziieren ist (also vermutlich dissoziiere ich nicht). Ich schalte - wie jeder wohl - manchmal ab und "verlasse" Situationen oder Begegnungen. Mein sehr großes Problem dabei ist, dass ich "Teile" von mir (wobei ich nicht mal DAS weiß, ob es "Teile" sind oder Phantasien - oder ob beides dasselbe ist) nur im "außen" wahrnehmen kann. Da ich das schon seit meiner Kindheit mache, halte ich das für mehr oder etwas anderes als solche "wenn ich groß bin, heirate ich ein Einhorn"-Phantasien. Es sind keine Wunsch-Phantasien, sondern es ist, als sei ich in diesen Phantasien dann tatsächlich jemand - nur ist das eben ein Junge und keine "mittelalte Frau". Ich denke, dass das nicht nötig wäre, wenn ich selbst das Gefühl hätte, jemand zu sein. In diesen Momenten aber - so scheint es - fühlt sich alles stimmig an; das einzige Problem ist: Ich bin es nicht.
Vereinfacht gesagt, nehme ich an, dass mein Problem daher kommt, dass mir etwas Eigenes wie selbstverständlich nicht zugestanden wurde. Das geschah ohne großes Tamtam. Einfach lächerlich gemacht oder entwertet, und schon dachte ich mir: "Wie dumm von mir, darüber nachgedacht zu haben". Ich wollte im Grunde nicht mehr, als so zu sein, wie es richtig schien. Nur hab ich das logischerweise nicht hinbekommen. Irgendwann blieb es bei halbherzigen Versuchen. Es fühlt sich vielleicht ein bisschen so an wie eine dauerhafte Pubertät - bloß ohne das Drängen, tatsächlich etwas auszuprobieren (Pubertät gab es damals natürlich nicht für mich): Da ist die innere Unsicherheit und eine äußere Ausdruckslosigkeit. Was man besonders gut auf Fotos sieht, übrigens. Wenn ein Moment festgehalten wird und jeder auf dem Bild etwas ausdrückt - nur ich bin wie so ein schlecht gemaltes Bild eines Drittklässlers. Und alle Versuche, etwas zu ändern, sind logischerweise nur äußere Veränderungen. Aber das, was ich mit Identität meine, also ein "einheitliches Selbstbild", das kann eine schöne Frisur, eine neue Hose, ein Parkettboden oder eine Reise nach China nicht ersetzen.
Die Leere fällt bloß niemandem so richtig auf, denn es fehlen äußere Reaktionen, die typisch für die Pubertät oder eben für Borderline wären: so eine Impulsivität, die wenigstens IRGENDWAS aussagen würde. Ich saß schon immer still in der Ecke und beobachtete, anstatt selbst zu gestalten. Eine Ausnahme sind Diskussionen (jetzt mal abgesehen vom Muttersein oder vom Studium oder Job; ich meine jetzt wirklich so "Privat-Sprech-Beziehugen"). Ich sitze dann da und würde am liebsten zu jemandem, den ich als Papi sehe, sagen: "Sag mir jetzt, wie ich mich verhalten soll".
Kennst du was davon?
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Ach so, zum Fühlen: Bei mir ist es so, dass ich entweder total heftig fühle oder gar nicht. Es reicht ein "Punkt", um ein inneres Drama auszulösen (auch in Beziehungen, aber auch gesundheitlich), das ich dann aber auch eher niemandem zeige - oder ich reagiere völlig unbeteiligt. So ein normales Maß an Gefühlen kenne ich kaum.
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Unter einem halbwegs gesunden Selbst stelle ich mir vor, dass jemand zwar heute einen braunen Schal mag und morgen einen grünen, aber dass er dann in dem Moment, in dem er den jeweiligen Schal trägt, das Gefühl hat: "ja, stimmig". Die Momente, in denen ich so was gefühlt hab, kann man an zehn Fingern abzählen. Mir ist das zu wenig. Dabei geht es nicht darum - überhaupt nicht! -, dass jemand von außen irgendwas bestätigen soll. Ich will es ganz alleine herausfinden, und ich frage mich, was daran so schwierig ist. Da muss doch dann eine Instanz fehlen, die in mir sagt: "ja, stimmig".
Und ich könnte alles, was ich anführe, selbst widerlegen: "Bewerte das doch nicht über, welchen Schal du trägst; davon hängt doch nichts ab" - und ich würde sagen: "Wenn das so ist, warum trägst du dann einen Schal, den du schön findest? Warum ziehen Menschen in "schöne" Häuser? Warum ist das so wichtig?" Ich hab mich mit meinem ersten Therapeuten so oft darüber auseinandergesetzt; er hat mich da einfach nicht verstanden. Für ihn war klar, wer ich bin.
Und ja, die Äußerlichkeiten sind das geringste Problem. Auch praktische Fragen sind für mich nicht quälend: Wenn ich in einen Buchladen gehe, kann ich mich nicht entscheiden und kaufe dann entweder fünf Bücher (die ich dann alle nicht lese, weil ich mich nicht entscheiden kann, mit welchem ich anfangen soll) oder ich kaufe keines. Ich habe Angst, es geht etwas von mir verloren, wenn ich etwas tue. Vielleicht ist es das. Also tue ich nichts und rede mir ein, damit nichts falsch gemacht zu haben. Früher wollten mich viele Mädchen zur besten Freundin haben. Ich denke heute manchmal, dass ich an dieser Stelle den entscheidenden Fehler gemacht habe: Ich habe jedem Mädchen gesagt: "Ja, ich will" - hab mich aber nie darum gekümmert. Am Ende war ich offiziell von fünf Mädchen die allerbeste Freundin, sehnte mich aber so sehr nach einer Freundschaft zu einem Jungen, was teilweise auch gut geklappt hat (die wirklich besten Freunde waren immer männlich); aber unter Jungen nannte man das ja nicht so. Ich fühlte mich mit den Mädchen aber nicht verbunden und muss da wohl angefangen haben, leer zu werden. Irgendwann taten sich dann andere Mädchen zusammen, und ich hatte nur noch eine Freundin, die an mir hing wie eine Klette und die mich besitzen wollte (und mir eine Szene machte, als ich mich wegsetzen wollte). Da war schon alles gelaufen. Irgendwann zwischen der 6. und der 7. Klasse muss ich mich "entleert" haben, denn ich weiß, dass es ab der 8. Klasse dann steil bergab ins Nichts ging. Dann ging es nur noch darum, im richtigen Moment die richtigen Klamotten zu tragen, um nicht aufzufallen. Traf mich unterwegs jemand mit den "falschen" Klamotten an, schämte ich mich zu Tode. Das hörte erst auf, als ich die Therapie begann.
Und wenn ich das aufschreibe, klingt es weniger - für mich - nach Identitätsstörung, sondern nach Angst. Aber mein Problem ist eben, dass das eigentlich Schlimme das Nicht-Wissen darüber ist, was ich eigentlich selbst will oder bin. Wenn ich es wüsste - so denke ich mir -, hätte ich keine Angst.
Und ich könnte alles, was ich anführe, selbst widerlegen: "Bewerte das doch nicht über, welchen Schal du trägst; davon hängt doch nichts ab" - und ich würde sagen: "Wenn das so ist, warum trägst du dann einen Schal, den du schön findest? Warum ziehen Menschen in "schöne" Häuser? Warum ist das so wichtig?" Ich hab mich mit meinem ersten Therapeuten so oft darüber auseinandergesetzt; er hat mich da einfach nicht verstanden. Für ihn war klar, wer ich bin.
Und ja, die Äußerlichkeiten sind das geringste Problem. Auch praktische Fragen sind für mich nicht quälend: Wenn ich in einen Buchladen gehe, kann ich mich nicht entscheiden und kaufe dann entweder fünf Bücher (die ich dann alle nicht lese, weil ich mich nicht entscheiden kann, mit welchem ich anfangen soll) oder ich kaufe keines. Ich habe Angst, es geht etwas von mir verloren, wenn ich etwas tue. Vielleicht ist es das. Also tue ich nichts und rede mir ein, damit nichts falsch gemacht zu haben. Früher wollten mich viele Mädchen zur besten Freundin haben. Ich denke heute manchmal, dass ich an dieser Stelle den entscheidenden Fehler gemacht habe: Ich habe jedem Mädchen gesagt: "Ja, ich will" - hab mich aber nie darum gekümmert. Am Ende war ich offiziell von fünf Mädchen die allerbeste Freundin, sehnte mich aber so sehr nach einer Freundschaft zu einem Jungen, was teilweise auch gut geklappt hat (die wirklich besten Freunde waren immer männlich); aber unter Jungen nannte man das ja nicht so. Ich fühlte mich mit den Mädchen aber nicht verbunden und muss da wohl angefangen haben, leer zu werden. Irgendwann taten sich dann andere Mädchen zusammen, und ich hatte nur noch eine Freundin, die an mir hing wie eine Klette und die mich besitzen wollte (und mir eine Szene machte, als ich mich wegsetzen wollte). Da war schon alles gelaufen. Irgendwann zwischen der 6. und der 7. Klasse muss ich mich "entleert" haben, denn ich weiß, dass es ab der 8. Klasse dann steil bergab ins Nichts ging. Dann ging es nur noch darum, im richtigen Moment die richtigen Klamotten zu tragen, um nicht aufzufallen. Traf mich unterwegs jemand mit den "falschen" Klamotten an, schämte ich mich zu Tode. Das hörte erst auf, als ich die Therapie begann.
Und wenn ich das aufschreibe, klingt es weniger - für mich - nach Identitätsstörung, sondern nach Angst. Aber mein Problem ist eben, dass das eigentlich Schlimme das Nicht-Wissen darüber ist, was ich eigentlich selbst will oder bin. Wenn ich es wüsste - so denke ich mir -, hätte ich keine Angst.
Hallo Leberblümchen!
Ich würde ja gerne weiterhelfen, aber ich fühle jetzt auch noch nicht die Verbindung zu deinem Problem. Es ist viel und vieles in kleinen Mosaiksteinchen, dass ich auch nicht weiß wie man dein Thema nun anpacken kann. Schade, dass dein Therapeut nicht weiter wußte!
Dabei geht es vielleicht gar nicht mal um das kleine Accessoire, sondern dann gerade um das Bild was man von sich hat. Nun wird es schwierig wie ich es meine. Mal geht es mir um Bequemlichkeit, mal möchte ich (wieder) ein bißchen Mädchen sein, mal wieder die Naturverbundene, die ganz frauenuntypisch durch Matsch und Wiesen geht. Es gibt da sehr viel. Es muß nie eine feste Sache sein. Und alles bin ich- ein Ich.
Nun weiß ich nicht, ob dir das weiter hilft und warte mal ab.
Liebe Grüße und Frohes Neues Jahr!
candle
Ich würde ja gerne weiterhelfen, aber ich fühle jetzt auch noch nicht die Verbindung zu deinem Problem. Es ist viel und vieles in kleinen Mosaiksteinchen, dass ich auch nicht weiß wie man dein Thema nun anpacken kann. Schade, dass dein Therapeut nicht weiter wußte!
Zumindest aus meiner umgekehrten Sicht kann ich das Problem ein klein wenig verstehen. Ich kenne es wesentlich öfter, dass mir der Schal an meinem Hals gefällt. Geht es nicht letztlich genau darum, dass du dir selbst gefällst?leberblümchen hat geschrieben:Unter einem halbwegs gesunden Selbst stelle ich mir vor, dass jemand zwar heute einen braunen Schal mag und morgen einen grünen, aber dass er dann in dem Moment, in dem er den jeweiligen Schal trägt, das Gefühl hat: "ja, stimmig". Die Momente, in denen ich so was gefühlt hab, kann man an zehn Fingern abzählen. Mir ist das zu wenig. Dabei geht es nicht darum - überhaupt nicht! -, dass jemand von außen irgendwas bestätigen soll. Ich will es ganz alleine herausfinden, und ich frage mich, was daran so schwierig ist. Da muss doch dann eine Instanz fehlen, die in mir sagt: "ja, stimmig".
Dabei geht es vielleicht gar nicht mal um das kleine Accessoire, sondern dann gerade um das Bild was man von sich hat. Nun wird es schwierig wie ich es meine. Mal geht es mir um Bequemlichkeit, mal möchte ich (wieder) ein bißchen Mädchen sein, mal wieder die Naturverbundene, die ganz frauenuntypisch durch Matsch und Wiesen geht. Es gibt da sehr viel. Es muß nie eine feste Sache sein. Und alles bin ich- ein Ich.
Nun weiß ich nicht, ob dir das weiter hilft und warte mal ab.
Liebe Grüße und Frohes Neues Jahr!
candle
Now I know how the bunny runs!
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Hallo, Candle,
das, was du beschreibst, ist glücklicherweise deutlich besser geworden in den letzten Jahren; also, die Erkenntnis: ich muss mich nicht jeden Tag gleich fühlen und auf dieselben Farben Lust haben, um "richtig" zu sein. Das ist in der Tat erleichternd und bereichernd. Die Scham darüber, gerade falsch zu sein, wenn mich jemand sieht, ist total weg.
Was aber bleibt, ist das Nicht-Wissen, wer ich bin, wenn ich keinen Schal trage. Auch das wird besser, je mehr ich in Kontakt mit "wirklichen" Menschen bin - wenn es gut läuft und ich auf jemanden treffe, der nicht nur mit mir als Fassade sprechen will.
Oh: Dir auch ein schönes neues Jahr!
das, was du beschreibst, ist glücklicherweise deutlich besser geworden in den letzten Jahren; also, die Erkenntnis: ich muss mich nicht jeden Tag gleich fühlen und auf dieselben Farben Lust haben, um "richtig" zu sein. Das ist in der Tat erleichternd und bereichernd. Die Scham darüber, gerade falsch zu sein, wenn mich jemand sieht, ist total weg.
Was aber bleibt, ist das Nicht-Wissen, wer ich bin, wenn ich keinen Schal trage. Auch das wird besser, je mehr ich in Kontakt mit "wirklichen" Menschen bin - wenn es gut läuft und ich auf jemanden treffe, der nicht nur mit mir als Fassade sprechen will.
Oh: Dir auch ein schönes neues Jahr!
Ich erkenne mich in vielen Sachen, die du äußerst, wieder. Ich weiß auch nie wer, oder wie, ich bin. Einerseits fühle ich nie wirklich etwas, ich weiß zwar dass da dumpf Gefühle sind aber ich kann sie nie hervorziehen, andererseits fühle ich manchmal extrem stark wenn ich in eine Situation gebracht werde, die in der Vergangenheit traumatisierend war. Am einen Tag könnte ich in das Profil eines Narzissten passen, dann wieder in das eines Depressiven, dann eines Normalen,... Ich wache jeden Tag auf und denke anders. Und das verändert sich über den Tag auch nochmal um die 6 Mal. Es sind nicht bloß Stimmungsschwankungen, es sind ganze Wahrnehmungsschwankungen. Ich denke an einem Tag plötzlich ganz anders über ein Thema als am vorherigen. Und es ist schrecklich zermürbend nie zu wissen wie ich jetzt bin. Bin ich eine dieser "Launen" oder nicht? Es ist schwer Herr über sich selbst zu werden, wenn man sich selbst nicht fassen kann. Und Therapie ist auch nicht gerade wirksam wenn jeden Tag ein anderer Mensch therapiert wird... Wenn du magst können wir uns mal per PM oder so austauschen.
Hallo Leberblümchen,
erstmal, ich glaube nicht, dass Du damit allein bist. Ich arbeite seit vielen Jahren mit jemandem zusammen, der sobald er allein ist anfängt sich unwohl zu fühlen. Steht derjenige auch total dazu und gestaltet sein Leben entsprechend. Für mich "unbegreiflich", für ihn "Normalität". Will sagen: Vielleicht geht es an erster Stelle um Selbstakzeptanz.
Es klingt, als ob Du Dich nach jemandem sehnst, der Dir sozusagen DICH in die Hand drückt. Der sagt: Schau, DAS bist DU! Das funktioniert natürlich bei erwachsenen Menschen so nicht mehr. Aber vielleicht funktioniert ein bewusstes "Hinfühlen" lernen? Den Schal auf der Haut spüren, fühlt sich der Stoff gut an? Oder kratzt er? Nimmt der Schal mir die Luft? Oder beschützt er mich? Wie fühlt es sich ohne an? Wie mit?
Ich hatte vor kurzem ein Gespräch mit meiner Thera bezüglich des Themas: Therapieende. Ich glaube ich hab sowas gesagt wie: Ich will ja in der Beziehung bleiben! Meine Thera meinte dann nur, dass das natürlich dann schwierig ist. Ich kann nicht gehen wollen und gleichzeitig bleiben, auf den ersten Blick. Auf den zweiten allerdings schon. Ich muss nur eine "zusätzliche Ebene" aufmachen hierfür. Vielleicht machst Du zuviele zusätzliche Ebenen auf? Vielleicht musst Du die alles erst mal "ausradieren" und Dich vor das weiße Blatt setzen?
Lieben Gruss,
mio
erstmal, ich glaube nicht, dass Du damit allein bist. Ich arbeite seit vielen Jahren mit jemandem zusammen, der sobald er allein ist anfängt sich unwohl zu fühlen. Steht derjenige auch total dazu und gestaltet sein Leben entsprechend. Für mich "unbegreiflich", für ihn "Normalität". Will sagen: Vielleicht geht es an erster Stelle um Selbstakzeptanz.
Es klingt, als ob Du Dich nach jemandem sehnst, der Dir sozusagen DICH in die Hand drückt. Der sagt: Schau, DAS bist DU! Das funktioniert natürlich bei erwachsenen Menschen so nicht mehr. Aber vielleicht funktioniert ein bewusstes "Hinfühlen" lernen? Den Schal auf der Haut spüren, fühlt sich der Stoff gut an? Oder kratzt er? Nimmt der Schal mir die Luft? Oder beschützt er mich? Wie fühlt es sich ohne an? Wie mit?
Ich hatte vor kurzem ein Gespräch mit meiner Thera bezüglich des Themas: Therapieende. Ich glaube ich hab sowas gesagt wie: Ich will ja in der Beziehung bleiben! Meine Thera meinte dann nur, dass das natürlich dann schwierig ist. Ich kann nicht gehen wollen und gleichzeitig bleiben, auf den ersten Blick. Auf den zweiten allerdings schon. Ich muss nur eine "zusätzliche Ebene" aufmachen hierfür. Vielleicht machst Du zuviele zusätzliche Ebenen auf? Vielleicht musst Du die alles erst mal "ausradieren" und Dich vor das weiße Blatt setzen?
Lieben Gruss,
mio
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Ich erkenne da einiges von mir selber wieder, Leberblümchen, und wenn ich dich richtig verstehe, dann geht es gerade nicht darum, dass du möchtest, dass quasi der Schal jeden Tag der gleiche ist - aber dass du das Gefühl hast, jeden Tag die gleiche zu sein?
Dass Gefühle und auch Vorlieben von Tag zu Tag schwanken dürfen, das habe ich übrigens auch erst in der Therapie gelernt. Es war etwas, wo ich gerne Kontrolle aufgegeben habe, weil es mich sofort sehr befreit hat. Es ging zwar nicht um Kleidung, aber umso wichtiger war es wahrscheinlich für mich: es ging darum, dass man seine Meinung und auch seine Gefühle zu anderen Menschen ändern, sie wandeln darf.
Ich glaube Wandel ist ein gutes Wort - etwas "an " mir kam wandelbar sein, ohne dass alles in mir sich deshalb wandelt. Identität heißt ja, da ist etwas "Fix" in einem drin.
Und das Gefühl für mich selber, für meine Identität, fehlt mir. Oft. Vor allem wenn etwas neu ist. Oder sich Situationen ergeben, die ich nicht vorhersehen konnte, auf die ich nicht vorbereitet bin.
Generell würde ich sagen: ohne Gefühle fehlt der innere Kompass, ohne Kompass kein wirkliches Wollen, Ohne wollen kein gut für mich oder schlecht für mich -Empfinden, keine Orientierung bzgl einem selbst. Eben keine Identität.....
Trifft es das ein bisschen?
Dass Gefühle und auch Vorlieben von Tag zu Tag schwanken dürfen, das habe ich übrigens auch erst in der Therapie gelernt. Es war etwas, wo ich gerne Kontrolle aufgegeben habe, weil es mich sofort sehr befreit hat. Es ging zwar nicht um Kleidung, aber umso wichtiger war es wahrscheinlich für mich: es ging darum, dass man seine Meinung und auch seine Gefühle zu anderen Menschen ändern, sie wandeln darf.
Ich glaube Wandel ist ein gutes Wort - etwas "an " mir kam wandelbar sein, ohne dass alles in mir sich deshalb wandelt. Identität heißt ja, da ist etwas "Fix" in einem drin.
Und das Gefühl für mich selber, für meine Identität, fehlt mir. Oft. Vor allem wenn etwas neu ist. Oder sich Situationen ergeben, die ich nicht vorhersehen konnte, auf die ich nicht vorbereitet bin.
Generell würde ich sagen: ohne Gefühle fehlt der innere Kompass, ohne Kompass kein wirkliches Wollen, Ohne wollen kein gut für mich oder schlecht für mich -Empfinden, keine Orientierung bzgl einem selbst. Eben keine Identität.....
Trifft es das ein bisschen?
Hello darkness, my old friend...
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Dust, ich glaube, das ist es bei mir nicht. Ich bin alles andere als "launisch" - Leute, die mich kennen, sind sich vor allem darin einig, dass ich ein sehr gleichmütiger Mensch bin. Das ist auch nicht verkehrt - ich bin eigentlich immer irgendwie gleich; im Grunde wären das wohl gute Voraussetzungen für ein stimmiges Selbst-Gefühl. Aber es ist eher so ein Gefühl, gleich im Nicht-Sein zu sein. Vielleicht ist es doch eher eine große Angst davor, etwas Eigenes zu entwickeln? - Mir ist vermutlich einfach immer noch nicht klar, welche Bedeutung das Äußere hat. Manchmal habe ich das Gefühl, dass gerade die Menschen, die mit ihrem Äußeren zufrieden sind und die sehr wohl auf das Äußere ihrer Mitmenschen achten, betonen, wie unwichtig das eigentlich alles sei. Sie achten dabei vielleicht nicht auf Mode oder Schönheit, aber sie achten auf Stil.
Wenn ich mit dem Rad durch die Stadt fahre, sehe ich oft sehr genau (v.a. bei Frauen), in welchem "Identität-Such-Zustand" sich jemand befindet: Es gibt die, die sich sicher sind oder die keinen "Aufstand" darum machen; die einfach irgendwie sind, ohne das ständig zu thematisieren. Dann gibt es die Suchenden, denen ich ansehe, dass sie eine bestimmte Wirkung erzielen wollen und die diese Wirkung testen (meist Frauen zwischen 40 und 50, vermutlich machen die alle gerade Therapie und trauen sich, endlich ihre Pubertät auszuleben). Die laufen dann mit so einem unsicher-hüpfenden Gang durch die Straßen, und man sieht ihnen an, dass die sehr roten und sehr bunten Klamotten noch nicht selbstverständlich geworden sind. Die machen mir Angst, denn ich ahne, dass da sehr viel von mir ist. Mir macht das Angst, weil ich so testend-suchend nicht sein will. Das wirkt so hilflos, trotz aller inszenierten Buntheit. Ich sehe dahinter, im Gesicht, noch immer die Unsicherheit. Die strahlen nichts aus, sondern lassen ihre Klamotten für sie sprechen. Und so will ich nicht sein. Dann lieber gar nichts ausstrahlen. Und dann gibt es die, die "frisch-sicher" sind; die machen mir Mut. Denen merke ich zwar an, dass sie noch nicht lange so rumlaufen, aber das Bunte wirkt verinnerlicht.
Mich stört die Unsicherheit vor allem bei der Handschrift, weil es da deutlich wird. Ich kann auf verschiedene Arten schreiben, und jeder, der das liest, sagt dann: "Du hast aber eine schöne Handschrift". Eigentlich aber weiß ich bei jeder Schrift, dass es nicht meine ist; wie könnte es auch meine sein? Wenn ich hingegen eine Schrift am PC auswählen muss, dann habe ich keine Probleme, etwas zu finden, was stimmig ist. Da erlebe ich Änderungen auch als "normal"; dass mir also mal Serifen besser gefallen und dann wieder nicht. Ich verbinde damit auch etwas, ohne das genau definieren zu können.
Ja, SoundofSilence, das passt eher: Es fehlt das "Fixe", der Bezugspunkt, das, was ich so laienhaft als "Kern" bezeichnen würde. Etwas, was bleibt, wenn sonst nichts bleibt.
Wenn ich mit dem Rad durch die Stadt fahre, sehe ich oft sehr genau (v.a. bei Frauen), in welchem "Identität-Such-Zustand" sich jemand befindet: Es gibt die, die sich sicher sind oder die keinen "Aufstand" darum machen; die einfach irgendwie sind, ohne das ständig zu thematisieren. Dann gibt es die Suchenden, denen ich ansehe, dass sie eine bestimmte Wirkung erzielen wollen und die diese Wirkung testen (meist Frauen zwischen 40 und 50, vermutlich machen die alle gerade Therapie und trauen sich, endlich ihre Pubertät auszuleben). Die laufen dann mit so einem unsicher-hüpfenden Gang durch die Straßen, und man sieht ihnen an, dass die sehr roten und sehr bunten Klamotten noch nicht selbstverständlich geworden sind. Die machen mir Angst, denn ich ahne, dass da sehr viel von mir ist. Mir macht das Angst, weil ich so testend-suchend nicht sein will. Das wirkt so hilflos, trotz aller inszenierten Buntheit. Ich sehe dahinter, im Gesicht, noch immer die Unsicherheit. Die strahlen nichts aus, sondern lassen ihre Klamotten für sie sprechen. Und so will ich nicht sein. Dann lieber gar nichts ausstrahlen. Und dann gibt es die, die "frisch-sicher" sind; die machen mir Mut. Denen merke ich zwar an, dass sie noch nicht lange so rumlaufen, aber das Bunte wirkt verinnerlicht.
Mich stört die Unsicherheit vor allem bei der Handschrift, weil es da deutlich wird. Ich kann auf verschiedene Arten schreiben, und jeder, der das liest, sagt dann: "Du hast aber eine schöne Handschrift". Eigentlich aber weiß ich bei jeder Schrift, dass es nicht meine ist; wie könnte es auch meine sein? Wenn ich hingegen eine Schrift am PC auswählen muss, dann habe ich keine Probleme, etwas zu finden, was stimmig ist. Da erlebe ich Änderungen auch als "normal"; dass mir also mal Serifen besser gefallen und dann wieder nicht. Ich verbinde damit auch etwas, ohne das genau definieren zu können.
Ja, SoundofSilence, das passt eher: Es fehlt das "Fixe", der Bezugspunkt, das, was ich so laienhaft als "Kern" bezeichnen würde. Etwas, was bleibt, wenn sonst nichts bleibt.
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Ich habe mir gerade vorgestellt, was vom Menschen bleibt, wenn er sich nicht inszenieren darf. Dass das dann wirklich Identität ausmacht. Also eigentlich nicht das, was so oft zu lesen ist: dass die Identität sich in der Abgrenzugng vom Anderen bildet. Ich glaube das nicht. Da bildet sich gewiss auch was, aber vermutlich keine Identität, sondern eine eingebildete Identität. Das ist doch dasselbe Phänomen wie bei Migranten-Kindern, denen man irgendwie - aufgrund bestimmter Merkmale - unterstellt, weniger begabt zu sein als Einheimische. Das ist ja bekannt und deutlich an den Laufbahnempfehlungen und Zeugnissen abzulesen. Die Lehrer suchen dann nach Gründen, mit denen sie ihre Bewertung rechtfertigen können ("der Murat ist ja auch pfiffig, aber er hat ja von zu Hause gar keine richtige Unterstützung"). Mit jeder weiteren negativen Bewertung wird Murat immer mehr glauben, dass er auf der Hauptschule tatsächlich besser aufgehoben ist als auf dem Gymnasium. Ebenso wie Anne immer mehr glauben wird, sie sei auf dem Gymnasium richtig, weil es ihr doch alle sagen. Das alles macht doch aber nicht den wirklichen Menschen aus; es sind doch nur Schein-Identitäten, die konstruiert werden, um die "Verhältnisse" zu ordnen. Geld spielt dabei eine große Rolle, und meiner Ansicht nach haben nur die Menschen eine sichere Identität, die auch mit wenig Geld noch sie selbst bleiben und die nicht "zusammenfallen", wenn sie in Aldi-Klamotten rumlaufen müssen.
Und ich weiß nicht, wo die Grenze ist. Bei Büchern, zum Beispiel: Werde ich ein anderer Mensch, wenn ich die Bücher gelesen habe, weil ich mich mit dem Inhalt auseinandergesetzt habe oder mich die Geschichte bewegt hat - oder werde ich ein anderer Mensch, weil ich mir einbilde, durch das Lesen eines bestimmten Buches - aus dem richtigen Kanon - irgendwie erhaben zu werden - analog: Konzertbesuche: dort fällt es besonders auf, denn das ist ja ein kollektives Ereignis, und viele Menschen legen eine bestimmte Garderobe an; das würde doch bedeuten, dass es nicht um die Musik geht, sondern um die Inszenierung?
Wie also lässt sich die wirkliche Identität eines Menschen feststellen? Wo fängt die Inszenierung an und wo der wahre Mensch? Oder wie stark darf die Inszenierung die Identität bestimmen? Und warum ist das wichtig? Wir werden doch kein anderer Mensch, nur weil wir eine bestimmte Frisur haben. Wir wollen doch nur etwas zeigen, und die Frage ist, warum wir es zeigen müssen - weil wir es sonst selbst nicht glauben? Wenn ich weiß, wer ich bin - wieso habe ich es dann nötig, mich zu inszenieren?
Und ich weiß nicht, wo die Grenze ist. Bei Büchern, zum Beispiel: Werde ich ein anderer Mensch, wenn ich die Bücher gelesen habe, weil ich mich mit dem Inhalt auseinandergesetzt habe oder mich die Geschichte bewegt hat - oder werde ich ein anderer Mensch, weil ich mir einbilde, durch das Lesen eines bestimmten Buches - aus dem richtigen Kanon - irgendwie erhaben zu werden - analog: Konzertbesuche: dort fällt es besonders auf, denn das ist ja ein kollektives Ereignis, und viele Menschen legen eine bestimmte Garderobe an; das würde doch bedeuten, dass es nicht um die Musik geht, sondern um die Inszenierung?
Wie also lässt sich die wirkliche Identität eines Menschen feststellen? Wo fängt die Inszenierung an und wo der wahre Mensch? Oder wie stark darf die Inszenierung die Identität bestimmen? Und warum ist das wichtig? Wir werden doch kein anderer Mensch, nur weil wir eine bestimmte Frisur haben. Wir wollen doch nur etwas zeigen, und die Frage ist, warum wir es zeigen müssen - weil wir es sonst selbst nicht glauben? Wenn ich weiß, wer ich bin - wieso habe ich es dann nötig, mich zu inszenieren?
Ich komme immer mehr zum Schluss, dass die Identität sich aus positiven (bejahten) sozialen Bezügen konstituiert. Wenn man sicher gebunden ist oder gebunden war, stellt sich auch die Frage nach der Identität gar nicht mehr so sehr, dann ist das Leben einfach ein Vollziehen, ein Fluss. Reflektieren über sich selbst führt irgendwie in die Bodenlosigkeit.
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Thread-EröffnerIn - [nicht mehr wegzudenken]
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Hallo, aber dann vollziehst du doch sozusagen nur das "Werk", die Vorarbeit, deiner wichtigen Beziehungen, oder? In Therapien stellt sich doch auch oft die Frage: "Bin ich mein Introjekt?" oder: "Bin ich der, den die Anderen in mir sehen?" - Wo aber ist der Punkt, an dem es wirklich etwas ganz Eigenes ist? Ich hab z.B. in meiner Herkunftsfamilie die Erfahrung gemacht, dass man etwas in mir haben wollte, was ich nicht war. Das ist dann auch so ziemlich der einzige Anhaltspunkt für "das Eigene". Zu wissen: So bin ich nicht. In anderen Beziehungen wird mir was Anderes gespiegelt. Dann denke ich mir aber: "Wie kann ich wissen, ob ich DAS bin?" - wäre ja auch schlimm, wenn man sich mit dem identifizieren würde, was Andere in einem sehen.
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- [nicht mehr wegzudenken]
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kurzer Einwurf: identität ist immer ein recht künstliches konstrukt. zu behaupten, ich sei dieselbe wie vor 40 jahren, ist - wenn alles gut geht in einem leben - hoffentlich eine absurdidät. anzunehmen, ich sei in allen sozialen interaktionen dieselbe, ist genauso hoffentlich ein tumber irrtum.
gleichwohl und wider die unausweichlichkeit von veränderung gibt es aber offenbar ein identitätsbedürfnis - ob dies ein produkt der moderne ist, in der menschen sich zunehmend selber entwerfen und entscheiden können, wie sie handeln, statt weitgehend vorgezeichneten bahnen zu folgen, darüber wird debattiert. ich glaube eher, dass es ein anthropologisches bedürfnis ist, über sich kohärente geschichten erzählen zu können.
dieses bedürfnis entsteht als spür- und benennbares aber v.a. da, wo identität in der krise ist. krise ist dabei nichts negatives. kommt als wort ja wohl ursprünglich auch von entscheiden.
die frage ist, was eine kohärente geschichte ist oder was wir als kohärente geschichte anerkennen. manchmal geht es darum, hinreichend nachzudenken und zu reflektieren, um sich zu erklären, warum man, so und nicht anders gehandelt hat. manchmal geht es aber auch darum, festzustellen, dass die art, wie man handelt zu radikal von dem abweicht, was man in einer geschichte über sich erzählen will.
will heißen, die reflexive identitätsbildung kann an beidem scheitern: an der fehlenden erzählerischen durchdringung des eigenen tuns oder daran, dass man in seinem handeln permanent gegen eigene vorstellungen verstößt. ich glaube, eine wichtige aufgabe besteht darin, herauszufinden wo das entscheidende problem liegt. da wo handeln und erzählen zu lange auseinanderklafft - aus welchen mitunter gut erzählbaren gründen auch immer - ist schmerzlicher identitätsverlust die folge.
gehupft wie gesprungen: identität ist immer etwas, das man herstellt und nichts, was mein einfach hat. am ende geht es um tun - denn: auch erzählen ist ja tun.
gleichwohl und wider die unausweichlichkeit von veränderung gibt es aber offenbar ein identitätsbedürfnis - ob dies ein produkt der moderne ist, in der menschen sich zunehmend selber entwerfen und entscheiden können, wie sie handeln, statt weitgehend vorgezeichneten bahnen zu folgen, darüber wird debattiert. ich glaube eher, dass es ein anthropologisches bedürfnis ist, über sich kohärente geschichten erzählen zu können.
dieses bedürfnis entsteht als spür- und benennbares aber v.a. da, wo identität in der krise ist. krise ist dabei nichts negatives. kommt als wort ja wohl ursprünglich auch von entscheiden.
die frage ist, was eine kohärente geschichte ist oder was wir als kohärente geschichte anerkennen. manchmal geht es darum, hinreichend nachzudenken und zu reflektieren, um sich zu erklären, warum man, so und nicht anders gehandelt hat. manchmal geht es aber auch darum, festzustellen, dass die art, wie man handelt zu radikal von dem abweicht, was man in einer geschichte über sich erzählen will.
will heißen, die reflexive identitätsbildung kann an beidem scheitern: an der fehlenden erzählerischen durchdringung des eigenen tuns oder daran, dass man in seinem handeln permanent gegen eigene vorstellungen verstößt. ich glaube, eine wichtige aufgabe besteht darin, herauszufinden wo das entscheidende problem liegt. da wo handeln und erzählen zu lange auseinanderklafft - aus welchen mitunter gut erzählbaren gründen auch immer - ist schmerzlicher identitätsverlust die folge.
gehupft wie gesprungen: identität ist immer etwas, das man herstellt und nichts, was mein einfach hat. am ende geht es um tun - denn: auch erzählen ist ja tun.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
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